Nigeria
Staat in Westafrika / aus Wikipedia, der freien encyclopedia
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Nigeria [niˈgeːʁi̯a] (amtlich englisch Federal Republic of Nigeria [naɪ̯ˈdʒɪ(ə)ɹɪ̯ə], Bundesrepublik Nigeria, veraltet Nigerien) ist ein Bundesstaat in Westafrika. Es ist mit etwa 230 Millionen Einwohnern (2024) mit Abstand das bevölkerungsreichste Land Afrikas und weltweit das Land mit der sechstgrößten Bevölkerung. Im Zeitraum von 1989 bis 2019 hat sich die Bevölkerungszahl des Landes verdoppelt; weiterhin steigt diese stark.
Bundesrepublik Nigeria | |||||
Jamhuriyar Taraiyar Nijeriya (Haussa) Njíkötá Óchíchìiwù Naíjíríà (Igbo) Àpapọ̀ Olómìnira ilẹ̀ Nàìjíríà (Yoruba) Federal Republic of Nigeria (englisch) République fédérale du Nigeria (französisch) | |||||
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Wahlspruch: „Unity and Faith, Peace and Progress“ engl. für „Einheit und Glaube, Friede und Fortschritt“ | |||||
Amtssprache | Englisch | ||||
Hauptstadt | Abuja | ||||
Staats- und Regierungsform | präsidentielle Republik (Bundesrepublik) | ||||
Staatsoberhaupt, zugleich Regierungschef | Präsident Bola Tinubu | ||||
Parlament(e) | Repräsentantenhaus und Senat | ||||
Fläche | 923.768 (31.) km² | ||||
Einwohnerzahl | 229,2 Mio. (Schätzung 2024)[1] | ||||
Bevölkerungsdichte | 248 Einwohner pro km² | ||||
Bevölkerungsentwicklung | ▲ +2,39 % (2024) | ||||
Bruttoinlandsprodukt
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2022[2] | ||||
Index der menschlichen Entwicklung | 0,535 (163.) (2021) [3] | ||||
Währung | Naira (NGN) | ||||
Unabhängigkeit | 1. Oktober 1960 (vom Vereinigten Königreich) | ||||
Nationalhymne | Arise, O Compatriots | ||||
Nationalfeiertag | 1. Oktober (Unabhängigkeitstag) | ||||
Zeitzone | UTC+1 | ||||
Kfz-Kennzeichen | NGR | ||||
ISO 3166 | NG, NGA, 566 | ||||
Internet-TLD | .ng | ||||
Telefonvorwahl | +234 |
Nigeria grenzt an den Atlantik und die Länder Benin, Niger, Tschad und Kamerun. Hauptstadt des Landes ist Abuja. Die ehemalige Hauptstadt und Wirtschaftszentrum Lagos gilt mit rund 16 Millionen Einwohnern, nach Kinshasa, als zweitgrößte Stadt Afrikas. Weitere Städte mit mehr als drei Millionen Einwohnern sind Kano, Ibadan, Abuja und Port Harcourt. Nigeria ist ein Land mit großer kultureller Vielfalt: Zahlreiche westafrikanische Religionen werden praktiziert und es werden 514 verschiedene Sprachen und Idiome gesprochen. Die drei größten Volksgruppen sind die Igbo, Yoruba und Hausa. Englisch ist Amtssprache und weit verbreitete Verkehrssprache.
