Biel/Bienne
Stadt und Gemeinde im Kanton Bern in der Schweiz / aus Wikipedia, der freien encyclopedia
Liebe Wikiwand-AI, fassen wir uns kurz, indem wir einfach diese Schlüsselfragen beantworten:
Können Sie die wichtigsten Fakten und Statistiken dazu auflisten Biel?
Fass diesen Artikel für einen 10-Jährigen zusammen
Biel/Bienne (deutsch Biel [biːl], Bieler Dialekt: [ˈb̥iˑəu], seltener [ˈb̥iˑəɫ], französisch Bienne [bjɛn])[5][6] ist eine Stadt im Schweizer Kanton Bern. Sie liegt am nordöstlichen Ende des Bielersees im Seeland und ist mit 55'070 Einwohnern die zehntgrösste Stadt der Schweiz.
Biel/Bienne | |
---|---|
Staat: | Schweiz Schweiz |
Kanton: | Kanton Bern Bern (BE) |
Verwaltungskreis: | Biel/Biennew |
BFS-Nr.: | 0371i1f3f4 |
Postleitzahl: | 2500–2505 |
UN/LOCODE: | CH BIE |
Koordinaten: | 585443 / 22066447.136797.24674434 |
Höhe: | 434 m ü. M. |
Höhenbereich: | 427–990 m ü. M.[1] |
Fläche: | 21,19 km²[2] |
Einwohner: | i55'070 (31. Dezember 2022)[3] |
Einwohnerdichte: | 2599 Einw. pro km² |
Ausländeranteil: (Einwohner ohne Schweizer Bürgerrecht) | 33,2 % (31. Dezember 2022)[4] |
Stadtpräsident: | Erich Fehr (SP) |
Website: | www.biel-bienne.ch |
Panorama von Biel/Bienne, | |
Lage der Gemeinde | |
Weitere Karten |
Biel ist die grösste zweisprachige Stadt der Schweiz und nach Bern die zweitgrösste Stadt des Kantons. Sie ist Hauptort des Verwaltungskreises Biel/Bienne. In der Agglomeration Biel leben gemäss aktueller Definition des Bundesamtes für Statistik (BFS) 101'271 Menschen in 27 Gemeinden.[7] Das Einzugsgebiet wird mit rund 150'000 Personen beziffert.[8]
Biel ist sowohl für das Seeland als auch für den Berner Jura und Teile des Kantons Solothurn das regionale, kulturelle und wirtschaftliche Zentrum. Die Hochschulstadt verfügt über mehrere Fachhochschulen. Biel ist vor Le Locle, Grenchen und La Chaux-de-Fonds das wichtigste Zentrum der Uhrenindustrie der Schweiz und wird unter anderem aufgrund des Hauptsitzes der Swatch Group und des Produktionsbetriebes von Rolex als Uhrenweltmetropole bezeichnet. Auch der Verband der Schweizerischen Uhrenindustrie FH hat seinen Sitz in der Stadt.
Biel zeichnet sich durch eine homogene Neustadt aus, die in der Gründerzeit und – vor allem im Bahnhofquartier – ab den 1920er Jahren nach den Regeln des Bauhauses[9] und des Neuen Bauens errichtet wurde, und durch eine hervorragend erhaltene Altstadt mittelalterlicher Struktur.
Lage
Die im Norden des Kantons Bern gelegene Stadt Biel befindet sich im Bereich des Drei-Seen-Landes und grenzt direkt an den Bielersee. Sie liegt am Jurasüdfuss.
Das Stadtzentrum Biels liegt grösstenteils um 434 m ü. M. (Zentralplatz), wobei sich das Stadtgebiet von 429 m ü. M. (Seespiegel Bielersee) bis auf 988 m ü. M. bei La Comtesse im Grenzdreieck zwischen Biel, Leubringen und Twann-Tüscherz erstreckt.
Das heutige Zentrum Biels (Innenstadt) ist die Neustadt, die sowohl in der Gründerzeit um 1900 als auch, vor allem im Bahnhofquartier, ab 1920 nach den Prinzipien des Bauhauses errichtet wurde. Sie befindet sich in der Ebene und wird durch den kanalisierten Arm der Schüss am Zentralplatz in einen nördlichen und südlichen Teil unterteilt. Der älteste, im 19. Jahrhundert erbaute Teil der Neustadt befindet sich nördlich der Schüss.
