Weimar
kreisfreie Stadt in Thüringen, Deutschland / aus Wikipedia, der freien encyclopedia
Liebe Wikiwand-AI, fassen wir uns kurz, indem wir einfach diese Schlüsselfragen beantworten:
Können Sie die wichtigsten Fakten und Statistiken dazu auflisten Weimar?
Fass diesen Artikel für einen 10-Jährigen zusammen
Weimar ist eine kreisfreie Stadt in Thüringen in Deutschland, die für ihr kulturelles und politisches Erbe bekannt ist. Die Mittelstadt oder Altstadt liegt an einem Bogen der Ilm südöstlich des Ettersberges, der mit 477 Metern höchsten Erhebung im Thüringer Becken. Die Stadt ist mit rund 66.000 Einwohnern (2022) nach Erfurt, Jena und Gera die viertgrößte Gemeinde Thüringens und liegt etwa auf halbem Wege zwischen Erfurt im Westen und Jena im Osten.
Wappen | Deutschlandkarte | |
---|---|---|
| ||
Basisdaten | ||
Koordinaten: | 50° 59′ N, 11° 20′ O50.97944444444411.329722222222208 | |
Bundesland: | Thüringen | |
Höhe: | 208 m ü. NHN | |
Fläche: | 84,48 km2 | |
Einwohner: | 65.620 (31. Dez. 2022)[1] | |
Bevölkerungsdichte: | 777 Einwohner je km2 | |
Postleitzahlen: | 99423, 99425, 99427, 99428 | |
Vorwahlen: | 03643, 036453Vorlage:Infobox Gemeinde in Deutschland/Wartung/Vorwahl enthält Text | |
Kfz-Kennzeichen: | WE | |
Gemeindeschlüssel: | 16 0 55 000 | |
LOCODE: | DE WMR | |
NUTS: | DEG05 | |
Stadtgliederung: | 12 Ortsteile | |
Adresse der Stadtverwaltung: |
Schwanseestraße 17 99423 Weimar | |
Website: | www.weimar.de | |
Oberbürgermeister: | Peter Kleine (parteilos) | |
Lage der Stadt Weimar in Thüringen | ||
Weimar ist ein Mittelzentrum, das Teilfunktionen eines Oberzentrums erfüllt und sich seit 2004 als Universitätsstadt bezeichnet. Neben der Bauhaus-Universität beherbergt die Stadt die Hochschule für Musik Franz Liszt und die Herzogin Anna Amalia Bibliothek, sowie Behörden wie das Thüringer Oberverwaltungsgericht, das Thüringer Landesverwaltungsamt, den Thüringer Verfassungsgerichtshof und das Thüringische Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie.
Im 16. Jahrhundert sind die Kunstmaler Lucas Cranach der Ältere und der Jüngere in Weimar tätig. Im 17. Jahrhundert erfolgte die Gründung der Fruchtbringenden Gesellschaft. Ins 18. Jahrhundert fallen die Aufenthalte von Johann Sebastian Bach. Darauf folgt die Weimarer Klassik mit Wieland, Goethe, Herder und Schiller. Das 19. Jahrhundert ist verbunden mit Franz Liszt, Richard Strauss, Friedrich Nietzsche und den Landschaftsmalern der Weimarer Malerschule an der Großherzoglich-Sächsischen Kunstschule. Carl Zeiß entwickelte erste Projekte in der Optik- und Feinmechanikindustrie. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts wirkten Harry Graf Kessler und Henry van de Velde in Weimar und es folgte die Gründung von Bauhaus und Weimarer Republik. Zwischen Weimar und Berlin gab es 1919 eine der ersten zivilen Fluglinien der Welt und die erste Deutschlands, die mit Flugzeugen betrieben wurde.
Die UNESCO erklärte das Bauhaus und seine Stätten in Weimar, Dessau und Bernau 1996 sowie das „klassische Weimar“ im Dezember 1998 zum Weltkulturerbe.[2] Zudem wurde der im Goethe- und Schiller-Archiv in Weimar aufbewahrte Nachlass Goethes 2001 von der UNESCO in das kulturelle Gedächtnis der Menschheit als Weltdokumentenerbe (Memory of the World) aufgenommen. Zum Weltdokumentenerbe zählen seit 2015 auch frühe Schriften der Reformation, von denen ein Teil in der Herzogin Anna Amalia Bibliothek in Weimar aufbewahrt werden. In über 25 Museen und Ausstellungsorten wird das kulturelle Erbe von nationalem und internationalem Rang präsentiert.
