Dschibuti
Staat in Ostafrika / aus Wikipedia, der freien encyclopedia
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Dschibuti [dʒiˈbuːti] (arabisch جيبوتي, DMG Ǧībūtī, französisch Djibouti, Somali Jabuuti, Afar Gabuuti) ist eine Republik in Ostafrika an der Meerenge Bab al-Mandab. Sie grenzt im Norden an Eritrea, im Westen und im Süden an Äthiopien und im Südosten an Somalia bzw. das international nicht anerkannte Somaliland sowie im Osten an den Golf von Aden und das Rote Meer. Der Jemen liegt wenige Kilometer entfernt auf der anderen Seite des Roten Meeres. Mit einer Fläche von 23.200 km² ist der Staat etwa so groß wie Mecklenburg-Vorpommern.
Dschibuti wurde 1977 von Frankreich unabhängig. Die Bevölkerung besteht zu etwa 60 % aus Somali und zu 35 % aus Afar.[1]
Naturraum
Die vielgestaltige Wüstenlandschaft Dschibutis umschließt hufeisenförmig die weit ins Land reichende Bucht von Tadjoura. Einst lag das Land unterhalb des Meeresspiegels, worauf zahlreiche Korallenriffe hinweisen. Die Küste und die ihr vorgelagerten Inseln, Korallenriffe und Unterwasservulkane gelten als Taucherparadies. Dschibuti ist in starkem Maße vulkanisch geprägt; der Vulkan Ardoukoba ist erst 1978 entstanden. Landschaftlich besteht das Territorium zum Teil aus dem großen Senkungsfeld der ariden Afar-Tiefebene, die sich teilweise weit unter das Niveau des Meeresspiegels hinabsenkt. Die größte Tiefe liegt im Assalsee bei 155 m unter dem Niveau des Meeresspiegels. Wenige Kilometer östlich davon geht der See Ghoubet in den Golf von Tadjoura über.
Die Danakil-Berge im Norden bestehen aus kristallinen Massengesteinen und jüngeren Basaltdecken. Sie erreichen ihre größte Erhebung an der Grenze zu Äthiopien und Eritrea im Mousa Alli mit 2028 m. Im Süden des Landes sind Ebenen und Basaltdecken vorherrschend. In seinen abflusslosen Senken und Salzpfannen verdunstet das nur zeitweilig zuströmende Wasser der Wadis; bizarre Salz- und Gipsformationen säumen die Ufer des Assalsees (57 km²) und des Abbe-Sees. Er wird über den Gamarisee von dem äthiopischen Fluss Awash gespeist, der sich – von Westen her kommend – in einem System von mehreren unbesiedelten Salzbecken verliert.[5]
Klima
Da das Land relativ klein ist, befindet es sich in einer einheitlichen Klimazone und kennt keine großen Klimaunterschiede. Die einzigen nennenswerten Schwankungen gibt es bezüglich der Höhenlage des jeweiligen Ausgangspunktes. Hierbei gibt es im Wesentlichen zwei Unterscheidungen: die Küstenlinie und die Depressionen sowie die etwas höher gelegenen Regionen im Norden und Süden.
An der Küste herrscht das ganze Jahr über für europäische Begriffe Hochsommer, Dschibuti-Stadt ist eine der heißesten Städte Afrikas. Im Januar bewegen sich die Temperaturen in der Gegend um Dschibuti zwischen 27 und 30 °C, während es in der Nacht auf ca. 20–22 °C abkühlt. Ab April beginnen die Temperaturen sprunghaft zu steigen, um von Juni bis August 39–42 °C zu erreichen. In der Nacht sinkt die Temperatur in der Regel nicht unter 30 °C. Erst ab Oktober beginnen sich die Temperaturen wieder um die 30-°C-Marke einzupendeln. Die Hitzerekorde in Dschibuti betragen 45,9 °C für die Monate Juni und Juli und 45,8 °C für August. Absolutes Minimum sind 16 °C, die in Januar- und Februarnächten gemessen wurden.
Die Luftfeuchtigkeit ist ganzjährig eher hoch, mit 70–75 % in den Wintermonaten und einem kleinen Einbruch auf ca. 45 % im Hochsommer. Die Hitze wird dadurch häufig unerträglich. Der Niederschlag hält sich das ganze Jahr über in Grenzen, im Schnitt gibt es an nur 15 Tagen im Jahr Regen, der sich auf 140–170 mm insgesamt beläuft. Der spärliche Regen fällt am ehesten im Winter oder bei Gewittern.
Die Meerestemperaturen bewegen sich im Winter bei 25–27 °C, im Sommer erreichen sie oft 30 °C. An den Küsten gibt es häufig morgendliche Winternebel. Ähnliche klimatische Bedingungen weisen die Depressionen und die Salzpfannen, vor allem rund um den Assalsee auf. Das zum Teil 500 bis knapp 2000 m hoch gelegene Hinterland (z. B. Danakilberge) ist etwas feuchter, Niederschläge gibt es aber auch hier nur in der Form seltener Platzregen. Die Temperaturen sinken in der Nacht weiter, am Tag herrschen außer in größerer Höhe ungefähr dieselben Werte wie an der Küste.
