Burgenland
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Das Burgenland (burgenlandkroatisch Gradišće, ungarisch Felsőőrvidék/Őrvidék, Lajtabánság oder neuerdings Várvidék) ist ein Bundesland der Republik Österreich. Die Landeshauptstadt ist Eisenstadt. Von den neun Bundesländern Österreichs ist es das östlichste und gemessen an seiner Bevölkerungszahl mit 301.311 Einwohnern (Stand: 1. Jänner 2023) das kleinste.[7]
Burgenland Gradišće (kroatisch) Őrvidék (ungarisch) | |
---|---|
Landesflagge | Landeswappen |
Landeshymne: | Mein Heimatvolk, mein Heimatland |
Basisdaten | |
Landessprache: | Deutsch, Kroatisch und Ungarisch |
Landeshauptstadt: | Eisenstadt |
Größte Stadt: | Eisenstadt |
ISO 3166-2: | AT-1 |
Kürzel: | B |
Website: | www.burgenland.at |
Karte: Burgenland | |
Karte: Burgenland in Österreich | |
Geographie | |
Fläche: | 3.965,20 km² (31. Dezember 2019) |
– davon Land: | 3.680 km² (92,8 %) |
– davon Wasser: | 286 km² (7,2 %) |
– Rang: | 7. von 9 |
Geographische Lage: | 46°52′ – 48°07′N 016°02′ – 017°06′E |
Ausdehnung: | Nord–Süd: 166 km West–Ost: 85 km |
Höchster Punkt: | 884 m ü. A. (Geschriebenstein) |
Tiefster Punkt: | 113 m ü. A. (bei Andau) |
Verwaltungsgliederung | |
Bezirke: | 002 Statutarstädte 007 Bezirke |
Gerichtsbezirke: | 006 |
Gemeinden: | 171, davon 013 Städte 067 Marktgemeinden |
Karte: Verwaltungsbezirke | |
Bevölkerung | |
Einwohner: | 301.250 (1. Jänner 2023)[1] |
– Rang: | 9. von 9 |
Bevölkerungsdichte: | 76 Einw. pro km² |
Ausländeranteil: | 9,6 % (Februar 2023)[2] |
Migrationshintergrund: | 14,3 % (Ø 2021)[3] |
Politik | |
Landeshauptmann: | Hans Peter Doskozil (SPÖ) |
Regierende Parteien: | SPÖ |
Sitzverteilung im Landtag: | |
Sitzverteilung des 22. Landtags:
19
2
11
3
1
19 2 11 3 1
| |
Letzte Wahl: | 26. Jänner 2020 |
Wirtschaft | |
Bruttoinlandsprodukt: | 10,4[4] Mrd. Euro (2022) |
BIP pro Kopf: | 34.700[5] Euro |
Arbeitslosenquote: | 5,6 % (Oktober 2023)[6] |
Das Gebiet gehörte einst zum Königreich Ungarn, das im Vertrag von Trianon 1920 verpflichtet wurde, das damalige Deutsch-Westungarn an die neue Republik Österreich abzutreten. 1921 kam die Landnahme des Burgenlandes zum Abschluss; das neu hinzugekommene Land erhielt mit dem Bundesverfassungsgesetz vom 25. Jänner 1921[8] den rechtsverbindlichen Namen Burgenland.
Das Burgenland grenzt im Norden an die Stadt Bratislava (Slowakei), im Osten an die Komitate Győr-Moson-Sopron und Vas (beide Ungarn), im Süden für wenige Kilometer an die zwei Gemeinden Kuzma und Rogašovci (Slowenien) und im Westen an die österreichischen Bundesländer Steiermark und Niederösterreich.
Der Anteil an Dauersiedlungsraum an der Landesfläche beträgt 62,66 %, das ist der höchste Wert unter den acht Flächenbundesländern.[9]
Das Burgenland ist geprägt vom Neusiedler See im Norden und den Ausläufern der Alpen im hügeligen Süden, es ist langgezogen und verengt sich bei Sieggraben im Ödenburger Gebirge auf eine Breite von 4 km. Das Burgenland ist Mitglied der Europaregion Centrope.
Das Burgenland weist eine Fläche von 3.965,20 km² auf und teilt eine 397 km lange Staatsgrenze zum Großteil mit Ungarn, zu kleinen Teilen auch mit Slowenien und der Slowakei. Knapp 40.000 Hektar des Burgenlandes (knapp 10 % der Gesamtfläche) gehören der Esterhazy-Stiftung; damit ist sie der größte private Großgrundbesitzer des Burgenlandes und einer der größten Österreichs.
