22. Januar: Die Regierung der Niederlande verweigert die von den alliierten Siegermächten beantragte Auslieferung des ehemaligen deutschen KaisersWilhelm II.
04. Februar: Einer Regelung des Versailler Vertrags folgend verlassen die deutschen Behörden das Hultschiner Ländchen. Es fällt an die Tschechoslowakei, obwohl eine überwältigende Bevölkerungsmehrheit nach einer Umfrage beim Deutschen Reich bleiben möchte.
04. Februar: Das Betriebsrätegesetz wird erlassen. Damit gibt es für Betriebe ab einer Größe von zwanzig Beschäftigten die Verpflichtung, Betriebsräte wählen zu lassen.
20. Februar: Die NSDAP wird durch Umbenennung der Deutschen Arbeiterpartei (DAP) gegründet. Die Bekanntgabe der Umbenennung erfolgt am 24. Februar im Münchener Hofbräuhaus. Dabei präsentiert Adolf Hitler auch das unter anderem auf die Schaffung eines totalitären großdeutschen Reiches, den Ausschluss von Juden aus der Gesellschaft und Pressezensur abzielende 25-Punkte-Programm.
12. März: Am späten Abend und in der Nacht marschieren meuternde Reichswehr-Offiziere mit ihren Leuten nach Berlin. Der abgesetzte General Walther von Lüttwitz steuert die Operation, die den Auftakt zum Kapp-Putsch bildet.
13. bis 17. März: Es kommt zum Putschversuch des Generallandschaftsdirektors Wolfgang Kapp, der mit seiner „Brigade Ehrhardt“, einem ehemaligen Freikorps, und einigen Truppenteilen der Reichswehr Berlin besetzt und die Regierung zur Flucht zwingt. Als Gegenbewegung beginnt der Ruhraufstand im Ruhrgebiet, der zunächst von einem breiten Spektrum politischer Gruppen getragen wird. Die Rote Ruhrarmee umfasst binnen kurzer Zeit rund 50.000 Bewaffnete.
15. März: Im Deutschen Reich findet als Reaktion auf den Kapp-Putsch der bislang größte Generalstreik statt. 12 Millionen Menschen folgen einem Aufruf verschiedener Organisationen und Parteien. Im Westen bricht der Ruhraufstand aus.
16. März: In Bayern wird der nationalkonservative Gustav von Kahr zum Nachfolger des zurückgetretenen sozialdemokratischen Ministerpräsidenten Johannes Hoffmann gewählt.
22. März: Der deutsche Reichswehrminister des Kabinetts Bauer, Gustav Noske, muss infolge des Kapp-Putsches zurücktreten, weil ihm Unterstützung der Konterrevolution vorgeworfen wird.
01. April: Der Staatsvertrag zur Gründung der Reichseisenbahnen (später Deutsche Reichsbahn) unter der Hoheit des Deutschen Reiches tritt in Kraft.
02. April: Einheiten der Reichswehr marschieren im Ruhrgebiet ein, um den kommunistischen Ruhraufstand niederzuschlagen, der als Reaktion auf den Kapp-Putsch ausgebrochen ist.
15. Juni: Nordschleswig wird nach dem Ergebnis der Volksabstimmungen in Schleswig in der nördlichen Abstimmungszone vom 10. Februar des Jahres dänisch.
23. Juni: Mit dem Preußischen Gesetz über die Aufhebung der Standesvorrechte des Adels und die Auflösung des Hausvermögens werden Adelsprivilegien abgeschafft. Erstgeburtstitel werden aufgehoben, Adelstitel gelten nur noch als Namensbestandteile. Das Gesetz wird in ähnlicher Form auch von den anderen Ländern des Deutschen Reiches übernommen.
20. Juli: Die deutsche Regierung erlässt im Hinblick auf den Polnisch-Sowjetischen Krieg ein Waffenembargo und unterstreicht damit ihre Neutralitätserklärung für diesen Konflikt.
05. August: Der Deutsche Reichstag beschließt mehrheitlich das Entwaffnungsgesetz und befolgt damit eine Verpflichtung aus Artikel 177 des Versailler Vertrags.
