Aufstand der venezianischen Siedler auf Kreta (1363–1366)
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Der Aufstand der venezianischen Siedler auf Kreta war eine der schwersten Erschütterungen des venezianischen Kolonialreichs. Er dauerte von August 1363 bis mindestens April 1366 und zog demographische Verwerfungen auf der Insel Kreta und eine Wirtschaftskrise nach sich. Ein Teil der griechischen Grundbesitzerschicht verbündete sich zeitweise mit den Aufständischen, die in der Schlussphase eine Art Guerillakrieg führten. Niedergeschlagen wurde der Aufstand von Truppen unter Führung eines Condottiere.
Infolge des Vierten Kreuzzugs setzten die Venezianer auf Kreta nach abendländischem Vorbild das Lehnswesen durch und verlangten von ihren seit 1211 auf der Insel ansässigen Siedlern hohe Beiträge zur Lebensmittelversorgung der Mutterstadt und für den Unterhalt ihrer großen Flotten. Dennoch erzielten die Siedler meist relativ niedrige Preise für ihren Weizen, dessen Hauptabnehmer Venedig war. Zudem entzog ihnen die Kommune der Inselhauptstadt Candia (heute Iraklio) Arbeitskräfte in eigenem Interesse. Weiterhin schöpfte Venedig Gewinne aus der erzwungenen Annahme überbewerteter Münzen zu Lasten der Händler und Siedler ab. Außerdem war der ursprünglich starke Einfluss der auf Kreta siedelnden Venezianer auf die Politik der Lagunenstadt stark gesunken, während sie die Lasten als Flotten- und Handelsstützpunkt mitsamt Mannschaften, Bauten und materieller Unterstützung trugen.
Als Ursache des Aufstandes gilt die auf Versorgung Venedigs mit landwirtschaftlichen Erzeugnissen ausgerichtete Wirtschaftspolitik, wobei zahlreiche Bestimmungen, Einzelmaßnahmen und Gewohnheitsrechte die Grundlage bildeten.
Unmittelbarer Auslöser war eine als willkürlich wahrgenommene Festsetzung einer Sonderabgabe für die Infrastruktur. Infolge der Kampfhandlungen, aber auch durch wirtschaftliche Isolierung, wurde die tragende Schicht der von Venedig eingerichteten Feudalstruktur der Insel in Frage gestellt.