Die höchste Erhebung des Burgenlandes ist der 884 m ü. A. hohe Geschriebenstein (Írott-kő), durch dessen Gipfelwarte die Staatsgrenze verläuft. Der tiefste Punkt ist ein Teich in der Gemeinde Andau mit 113 m ü. A., der gleichzeitig die tiefste Stelle von ganz Österreich markiert.[10] Tiefste Gemeinde ist Illmitz mit 116 m.
Der für das Nordburgenland prägende Neusiedler See ist, je nach Definition, der größte bzw. zweitgrößte See Österreichs (nach dem Bodensee).
Im Burgenland gibt es viele Mineral- und Thermalquellen.
Der geografische Mittelpunkt des Burgenlandes, (Koordinaten: 47° 28′ 41,2″ N, 16° 34′ 17,8″ O47.478116.5716) befindet sich in Unterpullendorf (Gemeinde Frankenau-Unterpullendorf) und wurde von Geografen des Burgenlandes durch den „Mittelpunktstein“ (Basaltstein vom Pauliberg) markiert. Im Süden sind Riedel landschaftsprägend.
2021 wurde die Grenze zwischen dem Burgenland und der Steiermark im Bereich Burgauberg-Neudauberg und Neudau geändert. Auslöser für diese Grenzverschiebung waren der Hochwasserschutz und die damit verbundene Regulierung der Lafnitz. Das Burgenland wurde auf Kosten der Steiermark um 6000 Quadratmeter größer.[11]
Naturräumliche Gliederung
Das Burgenland wird landschaftlich in die drei Regionen Nordburgenland, Mittelburgenland und Südburgenland eingeteilt,[12][13] wobei das Mittelburgenland manchmal dem Südburgenland zugerechnet wird.[14]
Nordburgenland
Das Nordburgenland nördlich des Ödenburger Gebirges gehört landschaftlich großteils zur Pannonischen Tiefebene und umfasst die Freistädte Eisenstadt und Rust sowie die Bezirke Eisenstadt-Umgebung, Mattersburg und Neusiedl am See. Hier liegt der Neusiedler See, ein von einem breiten Schilfgürtel umgebener Steppensee, das „Meer der Wiener“. In seiner Nähe bietet das Naturschutzgebiet Lange Lacke seltenen Vogelarten ein Refugium. Im Jahr 1992 wurde in diesem Gebiet der Nationalpark Neusiedler See-Seewinkel gegründet, der grenzüberschreitend im ungarischen Nationalpark Fertő-Hanság seine Fortsetzung findet.
Mittelburgenland
Das Mittelburgenland, bestehend aus dem Bezirk Oberpullendorf, ist hingegen hügelig und wird im Süden durch das Günser Gebirge, in dem sich der 884 Meter hohe Geschriebenstein befindet, vom ebenfalls hügeligen Südburgenland getrennt. Charakteristisch für das Mittelburgenland ist der lehmige Boden. Dazwischen befinden sich einige Hügel aus Basalt, die Teil der erloschenen Transdanubischen Vulkanregion sind. Entwässert wird das gesamte Gebiet von der Rabnitz, die in Richtung Osten zur Donau fließt.
Südburgenland
Das Südburgenland besteht aus den Bezirken Güssing, Jennersdorf und Oberwart. Das hügelige Gelände fällt vom oststeirischen Hügelland und dem Günser Gebirge in Richtung Südosten ab. Die höchsten Erhebungen in diesem Teil südlich des Günser Gebirges reichen nur knapp über 400 Meter Seehöhe. Der Süden wird vom Fluss Raab und seinen vielen Zu- und Nebenläufen geprägt.
Gewässer
Beinahe die gesamte Fläche des Burgenlandes entwässert über die Raab in die Donau. Während der Neusiedler See über den Einserkanal tributär ist, bestimmen im Südburgenland die Pinka und die Raab selbst die Gewässer. Im äußersten Norden bildet die Leitha den historischen Grenzfluss zu Niederösterreich. Die Wulka entspringt im Rosaliengebirge und mündet in den Neusiedlersee. Die Zöbern ist ein linker Zufluss der Güns und mündet in diese in der burgenländischen Marktgemeinde Lockenhaus. Der Tauchenbach bzw. Tauchen (ungarisch Tava) ist ein rund 40 km langer Nebenfluss, der linksseitig in die Pinka mündet.