Dschibuti (Stadt) | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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Klimadiagramm | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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Monatliche Durchschnittstemperaturen und -niederschläge für Dschibuti (Stadt)
Quelle: wetterkontor.de |
Flora und Fauna
Aufgrund der Regenarmut bedecken Dornbuschsavannen, Halb- und Vollwüsten den größten Teil des Landes. Nur in Höhen über 1200 m findet man Akazien, Thujen, Wacholdersträucher, wilde Feigen und Ölbäume. Ein Dornbaum- und Sukkulentenwald erstreckt sich in den Hanglagen des Mousa Alli. Im Naturpark Forêt du Day konnten sich viele der sonst verschwundenen Pflanzenarten erhalten.
Wie in anderen trockenen Regionen in Afrika leben in Dschibuti Gazellen, Antilopen, Zebras, Hyänen und Schakale. Der Abbe-See im Südwesten ist bekannt für die hier zahlreich vorkommenden Ibisse, Pelikane und vor allem Flamingos.
Demographie
Dschibuti hatte 2020 988.000 Einwohner.[6] Das jährliche Bevölkerungswachstum betrug + 1,5 %. Zum Bevölkerungswachstum trug ein Geburtenüberschuss (Geburtenziffer: 20,5 pro 1000 Einwohner[7] vs. Sterbeziffer: 6,9 pro 1000 Einwohner[8]) bei. Die Anzahl der Geburten pro Frau lag 2020 statistisch bei 2,6.[9] Die Lebenserwartung der Einwohner Dschibutis ab der Geburt lag 2020 bei 67,5 Jahren[10] (Frauen: 69,8[11], Männer: 65,5[12]). Der Median des Alters der Bevölkerung lag im Jahr 2020 bei 26,6 Jahren.[13]
Jahr | Einwohner | Jahr | Einwohner |
---|---|---|---|
1950 | 062.000 | 1990 | 590.400 |
1960 | 083.600 | 2000 | 717.600 |
1970 | 160.600 | 2010 | 851.000 |
1980 | 358.900 | 2020[15] | 988.000 |
Die Amtssprachen sind Arabisch und Französisch, die wichtigsten gesprochenen Sprachen sind jedoch Somali und Afar, die beide zu den tieflandostkuschitischen Sprachen gehören. 94 % der Bevölkerung sind sunnitische Muslime.[16] Die kleine christliche Minderheit ist größtenteils äthiopisch-orthodox; es existiert jedoch auch ein katholisches Bistum Dschibuti.
Die beiden Hauptvolksgruppen Dschibutis sind die Somali (60 % der Gesamtbevölkerung) im Süden und die Afar (35 %) im Norden und Westen des Landes. Die meisten dschibutischen Somali gehören zu den Unterclans der Issa und Gadabursi, die beide zum Clan der Dir gehören; einen kleineren Anteil stellen die Isaaq. Die Afar sind eine Volksgruppe, deren Gebiet zwischen Dschibuti, Äthiopien und Eritrea aufgeteilt ist. Zwischen beiden Volksgruppen gibt es gelegentlich ethnische Spannungen; die Issa dominieren seit der Unabhängigkeit das Land politisch, während sich manche Afar marginalisiert fühlen.
Europäer (größtenteils Franzosen) und Araber (besonders Jemeniten) bilden eine Minderheit von etwa 5 % der Bevölkerung. Zusätzlich halten sich einige Zehntausend Menschen aus Somalia, Äthiopien und Eritrea im Land auf. Die Somalier erhalten in der Regel Asyl, da in ihrem Land Bürgerkrieg herrscht; unter den Äthiopiern (vor allem aus den Regionen Oromia, Somali und aus dem ehemaligen Wällo) und den Eritreern sind sowohl Flüchtlinge aufgrund von Menschenrechtsverletzungen als auch Einwanderer aus wirtschaftlichen Gründen. Das UNHCR betreibt in Ali Adde ein Flüchtlingslager.[17] Im Jahre 2017 waren 12,1 % der Bevölkerung im Ausland geboren.[18][19]
Urbanisierung und Städte
Im Jahr 2021 lebten 78 % der Einwohner Dschibutis in Städten.[20] Das ursprünglich nomadisch geprägte Land hat seit der Kolonialzeit eine rasante Urbanisierung durchlaufen. Bereits 1960 lebten mehr Einwohner in Städten als auf dem Land.[21] Heute leben je nach Berechnungsmethode zwischen 70 %[21] und 88 %[22] der Bevölkerung in Städten; das offizielle Resultat des Zensus von 2009 ergab, dass von 818.159 Einwohnern 577.000 in städtischem Gebiet wohnen.[21]