In vorkolonialer Zeit existierten unterschiedliche Staaten und Königreiche auf dem heutigen Grundgebiet von Nigeria. 1861 bis 1903 wurde es schrittweise britische Kolonie. 1960 wurde Nigeria unabhängig. Von 1967 bis 1970 tobte ein Bürgerkrieg zwischen dem südöstlichen Biafra und dem restlichen Nigeria, danach folgten wechselhafte Jahrzehnte mit mehreren Militärregierungen. Seit 1999 gibt es in Nigeria ein Präsidialsystem nach US-amerikanischem Muster. Alle vier Jahre finden Wahlen statt, diese werden jedoch teilweise im In- und Ausland kritisiert. Die Beobachtermission der EU bemängelte die Präsidenten- und Parlamentswahl 2023 als intransparent.[4] Die Wahlkommission INEC konnte im gleichen Jahr vor einem von der Opposition eingeforderten Untersuchungstribunal nicht überzeugen.[5][6][7] – Nigerias Anti-LGBT-Gesetze gehören zu den drakonischsten der Welt. Es wird regelmäßig über Razzien und Massenverhaftungen berichtet.[8][9]
Seit 2014 ist Nigeria vor Südafrika die größte Volkswirtschaft Afrikas. Es wird von der Weltbank als Schwellenmarkt angesehen. Fünf von sieben afrikanischen Tech-Einhörnern befinden sich in Nigeria, insgesamt knapp ein Drittel aller afrikanischen technologischen Startups kommt aus Nigeria. Die Metropole Lagos ist schon lange der führende Finanzplatz West- und Zentralafrikas. Ein zentrales wirtschaftliches Standbein war lange der Export von Erdöl, neuerdings setzt Nigeria zusätzlich auf große Raffinerien für dessen Verarbeitung. Die Filmindustrie des Landes produziert so viele Filme wie weltweit sonst nur Hollywood und Bollywood. Nigerianische Musik, Afrobeats, ist ein fester Faktor in internationalen Charts und wird regelmäßig bei Awards ausgezeichnet.
Nigeria liegt in Westafrika am Atlantischen Ozean und umfasst ein Gebiet von 923.768 Quadratkilometern mit einer Ost-West- und Nord-Süd-Ausdehnung von 1200 beziehungsweise 1100 Kilometern. Ein markantes Merkmal des Landes sind der südwestlich verlaufende Strom Niger und sein südöstlich verlaufender Nebenfluss Benue, die in Nigeria zusammenfließen und im Nigerdelta in den Golf von Guinea münden. Das Nigerdelta gehört zu den größten Flussdeltas der Erde und dehnt sich auf einer Fläche von ca. 70.000 km² aus.[10] Das entspricht ungefähr der Größe Bayerns.
Der rund 850 km lange Küstenstreifen am Golf von Guinea ist geprägt von Lagunen (im Westen zum Beispiel die Lagune von Lagos) und von Mangrovensümpfen. Er erreicht im Nigerdelta seine größte Ausdehnung. Der früher fast 100 Kilometer breite Gürtel von tropischem Regenwald im Landesinneren wurde weitgehend gerodet und durch Sekundärwald ersetzt. Weiter nördlich erstreckt sich eine Middle Belt genannte Region, in der sich die Feuchtsavanne des Sudans ausbreitet, an die sich die Trockensavanne des Sahel anschließt. Eine eigene Vegetationszone bildet das im Osten Nigerias gelegene Jos-Plateau, ein bis zu 1829 Meter hohes Hochland.
Die höchste Erhebung Nigerias ist mit einer Höhe von 2419 Metern der im Gebirgsland nahe der Grenze zu Kamerun gelegene Berg Chappal Waddi. Das einzige bekannte vulkanische Gebiet Nigerias bildet das Biu-Plateau.[11]
Geologie
Nigeria verdankt seine Bodenschätze wie Erdöl, Erdgas, aber auch Kalkstein, Kohle, Schiefer, Marmor und Granit seiner geologischen Situation mit drei prägenden Kratonen (Westafrika, Kongo und São Francisco) und dem Zusammenfluss von Niger und Benue und ihren Sedimenten von ca. 100 Mio. Jahren.
Klima
In Nordnigeria herrscht Wüstenklima mit höheren Temperaturen und weniger Niederschlag als im Süden. Im Norden des Landes fallen zwischen 400 und 600 mm Niederschlag, in der Regenzeit des westafrikanischen Monsuns. Südlich der Sahelzone schließt sich die Savannenlandschaft des Sudans an, in der jährlich zwischen 600 und 1600 mm Niederschlag fallen.
