Orthodoxie, Autokratie, Nationalität
Doktrin in der Regierungszeit des russischen Kaisers Nikolaus I. / aus Wikipedia, der freien encyclopedia
Orthodoxie, Autokratie und Nationalität (russisch правосла́вие, самодержа́вие, наро́дность pravoslawie, samoderschawie, narodnost) war die herrschende ideologische Doktrin in der Regierungszeit des russischen Kaisers Nikolaus I. Diese auch Offizielle Nationalität genannte Ideologie wurde 1833 von Sergei Semjonowitsch Uwarow entworfen, um den subversiven Einfluss liberaler und demokratischer Ideen aus dem westlichen Europa abzuwehren. Sie stützte sich auf den alten Mythos, dass sich Russen von den Europäern durch ihre intensive Hingabe an die orthodoxe Kirche und den Zaren unterschieden[1], und folgte der nationalromantischen Idee, dass der Charakter einer Nation im einfachen Volk zu finden ist, wo er geschützt vor fremden Einflüssen über Jahrhunderte bewahrt worden sei. Die Doktrin ordnet sich in den reaktionären Trend nach dem Wiener Kongress ein, als in ganz Europa die von Napoleon gestürzte politische Ordnung des Ancien Régime wiederhergestellt und verteidigt wurde (Metternichsches System).
Die Doktrin der offiziellen Nationalität wurde vom Kaiser und seinem Establishment schnell angenommen, von Historikern und Schriftstellern lautstark unterstützt erlangte sie breite öffentliche Anerkennung. Als Russlands erste landesweite politische Ideologie seit dem 16. Jahrhundert[2] markiert die offizielle Nationalität eine grundlegende Wende im Verhältnis Russlands zu Europa, mit ihr setzt eine Russifizierung und die Entwicklung eines zunächst kulturell geprägten russischen Nationalismus ein.