Arad (Rumänien)
Stadt im Kreis Arad, Rumänien / aus Wikipedia, der freien encyclopedia
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Arad (Ausspracheⓘ/?) ist die Kreishauptstadt des Kreises Arad in Rumänien. Das Munizipium Arad befindet sich im Süden des Kreischgebietes (nördlich der Marosch) und im Norden des Banats (südlich der Marosch: VI. Bezirk Aradul Nou und XIII. Bezirk Sânnicolau Mic). In dem für den Westen des Landes bedeutenden Industriezentrum und wichtigen Verkehrsknotenpunkt befindet sich der Sitz des rumänisch-orthodoxen Erzbistums Arad.
Arad | ||||
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Basisdaten | ||||
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Staat: | Rumänien Rumänien | |||
Historische Region: | Kreischgebiet | |||
Kreis: | Arad | |||
Koordinaten: | 46° 11′ N, 21° 19′ O46.18333333333321.316666666667116.5 | |||
Zeitzone: | OEZ (UTC+2) | |||
Höhe: | 116,5 m | |||
Fläche: | 46,18 km² | |||
Einwohner: | 145.078 (1. Dezember 2021[1][2]) | |||
Bevölkerungsdichte: | 3.142 Einwohner je km² | |||
Postleitzahl: | 310xxx | |||
Telefonvorwahl: | (+40) 02 57 | |||
Kfz-Kennzeichen: | AR | |||
Struktur und Verwaltung (Stand: 2020[3]) | ||||
Gemeindeart: | Munizipium | |||
Gliederung: | 17 Stadtbezirke | |||
Bürgermeister: | Laurențiu Bibarț (PNL) | |||
Postanschrift: | Blvd. Revoluției, Nr. 75 loc. Arad, jud. Arad, RO-310130 | |||
Website: | ||||
Sonstiges | ||||
Stadtfest: | August |
Da Arad bis 1920 zu Ungarn gehörte, wird es innerhalb Rumäniens zu Transsilvanien gerechnet. Nach ungarischer und deutscher Tradition gehört die im historischen Grenzgebiet von ungarischer und rumänischer Sprache gelegene Stadt jedoch nicht zu Siebenbürgen. Der Fluss Marosch (rumänisch Mureș) grenzte hier vor 1920 das südlich gelegene Banat vom ungarischen Kernland ab.
Arad liegt im äußersten Westen des Landes an der Kreuzung der Nationalstraßen Drum național 7, dem Drum național 7E mit dem Drum național 79, 20 Kilometer von der ungarischen Grenze entfernt und ist ein Verkehrsknoten- und Transitpunkt zwischen Ungarn und Rumänien. Die nächstgrößeren Städte sind Timișoara (40 km), Oradea (110 km), Belgrad (200 km) und Budapest (270 km). Arad befindet sich 17 Kilometer vom Grenzübergang Curtici, liegt 116 Meter über dem Meeresspiegel und hat eine Fläche von 46,18 Quadratkilometern.[4] Im Jahr 2002 zählte Arad 172.827 Einwohner.
Arad liegt am Ostrand der Großen Ungarischen Tiefebene, am westlichen Rand des Siebenbürgischen Erzgebirges, hauptsächlich am rechten Ufer des Flusses Mureș (dt. Marosch bzw. Mieresch, ung. Maros) und besteht aus der eigentlichen Stadt und vier heute eingemeindeten Vororten. Am linken Flussufer liegt der im 17. Jahrhundert während der Türkenkriege gegründete Stadtteil Aradul Nou (Neu-Arad), der lange überwiegend von Deutschen bewohnt war, über Brücken mit Arad verbunden ist und 1948 nach Arad eingemeindet wurde. Die anderen drei eingegliederten Orte sind Micălaca, Mureșel und Sânnicolau Mic.
Das Klima ist gemäßigt-kontinental mit Übergangscharakter. Die mittlere Sommertemperatur weist 21 °C, die mittlere Wintertemperatur −1 °C auf. Die aufgezeichneten Temperaturextrema in Arad waren am 19. August 1946 41,5 °C und am 5. Februar 1954 −30 °C.[5]
Antike
Die Region um die heutige Stadt war mit kurzen Unterbrechungen seit dem Neolithikum besiedelt. Während der ersten Hälfte des 1. Jahrtausends v. Chr. gründeten die Daker auf beiden Maroschufern erste Siedlungen. Im 6. Jahrhundert v. Chr. ließ sich neben diesen eine kleine skythische Gemeinschaft nieder. Ende des 4. Jahrhunderts v. Chr. besiedelten Kelten beide Maroschufer. Kelten wie Skythen wurden von den Dakern assimiliert.
Die große dakische Siedlung, die sich am heutigen Südrand der Stadt befand, wurde während des ersten dakischen Krieges (101–102 n. Chr.) von der römischen Armee zerstört. Im Laufe des zweiten Dakerkrieges (105–106 n. Chr.) eroberte Trajan auch die Landstriche nördlich der Marosch und verleibte sie der Provinz Dacia ein. Auf dem Gebiet des heutigen Bezirks Neu-Arad baute die römische Armee eine Festung, das Kastell Aradul Nou, in der Einheiten der Legio IIII Flavia Felix untergebracht waren. Kaiser Hadrian (117–138) überließ die Arader Gegend den freien Dakern und Sarmaten. Zwischen dem 2. und 4. Jahrhundert existierten auf dem heutigen Stadtgebiet mehrere dakische und sarmatische Siedlungen, die enge Handelsbeziehungen mit den Römern pflegten. Während der Krise, die das Römische Reich um die Mitte des 3. Jahrhunderts erfasste, siedelten Provinzbewohner in das Barbaricum über. Hier gründeten sie die Töpferkolonien von Arad-Ceala, Horia und Vladimirescu-Pădurea vrabiilor.