Die bedeutendsten Seen, nach dem Neusiedler See, sind der Neufelder See im Bezirk Eisenstadt-Umgebung, sowie die Lange Lacke, der Darscho und der Zicksee im Seewinkel. Die Salzlacken im Seewinkel, wie auch die Birnbaumlacke und der Obere Stinkersee sind seit 2022 überwiegend ausgetrocknet.[15]
Klima
Das Burgenland hat Anteil am illyrischen Klima im Südburgenland und am pannonischen Klima in den restlichen Landesteilen. Das Mittel- und Nordburgenland ist stärker kontinental geprägt als der Landessüden. Die durchschnittlichen Temperaturen betragen hier zwischen −2 °C und −4 °C im Jänner und etwa 21 °C im Juli.
Am 8. August 2013 wurde in Neusiedl am See mit einer Höchsttemperatur von 40,3 Grad Celsius ein neuer burgenländischer Temperaturrekord erreicht.
Naturschutz
Im Burgenland wurden verschiedene Schutzstufen eingerichtet, um Lebens- oder Landschaftsräume zu erhalten. Ein wichtiges Ziel ist auch Vielfalt, Eigenart, Schönheit und den Erholungswert von Natur und Landschaft.[16] Dieser Schutz umfasst mehrere Schutzbereiche bzw. -stufen, einige Objekte bzw. Bereiche befinden sich ganz oder teilweise in mehreren Kategorien:[17]
- Es gibt einen Nationalpark, den Nationalpark Neusiedler See–Seewinkel, der den österreichischen Teil des UNESCO-Welterbes Kulturlandschaft Fertő/Neusiedler See bildet. Siehe auch: Nationalparks in Österreich und Welterbe in Österreich
Ferner gibt es:
- 29 Naturschutzgebiete, siehe dazu Liste der Naturschutzgebiete im Burgenland
- 8 Landschaftsschutzgebiete, siehe dazu Liste der Landschaftsschutzgebiete im Burgenland
- einen geschützten Landschaftsteil, siehe dazu Liste der geschützten Landschaftsteile im Burgenland
- 15 Europaschutzgebiete, siehe dazu Liste der Europaschutzgebiete im Burgenland
- 5 geschützte Lebensräume, siehe dazu Liste der geschützten Lebensräume im Burgenland
- 6 Naturparke (Liste für ganz Österreich)
Verwaltungsgliederung
Das Burgenland besteht aus 171 selbständigen Gemeinden und ist in sieben politische Bezirke sowie die zwei Freistädte Eisenstadt und Rust gegliedert. Das Burgenland hatte 2019 mit im Durchschnitt nur 1716 Einwohnern je Gemeinde von allen Bundesländern Österreichs die geringste durchschnittliche Einwohnerzahl je Gemeinde, siehe dazu auch Gemeinden der Staaten Europas. Ganz Österreich hatte im Jahr 2019 im Durchschnitt 4227 Einwohner je Gemeinde.
Name | Fläche (km²) | Einwohner 1. Jänner 2023[1] | Kfz-Kenn- zeichen |
---|---|---|---|
Neusiedl am See | 1.038,64 | 61.768 | ND |
Eisenstadt-Umgebung | 0.453,14 | 44.787 | EU |
Eisenstadt | 0.042,88 | 15.729 | E |
Rust | 0.020,01 | 01.964 | E |
Mattersburg | 0.237,83 | 40.851 | MA |
Oberpullendorf | 0.701,44 | 37.743 | OP |
Oberwart | 0.732,58 | 54.970 | OW |
Güssing | 0.485,34 | 26.165 | GS |
Jennersdorf | 0.253,34 | 17.273 | JE |
Rang | Name | Status | Einwohner | Bezirk |
---|---|---|---|---|
01. | Eisenstadt | Freistadt | 15.730 | E |
02. | Neusiedl am See | Stadtgemeinde | 8.917 | ND |
03. | Oberwart | Stadtgemeinde | 7.995 | OW |
04. | Mattersburg | Stadtgemeinde | 7.498 | MA |
05. | Pinkafeld | Stadtgemeinde | 5.945 | OW |
06. | Parndorf | Gemeinde | 5.326 | ND |
07. | Neudörfl | Marktgemeinde | 4.924 | MA |
08. | Jennersdorf | Stadtgemeinde | 4.146 | JE |
09. | Gols | Marktgemeinde | 4.014 | ND |
10. | Neufeld an der Leitha | Stadtgemeinde | 3.645 | EU |
11. | Kittsee | Marktgemeinde | 3.632 | ND |
12. | Großpetersdorf | Marktgemeinde | 3.612 | OW |
13. | Güssing | Stadtgemeinde | 3.611 | GS |