Angrenzend an die nördliche Neustadt befindet sich am unteren Ende der Hänge des Jurasüdfusses die mittelalterliche Altstadt, die durch einen überdeckten Arm der Schüss unterflossen wird, der später in den kanalisierten Arm mündet.
Der dritte natürliche Arm der Schüss fliesst in der Nähe Nidaus und des Bielersees in die Zihl.
Biel liegt 26 km nordnordwestlich von Bern, 28 km nordöstlich von Neuenburg und 23 km westsüdwestlich von Solothurn (jeweils Luftlinie).
Die Nachbargemeinden von Biel sind:
Leubringen, Orvin | Leubringen, Orvin | Sauge, Pieterlen |
Twann-Tüscherz | Orpund, Safnern | |
Bielersee | Nidau, Port | Brügg |
Klima
Die Stadt Biel liegt in der warmgemässigten Klimazone (effektive Klimaklassifikation Cfb), wobei die einzelnen Jahreszeiten, wie in der ganzen Schweiz nördlich der Alpen, stark ausgeprägt sind.
Die Jahresmitteltemperatur an der Messstation vom Bundesamt für Meteorologie und Klimatologie in Biel beträgt 9,1 °C, wobei im Januar mit −0,3 °C die kältesten und im Juli mit 18,7 °C die wärmsten Monatsmitteltemperaturen gemessen werden.
Wärmste Monate sind der Juli und der August. Während des Sommers sind im Mittel 46 Sommertage pro Jahr mit Temperaturen von mindestens 25 °C zu erwarten (berechnet für die Normalperiode von 1960 bis 1990), Hitzetage mit Temperaturen über 30 °C gibt es durchschnittlich 8 pro Jahr und an besonders heissen Sommertagen kann es sogar bis zu 35 °C warm werden.
Im Herbst, während des zumeist im September vorliegenden Altweibersommers, steigen die Temperaturen noch ein letztes Mal an und es herrscht eine gleichmässig schöne Witterung, welche eine gute Fernsicht erlaubt und die Laubverfärbung intensiviert.
Im Winter liegen die durchschnittlichen Tagesmitteltemperaturen um den Gefrierpunkt. Der kälteste Monat ist der Januar mit einer mittleren Temperatur von −0,3 °C. Langjährige Mittelwerte weisen für Biel 80 Frosttage (Minimaltemperatur < 0 °C) und 21 Eistage (Maximaltemperatur < 0 °C) aus.
Im Vergleich zu anderen Orten in der Umgebung weist die Stadt Biel somit ein deutlich milderes Klima vor.
Die 1203 mm Niederschlag fallen über das ganze Jahr verteilt, wobei im März, April, Juli, September und Oktober am wenigsten Niederschlag fällt.
Die Winde aus westlicher Richtung führen normalerweise, wie in der ganzen Westschweiz, den Niederschlag heran. Falls Bise (Ost- oder Nordostwind) herrscht, werden in allen Jahreszeiten kühlere Witterungsphasen als im Mittel vorherrschen. Der in den Alpentälern und am Alpenrand wichtige Föhn zeigt im Normalfall keine speziellen klimatischen Auswirkungen auf Biel.
Bei den Seglern ist der an heissen Sommerabenden einsetzende Wind von den Jurahöhen namens Joran sehr beliebt.
Monatliche Durchschnittstemperatur und -niederschläge für Biel (1981–2010)
Quelle: Bundesamt für Meteorologie und Klimatologie (MeteoSchweiz)[10] |
Stadtquartiere
Quartier | BFS-Code[11] |
---|---|
Rebberg/Vignoble | 371001 |
Altstadt/Vieille ville | 371002 |
Neustadt Nord/Nouvelle ville nord | 371003 |
Neustadt Süd/Nouvelle ville sud | 371004 |
Champagne | 371005 |
Bözingen/Boujean (Buschang) | 371006 |
Mett/Mâche | 371007 |
Madretsch Nord | 371008 |
Madretsch Süd | 371009 |
Vingelz/Vigneules | 371010 |
Zwischen 1900 und 1920 wurden die damals autonomen umliegenden Gemeinden Vingelz (1900), Bözingen (1916), Mett (1919) und Madretsch (1919) eingemeindet.