Nach dem Rückzug der Römer aus der Provinz Dacia (271) zogen verschiedene Wandervölker, Goten, Hunnen, Gepiden, Awaren, durch die Gegend. Aus dem 6. Jahrhundert datieren die frühesten Spuren der slawischen Anwesenheit an der unteren Marosch.[6]
Mittelalter
Im 10. Jahrhundert begann die Expansion der Magyaren. Ein wichtiger Weg ihres Vordringens verlief entlang der Marosch. Diese geschichtliche Etappe ist durch das Grab eines ungarischen Ritters in Arad-Ceala archäologisch belegt. Um sich vor der ungarischen Gefahr zu schützen, baute die Bevölkerung aus der Arader Gegend eine Erdfestung bei Vladimirescu-Schanzen. Diese war dem Wojewoden Glad untergeordnet und wurde von den ungarischen Rittern in der ersten Hälfte des 10. Jahrhunderts zerstört. Später wurde die Festung auf Befehl des Wojewoden Ahtum wieder aufgebaut und im Jahre 1028 endgültig von den ungarischen Rittern zerstört.[6]
Zu Beginn des 11. Jahrhunderts gewann das ungarische Königreich Kontrolle über das Gebiet. Die erste urkundliche Erwähnung der Siedlung Orod stammt aus einem Dokument, das zwischen den Jahren 1078 und 1081 ausgestellt wurde. König Géza II. rief deutsche Städtebauer, landsuchende Bauern und Bergleute nach Ungarn. König Andreas II. holte zur Abwehr der Kumanen den Deutschen Ritterorden ins Land. Als dieser den Versuch machte, einen selbstständigen Staat aufzubauen, wurde er vertrieben.
Nach der ersten Invasion der Mongolen in Ungarn im Jahr 1241 wurden in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts Burgen aus Stein, Burg Falkenstein, Festung Șiria und Festung Dezna (im Umland von Arad), errichtet.
Im Jahr 1331 wurde Arad in der Ungarischen Bilderchronik des Markus von Kált erwähnt.
Neuzeit
Ab dem 15. Jahrhundert erscheint Arad als civitas oder oppidum in den Dokumenten. Im Jahre 1514 trat die leibeigene Bevölkerung der Stadt auf die Seite der von György Dózsa angeführten Aufständischen. Nach der Unterdrückung des Aufstands folgte die grausame Rache der Adligen. Ein neuer Aufstand brach 1526 aus, auch dieser wurde blutig niedergeschlagen. Nach der Schlacht von Mohács wählten die habsburgtreuen Adeligen Erzherzog Ferdinand von Habsburg (1526–1564) zum Herrscher des ungarischen Königreiches. Die ungarisch-türkisch Gesinnten hoben Johann Zápolya, den Wojewoden von Siebenbürgen (1526–1540), auf den Thron. Bei den kriegerischen Auseinandersetzungen fiel die Landeshauptstadt Ofen (1541), und Ungarn brach auseinander. Während Buda unter türkische Herrschaft (Paschalik Ofen) fiel (1541), wurden Siebenbürgen und das benachbarte Partium (Banat, Kreischgebiet) zum autonomen Fürstentum ausgerufen.
Osmanisches Reich
1552 eroberte ein osmanisches Heer die Arader Burg und richtete dabei große Zerstörungen an. Das Gebiet des ehemaligen Arader Komitats wurde in drei Sandschaks aufgeteilt, wobei jener von Arad die Stadt und weitere 113 Dörfer umfasste. In der Zeitspanne 1553 bis 1555 errichteten die Türken eine rechteckige Festung aus Backstein am nördlichen Maroschufer, in der Nähe der heutigen Trajan-Brücke, die Türkische Festung Arad.
Siebenbürgische Truppen eroberten im Jahre 1595 den unteren Lauf der Marosch zurück und konnten Arad wieder dem Fürstentum Siebenbürgen einverleiben. Nach der Schlacht von Schellenberg (1599) gelangte Arad unter die Herrschaft von Mihai Viteazul. Nach dessen Tod (1601) trat der Fürst von Siebenbürgen, Gábor Bethlen, Arad wieder an die Türken ab und erhielt im Gegenzug die Burg von Ineu.[6]
Stephan Bocskai (1605–1606) eröffnete eine neue Epoche. Nach seiner Auffassung war ein friedliches Gleichgewicht zwischen dem Deutschen Reich und dem Osmanischen Reich lebenswichtig für Ungarn. Das Fürstentum Siebenbürgen sollte als Hort ungarischer Eigenstaatlichkeit unter dem Schutz des Sultans fortbestehen. Unter den Fürsten der Folgezeit war das Fürstentum nur mehr ein willenloser Satellit des Türkenreichs. Die Osmanen wagten 1683 nochmals einen Angriff auf Wien. Das Eingreifen eines deutsch-polnischen Entsatzheeres führte zur türkischen Niederlage.[5]
Habsburgermonarchie
Nach der Schlacht bei Mohács (1687) begann die Habsburgermonarchie eine großangelegte Offensive in Richtung Osten. Arad wurde bereits im Jahre 1687 von der Türkenherrschaft befreit. Die Komitate Arad und Zaránd wurden aus Siebenbürgen ausgegliedert und Ungarn einverleibt. Die Marosch wurde Grenzfluss. Im Jahre 1689 arbeitete Prinz Eugen von Savoyen die Pläne zum Wiederaufbau der ehemaligen türkischen Festung aus. Die Bauarbeiten der Arader Festung wurden von Johann Georg Haruckern zwischen 1763 und 1783 geleitet. Der kaiserlichen Armee folgten deutsche Handwerker und Händler, die sich in der Nähe der Festung niederließen. Durch den Frieden von Karlowitz (1699) wurde die Grenze zwischen dem Osmanischen Reich und dem Habsburgischen Reich entlang der Marosch festgelegt. General Starhemberg legte die Pläne für die Errichtung der Marosch-Militärgrenze fest. Arad wurde zum Zentrum der österreichischen Militärgrenze. Im August des Jahres 1699 wurden die ersten Grenztruppen aus den Reihen der Serben rekrutiert und nach Arad abkommandiert. Franz Sigismund Graf Lamberg gründete am 6. Oktober 1702 den ersten Arader Stadtrat. Der Neuaufbau des Arader Komitats begann 1715.
Nach dem Frieden von Passarowitz (1718) gelangte auch das Banat unter habsburgische Herrschaft. Infolge des Impopulationspatents wurden auch in Neu-Arad Deutsche aus Franken angesiedelt. Die Bevölkerung der Stadt bestand aus Rumänen, Serben, Deutschen und Ungarn. Aus verwaltungsrechtlichem Standpunkt wurden die Komitate Arad und Zaránd Ungarn angeschlossen. Im Jahre 1732 wurde das Komitat Arad dem Grafen Rinaldo di Modena geschenkt. 1740 wurde die Schenkung rückgängig gemacht und das Komitat zur Staatsdomäne erklärt.[6]
Durch die neue Festung wurde Arad Garnisonsstadt und neben Temeswar wichtigster Militärstützpunkt im südöstlichen Teil von Österreich-Ungarn.