Weimar war seit 1547/52 Haupt- und Residenzstadt des Herzogtums Sachsen bzw. Sachsen-Weimar, später Sachsen-Weimar-Eisenach (seit 1815: Großherzogtum). Dieses wurde 1816 der erste Staat in Deutschland, der sich eine Verfassung gab. Parallel zur Tagung der Nationalversammlung vom 6. Februar 1919 bis zum September 1919 war Weimar vorübergehend Regierungssitz der sich konstituierenden Weimarer Republik.[3] Von 1920 bis 1952 war Weimar die Hauptstadt des Landes Thüringen. 1999 war sie Kulturhauptstadt Europas.
Weimar liegt in rund 200 Metern Höhe in der Mitte Thüringens. Durch die Stadt verläuft die Ilm in einem Bogen. Sie tritt bei Taubach im Südosten ins Stadtgebiet ein, fließt weiter durch Oberweimar und die Altstadt, bevor sie unterhalb Tiefurts das Stadtgebiet in nordöstlicher Richtung verlässt. Nach Westen erstreckt sich vom Ilmtal an das Thüringer Becken. Es handelt sich um eine fruchtbare, sanft hügelige Lößlandschaft, in der die Ortsteile Gaberndorf, Tröbsdorf und Niedergrunstedt liegen.
Das nördliche Stadtgebiet wird vom Ettersberg eingenommen. Er ist mit 482 Metern der höchste Berg im Thüringer Becken und erstreckt sich über rund acht Kilometer von Ottstedt am Berge im Westen bis nach Schöndorf im Osten. Der Ettersberg ist mit Buchen- und Eichenmischwald bestanden. Auf seiner Kuppe befindet sich die KZ-Gedenkstätte Buchenwald.
Im südlichen Stadtgebiet erhebt sich die Ilm-Saale-Platte, eine trocken-verkarstete Muschelkalk-Formation.[4] Sie fällt zum Ilmtal hin teilweise steil ab, so etwa im Tiefurter Park. Südwestlich außerhalb des Stadtgebietes liegt die Buntsandstein-Formation des Tannrodaer Sattels. Höchste Erhebungen sind hier der 380 Meter hohe Rosenberg und die 363 Meter hohe Gelmerodaer Höhe. In diesem Bereich verläuft die Bundesautobahn 4 zwischen den Ortsteilen Gelmeroda, Holzdorf, Legefeld und Possendorf. Der Belvederer Forst ist hier neben dem Ettersberg das zweite Waldgebiet der Stadt.
Die Ausdehnung des Stadtgebiets beträgt in Nord-Süd-Richtung 13 Kilometer und in West-Ost-Richtung rund 9 Kilometer. Als Teil der Thüringer Städtekette liegt Weimar rund 20 Kilometer östlich von Erfurt und 20 Kilometer westlich von Jena. Apolda liegt 15 Kilometer nordöstlich.
Geologie
Weimar befindet sich im Zentrum der Thüringer Mulde, einer sedimentären Struktur des Zechstein und der Trias. Der oberflächennahe geologische Untergrund der Stadt wird geprägt von den Gesteinen des Muschelkalks und des Keupers. Etliche Verwerfungen im Stadtgebiet wie die Weimarer Störung und die Oberweimarer Störung, die in Nordost-Südwest-Richtung verlaufen, und durch Faltung entstandene Rücken komplizieren den geologischen Bau. Entlang des Ilmgrabens, der durch die Störungen entstandenen Senke, fließt seit dem Mittelpleistozän die Ilm, die dort für den Eintrag alluvialer Schotter sorgte. Travertin und Löß aus dem Pleistozän und Holozän bilden Deckschichten, während sich in der Kaltzeit des Pleistozän Solifluktionszungen in Nordwestrichtung bildeten.[5] Das Weimarer Stadtgebiet ist im Bereich des anstehenden Muschelkalks reich an Karstformen. Durch die Auslaugung von Gips im Mittleren Muschelkalk unter den Kalken des Oberen Muschelkalks sind nach Einsturz von Höhlen an der Oberfläche schüssel- bis trichterförmige Karstsenken und Erdfälle entstanden. Zahlreiche Beispiele befinden sich auf dem Ettersberg, südwestlich von Belvedere und südlich von Possendorf. Im Quartär reichte während der Elster-Kaltzeit die südlichste Eisrandlage nachweislich bis etwa Schloss Belvedere. Dort wurde zur Erinnerung ein Denkmal mit Metalltafel errichtet, auf der die Lage des südlichsten Eisrandes zu sehen ist. Weitere „Eisrandsteine“ stehen auch an anderen repräsentativen Orten, z. B. im Gothaer Schlosspark. Bis zu dieser Linie wurden erratische Blöcke und Geschiebe festgestellt. Weiter nördlich blieb nur der Ettersberg eisfrei. Bedingt durch die Verwerfungen treten an den Rändern des Ilmtals zahlreiche, zum Teil stark schüttende, Quellen aus, so die Leutraquellen im Ilmpark oder die Herzquelle. Die Stadt konnte sich lange Jahre aus diesen Quellen selbst versorgen.