1920 wollten die beide Städte Biel und Nidau unter anderem aufgrund der Siedlungsentwicklung und der zunehmenden wirtschaftlichen Verbundenheit fusionieren und entschieden in getrennten Volksabstimmungen grossmehrheitlich für einen Zusammenschluss.
Der Grosse Rat des Kantons Bern widersetzte sich aber dem Vorhaben und genehmigte den Zusammenschluss von Biel und Nidau nicht. Die damals mehrheitlich bürgerliche Regierung des Kantons wollte nicht, dass der Hauptort des Amtsbezirks Nidau mit dem linken Biel fusionierte. Ein gegen diese Machtdemonstration beim Bundesgericht eingereichter staatsrechtlicher Rekurs änderte nichts an diesem Verdikt.
Auch 1951 lehnte der Grosse Rat des Kantons Bern ein Fusionsbegehren, dieses Mal von Biel und Port ab, obwohl der Zusammenschluss wiederum grossmehrheitlich von beiden Bevölkerungen und beiden Gemeinden gewünscht wurde.
Hinter beiden Fällen stand auch die Furcht des Berner Parlaments, die Stadt Biel könnte, vor allem da sich die Industrie in der Region Biel stark vergrösserte und das Bevölkerungswachstum stark einsetzte, im Kanton Bern zu bedeutend werden.
Heute ist das Siedlungsgebiet von Biel lückenlos mit denjenigen von Brügg, Nidau und Port zusammengewachsen. Zwischen Biel und Orpund bestehen nur kleine Freiflächen oder Waldflächen.
In der Agglomeration Biel leben nach aktueller Definition des BFS 101'271 Personen in 27 Gemeinden (Stand 2012). Gemäss dieser Definition gehören neben der Kernstadt Biel die Gemeinden Aegerten, Bellmund, Brügg, Evilard, Ipsach, Nidau, Port, Schwadernau, Studen und Worben zum Hauptkern der Agglomeration. Zum Agglomerationsgürtel gehören Mörigen, Orpund, Pieterlen, Safnern, Sauge, Scheuren, Sutz-Lattrigen sowie die gegenüber der Definition von 2000 neu hinzugestossenen Jens, Ligerz, Meinisberg, Merzligen, Orvin, Péry-La Heutte, Romont und Twann-Tüscherz.[12]
Frühgeschichte
Die ältesten bekannten Siedlungsspuren auf dem Gebiet der heutigen Stadt Biel sind Pfahlbauten im Bereich des Hafens von Biel-Vingelz. Die frühsten Fundstücke wurden auf das Jahr 2970 v. Chr. datiert.[13] Diese Funde sind Teil der prähistorischen Pfahlbauten um die Alpen, welche 2011 in das UNESCO-Weltkulturerbe aufgenommen wurden. Am Seeufer im unmittelbar an Biel angrenzenden Nidau wurden Siedlungsreste gefunden, welche bereits eine Besiedlung der Bieler Seebucht um 3800 v. Chr. belegen und möglicherweise gar auf eine Besiedlung im 5. Jahrtausend v. Chr. hinweisen.[14]
Archäologische Funde belegen die Existenz frühmittelalterlicher Siedlungen auf Bieler Boden. Spuren einer Siedlung oder eines Kastells aus der Römerzeit fehlen dagegen. 1846 wurden römische Münzen (1. Jahrhundert v. Chr. bis 4. Jahrhundert n. Chr.) in der Brunnquelle oberhalb der Altstadt gefunden; sie wird seither als Römerquelle bezeichnet.