Das Toleranzpatent von Kaiser Joseph II. (1781) hob die bäuerliche Leibeigenschaft auf. Die Leibeigenenverordnung schreckte zwar die Grundherren, doch wagten diese nicht, die Vollstreckung zu verhindern, da der Bauernaufstand von Horia, Cloșca und Crișan (1782–1784) sie in Angst und Schrecken versetzte. Baron Günther, Kommandant der Württembergischen Legion in Arad, schlug schließlich bei Hellburg den Aufstand blutig nieder.
Die Französische Revolution von 1789 leitete das bürgerliche Zeitalter ein. Die Wiederherstellung der alten Verfassung (28. Januar 1790) weckte Arad zu neuer politischer Aktivität. Die Stadt kaufte sich von ihren feudalen Dienstleistungen los.[7] 1834 erhielt sie in Anwesenheit von Kaiser Franz I. von Österreich den Titel einer königlichen Freistadt.
Die Stammgarnison der Festung war das 33. Infanterieregiment, eine Einheit, die an allen wichtigen Militärereignissen des Reiches teilgenommen hat. Im Gebäudetrakt neben der katholischen Kirche, die sich im Zentrum der Festung befand, wohnten franziskanische Mönche. Bis 1918 war die Festung eines der größten Militärgefängnisse des Reiches.[6]
Revolution von 1848/49
Ungarn hatte auf dem Pressburger Reichstag 1790 die Anerkennung der Eigenstaatlichkeit erreicht. Aus dem ständischen Ungarn agrarischer Prägung entwickelte sich ein moderner parlamentarischer Industriestaat. Bahnbrechende Persönlichkeiten waren István Széchenyi und Lajos Kossuth, der einen revolutionären Umbruch anstrebte.[5]
Die Februarrevolution der Pariser 1848 beeinflusste auch die anderen europäischen Staaten. Fürst Metternich dankte ab. Kaiser Ferdinand V., König von Ungarn und Böhmen (1835–1848), trat zugunsten seines Neffen Franz Joseph I. zurück. Der österreichische Ministerpräsident Felix Fürst Schwarzenberg erließ am 4. März 1849 eine gesamtstaatliche Verfassung, die das Königreich Ungarn zu einem Kronland degradierte. Die Ungarn antworteten am 14. April 1849 mit der „Unabhängigkeitserklärung“ und der „Absetzung des Hauses Habsburg-Lothringen“.[5]
Arad spielte eine bedeutende Rolle während der Ungarischen Revolution von 1848/49. Bis zum Juli 1849 vom österreichischen General Johann Nepomuk Berger von der Pleisse verteidigt, wurde die Stadt von den ungarischen Aufständischen eingenommen, die sie im späteren Verlauf der Revolte zu ihrem Hauptquartier machten. Von hier aus verkündete Lajos Kossuth am 11. August 1849 seine Proklamation, in dieser übergab er die oberste militärische und zivile Macht an Arthur Görgey. Die Revolutionsregierung Ungarns wählte am 30. Juli 1849 Arad zum Regierungssitz der ungarischen Republik.
Zur Niederschlagung der Revolution drangen die Österreicher von Westen her gegen die aufständischen Ungarn vor. Zar Nikolaus I. kam von Osten dem bedrängten österreichischen Kaiser zu Hilfe. Lajos Kossuth dankte ab und floh in die Türkei. Der Heerführer der Honveds, General Artúr Görgey, für einen Tag Staatspräsident, streckte am 13. August 1849 in Világos (Hellburg) vor den russischen Truppen die Waffen. Daraufhin nutzten österreichische Truppen die Festung als Gefängnis für 500 Offiziere der ungarischen Revolutionsarmee.[8] Unter den 219 zum Tode Verurteilten befanden sich auch 13 Anführer und Generäle des Aufstands von 1848/49, die auf Befehl des österreichischen Generals Julius von Haynau am 6. Oktober 1849 (heute in Ungarn nationaler Gedenktag) hingerichtet wurden. Diese sind als die Märtyrer von Arad in die Geschichte eingegangen. Der 1881 errichtete Obelisk erinnert an diese Ereignisse.
Nach der Revolution von 1848/49 machten die Österreicher den Versuch einer großösterreichischen Lösung. Das kaiserliche Patent vom 18. November 1849 brachte die Neuordnung der Monarchie. Ungarn wurde unter Militärverwaltung gestellt und in fünf Provinzen aufgeteilt: das eigentliche Ungarn, Siebenbürgen, die Woiwodschaft Serbien und Temeser Banat, Kroatien-Slowenien und die Banater Militärgrenze. Nach der Niederlage der Habsburger im Sardinischen Krieg in der Schlacht bei Magenta und der Schlacht von Solferino (1859) erhielt Ungarn 1861 die Rechtsstellung von 1848 zurück. Die Schlacht bei Königgrätz 1866 leitete die kleindeutsche Einigung ein, was den Ausschluss Österreichs aus dem Deutschen Bund zur Folge hatte.