Südlich der Savannenlandschaft schließen sich die Regenwaldgebiete an. Diese belegen zusammen mit den Küstenregionen ca. 20 % der Landesfläche Nigerias. Sie umfasst die Luvseite der Oberguineaschwelle, erstreckt sich bis zu den Küstenregionen und ist im Durchschnitt ca. 100 km breit. In dieser Region betragen die Niederschläge zwischen 1600 und 2500 mm,[12] wobei in einigen Küsten- und Hochgebirgsregionen über 4000 mm erreicht werden können.
Im Süden herrscht ein tropisch feucht-heißes Klima mit einer ergiebigen Regenzeit, die von April bis Oktober dauert. Die Luftfeuchtigkeit liegt ganzjährig hoch, zwischen 85 und 95 %. Die mittleren Temperaturen im südlichen Bereich Nigerias betragen ca. 30 °C. Nachts kühlt es meist nur wenig ab.
Die Regenzeit des westafrikanischen Monsuns dauert von Juni bis September und die Trockenzeit mit Dürreperioden dauert von November bis März; der Harmattan bringt in dieser Zeit trockene heiße Luft aus der Sahara. Die Temperaturen können im Norden bis auf 50 °C ansteigen. Allerdings ist hier die Luftfeuchtigkeit wesentlich niedriger und angenehmer. Die Temperaturunterschiede betragen bis zu 20 °C zwischen Tag und Nacht. Die Regenzeit ist in Nordnigeria weniger ausgeprägt.
Wetter in Lagos (Küstenregion)[13] | |||||||||||||
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Jan | Feb | Mar | Apr | Mai | Jun | Jul | Aug | Sep | Okt | Nov | Dez | Jahr | |
Gemittelte Maximal-Temperatur (°C) | 32 | 33 | 33 | 32 | 31 | 29 | 28 | 28 | 29 | 30 | 31 | 32 | 30,7 |
Gemittelte Minimal-Temperatur (°C) | 22 | 23 | 24 | 24 | 23 | 23 | 22 | 22 | 22 | 22 | 23 | 22 | 22,7 |
Gemittelter Niederschlag (mm) | 14 | 42 | 77 | 142 | 205 | 312 | 257 | 112 | 167 | 136 | 54 | 19 | 1.538 |
Wahrscheinlichkeit für blauen Himmel (%)[14] | 45 | 32 | 19 | 13 | 13 | 23 | 30 | 32 | 29 | 28 | 37 | 51 | 29,3 |
Windgeschwindigkeit (m/s)[14] | 2,4 | 2,9 | 3,2 | 3,1 | 3,0 | 3,4 | 3,9 | 3,9 | 3,5 | 2,9 | 2,3 | 2,1 | 3,05 |
Wetter in Sokoto (äußerster Norden, Sahelzone)[14] | |||||||||||||
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Jan | Feb | Mar | Apr | Mai | Jun | Jul | Aug | Sep | Okt | Nov | Dez | Jahr | |
Gemittelte Maximal-Temperatur (°C) | 32 | 35 | 38 | 40 | 39 | 36 | 33 | 32 | 33 | 35 | 35 | 32 | 35 |
Gemittelte Minimal-Temperatur (°C) | 17 | 20 | 24 | 26 | 27 | 26 | 24 | 23 | 24 | 23 | 20 | 18 | 22,7 |
Gemittelter Niederschlag (mm) | 0 | 0 | 1 | 4 | 21 | 58 | 128 | 160 | 79 | 6 | 0 | 0 | 459,5 |
Wahrscheinlichkeit für blauen Himmel (%)[14] | 67 | 60 | 48 | 38 | 35 | 40 | 39 | 35 | 37 | 44 | 52 | 61 | 46,3 |
Windgeschwindigkeit (m/s)[14] | 4,7 | 4,5 | 4,0 | 3,7 | 3,9 | 3,9 | 3,3 | 2,6 | 2,3 | 2,6 | 3,5 | 4,3 | 3,61 |
Hydrologie
Nigeria ist in zwei Haupteinzugsgebiete aufgeteilt – das des Tschadsees und das des Niger. Dabei nimmt das Nigereinzugsgebiet etwa 63 % des Landes ein. Hauptzufluss des Niger ist der Benue, dessen Zuflüsse sich über Kamerun hinaus bis in den Tschad und das Schari-Einzugsgebiet erstrecken.