Mittelalter
Der heutige Ortsname ist seit der Mitte des 12. Jahrhunderts belegt (1142 apud Bielnam, 1148 Bielno). Er wird zurückgeführt auf *Bĕlĕna, weibliche Form zum keltischen Götternamen Belenos[15]. Die verbreitete ältere Herleitung von ahd. buhil ‚Bühl, Hügel‘ erklärt dagegen den von Anfang an bezeugten und in der französischen Namensform erhaltenen Laut n nicht.[6]
Nach 1230 wurde Biel zu einer Stadt. Der Fürstbischof von Basel war der Stadtherr. Biel errichtete eine Stadtmauer. Unmittelbar daneben errichtete der Fürstbischof eine Burg. So wurde Biel zu einer Festung an der südlichen Grenze des Fürstbistums Basel.
Das Bieler Rechtsgebiet umfasste auch Vingelz, Leubringen und Bözingen. Im Jahre 1275 bekam die Stadt von König Rudolf von Habsburg das Stadtrecht verliehen.[16] Durch Burgrechtsverträge verband sich Biel mit Solothurn, Bern und Freiburg. Die Stadt entwickelte eine eigene Verwaltung, an deren Spitze als Vertreter des fürstbischöflichen Stadtherrn der Meier stand. Kleiner und Grosser Rat ("Rät und Burger"), Burgermeister, Venner und Säckelmeister bestanden aber auf einer weitgehenden Autonomie der Stadt.
Im Jahr 1327 verlieh der Basler Fürstbischof Hartung Münch den Bürgern von Biel das Recht, zweimal im Jahr einen viertägigen Markt abzuhalten. Dieses Recht und das Recht, ein Umgeld zu erheben, wurde 1336 durch Bischof Johann Senn von Münsingen bestätigt.[17]
Biel hatte das Bannerrecht im Erguel (Sankt-Immer-Tal, unteres Schüsstal, Pieterlen und Reiben an der Aare), das heisst, das Recht, Truppen auszuheben. Die Stadt nahm an verschiedenen Kriegszügen der Eidgenossenschaft teil. Seit 1478 war Biel – als Folge der Teilnahme an den Burgunderkriegen – als Zugewandter Ort der Eidgenossenschaft mit zwei Abgeordneten an deren Tagsatzungen vertreten.
Im Jahre 1512 erhielt die Stadt als Zugewandter Ort von Papst Julius II. eigens ein wertvolles «Juliusbanner» für die 1508–1510 im «Grossen Pavierzug» geleisteten Dienste zur Vertreibung der Franzosen.[18]
Die Reformation begann in Biel mit dem Wirken des Leutpriesters Thomas Wyttenbach, der spätestens ab 1523 offen im reformatorischen Sinn zu predigen begann, aber schon 1526 starb. Die endgültige Einführung der Reformation erfolgte wie in Bern im Jahre 1528.
Bis zum Ende des Ancien Régime bildete sich in Biel wie in anderen Städten eine deutliche Aristokratisierung der im Stadtregiment herrschenden Familien.
18. und 19. Jahrhundert
1798 wurde Biel Teil der Ersten Französischen Republik. Die Stadt war Hauptort des Kantons Biel, der zunächst zum Département Mont-Terrible gehörte. Ab 1800 waren Stadt und Kanton Biel Teil des Arrondissements Delsberg im Département Haut-Rhin. Am Wiener Kongress 1815 wurde die Stadt dem Kanton Bern zugesprochen und von diesem dem Amtsbezirk Nidau zugeteilt. 1817 wurde in Biel ein Gymnasium gegründet; sein erster Rektor war Johann-Conrad Appenzeller. 1832 erfolgte die Bildung des Amtsbezirks Biel.
1878 wurde in Biel der bedeutende Schweizer Schriftsteller Robert Walser geboren. Zu seinem Andenken hat die Stadt 1978, anlässlich seines hundertsten Geburtstags, den Robert-Walser-Preis gestiftet.
Spuren der Bieler Zweisprachigkeit kann man schon in spätmittelalterlichen Dokumenten finden. In diesem Bereich erlebte Biel am Ende des 19. Jahrhunderts durch den grossen Zuzug jurassischer, also französischsprachiger, Uhrmacher eine wichtige Wende.