01. Oktober: Das Groß-Berlin-Gesetz tritt in Kraft und macht Berlin zu einer Vier-Millionen-Stadt.
12. Oktober: In Halle beginnt ein Sonderparteitag der USPD, der zur Spaltung der Partei führt.
07. Juni: In Graz kommt es zu einer Hungerrevolte. Eine durch die protestierenden Frauen eingeforderte Preissenkung wird am 12. Juni durch eine Kommission zur Preisregelung mittels fixer Marktpreise gewährleistet.
März: Polen unternimmt simultan zwei erfolgreiche Vorstöße in Weißrussland und der Ukraine.
24. April: Die polnische Hauptoffensive mit dem Ziel Kiew beginnt. Unterstützung erhält Polen von ukrainischen Nationalisten unter Symon Petljura. Die Eroberung der Stadt erfolgt am 7. Mai. Allerdings kann sich die Rote Armee überwiegend unversehrt zurückziehen und eine Gegenoffensive vorbereiten. Polnische Rekrutierungsversuche bei der kriegsmüden ukrainischen Bevölkerung bleiben weitgehend erfolglos.
30. Mai: General Alexei Alexejewitsch Brussilow veröffentlicht einen Aufruf in der Prawda an alle früheren russischen Offiziere, vergangene Kränkungen zu vergessen und sich der Roten Armee anzuschließen.
Anfang Juli: Litauen verbündet sich mit der Sowjetunion gegen Polen.
20. September: Polen siegt in der Schlacht an der Memel.
07. Oktober: Polen und Litauen schließen den Vertrag von Suwałki, wonach die Curzon-Linie die Demarkationslinie zwischen den beiden Staaten darstellen soll.
12. Oktober: Ein Waffenstillstand wird unter britischem und französischem Druck unterzeichnet.
12. Oktober: Der polnische General Lucjan Żeligowski proklamiert im vorwiegend polnischsprachigen Ostteil Litauens den Staat Litwa Środkowa (Mittellitauen) mit der Hauptstadt Vilnius. Litauen erkennt diesen Staat nicht an und erklärt Kaunas zu seiner provisorischen Hauptstadt.
Weitere Ereignisse
11. Januar: Die Alliierten erkennen Aserbaidschan als unabhängiges Land an.
10. Februar: In der Hafenstadt Putzig in der Danziger Bucht, aufgrund der Bestimmungen des Versailler Vertrags Teil des Polnischen Korridors, mit dem der wiedererrichtete polnische Staat Zugang zum Meer erhalten soll, wirft der polnische General Józef Haller in einer feierlichen Zeremonie einen goldenen Ring mit dem polnischen Staatswappen in die Ostsee.
28. April: russischeRote Armee marschiert in Aserbaidschan ein und beendet mit dem Etablieren eines Okkupationsregimes in Baku die Unabhängigkeit des jungen Landes.
Mai bis Juni: Es kommt zum letzten der drei ossetischen Aufstände im Rahmen des Georgisch-Südossetischen Konflikts, der im Juni jedoch endgültig niedergeschlagen wird. Tausende Osseten sterben oder werden vertrieben.
19. Juli bis 7. August: Die Kommunistische Internationale hält ihren II. Weltkongress ab. Er legt die Organisationsstruktur der Vereinigung fest und zementiert insbesondere die dominierende Rolle der Bolschewiki, der späteren Kommunistischen Partei der Sowjetunion (KPdSU). Lenins Organisations- und Führungsprinzip, der sogenannte demokratische Zentralismus, wird als verbindlich auf die Komintern übertragen. Im Ergebnis müssen die einzelnen kommunistischen Mitgliedsparteien ihre Eigenständigkeit aufgeben. Der Kongress beschließt Lenins 21 Leitsätze über die Bedingungen der Aufnahme in die Kommunistische Internationale, welche die Mitarbeit „zentristischer“ Parteien verhindern sollen.
02. Dezember: Der Vertrag von Alexandropol beendet den Türkisch-Armenischen Krieg. Er verlegt die Grenze der Demokratischen Republik Armenien hinter die Linie Ardahan-Kars und spricht mehr als die Hälfte der Demokratischen Republik Armenien der Türkischen Seite zu.
02. Dezember: Der bisherige Regierungschef Simon Wratzjan übergibt Armenien formal den Bolschewiki und geht in den Untergrund.