Das Tschadbecken wird aus dem nordöstlichen Viertel Nigerias gespeist. Das Bauchiplateau bildet die Wasserscheide zwischen den Flusssystemen des Niger/Benue und des Komadugu Yobe. Die flachen Ebenen im Nordosten Nigerias gehören geographisch zum Tschadbecken, in dem der Flusslauf des El Beid die Grenze zu Kamerun, vom Mandara-Gebirge bis zum Tschadsee, bildet. Das Flusssystem des Komadugu Yobe lässt in der Regenzeit die international bedeutenden Hadejia-Nguru-Feuchtgebiete und Ox-bow-Lakes rund um den Nguru-See entstehen.[15][16] Weitere Flüsse des Nordostens sind der Ngadda und der Yedseram, die beide die Sambisa-Sümpfe durchfließen und dadurch ein Flusssystem bilden.[17]
Daneben gibt es noch zahlreiche Küstenflüsse.
Einzugsgebiet | Fläche in km² | Landesfläche in %[18] |
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Niger | 584.404 | 063,3 |
Tschadsee | 179.300 | 019,4 |
Cross River | 040.300 | 004,4 |
Ogun | 022.540 | 002,4 |
Ouémé (Okpara) | 009.700 | 001,1 |
Imo | 009.100 | 001,0 |
Osun | 009.014 | 001,0 |
Weitere Küstenflüsse | 069.410 | 007,5 |
Nigeria Nigeria gesamt | 923.768 | 100 |
Vegetationszonen, Flora und Fauna
Nigeria umfasst fünf unterschiedliche Vegetationszonen, in denen sich eine reiche Flora und Fauna entwickeln konnte. Diese reicht von den ausgedehnten Mangrovenwäldern in den Küstenregionen über die tropischen Regenwälder der Bergregionen bis zu den Savannen des Sudans und Sahels. Dieser natürliche Reichtum ist ein Produkt der unterschiedlichen klimatischen Verhältnisse, die eine Vielzahl unterschiedlicher Ökosysteme entstehen ließ. Der Niederschlag ist höchst ungleich verteilt und wird durch einen scharfen meridionalen Gradienten gekennzeichnet. Der Niederschlag im Norden unterstützt die Entwicklung der Biome in der Sahelzone im Nordosten, die ca. 10 % der Landesfläche Nigerias einnimmt. Sie wird durch ausgedehnte Grassavannen bestimmt, die mit weitständigen Trockenwäldern durchsetzt sind, deren dominante Baumarten der Gattung der Akazien (Acacia sp.) angehören. Vom WWF wird diese Vegetationszone als Ökoregion der Sahel-Akazien-Savanne bezeichnet.[20]
Südlich der Sahelzone schließt sich die Savannenlandschaft des Sudans an. Sie umfasst ca. 70 % der Landesfläche, diese umfasst verschiedene Ökosysteme, die große Teile des nigerianischen Teils der Oberguineaschwelle bis zum Hochland von Adamaua umfassen. Die Flora in dieser Vegetationszone wird von aufgelockerten und weitständigen Wäldern charakterisiert, die mit Buschwäldern durchsetzt sind und mit einem Unterwuchs von langhalmigen Gräsern und breitblättrigen Kräutern unterlegt sind. Entlang der Flüsse breiten sich Galeriewälder aus. Vom WWF wird diese Vegetationszone als Ökoregion der Westlichen Sudan Savanne bezeichnet. In der Westlichen Sudan Savanne lebt eine große Anzahl verschiedener Tierarten, von denen viele endemisch in dieser Savannen-landschaft sind. Größere Populationen des Buschbocks (Tragelaphus scriptus), des Warzenschweins (Phacochoerus africanus), des Steppenwarans (Varanus exanthematicus), des Anubispavians (Papio anubis) und des Mantelpavians (Papio hamadryas) leben in dieser Ökoregion. Die einstmals großen Bestände an afrikanischen Säugetieren, wie dem Elefanten, überleben nur in den eingerichteten Schutzzonen.