20. Jahrhundert
1877 begann in Biel, als zweite Schweizer Stadt nach Genf das Zeitalter der Strassenbahn. Eine erste Linie, bis 1902 von Pferden gezogen, verband Nidau mit dem Bieler Hauptbahnhof und endete im heutigen Quartier Biel-Bözingen.
Zwischen 1900 und 1920 schlossen sich die umliegenden Gemeinden Vingelz (1900), Bözingen (1917), Mett und Madretsch (1920) mit Biel zusammen. Seit der Mitte des 20. Jahrhunderts erlebte Biel dank der Uhrenindustrie eine sehr rasche Entwicklung der Stadt und ihrer Bevölkerung. Dazu trug auch der Eisenbahnknotenpunkt bei.
Am 8. Dezember 1948 fuhr die letzte Strassenbahn in Biel. Die vier Strassenbahnlinien wurden danach von einem Trolleybus-System abgelöst, das heute noch existiert.
1964 wohnten in der Stadt Biel 64'848 Personen, was bis heute der Bevölkerungsrekord der Stadt ist.
In den 1970er-Jahren wurde Biel angefragt, ob es die Hauptstadt des neu zu gründenden Kantons Jura werden möchte. Die Stadt Biel lehnte dies aber ab und verblieb wie der protestantische Berner Jura beim Kanton Bern.
Ab 1976 formierten sich verschiedene Vereine und Bewegungen, die sich für die Rechte der Frauen und die Gleichstellung einsetzten. 1976 entstand die Gruppe «Frau und Arbeit». Nach einjähriger Vorarbeit wurde am 7. März 1984 der Bieler Verein «INFRA» gegründet.[19]
21. Jahrhundert
2002 fand in Biel, Neuenburg, Murten und Yverdon-les-Bains die Schweizer Landesausstellung (Expo.02) statt.
Seit der Jahrtausendwende resp. seit der Schweizer Landesausstellung 2002 begann in Biel, nach Jahren des Stillstandes seit dem Ende der Boom-Jahre 1960 bis 1970, eine rege Bautätigkeit einzusetzen. Es wurden und werden auf dem Stadtgebiet dringend benötigte Renovationen an städtischen Einrichtungen (unter anderem etliche Schulhäuser und das Kongresshaus) durchgeführt und im innerstädtischen Gebiet zum Teil grosse und zentrale Baulücken (unter anderem auf dem Gebiet des ehemaligen Lichtspiel- und Theaterhauses Capitol) geschlossen sowie dringend benötigte unterirdische Parkhäuser in der Innenstadt realisiert. Des Weiteren wurden und werden in der ganzen Stadt neue Wohn- und Geschäftshäuser gebaut. Es wurde durch städtische Förderprogramme begonnen, die architektonisch wertvollen Häuser zu renovieren. Am östlichen Rand Biels wurde 2015 der neu gebaute Sportanlagenkomplex (Tissot-Arena) eingeweiht. Es besteht ein Projekt alle Stadtverwaltungen in einem neu zu bauenden zentralen Rathaus unterzubringen. Des Weiteren wurde ein städtisches Parkleitsystem mit mehreren Parkhäusern errichtet, Fussgängerzonen eingerichtet und Plätze sowie Parkanlagen attraktiviert. Infolge des Aufschwungs und dem Bestreben der Stadtregierung zur Ansiedlung neuer Unternehmen konnten im neuen Teil des Industriegebiets Bözingenfeld viele neue Unternehmen und Spin-offs der ortsansässigen Fachhochschule angesiedelt werden. Dort steht seit 2004 auch die neue Fertigungsanlage der Rolex. In der Gurzelen, direkt neben der Uhrenfabrik Omega, ist 2019 der nach den Plänen des japanischen Architekten Shigeru Ban errichtete neue Hauptsitz der Swatch eröffnet worden.
Die Stadt Biel konnte ihre langandauernde wirtschaftliche Depression seit der Uhrenkrise 1970 mit der Jahrtausendwende überwinden und befindet sich nun in einem starken wirtschaftlichen Aufschwung, welcher sich in der umfangreichen Ansiedelung von Unternehmen und in der Expansion von bestehenden Unternehmen zeigt und zu einem Bevölkerungsanstieg von 7,2 % im Vergleich zum Jahre 2000 führte (Stand Ende 2010).