Circa 400 v. Chr. siedelten Kelten auf dem Gebiet des heutigen Burgenlands. Etwa um die Zeit Christi Geburt kam das Burgenland zum (antiken) Römischen Reich; sein Gebiet gehörte zur Provinz Pannonien. Die Römerherrschaft endete im Jahr 378 n. Chr. Daraufhin wurde das Land von den Ostgoten besiedelt. Von 433 bis 453 n. Chr. herrschten hier die Hunnen. Im Jahr 454 wurde der spätere Ostgotenkönig Theoderich der Große in der Gegend des Neusiedler Sees geboren. Auf die Hunnen folgten von 490 bis 568 die Langobarden. Von 600 bis 800 wurde das Land von den Awaren beherrscht. Ende des 8. Jahrhunderts besiegte der Frankenkönig Karl der Große die Awaren und das Land wurde als Teil der Awarenmark in das Fränkische Reich eingegliedert. Nach 800 erfolgte die erste deutsche Besiedlung unter Karl dem Großen. Im 9. Jhdt. war es Teil des slawischen Plattensee-Fürstentums und des Großmährischen Reiches. 907 eroberten die Magyaren das Land.
Um 1260 besaßen die Güssinger Grafen 25 Burgen im Gebiet. Auch die aus Aragonien in Spanien stammenden Mattersdorf-Forchtensteiner Grafen[18] hatten große Besitzungen im heutigen Nord- und Mittelburgenland inne. Zur Zeit der ersten Wiener Türkenbelagerung im Jahr 1529 wurden die Ortschaften des Seewinkels verwüstet. Um 1530 wurden Kroaten im heutigen Burgenland angesiedelt. Das seit den Türkenkriegen vorwiegend deutsch besiedelte Gebiet, Teil des Königreichs Ungarn, war von den ungarischen Königen im Mittelalter an die Habsburger als Erzherzöge des benachbarten Österreich unter der Enns und als Herzöge der ebenfalls angrenzenden Steiermark verpachtet worden. Als Habsburg 1526 die ungarische Königskrone erbte, wurde diese Verpachtung obsolet. 1622 wurde Nikolaus Esterházy mit der Herrschaft Forchtenstein belehnt, 1648 mit Eisenstadt.[19]
Von 1648 bis 1921 befand sich das Gebiet in ungarischer Verwaltung. 1664 hatte das Land unter dem Türkenkrieg, 1678 unter dem Kuruzenkrieg zu leiden. Zur Zeit der zweiten Wiener Türkenbelagerung wurde das nördliche Burgenland abermals schwer getroffen.
Nach dem österreichisch-ungarischen Ausgleich 1867 wurde auch das später Deutsch-Westungarn genannte Gebiet der in ganz Altungarn einsetzenden Magyarisierung unterzogen, d. h. dem Versuch, die nichtmagyarischen Völker des Königreichs Ungarn, die etwa 50 % der Gesamtbevölkerung ausmachten, sukzessive zu Magyaren (Ungarn) zu machen bzw. sie zu assimilieren. Dem stand das von Woodrow Wilson am Ausgang des Ersten Weltkrieges für die Völker der Donaumonarchie geforderte Selbstbestimmungsrecht der Völker gegenüber.
Nach dem Zerfall Österreich-Ungarns 1918 beanspruchte der neu gegründete Staat Deutschösterreich unter anderem den deutschsprachigen Teil Westungarns für sich. In dem zwischen Österreich und den Siegermächten des Ersten Weltkrieges abgeschlossenen Vertrag von St. Germain wurde das Gebiet 1919 Österreich zuerkannt; Ungarn musste sich im Vertrag von Trianon 1920 dazu verpflichten, es abzutreten. Nach Errichtung der kurzlebigen Republik Lajtabánság unter Führung des Freischärlerbefehlshabers Pál Prónay im Oktober 1921 wurde das Gebiet im Folgemonat durch das österreichische Bundesheer besetzt und am 5. Dezember 1921 von Ungarn an Österreich offiziell übergeben. Die Haltung der deutschsprachigen Siedler in Westungarn zum Anschluss an Österreich war (eher) aus wirtschaftlichen Gründen uneinheitlich. Nach heftigen Protesten Ungarns wurde für Ödenburg (ungarisch Sopron), das als Hauptstadt des neuen Bundeslandes vorgesehen war, und seine Umgebung im Dezember 1921 eine Volksabstimmung durchgeführt, die zum Verbleib Ödenburgs bei Ungarn führte. Bei der Volksabstimmung ergab sich im Gesamtergebnis eine eindeutige Zweidrittelmehrheit für den Verbleib bei Ungarn, da aus dem Landesinneren zahlreiche Wähler hinzugezogen wurden. Die Gemeinden um Ödenburg stimmten für Österreich (blieben aber dennoch bei Ungarn, da das Abstimmungsgebiet nur als eine Einheit gewertet wurde); die Bevölkerungsmehrheit in der Stadt Ödenburg stimmte für einen Verbleib bei Ungarn.