06. Dezember: Zur Unterstützung der kommunistischen Regierung marschiert die russische Rote Armee in Armenien ein und ruft die Armenische Sozialistische Sowjetrepublik aus. Armenien bleibt vorläufig ein formal unabhängiges Land.
Osmanisches Reich und seine Nachfolgestaaten
12. Januar: Das osmanische Parlament tritt zum letzten Mal zusammen.
02. April: Hulusi Salih Pascha tritt nach knapp einem Monat als Großwesir zurück. Ihm folgt neuerlich Damad Ferid Pascha.
04. bis 7. April: Bei den Nabi-Musa-Unruhen in der Altstadt von Jerusalem kommt es anlässlich der muslimischen Feierlichkeiten zu Ehren des Propheten Moses zu einem Pogrom gegen die jüdische Bevölkerung.
Am 8. April erfolgt die gleichzeitige Krönung Faisals I. zum König Syriens und von Abdallah ibn Husain I. zum König des Irak.
11. April: Sultan Mehmed IV. löst das osmanische Parlament auf, das ihn des Hochverrats bezichtigt hat.
23. Juli: König Faisal von Syrien verliert die Schlacht von Maysalun gegen französische Truppen, die am nächsten Tag in Damaskus einziehen. Faisal wird aus dem Land ins Exil nach Großbritannien getrieben, das Königreich Syrien hört auf zu existieren.
10. August: Mit dem Vertrag von Sèvres zwischen den Staaten der Entente und dem Osmanischen Reich wird der letzte der Pariser Vorortverträge unterzeichnet. Die Große Nationalversammlung lehnt den Vertrag ab und erklärt die Regierungsvertreter zu Hochverrätern.
25. Oktober: Alexander, König von Griechenland, stirbt im Alter von 27 Jahren überraschend an einem Affenbiss. Am 14. November verliert die Partei des liberalen Ministerpräsident Eleftherios Venizelos ebso überraschend die Parlamentswahlen. Venizelos verlässt Griechenland. Sein Nachfolger wird am 19. November Dimitrios Rallis. Nach einem Plebiszit, in dem sich die Mehrheit der Wähler für seine Rückkehr ausspricht, kehrt Alexanders Vater Konstantin aus dem Exil nach Griechenland zurück und wird am 19. Dezember zum zweitenmal König. Das Land befindet sich seit dem Vorjahr im Krieg gegen die Türkei.
Portugal
15. Januar: Nach rund einem halben Jahr im Amt tritt Alfredo de Sá Cardoso vom Partido Democrático als Ministerpräsident Portugals zurück. Zu seinem Nachfolger wird sein Parteikollege Francisco José Fernandes Costa gewählt. Sein Kabinett tritt jedoch noch am selben Tag zurück und geht als „Kabinett der fünf Minuten“ (Governo dos Cinco Minutos) in die Geschichte Portugals ein. Alfredo de Sá Cardoso übernimmt übergangsweise neuerlich das Amt des Ministerpräsidenten.
08. März: António Maria Baptista wird Ministerpräsident Portugals. Mit ihm scheint etwas Stabilität in die Regierung einzukehren.
06. Juni: Nachdem Ministerpräsident António Maria Baptista überraschend während einer Kabinettssitzung einem Schlaganfall erliegt, wird José Ramos Preto als Übergangskandidat neuer Regierungschef Portugals.
30. November: Mit Liberato Ribeiro Pinto wird neuerlich ein Kandidat der Demokraten Ministerpräsident von Portugal.
Großbritannien und Irland
21. November: Im Irischen Unabhängigkeitskrieg werden am „Blutsonntag“ (englisch Bloody Sunday, irisch Domhnach na Fola) zunächst 15 britische Agenten und Soldaten und später bei einem Anschlag zur Vergeltung während einer Gaelic-Football-Veranstaltung durch britische Kräfte 14 irische Zivilisten ermordet.
15. Januar: Der ein Jahr zuvor ratifizierte 18. Zusatzartikel zur Verfassung, der Herstellung, Verkauf und Transport von berauschenden Mitteln verbietet, tritt in Kraft; damit beginnt die Prohibition.
15. Juni: In der Hafenstadt Duluth (Minnesota) begeht am Abend ein Mob Lynchmorde. Drei afroamerikanische Zirkusarbeiter werden nach einem Scheinprozess gehängt, weil sie angeblich eine junge weiße Frau vergewaltigt hätten. Das Gerücht stellt sich später als unwahr heraus.