Nach dem Österreichisch-Ungarischen Ausgleich wurde Ungarn ein souveränes Königreich, das mit Cisleithanien eine Realunion bildete. Gemeinsam für beide Teile war das Außen-, Kriegs- und Finanzministerium. Die Einheit der Armee blieb erhalten. Um dem Souveränitätsanspruch der Ungarn entgegenzukommen, wurde 1868 eine kleine Armee, die Honvéds, aufgestellt. Das ungarische Volk war mit den Vereinbarungen zufrieden. Die Nationalitäten in Ungarn forderten den freien Gebrauch der Muttersprache und territoriale Selbstverwaltung. Die Ungarn aber betrieben die Madjarisierung der Orts- und Familiennamen und versuchten durch Schulunterricht in ungarischer Sprache die mitwohnenden Nationalitäten einzuschmelzen, was aber im Umkehrschluss das nationale Erwachen der mitwohnenden Ethnien zur Folge hatte. Nach dem nationalen Erwachen begannen sich die Donauschwaben in berufsständischen, kulturellen, wirtschaftlichen und sozialen Organisationen zusammenzuschließen. Es entstanden der Lehrerverein (1868) und der Südungarische Landwirtschaftliche Bauernverband (1891). Am 30. Dezember 1906 wurde die Ungarische Volkspartei gegründet.[5]
Zwischenkriegszeit und Zweiter Weltkrieg
Der Erste Weltkrieg brachte sowohl die sozialen als auch die nationalen Spannungen innerhalb der Donaumonarchie zum Ausbruch. Am 30. Oktober 1918 wurde der Nationale Rumänische Rat gegründet, der am 2. November seinen Zentralsitz von Budapest nach Arad verlegte. Die Führer des Rates waren die Arader Politiker Ștefan Cicio Pop, Vasile Goldiș, Ioan Suciu und Ioan Flueraș. Nationalräte gründeten auch die anderen Nationalitäten der Monarchie. Am 13. November kam eine Delegation der ungarischen Regierung, angeführt von Oskar Jaszi, nach Arad, um mit den Vertretern der Rumänen zu verhandeln. Trotz der zahlreichen Kompromisse, zu denen die ungarische Delegation bereit war, blieb die Stellung der Rumänen kategorisch: die totale Loslösung Siebenbürgens von Ungarn und die Vereinigung mit Rumänien. Der Nationale Rumänische Zentralrat mit Sitz in Arad ging daran, die plebiszitäre Große Nationalversammlung von Karlsburg (rumänisch Marea Adunare Națională de la Alba Iulia) zu organisieren. Diese fand am 1. Dezember 1918 statt und proklamierte die Vereinigung Siebenbürgens mit Rumänien.
Ende Dezember 1918 besetzten französische Truppen Arad. Die rumänische Armee hielt am 16. Mai 1919 ihren triumphalen Einzug. Am 10. Juli 1919 wurde die Verwaltung der Stadt vom rumänischen Staat übernommen. Durch ein neues Verwaltungsgesetz wurden 1919 alle Kreishauptstädte, somit auch Arad, zu Munizipien erklärt.
Durch die Pariser Vorortverträge (Saint-Germain, Trianon, Neuilly) wurde Arad dem rumänischen Staatsverband angegliedert. Die wirtschaftlichen, sozialen und politischen Änderungen beeinflussten das Bevölkerungswachstum und die Bevölkerungsstruktur. In der Folge änderte sich die ethnische Zusammensetzung durch Assimilation und durch Zuzug aus anderen Landesteilen grundlegend zugunsten der Rumänen. Arad entwickelte sich weiter zu einem industriellen Zentrum im Westen des Landes.
Der Zweite Wiener Schiedsspruch vom 30. August 1940 verlieh den Deutschen in Rumänien, Nordserbien und Kroatien den Status einer Körperschaft des öffentlichen Rechts mit Schulautonomie. Die Deutschen aus Rumänien leisteten ihren Wehrdienst in der rumänischen Armee, bis Rumänien am 19. Mai 1943 dem Dreimächtepakt beitrat. Danach wurden die Volksdeutschen zur Wehrmacht und zur Waffen-SS eingezogen.[5]
Der Zweite Weltkrieg hatte schwerwiegende Folgen für die deutsche Volksgemeinschaft in Rumänien. Das Dekret Nr. 830 vom 20. November 1940 erklärte die Deutsche Volksgruppe in Rumänien zur juristischen Person des öffentlichen Rechts. Die Volksdeutsche Mittelstelle (VoMi) in Berlin erhielt freie Hand, die Deutsche Volksgruppe zum politischen Willensträger des Reiches zu machen. Die Obmänner der Deutschen Volksgruppe wurden ab sofort nicht mehr gewählt, sondern von der VoMi berufen. Der dreißigjährige Andreas Schmidt wurde zum Volksgruppenführer ernannt.[5]
Nach dem Königlichen Staatsstreich vom 23. August 1944 gelangte Arad ins Kreuzfeuer der rumänisch-sowjetischen und deutsch-ungarischen Truppen. Am 22. September 1944 zog sich die horthystische Armee aus der Stadt zurück und zerstörte dabei die Maroschbrücken, den Bahnhof und die Telefonzentrale. Ende Oktober und Anfang November 1944 bombardierte die Luftwaffe das Bahnhofsgebiet.[6] Die Flüchtlingstrecks aus dem Banat und dem Arader Land setzten sich in Bewegung. Die Privilegien der Deutschen wurden aufgehoben (8. Oktober 1944) und ihr Bodenbesitz enteignet (23. März 1945).[7] Arad wurde zum wichtigsten Flüchtlingszentrum im Westen Rumäniens. Im Januar 1945 fand die Deportation der Deutschen aus Rumänien in die Sowjetunion statt.
Nachkriegszeit
Nach Kriegsende kehrte die 1. Kavalleriedivision der rumänischen Armee nach Arad zurück (13. Juli 1945). Sowjetische Truppen wurden in der Festung untergebracht. Die Anwesenheit der Roten Armee ermöglichte es den Kommunisten, die Führung der Stadt am 29. November 1944 zu übernehmen. Durch die Fälschung der Wahlergebnisse gelang es ihnen, die Wahlen von 1946 zu gewinnen. Durch die Abdankung des Königs und die Ausrufung der Volksrepublik (30. Dezember 1947) wurde die Demokratie endgültig beseitigt und den Kommunisten die völlige Machtübernahme ermöglicht. Es folgten die Maßnahmen zur Einführung des sowjetischen Modells: Nationalisierung der wichtigsten Produktionsmittel (11. Juni 1948), Einführung der Planwirtschaft (1. Juli 1948), Umorganisierung des Schulwesens nach sowjetischem Muster (3. August 1948). Gleichzeitig wurde die politische, wirtschaftliche und kulturelle Elite beseitigt. Die Revolte der Arbeiter der Textilfabrik, die mit der Ermordung des Parteisekretärs der Fabrik am 25. April 1947 gipfelte, hatte schwerwiegende Repressalien zur Folge, die jeden weiteren Widerstand unmöglich machten.