Im Jänner 1923 wurden die Gemeinde Schandorf und der Ort Luising (Gemeinde Heiligenbrunn), im März schließlich die Orte Rattersdorf und Liebing (beide Gemeinde Mannersdorf) Österreich zugeschlagen. Im Gegenzug wurden Olmond und Prostrum im März 1923 wieder Ungarn zurückgegeben.[20]
Die Aufnahme des Landes in die Republik Österreich wurde im Bundesverfassungsgesetz über die Stellung des Burgenlandes als selbständiges und gleichberechtigtes Land im Bund und über seine vorläufige Einrichtung vom 25. Jänner 1921 geregelt.
Von einigen Befürwortern der Eingliederung in die Republik Österreich wurde die Landesbezeichnung Heinzenland (nach dem Hianzn-Dialekt, siehe auch die kurzlebige Republik Heinzenland) propagiert, der Vorschlag Burgenland setzte sich aber schließlich durch.
Die Übernahme des Burgenlandes in österreichische Verwaltung erfolgte im Herbst 1921. Bis 1925 war Bad Sauerbrunn provisorischer Sitz der Landesregierung und -verwaltung; dann wurde die bis dahin relativ unbedeutende Kleinstadt Eisenstadt (ungarisch: Kismarton) zur Hauptstadt des Burgenlands bestimmt.
Im „Großdeutschen Reich“ nach dem „Anschluss“ Österreichs wurden die Städte Eisenstadt, Rust und die Bezirke Eisenstadt, Mattersburg, Neusiedl am See und Oberpullendorf per 15. Oktober 1938 dem Reichsgau Niederdonau zugeschlagen, die Bezirke Güssing, Jennersdorf und Oberwart dem Reichsgau Steiermark.[21]
Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges und der Wiedererrichtung der Republik Österreich 1945 (Zweite Republik) entstand auch das Burgenland als Bundesland wieder. Bis 1955 lag es in der sowjetischen Besatzungszone, bis 1989 bestand an seiner Ostgrenze der Eiserne Vorhang. Dieser wurde im Juni 1989 in einem symbolischen Akt an der Staatsgrenze in Klingenbach vom österreichischen Außenminister Alois Mock und seinem ungarischen Amtskollegen Gyula Horn zerschnitten.
So wie der Rest Österreichs war das Burgenland mit Jahresbeginn 1995 Teil der Europäischen Union. Nachdem Österreich im Jahr 1997 dem Schengenraum beitrat, bildete das gesamte Bundesland mit 397 km die Schengener Außengrenze der EU, bis die Nachbarländer Ungarn, Slowenien und Slowakei am 21. Dezember 2007 ebenfalls Schengenmitglieder wurden.
Seit dem Jahr 2000 bekommt das Burgenland EU-Förderungen als Entwicklungshilfe aus den europäischen Struktur- und Investitionsfonds.
Um die Grenze zwischen der Steiermark und dem Burgenland, nach menschlichen Eingriffen, wieder entlang des Flusslaufes der Lafnitz festzulegen, wurde das Burgenland 2021 um 6000 Quadratmeter größer.[11]
Name
Der Name „Burgenland“ erinnert daran, dass das Land aus Teilen von drei altungarischen Komitaten zusammengesetzt ist, die alle „Burg“ im Namen trugen. Kurios ist dabei die Tatsache, dass sich keine der vier namensgebenden Burgen im heutigen Burgenland befindet. Sie liegen auf ungarischem und slowakischen Staatsgebiet:
Anfang 1919 wurden von Österreich auch Teile des Komitats Pressburg (slowakisch Bratislava, ungarisch Pozsony) für das Burgenland beansprucht. Man schlug daher im Juni 1919 den Namen „Vierburgenland“ vor.[22] Mitte August 1919 zeichnete sich aber in den Friedensverhandlungen ab, dass Pressburg an die Tschechoslowakei gehen würde. Karl Renner empfahl von Saint-Germain aus, den Namen auf „Dreiburgenland“ zu ändern.