[21] Eine Übergangszone zwischen den Savannen des Sudans und den Regenwaldgebieten bildet die Guineasavanne, sie zeichnet sich durch einen dichteren Baumbestand und durch sehr hohe Grassavannen aus. Sie beschränkt sich auf die Bundesstaaten Ondo, Edo, Anambra, Oyo, Kaduna und Enugu.[22][23]
Südlich der Savannenlandschaft des Sudans und der Guineasavanne schließen sich die Regenwaldgebiete an. In den Hochgebirgsregionen mit hohen Niederschlägen bildet sich ein Gebirgsregenwald aus und bildet dadurch die vierte Vegetationszone Nigerias. Die Ausdehnung des Primärregenwaldes hat sich jedoch in den letzten 100 Jahren um ca. 90 % verringert. Unberührte Regenwaldflächen finden sich nur noch auf dem Obudu- und Mambilla-Plateau sowie in den Oban-Hügeln.[24]
Die Küstenregionen bilden die fünfte Vegetationszone Nigerias und umfassen unter anderem das Nigerdelta und die ausgedehnten Mangrovenwälder, unterschiedliche Formen der Lagunen- und der Küstenlandschaften.[25] Die Mangrovenwälder in Nigeria erstrecken sich auf einer Fläche von 11.134 km² (nach US-AID 9723 km²) entlang einer 708 km langen Küstenlinie. Die Ausdehnung der Mangrovenwälder hat in den letzten 50 Jahren jedoch stark abgenommen, durch die starke Bevölkerungszunahme und durch wirtschaftliche Aktivitäten, wie der Ölförderung. Trotzdem gehören die Küstenregionen Nigerias zu den artenreichsten Ökosystemen der Erde.[26]
Die Flora Nigerias ist naturgemäß artenreicher, so sind 848 Algen- und 5103 Gefäßpflanzenarten dokumentiert. Von diesen sind jedoch nur ein Bruchteil endemisch in Nigeria. Ursprünglich aus Nigeria stammende Saatpflanzen sind die Sorghumhirse (Sorghum bicolor), Augenbohne (Vigna unguiculata), der westafrikanische Reis Oryza sativa, Bambara-Erdnuss (Vigna subterranea), Erdbohnen (Macrotyloma geocarpum) und die Afrikanische Yambohne (Sphenostylis stenocarpa). Die Biodiversitäts-Studie von 1992 listet weiterhin 3423 Pilz-, 500 Virus- und 55 Bakterienarten, jedoch ist über diesen Teilaspekt der Biodiversität wenig bekannt.[27]
In Nigeria sind mehr als 1340 an Land lebende Wirbeltierarten bekannt, darunter 274 Säugetier-, 885 Vogel-, 109 Amphibien- und 135 Reptilienarten.[28] Darunter befinden sich die nördlichste Gorillaart Afrikas, der vom Aussterben bedrohte Cross-River-Gorilla (Gorilla gorilla diehli). Andere nahezu endemisch vorkommende Primatenarten sind der Nigerdelta-Stummelaffe (Piliocolobus epieni), Nigeria-Blaumaulmeerkatze (Cercopithecus sclateri) und die Rotbauchmeerkatze (Cercopithecus erythrogaster). Weiterhin sind darüber hinaus ca. 20.000 Insektenarten (darunter über 1000 Schmetterlingsarten allein in beiden Sektoren des Cross-River-Nationalparks), 77 Weichtier- und fünf Stachelhäuterarten in Nigeria bekannt. In den Binnengewässern Nigerias sind ca. 247 Fischarten und in den marinen ozeanischen Küstengewässern 648 Fischarten dokumentiert.