Nach dem Rückzug der sowjetischen Truppen (1958) kam es zu einer relativen Entspannungspolitik, welche 1964 im Zuge einer Amnestie die Entlassung der politischen Häftlinge ermöglichte. Die Machtübernahme Ceaușescus (1965) öffnete den Weg zum Nationalkommunismus. Nach einer kurzen und relativen Liberalisierung entwickelte sich das Regime in Richtung der Diktatur des Ceaușescu-Klans.[6]
Revolution von 1989
Die Anfänge der Dezemberereignisse des Jahres 1989 wurden in Arad schnell wahrgenommen. Am 20. Dezember versammelten sich zahlreiche Arader vor dem Rathaus als Zeichen der Solidarität mit den Demonstranten aus Timișoara.[9] Am 21. Dezember war Arad die zweite Stadt aus Rumänien, in der die kommunistische Führung gestürzt wurde.[6]
Demografische Entwicklung
Die autochthone Bevölkerung des Marosch-Kreisch-Raumes ist die ethnische Gruppe der Rumänen, egal ob es sich um latinisierte Daker oder um hier ansässig gewordene Makedo-Rumänen handelt. Sie lebten vorwiegend im Bergland, während die Slawen die Täler besiedelten.[5]
Die Urheimat der Slawen sind die westliche Ukraine und die Pripjetsümpfe. Von hier breiteten sie sich nach Süden und Westen aus. Das awarische Eindringen in den Donauraum im 6. Jahrhundert löste auch die Landnahme der Slawen aus.[5]
Die Wanderung des asiatischen Reitervolks der Magyaren spaltete die Slawen Pannoniens in zwei Teile, in die Südslawen und die Westslawen. Weitere slawische Zuwanderung in den Marosch-Kreisch-Raum erfolgte in der Zeit von König Sigismund (1387–1437) und des Kaisers Leopold I. (1640–1705) mit seinen Ansiedlungspatenten und der Errichtung der Marosch-Militärgrenze.[5]
Nach der Vertreibung der Osmanen wurde das weitgehend menschenleere Land, dessen Bevölkerung durch Krieg, Seuchen und Verschleppung dezimiert worden war, mit Deutschen besiedelt. Diese trugen zur wirtschaftlichen Entwicklung des Arader Raumes entscheidend bei, indem sie die Flüsse eindämmten und die vernachlässigten Felder urbar machten. In den Städten siedelten vorwiegend Handwerker und Kaufleute. Auf dem Lande wurden südlich der Marosch Bauern auf Kameralgütern, nördlich der Marosch auf privaten Gründen angesiedelt. Arad wurde während der karolinischen Zeit (1722–1726) mit Deutschen besiedelt. Die Einwohnerzahlen der Stadt Arad stiegen in der Folgezeit rasant.[5]
Die türkische Konskription aus dem Jahr 1579, die auf Befehl des Sultans Murad III. durchgeführt wurde, vermerkte für Arad und die nähere Umgebung eine Einwohnerzahl von 297 Familien. Nach dem Frieden von Karlowitz (1699) wurde Arad zum Zentrum der österreichischen Grenzzone. Zu Beginn des 18. Jahrhunderts wurde Arad zum Zentrum der ostorthodoxen Eparchie von Arad. Nach Angaben von 1720 bestand die Bevölkerung der Stadt aus 177 rumänischen Familien, 162 serbischen und 35 ungarischen.[10]
Eine großangelegte Ansiedlungspolitik führte zu einer spektakulären demografischen Entwicklung der Stadt im 19. Jahrhundert. 1804 hatte Arad 8.476 Einwohner, 1850 waren es 22.398 Einwohner, 1900 stieg die Anzahl auf 56.260 Einwohner. 1930 wuchs die Einwohnerzahl der Stadt durch die Einverleibung der benachbarten Dörfer sowie durch gezielte Zuwanderung aus anderen Landesteilen auf 77.181. In den 1970er Jahren stieg die Bevölkerungszahl als Folge der industriellen Entwicklung, des Zuzugs aus anderen Landesteilen und des Abtreibungsverbots (Vier-Kinder-Politik) des Diktators Nicolae Ceaușescu auf 171.193 Einwohner. 1990 erreichte die Einwohnerzahl Arads ihren Höhepunkt von 190.114. Seit 1990 ist die Bevölkerungszahl wegen des Geburtenrückgangs und der Abwanderung ins ländliche Umland, aber auch ins Ausland, stetig im Sinken begriffen. 2002 betrug die Einwohnerzahl 172.827.[11]
Bevölkerungsentwicklung: |
Ethnische Zusammensetzung
1880 lebten auf dem heutigen Stadtgebiet 45.199 Personen mit folgender ethnischer Zusammensetzung:[12]
- 21.346 Ungarn (47,23 %)
- 11.172 Deutsche (24,72 %)
- 9.725 Rumänen (21,52 %)
- 1.775 Serben (3,93 %)
- 480 Slowaken (1,07 %)
2002 waren von den 172.827 Bewohnern:[12]
Anfänge der Christianisierung
Die Christianisierung des Donauraumes erfolgte in vier Phasen. Nach der ersten Christianisierung mit der römischen Herrschaft in Dakien ab 106 n. Chr. brachte die Völkerwanderung das arianische Christentum in den Theiß- und Karpatenraum. Die Slawenapostel Kyrill und Method missionierten vom Osten her in Südosteuropa. Die vierte Christianisierung begann mit der Gründung der Csanáder Diözese (1030). Bischof Gerhard (980–1046) und seine deutschen und italienischen Benediktiner brachten das christliche Leben in das pannonische Becken. Abteien, Stifte und Propsteien entstanden.
Die von König Béla II. (1131–1141) für Weltgeistliche gegründete Propstei Arad stand im heutigen Stadtteil Drăgășani. Zu ihren Vorrechten gehörten die Feuerprobe, die Gerichtsbarkeit über ihre Fronbauern und das Notariatsrecht. Ihr Salzprivileg war oft Richtschnur für weitere Salzrechtverleihungen des Königs.
Mit der durch die Kirchenspaltung von 1054 einhergehenden Aufsplitterung der Christenheit in eine lateinische und eine griechische Kirche wurde der Patriarch von Konstantinopel zum Oberhaupt aller orthodoxen Kirchen. Die Rumänen, Serben, Bulgaren, Griechen und Russen bekennen sich mehrheitlich zur griechisch-orthodoxen Kirche.
Die vorreformatorische hussitische Lehre fand im Kreis Arad mit den Grundherrn Giskra, Pan Pongrac und der Adelsfamilie Jakich eifrige Vertreter. Martin Luthers Reformation verbreitete sich in Südosteuropa zuerst in den deutschen Städten Ungarns. Markgraf Georg von Brandenburg mit seinen Besitzungen und Johann Kederessy traten im Kreis Arad für die lutherische Lehre ein. In den östlichen Teilen Ungarns gewann der Calvinismus, an der Spitze der Hauptmann von Lippa Peter Petrovich, die Oberhand über das Luthertum. Den Calvinismus sah man als „ungarische Religion“ an. Die mit dem Konzil von Trient (1545–1563) einhergehende innere Gegenreformation der katholischen Kirche von 1547 bis 1648 setzte in Südosteuropa erst nach der Türkenvertreibung ein.