Der Name „Burgenland“ wurde angeblich vom Frauenkirchner Gregor Meidlinger erstmals vorgeschlagen, und zwar am 6. September 1919 nach der Vorsprache einer deutsch-westungarischen Delegation bei Staatskanzler Karl Renner.[23] Dieser Name wurde spätestens mit dem Bundesverfassungsgesetz über die Stellung des Burgenlandes als gleichberechtigtes Bundesland vom 25. Jänner 1921 allgemein gebräuchlich.
Bevölkerung
Das Burgenland ist das bevölkerungsärmste Bundesland Österreichs, verzeichnet seit der Jahrtausendwende jedoch einen Bevölkerungszuwachs.
Am 1. Jänner 2023 wurde mit 301.311 Einwohnern und Einwohnerinnen erstmals die Grenze von 300.000 Einwohnern überschritten und das Burgenland ist damit geringfügig bevölkerungsreicher als Graz. Mit einem prozentualen Zuwachs von 1,3 % hatte das Burgenland, nach Wien, den größten Zuwachs im Zeitraum Jänner 2022 bis Jänner 2023.[24]
Während im Mittel- und Südburgenland die Einwohnerzahl stagniert bzw. zurückgeht, nimmt die Einwohnerzahl im Nordburgenland (teils stark) kontinuierlich zu.
Minderheitensprachen
Bei der Volkszählung von 2001 gaben österreichweit 19.374 Menschen an, Burgenland-Kroatisch zu sprechen, wobei 16.245 im Burgenland selbst ansässig sind. Nach Selbsteinschätzung der Volksgruppe selber beträgt ihre Anzahl 40.000. Dazu kamen 4.704 Burgenland-Ungarn (Selbsteinschätzung 25.000). Die wirkliche Zahl der Burgenlandroma liegt vermutlich jedoch ebenfalls deutlich höher.[25] 263 gaben Romanes als Umgangssprache an. Im Jahr 2011 wurde Romanes von der UNESCO als Immaterielles Kulturerbe eingestuft.
Die verschiedenen Volksgruppen sind als autochthone Sprachgruppen gesetzlich anerkannt. Die kroatischen und ungarischen Burgenländer sowie die Sinti und Roma haben daher ein Anrecht auf Verwendung ihrer Sprachen im öffentlichen Schriftverkehr. Aufgrund eines Beschlusses des Ministerrates vom 23. Mai 2000 wurden in Orten bzw. Ortsteilen[26] mit einem Anteil von mindestens 25 % zweisprachiger Bevölkerung (bei der Volkszählung 1991) Ortstafeln mit zweisprachigen Aufschriften deutsch/kroatisch (47 Orte) bzw. deutsch/ungarisch (4 Orte) aufgestellt. Deren Existenz sowie die hohe 25-Prozent-Grenze werden im Burgenland heutzutage nicht mehr kontrovers diskutiert – in den 1970ern gab es hierüber auch heftige Debatten, die Diskussionen um zweisprachige Ortstafeln führten aber nie auf eine Eskalationsstufe, wie sie beim Ortstafelstreit in Kärnten erreicht wurde.
Sprachen im Burgenland (15. Mai 2001)[25] | |
---|---|
Sprache | Anteil |
Deutsch | 90,7 % |
Burgenland-Kroatisch | 06,1 % |
Ungarisch | 01,8 % |
Kroatisch | 00,4 % |
Romanes | 00,1 % |
Slowakisch | <0,1 % |
Sonstige | 00,9 % |
Bevölkerungsentwicklung
Da das Burgenland wirtschaftlich rückständig war und größtenteils nur landwirtschaftlich genutzt wurde, wanderten schon ab Mitte des 19. Jahrhunderts viele Burgenländer in umliegende Großstädte und nach Amerika aus, so dass Wien und Chicago heute die Städte mit der größten „burgenländischen“ Bevölkerung sind.
