Gerechter Friede
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Der gerechte Friede ist ein Leitbild für Friedensethik und Friedenspolitik in der christlichen Ökumene. Grundgedanke des Leitbildes ist, dass Frieden mehr ist als die Abwesenheit von Gewalt.
Das Leitbild vom Gerechten Frieden ist damit bestimmend zur „Übersetzung“ der für christliche Kirchen zentralen Botschaft vom Frieden an Gesellschaft und Politik und die eigenen Beiträge dazu. Das Leitbild des gerechten Friedens ist noch nicht systematisch als „Lehre“ ausgearbeitet, wie es die Kirchenväter Aurelius Augustinus (354–430) und Thomas von Aquin (1225–1274) in der Lehre vom gerechten Krieg getan haben. Sie ist eine Lehre in statu nascendi.[1]
Das Leitbild des gerechten Friedens markiert einen friedensethischen und friedenspolitischen grundsätzlichen Wechsel (Paradigmenwechsel) weg von der Lehre vom gerechten Krieg und hin zur prima ratio der vorrangigen Option für die Gewaltfreiheit: „Wenn du den Frieden willst, bereite den Frieden vor“ (lateinisch: si vis pacem para pacem). Die neue Norm leitet heute dazu an, direkte, strukturelle oder kulturelle Gewalt in Konflikten um Macht und Herrschaft gewaltfrei zu transformieren. Entscheidend ist dabei nicht mehr kriegerische Gewalt nach dem römischen Motto: „Wenn du den Frieden willst, bereite den Krieg vor“ (lateinisch: si vis pacem para bellum), sondern ein Frieden in Recht und Gerechtigkeit, der mehr bedeutet als nur die Abwesenheit von Gewalt. Historisch und politisch begründet ist das Leitbild des gerechten Friedens durch die Schrecken der Weltkriege des 20. Jahrhunderts und den Wandel des Kriegsbildes. Traditionelle Kriege zwischen Staaten werden geringer. Zugenommen haben asymmetrische innerstaatliche und internationale Konflikte.