Römisch-katholische Kirche
Nach der Niederlage von Mohács 1526 verjagten die Türken die katholischen Bischöfe, zerstörten Domschule, Priesterseminar und das bischöfliche Archiv und ließen die architektonischen Kunstwerke verfallen. Um die Mitte des 17. Jahrhunderts bestand selbst in den bedeutendsten Ortschaften des Kreises keine Pfarrei mehr.[13]
Nach der Türkenvertreibung und den Friedensschlüssen von Karlowitz (1699) und Passarowitz (1718) begann die Besiedlung und der Neuaufbau des Landes und der Kirche. Katholische Siedler wurden ins Land gerufen, um das katholische Element im teilweise evangelischen Ungarn zu stärken.[13]
Die römisch-katholische Kirche begann Ende des 17. Jahrhunderts ihre Tätigkeit in Arad, als Franziskaner-Minoriten sich mit der Kaiserlich-habsburgischen Armee in der alten Arader Festung niederließen, wo auch die erste katholische Kirche gebaut wurde.[6]
Die erste Kirchengemeinde wurde 1702 von Pater Kamill Höfflich gegründet, einem Minoritenpater der Kölner Provinz und Militärseelsorger des Regiments Liechtenstein. Einer ersten Holzkirche folgte 1710 eine Steinkirche und 1751 die barocke Kloster- und Stadtkirche. Der heutige Monumentalbau der katholischen Kathedrale entstand 1902 bis 1914 im Stil der Neorenaissance.
Katholische Pfarrgemeinden gibt es heute in den Vierteln Grădiște, Șega, Neuarad und Gai.
An katholischen Klöstern gab es im Laufe der Zeit das Minoritenkloster (1702) sowie die Franziskanerklöster „Ad B.M.V. Reginam Angelorum et S. Franciscum stigmatisatum“ (1705) und „St. Josephum“ in der neuen Festung (1781).[13]
Die ungarische und deutsche Minderheit ist vorwiegend katholisch.
Orthodoxe Kirche
Bereits im 15. Jahrhundert soll die orthodoxe Kirche auf dem heutigen Stadtgebiet ihre ersten Wurzeln geschlagen haben.[13] Die bis ins 19. Jahrhundert unter serbischer Hierarchie stehende griechisch-orthodoxe Kirche verlegte mit Genehmigung König Leopolds I. (1657–1705) am 20. August 1690 ihren Bischofssitz von Ineu nach Arad.
In der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts existierten in Arad zwei orthodoxe Gemeinschaften: eine serbische Kirche Peter und Paul in der „serbischen Stadt“ und eine rumänische Johannes der Täufer auf dem Gelände des heutigen Moise-Nicoară-Lyzeums. 1756 gestaltete man das Kloster aus dem heutigen Stadtviertel Gai zur Sommerresidenz der Bischöfe.
Das Anwachsen der orthodoxen Gemeinschaft bewog den Bischof Pavel Avacumovici 1791 zum Bau einer neuen Kirche, die über der alten Johannes-der-Täufer-Kirche errichtet wurde. Sie wurde während der Revolution von 1848/49 bombardiert und nachträglich auf Befehl der österreichischen Behörden abgerissen. Eine neue Kathedrale entstand zwischen 1861 und 1870 an der Ostseite des „Großen Marktes“.
Im Jahre 1865 wurde die Orthodoxe Rumänische Metropolie Siebenbürgens wieder ins Leben gerufen. Dieser wurde das Bistum Arad angeschlossen, das sich somit von der serbischen Vormundschaft befreite.
Nach dem Staatenwechsel infolge des Friedensvertrags von Trianon unterstützte die rumänische Regierung den Bau orthodoxer Kirchen in den neu gewonnenen Landesteilen. Die rumänische Verfassung vom 28. März 1923 gliederte die Religionsgemeinschaften in drei Rangstufen:
- die Griechisch-orthodoxe Rumänische Kirche
- die Griechisch-katholische Rumänische Kirche und
- alle übrigen, nichtrumänischen Kirchen.
Nach Artikel 72 erhielten alle rumänischen Metropoliten und Bischöfe einen Sitz im Senat, die übrigen Kirchen nur je einen Sitz. Die Rumänen besaßen somit 18 bischöfliche Senatoren, die 1,5 Millionen Katholiken nur einen.
Der bereits 1934 geplante Bau einer orthodoxen Kathedrale wurde erst im Jahre 1994 begonnen und mit Spendengeldern aus aller Welt sowie aus eigenen Mitteln ein repräsentativer Kirchenbau im byzantinischen Stil an der Piața Podgoriei im Stadtzentrum errichtet.
Orthodoxe Kirchen wurden auch in den Stadtbezirken errichtet:
- II. Bezirk Micălaca: eine orthodoxe Kirche im 18. Jahrhundert und eine neue 1845
- III. Bezirk Șega: 1933
- IV. Bezirk Aradul Nou: eine orthodoxe Kirche im 17. Jahrhundert und eine neue 1937
- VI. Bezirk: Grădiște: 1940
- VII. Bezirk Gai: 1936
- VIII. Bezirk Bujac: 1976
- XIII. Bezirk Sânnicolau Mic: eine orthodoxe Kirche Anfang des 18. Jahrhunderts und eine neue 1804[6]
Die Stadt ist Sitz eines rumänisch-orthodoxen Bischofs sowie eines rumänisch-orthodoxen theologischen Seminars.