Große Migrationswellen gab es in der Zwischenkriegszeit und nach Ende des Zweiten Weltkriegs. So verließen allein von 1919 bis 1923 mehr als 13.000 Menschen das Burgenland. Beliebte Ziele der Auswanderer waren damals die US-Bundesstaaten Pennsylvania, New York und Illinois, wo sich bereits in der Vorkriegszeit viele Burgenländer angesiedelt hatten.[27]
Laut Schätzungen der Burgenländischen Gemeinschaft, eine 1956 erschaffene Interessensvertretung von Burgenländern im Ausland, leben auf dem amerikanischen Kontinent rund 160.000 Menschen mit burgenländischen Wurzeln. Zirka 80 Prozent davon sind in den USA wohnhaft, insbesondere in den Städten Chicago (28 Prozent) und New York (25 Prozent).[28] Weitere Länder, in denen burgenländische Auswanderer und deren Nachkommen zu finden sind, sind Kanada, Argentinien und Brasilien.[29]
In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wuchs die burgenländische Bevölkerung kontinuierlich an und kam trotz der hohen Auswanderungswelle in der Zwischenkriegszeit auf einen Höchststand von mehr als 299.000 Einwohnern im Jahr 1934. Zum Zeitpunkt des Anschlusses waren rund zwei Drittel der Gesamtbevölkerung im Agrarsektor beschäftigt. Insbesondere in den Bezirken im Landessüden arbeiteten oft mehr als 80 % der Menschen in der Land- und Forstwirtschaft.[30]
Vor der NS-Zeit hatte das Burgenland neben seinen ungarischen und kroatischen Volksgruppen eine hohe Anzahl an Roma und Sinti. Mehr als die Hälfte aller burgenländischen Roma fielen den Naziverbrechen zum Opfer.[31] So wohnten im Bezirk Oberwart, eines der größten Roma-Siedlungsgebiete, in den 1930er Jahren noch zwischen 3.500 bis 4.000 Roma – rund 200 davon überlebten den Holocaust und kehrten in ihre Heimat zurück.[32]
Nach Wien und Niederösterreich hatte das Burgenland vor der Machtübernahme der Nationalsozialisten die drittgrößte jüdische Bevölkerung Österreichs. Mehr als 3.000 Juden lebten 1938 im Burgenland. Nach antisemitischen Ausschreitungen und der Zerstörung von jüdischen Geschäften sowie Wohnhäusern in der Nacht vom 11. auf den 12. März 1938 flohen ein Großteil der Juden nach Wien, wo sie von der dortigen Kultusgemeinde betreut wurden. Die Vertreibung durch die Gestapo ergab, dass Anfang 1939 nur mehr 12 Juden im Burgenland verblieben sind. In Wien warteten die geflüchteten burgenländischen Juden vergebens auf Ausreisemöglichkeiten, insbesondere nach Palästina. Die Mehrheit davon wurde nach Osten deportiert und in Vernichtungslagern ermordet.[33]
Nach dem Zweiten Weltkrieg verzeichnete das Burgenland jahrzehntelang einen Bevölkerungsverlust. Das Land bot wirtschaftlich kaum Alternativen, viele Ortschaften versorgten sich fast ausschließlich selbst und eine moderne Infrastruktur fehlte vielerorts noch. Zusätzlich besaß das Burgenland keine Großstadt, womit erneut eine hohe Abwanderung erfolgte.
Religion
Obwohl die Mehrheit der Burgenländer wie im übrigen Österreich vorwiegend römisch-katholisch ist, gibt es hier mit 14 % einen relativ hohen Anteil an Protestanten, die in den 29 Pfarrgemeinden der Superintendentur A. B. Burgenland und in der evangelischen Kirchengemeinde H.B. Oberwart organisiert sind.
Es gab früher eine große und bedeutende jüdische Kultur, vor allem in den sogenannten „Siebengemeinden“ (Eisenstadt, Mattersburg, Kittsee, Frauenkirchen, Kobersdorf, Lackenbach und Deutschkreutz) mit hohem Anteil jüdischer Bevölkerung. In Lackenbach waren im Jahr 1869 62 % der Bevölkerung jüdischen Glaubens; die größte jüdische Gemeinde Burgenlands war jedoch diejenige in Mattersburg. Bis Ende des 19. Jahrhunderts stellten Juden hier mehr als ein Drittel der Einwohner. 1938 wurden sämtliche Juden aus dem Burgenland vertrieben oder ermordet, es erinnert nur noch sehr wenig an das einstige jüdische Leben im Burgenland.
Der Landespatron des Burgenlands ist der heilige Martin von Tours.
Burgenländischer Landtag
Der Landtag wählt die Mitglieder der Landesregierung (vgl. Artikel 53 Verfassung des Burgenlandes). Präsident des Landtages ist Robert Hergovich (SPÖ).
