Benutzer:Olaf Simons/ET
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Die Erkenntnistheorie ist neben der Ethik, der Staatsphilosophie und der Logik eine der zentralen Disziplinen der Philosophie. Ihr Debattenfeld erstreckt sich bis weit in die benachbarten Disziplinen. Es geht mit ihr darum, wie weit sich gesicherte Erkenntnis erlangen lässt, wie ihre Verteidigung gegenüber Alternativoptionen funktioniert; und was aus einzelnen der Erkenntnisse theoretisch folgen würde.
Erkenntnistheorie greift, betrachtet man sie als Diskussion, beliebig in Wissenschaften, Rechtsbegründungen, religiöses Denken, und staatliche Verfassungen aus. Darin liegt sowohl ein kritisches Potential: Oft bietet sie, da sie Verlagerungen ins Abstrakte, Grundsätzliche und Theoretische erlaubt, Diskussionen Raum, die in den zur Debatte stehenden Bereichen nicht geführt werden können – Diskussion, in denen kritisch gefragt werden kann, mit welcher Gewissheit Religionen, Politik und Wissenschaften „Erkenntnisse“ verbreiten. Sie kann dabei genauso gut als die Lieferantin von neuen Begründungen auftreten, als Unterstützerin von Systemen, deren Grundlagen in Kritik geraten. Sie verspricht Wissenschaftlichkeit, Unparteilichkeit, Schlüsse, die allen vernünftig nachdenkenden nachvollziehbar sein sollen, und Bereitschaft, sich beliebigen Gegenargumenten zu stellen. Solange es Einsprüche gibt, will sie sich mit der Formulierung von Erkenntnissen zurückhalten – so die Selbstbeschränkung, die sie vom Glauben abgrenzen soll.
Im alltäglichen Umgang mit Dingen und Anschauungen mutet die Erkenntnistheorie oft als eigenartige Wissenschaft an: Ihre Teilnehmer stellen sich Fragen, die man sich erst stellt, wenn man an seiner Vernunft zweifelt, und sie tun dabei nicht, was jeder gesunde Mensch im Alltag tut. Sie vertrauen sich nicht einfach der „normalen“ Sicht an – stattdessen rekapitulieren sie vorangegangene Diskussionen und testen subtile Argumente dabei aus, oft unter Verweis darauf, dass ihnen selbst nicht klar sei wozu. Erkenntnistheoretisch betrachtet ist das eine legitime Wahrnehmung, da sie aufzeigt, dass hier tatsächlich eine gegenüber der alltäglichen Wirklichkeit eingegrenzte Diskussion größere Tragweite in ausgewählten Bereichen behauptet.