Die mit riesigem Abstand größte Stadt des Landes ist Dschibuti-Stadt, die von 40.000 Einwohnern im Jahre 1960[23] auf mittlerweile etwa 600.000 Einwohner[24] angewachsen ist. Trotz aller Probleme, die das schnelle Wachstum von Dschibuti-Stadt mit sich bringt, gilt sie als dynamischste und reichste Stadt am Horn von Afrika, vor allem wegen des modernen und aktiven Hafens und der Kaufkraft der dschibutischen Währung.[23] Die kleineren Städte sind in den ersten 20 Jahren nach der Unabhängigkeit langsamer gewachsen als der Landesdurchschnitt, erst seit Ende der 1990er Jahre wächst der Anteil der kleinen Städte an der Gesamtbevölkerung und erreicht heute etwa 10 %.[25]
Die fünf Regionen des Landes sind nur sehr schwach urbanisiert, keine der Regionen hat eine Stadtbevölkerung von mehr als 50 %. In der Regel stellen nomadisch lebende Menschen außerhalb der Hauptstadt die Mehrheit der Bevölkerung.[26]
Stadt | Einwohner 1983 | Einwohner 2009 |
---|---|---|
Dschibuti-Stadt | 213.083 | 475.322 |
Ali Sabieh | 005.321 | 022.630 |
Dikhil | 005.388 | 019.347 |
Tadjoura | 003.466 | 012.157 |
Obock | 001.732 | 009.933 |
Arta | k. A. | 011.043 |
Dschibuti ist ein hochgradig unterentwickeltes Land; die Arbeitslosenquote lag 2005 bei offiziell 60 %. Die ausgeprägte Landflucht nach Dschibuti-Stadt lässt die städtische Arbeitslosigkeit weiter ansteigen, und etwa die Hälfte der Stadtbevölkerung lebt in Slums. Zwar sterben in Dschibuti kaum Menschen an Hunger, aber in Slums wie Arhiba haben die meisten Einwohner nicht ausreichend zu essen. Ein Hafenarbeiter verdient 500 dschibutische Franc (DJF) am Tag, was etwa 2,60 Euro entspricht (Stand: Februar 2024). Ein Laib Brot kostet 20 DJF, im Gegensatz dazu müssen andere Lebensmittel (z. B. Früchte) und Güter teuer importiert werden.[28] Beim Index der menschlichen Entwicklung 2019 steht Dschibuti auf dem 166. Platz.
Das autokratisch regierte Dschibuti gilt dennoch als politisch „stabil“, so dass mehrere Staaten Militärpräsenzen aufbauten, darunter die Vereinigten Staaten, Frankreich, Italien, Spanien, Japan und die Türkei. Auch bundesdeutsche Soldaten sind im Rahmen der Anti-Piraterie-Mission Atalanta zeitweise in Dschibuti stationiert. Neben Saudi-Arabien baut zuletzt auch China eine Militärbasis auf. China investiert Milliarden in die Infrastruktur Dschibutis, etwa in die Bahnstrecke Addis Abeba–Dschibuti von Äthiopien nach Dschibuti. Die Bahn wurde im Oktober 2016 eröffnet.[29]
Bildung
Das Bildungswesen Dschibutis ist stark von Frankreich beeinflusst. Obwohl Bemühungen von offizieller Seite in den 1990er Jahren zu einer Erhöhung der Schülerzahl führten, ist das Bildungswesen weiterhin unterhalb der Erwartungen der Bevölkerung und den Bedürfnissen eines sich entwickelnden Landes. Das Schulsystem orientiert sich am französischen Vorbild, eine Schulpflicht besteht jedoch weiterhin nicht. 2007 gab es in Dschibuti 81 öffentliche Grundschulen, 24 registrierte private Grundschulen, 12 weiterführende Schulen und 2 Berufsschulen.[30] Die Analphabetenquote lag bei rund 30 % (22 % für Männer und 42 % für Frauen).[1]
Gesundheit
Eine Sozialgesetzgebung existiert nicht, auch das Gesundheitssystem ist schwach entwickelt. Insgesamt gab Dschibuti 2014 8,5 % der Wirtschaftsleistung für Gesundheit aus. Die Lebenserwartung bei der Geburt lag im Zeitraum von 2010 bis 2015 für Neugeborene bei 61,6 Jahren (Frauen: 63,2 Jahre, Männer: 60,0 Jahre).[31] Die Ärztedichte beträgt 18 Ärzte pro 100 000 Einwohner.[32] 2016 waren knapp 1,5 % der Bevölkerung mit HIV infiziert, womit Dschibuti eine der niedrigeren Raten in Afrika hatte. Knapp 29,5 % der Kinder unter 5 Jahren waren unterernährt.[33]
2016 betrug die Kindersterblichkeit in Dschibuti 6,4 %. 1990 lag sie bei 11,8 % und 1976 noch bei 17,3 %.
Zeitraum | Lebenserwartung in Jahren |
Zeitraum | Lebenserwartung in Jahren |
---|---|---|---|
1950–1955 | 41,0 | 1985–1990 | 56,1 |
1955–1960 | 43,0 | 1990–1995 | 57,0 |
1960–1965 | 45,2 | 1995–2000 | 57,0 |
1965–1970 | 47,4 | 2000–2005 | 57,3 |
1970–1975 | 50,9 | 2005–2010 | 59,1 |
1975–1980 | 52,6 | 2010–2015 | 61,6 |
1980–1985 | 54,7 |
Quelle: UN[34]