Landesregierung
Das stark ländlich geprägte Burgenland wurde bis 1964 von Landeshauptleuten der ÖVP regiert, seitdem gehörten alle der SPÖ an. Den Sozialdemokraten kam der Strukturwandel zugute, der sich in einem starken Rückgang der Erwerbstätigen in der Landwirtschaft und in einer hohen Zahl von Berufspendlern nach Wien und Graz niederschlug. Die Partei verfügt durch ihre jahrzehntelange Dominanz über ein dichtes Netz politischer Strukturen bis auf die unterste politische Ebene. Zumal große städtische Zentren fehlen, liegen die Wahlergebnisse von Neos und Grünen deutlich unter dem Bundesdurchschnitt, auch die FPÖ erzielt schlechtere Ergebnisse. Auch im Burgenland ist der Anteil der Stammwähler kontinuierlich zurückgegangen. Während die SPÖ bei der Landtagswahl im Burgenland 2020 die absolute Mehrheit gewann, wurde die ÖVP bei der Nationalratswahl in Österreich 2019 und der Europawahl in Österreich 2019 erstmals seit den 60er-Jahren wieder stärkste Partei.
Die Landesregierung des Burgenlandes mit dem Sitz im Landhaus besteht nach der Landtagswahl 2020 aus fünf Mitgliedern der SPÖ. Nach der Abschaffung des Proporzes im Jahr 2015 ist dies die erste Alleinregierung im Burgenland seit 1945.[34][35] Zwischen 2015 und 2020 regierte eine Koalition aus der SPÖ und der FPÖ.
Landeshauptmann ist seit 2019 Hans Peter Doskozil (SPÖ).
Mitglieder der Landesregierung Doskozil II (seit Februar 2020)
Landeshauptleute des Burgenlandes seit 1921
- Robert Davy (1921–1922, parteilos)
- Alfred Rausnitz (1922–1923, parteilos)
- Alfred Walheim (1923–1924, GDVP, Landbund)
- Josef Rauhofer (1924–1928, CS)
- Johann Thullner (1929–1930, CS)
- Anton Schreiner (1930–1931, CS)
- Alfred Walheim (1931–1934, CS)
- Hans Sylvester (1934–1938, VF)
- Tobias Portschy (1938, NSDAP)
- Ludwig Leser (1945–1946, SPÖ)
- Lorenz Karall (1946–1956, ÖVP)
- Johann Wagner (1956–1961, ÖVP)
- Josef Lentsch (1961–1964, ÖVP)
- Hans Bögl (1964–1966, SPÖ)
- Theodor Kery (1966–1987, SPÖ)
- Johann Sipötz (1987–1991, SPÖ)
- Karl Stix (1991–2000, SPÖ)
- Hans Niessl (2000–2019, SPÖ)[36]
- Hans Peter Doskozil (seit 2019, SPÖ)[37]
Gemeinderatswahlen
Bei den Gemeinderatswahlen 2017 ging die SPÖ trotz leichter Verluste als stärkste Partei hervor (44,4 %). Die ÖVP (41,9 %) konnte jedoch einige Bürgermeister hinzugewinnen und stellte seit der Wahl gleich viele Bürgermeister wie die SPÖ (jeweils 74).
Bei den Gemeinderatswahlen 2022 hat die SPÖ viel hinzugewonnen (48,8 %) und stellt seitdem 95 Bürgermeister. Die ÖVP hat an stärke verloren (39,9 %) und stellt seitdem 71 Bürgermeister.[38]
Wappen
Beschreibung: In Gold ein roter natürlich auf einem schwarzen Berg sitzender nach links blickender goldgekrönter rotgezungter und goldbewehrter Adler mit ausgebreiteten Schwingen und über den Sachsen schwebenden schwarzen Tatzenkreuzen. Auf der Brust ein Schild dreimal gespalten in Rot und weißem Hermelin.
E-Government
Die Online-Plattform E-Government Burgenland stellt Online-Formulare und Druckformulare für Bürger und Unternehmen bereit, mit denen zeit- und ortsunabhängig Eingaben an das Land Burgenland, seine Behörden und Dienststellen gerichtet werden können. Das Formularservice Burgenland stellt somit eine zentrale Zugangsmöglichkeit zu Formularen aus den vielfältigsten Lebensbereichen wie Arbeit, Bauen und Wohnen, Gesundheit usw. zur Verfügung. Dabei werden Formularlösungen des österreichischen IT-Dienstleisters aforms2web verwendet.[39]