Gewässer
Einige kleinere Ilmzuflüsse wurden seit dem Mittelalter mehrfach verlegt, so dass der ursprüngliche Verlauf heute nicht mehr feststellbar ist. Der aus dem Kirschbachtal im (Süd-)Westen kommende Lottenbach wurde innerhalb des Stadtgebiets aufgeteilt, um verschiedene ansässige Gewerbe einschließlich der später abgebrochenen Bornmühle, woran der Bornberg erinnert, mit Brauchwasser zu versorgen. Wie der Asbach verläuft die Lotte im Bereich der Altstadt heute unterirdisch. Der nur zeitweise Wasser führende Wilde Graben wurde vom Lauf der Lotte getrennt und durch den ehemaligen Schützengraben geführt, um die Innenstadt vor Hochwasser zu schützen. Auch der Schützengraben wurde im 19. Jh. zu einem unterirdischen Kanal umgestaltet.[6]
Klima
Weimar gehört aufgrund seiner Lage zur Vegetationszone des sommergrünen Laubwaldes im humiden Klimagebiet. Beeinflusst wird das lokale Klima durch die Lage „hinter“ dem Ettersberg, der die Stadt nach Norden und Nordwesten abschirmt. Dadurch wird das Klima etwas wärmer und trockener als in anderen Regionen Mittelthüringens. Der Niederschlagsdurchschnitt liegt bei 574 mm/Jahr (DWD).
Klimatabelle
Weimar | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Klimadiagramm | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
|
Monatliche Durchschnittstemperaturen und -niederschläge für Weimar
|
Stadtgebiet
Der älteste Siedlungskern Weimars ist der Bereich zwischen Graben, Schillerstraße und Stadtschloss mit dem Herderplatz als Mittelpunkt. Noch im Mittelalter wurde das Jakobsviertel nördlich des Grabens bis zur Friedensstraße in die Stadtbefestigung einbezogen. Im 18. Jahrhundert wuchs die Stadt über ihre mittelalterlichen Grenzen hinaus und die Stadtmauern wurden abgetragen. Im 19. und frühen 20. Jahrhundert wuchs die Stadt rasch in verschiedene Himmelsrichtungen. Zwischen der Altstadt und der Bahnlinie entstand die Nordvorstadt um die nach Ettersburg und Buttelstedt führenden Hauptstraßen, im Westen zwischen Schwanseestraße und Humboldtstraße die Westvorstadt, im Süden die Südstadt zwischen Berkaer Straße und Belvederer Allee. Im Osten entstand entlang der Jenaer Straße die Parkvorstadt. Bedingt durch den hohen Anteil an Beamten und Angestellten, bestehen in diesen Vierteln vor allem Villen und Stadthäuser und verhältnismäßig wenige Mietskasernen. Zwischen Erstem und Zweitem Weltkrieg entstand die Ettersberg-Siedlung fünf Kilometer nördlich. Während der Zeit der DDR war in Weimar kaum Bevölkerungswachstum zu verzeichnen. Es entstanden die Plattenbaugebiete Weimar-Nord an der Thüringer Bahn, Weimar-West an der Berkaer Bahn und Schöndorf-Waldstadt nördlich der Stadt am Ettersberg. Die Gewerbeflächen konzentrieren sich auf den Bereich hinter dem Bahnhof und in geringerem Ausmaß auch im Westen nahe der Erfurter Straße. Neubaugebiete entstanden nach 1990 insbesondere in den neu hinzugekommenen Stadtteilen Gaberndorf, Süßenborn und Legefeld. In der nahen Umgebung entstanden einige neue Gewerbegebiete.
Weimar gliedert sich in zehn statistische Stadtteile in der Kernstadt und elf eingemeindete Ortsteile. Sie sind in der Liste der Stadtteile von Weimar detailliert aufgeführt.
Die Nachbargemeinden Weimars liegen alle im Landkreis Weimarer Land. Sie werden im Uhrzeigersinn, beginnend im Nordwesten genannt: Am Ettersberg, Ettersburg, Ilmtal-Weinstraße, Umpferstedt, Mellingen, Vollersroda, Buchfart, Hetschburg, Bad Berka und Grammetal.
Schutzgebiete
Im Stadtgebiet befinden sich drei ausgewiesene Naturschutzgebiete (Stand Januar 2017).