Naturschutz
Die Größe der geschützten Gebiete in Nigeria entspricht ca. 3,22 Prozent der Landesfläche, deren Kernzonen die sieben nationalen Naturschutzgebiete der Nationalpark Tschadbecken, der Cross-River-Nationalpark, der Gashaka-Gumti-Nationalpark, der Kainji-Nationalpark, der Kamuku-Nationalpark, der Okomu-Nationalpark und der Old-Oyo-Nationalpark bilden. Das Yankari Game Reserve verlor 2006 seinen Status als Nationalpark.[29] Neben den Nationalparks bilden Klassifikationen der Naturschutzgebiete die Game Reserves (Jagdschutzgebiete), Forest Reserves und die Sacred Coves. Drei grenzüberschreitende Biosphärenkorridore konnten zusammen mit Kamerun geschaffen werden, diese verbinden das Afi Mountain Wildlife Sanctuary und Mbe Mountains Community Wildlife Sanctuary mit dem Okwangwo-Sektor des Cross-River-Nationalparks und dem Takamanda-Nationalpark, sowie den Oban-Sektor des nigerianischen Nationalparks mit dem Korup-Nationalpark.[30] Der dritte Biosphärenkorridor verbindet den Nationalpark Tschadbecken mit dem Waza-Nationalpark.[31] Seit 2001 gehört Nigeria zu den Unterzeichnerstaaten der Ramsar-Konvention. Es wurden 2008 insgesamt elf Schutzgebiete der Feuchtgebiete mit internationaler Bedeutung ausgewiesen, dieses sind: Apoi Creek Forest Reserve, Baturiya Wetlands Game Reserve, Dagona Sanctuary Lake, Foge Islands, Lake Chad Wetlands in Nigeria, Lower Kaduna-Middle Niger Floodplain, Maladumba-See, Nguru Lake (and Marma Channel) complex, Oguta-See, Pandam and Wase Lakes Wildlife Park und das Upper Orashi Forest Reserve.[32]
Umweltprobleme
Schwerste Schäden entstanden im Nigerdelta durch den Öldiebstahl Einheimischer.[33][34] Pipelines von den Bohrplattformen zu den Ölhäfen werden von Ortsansässigen mit bescheidenen technischen Mitteln angezapft. Schätzungsweise 10 % des nigerianischen Erdöls „verschwindet“ auf diese Weise.[35] Wasser und Luft sowie Nahrungsmittel werden verseucht.[36] Laut einer im August 2011 veröffentlichten Studie des Umweltprogramms der Vereinten Nationen (UNEP) werden bis zu eine Million Menschen durch die gravierende Umweltverschmutzung bedroht.[37]
Als besonders „schmutzig, gefährlich und lukrativ“ gelten illegale Ölraffinerien,[38] in denen lokale Betreiber gestohlenes Erdöl in Benzin und Diesel umwandeln. Dabei werden in der Regel Sicherheits- und Umweltaspekte ignoriert (z. B. wird kein Schwefel aus den erstellten Brennstoffen entfernt). Beim Raffinieren von Erdöl fällt auch zwangsläufig Schweröl an, das in regulären Anlagen unter hohem technischem Aufwand zu leichteren Brennstoffkomponenten „gecrackt“ wird. Illegale Raffinerien verfügen nicht über diese technischen Möglichkeiten und „entsorgen“ das Schweröl dort, wo es anfällt.[39] Die leichteren Komponenten von Erdöl (Methan bis Butan, Isobutan) bedeuten dagegen immer ein gewisses Explosionsrisiko, das bei illegalen Anlagen öfters zu Katastrophen führt. 2022 beklagte Nigeria 125 Tote durch Explosionen lokaler, illegaler Raffinerien.[40] Oktober 2023 explodierte eine illegale Ölraffinerie in Ibaa (nahe Port Harcourt) und tötete 37 Menschen, darunter zwei schwangere Frauen.[41] Ein wichtiger Aspekt bei der am 24. Januar 2023 eingeweihten Dangote-Raffinerie ist darum, dass das Erdöl von den Offshore-Plattformen im Nigerdelta über eine 1.100 km lange unterseeische Pipeline entlang der Küste nach Lagos transportiert wird. Damit hofft man Öldiebstahl und Umweltschäden zu minimieren.