Griechisch-katholische Kirche
Zur Gründung der griechisch-katholischen (unierten) Kirche führten die Unionsbestrebungen des Kardinals Leopold Graf von Kollonitsch. Die Ukrainer der Karpatenukraine schlossen sich 1649 der römischen Kirche an. Auf der Synode von Brest-Litowsk von 1596 vereinigten sich die Russen mit Rom. Die Rumänen unterzeichneten 1697 die von Bischof Theophilus in Alba Iulia vorbereitete Unionserklärung, der sich auch Nachfolger Athanasius (1700) anschloss. Im Jahre 1721 entstand das unierte Bistum Făgăraș, dem das Bistum Oradea folgte. Die Unierten durften ihre Kirchensprache, die ostkirchliche Liturgie, die Kommunion unter beiden Gestalten und die Eheschließung vor der Priesterweihe behalten.[13]
Die griechisch-katholische Kirche ist seit 1770 in Arad vertreten und hat seit 1776 eine eigene Kirche. Eine neue wurde in der Zeitspanne 1912 bis 1923 errichtet. In der Zwischenkriegszeit wurde mit dem Bau einer Kirche im Stadtviertel Șega begonnen. Nach der Auflösung der griechisch-katholischen Kirche durch das kommunistische Regime (1948) wurden deren Kirchenbauten von den Orthodoxen übernommen. Die griechisch-katholische Kirchengemeinde wurde 1991 wiederbelebt.[6]
Reformierte Kirche
Die reformierte Kirche existiert in Arad seit dem 16. Jahrhundert. Der heute genutzte Kirchenbau wurde 1852 fertiggestellt. Reformierte Pfarrgemeinden gibt es in den Bezirken Gai und Grădiște.[6]
Evangelisch-Lutherische Kirche
Eine evangelische Gemeinde besteht seit der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts in Arad. Ihr Anwachsen und die damit verbundenen finanziellen Mittel ermöglichten den Bau der 1906 vollendeten Roten Kirche.[6] Die Rote Kirche wurde in neugotischem Stil erbaut. Sie ist mit einem reich verzierten Portal, einem 30 m hohen Turm und einem spätgotischen Altar ausgestattet. Den Namen „Rote Kirche“ verdankt sie ihrer Außenverblendung aus rotem Backstein.[13]
Freikirchen
Freikirchen begannen ihr Wirken in Arad in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. 1879 gründeten die Baptisten eine Kirche in Micălaca. Anfang des 20. Jahrhunderts wurden die adventistische und eine Pfingstgemeinde ins Leben gerufen.[6]
Judentum
Die jüdische Gemeinde wurde in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts eine aktive Komponente des religiösen Lebens der Stadt. Sie ließ sich im östlichen Teil der ehemaligen „Serbischen Stadt“ nieder. Ein Ausdruck des Wohlstandes der Gemeinschaft ist auch der 1834 eingeweihte Gebäudekomplex, in dessen Mitte sich die Synagoge befindet. Eine bedeutende Rolle im jüdischen Leben der Stadt spielte Rabbiner Aaron Chorin, ein früher Befürworter des Reformjudentums.[6]
Anfänge
Im Zuge der Christianisierung des Marosch-Kreisch-Raumes bemühte sich die Kirche neben ihrer missionarischen Tätigkeit um die Erziehung und Bildung der Jugend. Gegen Ende des Mittelalters schalteten sich die Städte mit ihren Stadt- und Lateinschulen in die Erziehung und Bildung der Jugend ein. Bischof Gerhard errichtete in der Zeit 1030 bis 1037 in Morisena (Csanád) ein Priesterseminar. Die Kapitelschule in Arad entstand im 12. Jahrhundert. König Karl Robert von Anjou gründete 1325 in Lippa eine Klosterschule (Minoriten). Die Neuzeit brachte einen tief greifenden Strukturwandel. Der Humanismus stellte das Ideal einer an der Antike orientierten Menschlichkeit auf. Während der Hochblüte des Humanismus in Westeuropa gehörten Arad und seine Umgebung dem Osmanenreich an. Christliches Bildungswesen wurde unmöglich, und nur im Schatten der wenigen Moscheen gab es jeweils eine Moslemschule. Die Zeit des Absolutismus ist gekennzeichnet durch eine Machtkonzentration in der Hand der Landesfürsten.[13]
18. Jahrhundert
Das Schulwesen fand anfangs in konfessionellen Schulen statt.
Kaiserin Maria Theresia legte die Grundlage für ein modernes Schulwesen. Die erste deutschsprachige Volksschule in der „Deutschen Stadt“ errichtete 1703 der Minoritenpater Kamill Höfflich, ihm folgte der Franziskaner Franz Preißler 1705 in der Festung und der „Serbischen Stadt“.[13] Der Unterricht fand in deutscher Sprache statt. In den nächsten Jahren wurden zwei orthodoxe Schulen und eine katholische Schule mit ungarischer Unterrichtssprache gegründet. Die Schulen wurden von den Glaubensgemeinschaften und vom Stadtrat finanziell unterstützt. Das erste Lyzeum wurde 1733 von den Armen Schulschwestern Nôtre Dame eingerichtet. Eine Lateinschule wurde 1745 ins Leben gerufen. 1774 wurde das Schulwesen neu organisiert.[6]
Im Geiste des aufgeklärten Absolutismus beauftragte Maria Theresia den Abt Johann Ignaz von Felbiger (1724–1788) mit der Ausarbeitung der am 6. Dezember 1774 erschienenen „Allgemeine Schulordnung für die deutschen Normal-, Haupt- und Trivialschulen“ für die deutschen Schulen der Erbländer der Habsburgermonarchie. Sie fand in der am 12. August 1776 genehmigten „Ratio Educationis“ in Ungarn ihre praktische Anwendung. Die neue Schulordnung kannte drei Schularten: Trivial-, Haupt- und Normalschulen. Die Trivialschulen waren einfache Landschulen; in den kreisstädtischen Hauptschulen wurden neben den Fächern der Trivialschulen auch Latein, Aufsatz, Geometrie, Physik, Erdkunde und Geschichte unterrichtet; die Normalschulen waren Ausbildungsstätten für Lehrer.[13]
19. Jahrhundert
Das deutsche Schulwesen der Stadt und des Komitats Arad geriet im 19. Jahrhundert in das Aktionsfeld der ungarischen Assimilationspolitik. Der Österreichisch-Ungarische Ausgleich (1867) brachte mit dem Schulgesetz von 1868 eine schulpolitische Wende. Die ungarische Sprache wurde Schul- und Pflichtfach (1879) in allen Minderheitenschulen. Das „Apponyische Schulgesetz“ (1907) war die letzte Steigerung zur Durchsetzung der ungarischen Sprache in den Schulen. Der Muttersprachunterricht begann erst im 3. Schuljahr mit wöchentlich drei Unterrichtsstunden. In der Zeit von 1867 bis 1918 war die Staatsschule ein Instrument der Einschmelzung der in Ungarn lebenden Minderheiten.[13]
Die Gründung der „Preparandia“ im Jahre 1812 war von entscheidender Bedeutung für die kulturelle und politische Emanzipation der Rumänen. Hier wurden Lehrer für rumänische Schulen ausgebildet. Das Schulgesetz von 1868 erlaubte den Glaubensgemeinschaften, den öffentlichen Vereinen und dem Staat, Schulen zu gründen. Im Jahre 1873 gab es in Arad außer der „Preparandia“ weitere vier rumänische Schulen in den Bezirken Centru, Micălaca, Pârneava und Șega. Ungarische Schulen gab es im Schuljahr 1884/1885 elf. Seit 1792 funktionierten noch eine serbische Schule und seit 1832 eine jüdische. Die Budapester Regierung führte 1883 Ungarisch als Pflichtfach in allen Schulen ein.[6]
20. Jahrhundert
Zwischenkriegszeit
Nach dem Ersten Weltkrieg entstanden die ersten rumänischen Lyzeen: „Colegiul Național Moise Nicoara“ und „Colegiul Național Elena Ghiba Birta“.