12. Juli: US-Präsident Woodrow Wilson gibt offiziell den Schiffsverkehr auf dem längst in Betrieb befindlichen Panamakanal frei. Die geplanten Eröffnungsfeierlichkeiten im Jahr 1914 mussten wegen des ausgebrochenen Ersten Weltkriegs vertagt werden und werden an dem Tag nachgeholt.
16. November: Queensland and Northern Territories Aerial Service (QANTAS) wird in Winton gegründet.
13. Dezember: Der Bonbonkocher Hans Riegel macht sich selbständig und lässt seine Firma Haribo ins Bonner Handelsregister eintragen.
07. September: In Brasilien wird durch Präsident Epitácio Pessoa mittels Zusammenlegung der Escola Politécnica mit den bis dahin eigenständigen Hochschulen Faculdade Livre de Ciências Jurídicas e Sociais do Rio de Janeiro und Faculdade de Medicina die Universidade do Rio de Janeiro gegründet.
30. Juni bis 25. August: In der Galerie Dr. Otto Burchard in Berlin findet die Erste Internationale Dada-Messe statt. Die Messe ist mit ihren Ausstellungsobjekten eine Absage an die bürgerliche Kultur, bildet jedoch eine Dokumentation künstlerischer Kreativität, welche die Dada-Revolte freigesetzt hat, und deren Impulse die weitere Entwicklung der modernen Kunst inspirieren.
Piet Mondrian veröffentlicht sein kunsttheoretisches Hauptwerk Le Néo-Plasticisme über den Stil des Neoplastizismus im Verlag L’Effort Moderne von Léonce Rosenberg.
11. Januar: In den Vereinigten Staaten wird der Slapstick-Kurzfilm Die Werkstatt mit Roscoe Arbuckle und Buster Keaton in den Hauptrollen uraufgeführt. Es ist der letzte gemeinsame Film der beiden. Keaton produziert wenig später seinen ersten unabhängigen Film The High Sign, hält in allerdings zurück, weil er ihn nicht für gut genug erachtet.
26. März: Beim Verlag Scribner’s erscheint der erste Roman, den der US-amerikanische Schriftsteller F. Scott Fitzgerald veröffentlicht. Der Erfolg von This Side of Paradise (Diesseits vom Paradies) macht den 23-Jährigen in kurzer Zeit berühmt.
15. Januar: Der Schallplattenproduzent Homocord bietet die erste Schallplatte mit Jazz in Deutschland an. Der aufgenommene Titel Tiger Rag, dargeboten von der Original Excentric Band, ist eher jazzuntypisch interpretiert.
21. Januar: Die Uraufführung der OperDer Schatzgräber von Franz Schreker findet in Frankfurt am Main statt. Sie wird eine der meistgespielten zeitgenössischen Opern der Weimarer Republik.
01. Juli: Die Uraufführung der Oper Die ersten Menschen von Rudi Stephan nach der gleichnamigen Dichtung von Otto Borngräber erfolgt fünf Jahre nach dem Tod des Komponisten in Frankfurt am Main.
10. August: Einspielung des ersten gesungenen Blues in der Geschichte der Tonaufnahmen: Crazy Blues mit Mamie Smith
23. Dezember: Arthur Schnitzlers Bühnenstück Reigen wird am Kleinen Schauspielhaus in Berlin erstmals vollständig aufgeführt und löst einen der größten Theaterskandale des 20. Jahrhunderts aus.
12. Januar: Der französische Passagierdampfer Afrique befindet sich an der französischen Küste, als in einem Sturm die Generatoren ausfallen und der Dampfer manövrierunfähig auf ein Riff geschleudert wird, wo er leck schlägt und untergeht. Von den 609 Passagieren und Besatzungsmitgliedern überleben nur 34. Das Unglück gilt als eine der größten Katastrophen in der Geschichte der französischen Dampfschifffahrt.
04. Oktober: Der tunesische Sportverein Club Africain Tunis wird gegründet, bekannt vor allem als eine Spitzenmannschaft des tunesischen Fußballs, aber auch für seine Handball-, Basketball- und Volleyballabteilung.