Der Aufbau der Staatsschulen stützte sich auf das Schulgesetz vom 30. Juni 1924. Mit der Regierung Constantin Anghelescu (1922–1926, 1933–1937) setzte eine minderheitenfeindliche Schulpolitik ein. Im April 1937 wurde die Volksschul-Oberstufe (5., 6. und 7. Klasse) romanisiert; 1938 eine ganze Reihe von deutschen Direktoren von Rumänen abgelöst. Im Januar 1938 entschied Unterrichtsminister Petrovici, dass an allen Staatsschulen die rumänische Sprache und die so genannten „Nationalfächer“ nur von Rumänen unterrichtet werden dürfen. Um die deutschsprachigen Staatsschulen besser betreuen zu können, errichtete der Schulbeauftragte der Deutschen Volksgruppe, Franz Kräuter, 1940 im Rahmen des „Banater Deutschen Kulturvereins“ eine Dienststelle (Schulamt), die Karl Waldner leitete. Neben den Staatsschulen wurden die katholischen und evangelischen Kirchenschulen aufgebaut. Sie stützten sich auf das Partikularschulgesetz von 1926. Mit dem Dekret Nr. 830 vom 20. November 1940 wurde die Deutsche Volksgruppe in Rumänien zur juristischen Person öffentlichen Rechts erklärt.[14] Das Dekret Nr. 977 vom 7. November 1941 machte die Deutsche Volksgruppe zum Träger deutschsprachiger Schulen.[15] Aus dem Bericht des Volksgruppenführers Andreas Schmidt an den Chef der Reichskanzlei Hans Heinrich Lammers geht hervor, dass die Volksgruppe 1942 insgesamt 152 Kindergärten, 478 Volks-, 12 Mittel- und 9 Oberschulen sowie 4 Lehrer- und Lehrerinnenbildungsanstalten mit zusammen 67.293 Schülern und 1.707 Lehrern betreute und leitete. Die deutschen Schulen im Arad der Zwischenkriegszeit waren:
- 1920 Deutsche Bürgerschule, später nach Neuarad verlegt
- 1936–1942 Katholisches Mädchengymnasium
- 1940–1944 Adam Müller-Guttenbrunn-Gymnasium Arad
- 1942–1944 Deutsches Mädchengymnasium Arad
- 1941–1944 Deutschsprachiger Handelskurs Arad
- 1942–1944 Deutsche Handelsschule Arad
- 1941–1944 Deutsche Berufsschule Arad
- 1936–1944 Deutscher Kindergarten Arad
- 1941–1944 Deutsche Sprachkurse des Goethe-Institutes, Arad[13]
Sozialistische Ära
Nach dem Umsturz vom 23. August 1944 setzte ein grundlegender Wandel ein. Die Kirchenschulen wurden im Herbst 1944 durch das Gesetz vom 3. August 1948 verstaatlicht. Das Bildungswesen wurde einer zentralen politischen Lenkung unterworfen. Ideologische Grundlage dafür waren die Prinzipien des Marxismus-Leninismus. Einer, der sich im Rahmen der gegebenen Möglichkeiten für den Aufbau deutscher Schulen in Arad einsetzte, war Josef Schneider.[13]
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde infolge der Schulreform von 1948 die Fakultät für Tiermedizin gegründet, die 1956 nach Timișoara verlegt wurde.
21. Jahrhundert
Schulinspektorat
- Inspectoratul Școlar al Județului Arad
Universitäten
- Staatliche Universität: Universitatea Aurel Vlaicu Arad[16]
- Private Universität: Universitatea de Vest Vasile Goldiș Arad
Lyzeen
- Colegiul Național „Elena Ghiba Birta“
- Colegiul Național „Moise Nicoară“
- Colegiul Național „Vasile Goldiș“
- Liceul Teoretic „Adam Müller-Guttenbrunn“ (Theoretisches Lyzeum Adam Müller-Guttenbrunn)
- Liceul cu Programm Sportiv (Sportlyzeum)
- Liceul de Artă „Sabin Drăgoi“ (Kunstlyzeum)
- Liceul Pedagogic „D. Țichindeal“ (Pädagogisches Lyzeum)
- Liceul Teologic Baptist (Theologisches Lyzeum der Gemeinde der Baptisten)
- Liceul Teologic Penticostal (Theologisches Lyzeum der Pfingstbewegung)
- Seminarul Teologic Liceal Ortodox (Theologisches Seminar der Gemeinde der Orthodoxen)
Fachschulen
- Centrul Școlar Special (Spezialschule für Sehbehinderte)
- Colegiul Tehnic „Aurel Vlaicu“
- Colegiul Economic (Fachschule für Wirtschaft und Verwaltung)
- Colegiul Tehnic de Construcții și Protectia Mediului (Fachschule für Bauwesen)
- Grupul Școlar Industrial „Iuliu Maniu“
- Grupul Școlar Industrial Transporturi Căi Ferate (Fachschule für Transportwesen)
- Grupul Școlar Industrial „Henri Coandă“
- Grupul Școlar Industrial „Csiki Gergely“
- Grupul Școlar de Industrie Ușoară (Fachschule für Leichtindustrie)
- Grupul Școlar Forestier (Fachschule für Forstindustrie)
- Grupul Școlar de Industrie Alimentară (Fachschule für Lebensmittelindustrie)
- Școala Postliceală Sanitară (Fachschule für Gesundheitswesen)