Quellen
- Sammlung Schweizerischer Rechtsquellen. II. Abteilung: Die Rechtsquellen des Kantons Bern. Erster Teil: Stadtrechte. Band 13: Paul Bloesch: Die Rechtsquellen der Stadt Biel mit ihren «Äusseren Zielen» Bözingen, Vingelz und Leubringen. mit einem Register von Achilles Weishaupt, Basel 2003.[20]
Jahr | Einwohner |
---|---|
1850 | 5'609 |
1860 | 8'719 |
1870 | 11'666 |
1880 | 16'579 |
1888 | 21'181[21] |
1900 | 29'557 |
1910 | 32'136 |
1920 | 34'599 |
1930 | 37'726 |
1941 | 41'219 |
1950 | 48'342 |
1960 | 59'216 |
1964 | 64'848 |
1970 | 64'333 |
1980 | 53'793 |
1990 | 51'893 |
2000 | 48'655 |
2005 | 50'407 |
2010 | 52'477 |
Die Stadt zählte am 31. Dezember 2022 55'070 Einwohner und ist damit die zehntgrösste Stadt der Schweiz. Des Weiteren bildet sie die grösste und juristisch die einzige zweisprachige Stadt des Landes. Der muttersprachlich deutsche Anteil der Bevölkerung betrug anlässlich der letzten Volkszählung im Jahre 2018 48,6 %, der französischsprachige 43,7 %. Für 57,3 % der Einwohner ist Deutsch die hauptsächlich verwendete Sprache im Alltag und für 42,7 % Französisch.[22] Die Bieler Bevölkerung ist an den Gebrauch der anderen Sprache im Alltag gewöhnt. Diese Tatsache macht aber nicht alle Einwohner automatisch zweisprachig. In Biel gilt als bilingue, wer in einer zweisprachigen Familie mit Deutsch und Französisch aufgewachsen ist. Biels Zweisprachigkeit wirkt sich auf zahlreiche Bereiche des Alltags aus, was für viele Einheimische und Besucher der Stadt ihren Charme verleiht.
Ende 2010 besassen 36'207 Personen in Biel die Schweizer Staatsbürgerschaft, 14'466 (28,5 %) waren Ausländer.[23] Unter den Ausländern machen Personen aus Italien (3'288 Personen) den grössten Anteil aus, gefolgt von Immigranten aus Portugal (1'221), Deutschland (1'098), der Türkei (885), Spanien (827) und Serbien (809).[24]
Die Bevölkerungszahl von Biel stieg seit dem Ende des 19. Jahrhunderts bis zur Uhrenkrise in den 1970er-Jahren sehr stark an. Der Höchststand wurde 1970 mit mehr als 64'000 Einwohnern verzeichnet. In den nachfolgenden Jahrzehnten nahm die Bevölkerungszahl infolge der Wirtschaftskrise (Uhrenkrise) bis auf rund 48'000 Einwohner im Jahre 2000 ab. Seitdem hat sich Biel erholt und die Bevölkerung Biels wächst wieder und die 50'000-Einwohner-Marke wurde erneut übertroffen. Zwischen 2000 und 2010 wuchs die Bevölkerung Biels um 7,2 %. Die Stadt ist, vor allem seit dem erneuten Aufschwung ab 2000, gemessen an ihrer Bevölkerung eine relativ junge Stadt, da über die Hälfte der Bevölkerung unter 45 Jahre alt ist: Im Jahre 2013 betrug der Anteil der 0- bis 44-Jährigen an der Bevölkerung 55,9 %, der Anteil der 45- bis 64-Jährigen 25,4 % und der Anteil der über 64-Jährigen 18,7 %.[25]
Sprachen und offizielle Zweisprachigkeit
Im alltäglichen Umgang werden überwiegend eine lokale Varietät des Berndeutschen und Französisch gesprochen. Bei einer Volkszählung im Jahr 2018 gaben 48,6 % der Einwohner Deutsch, 43,17 % Französisch, 9,6 % Italienisch, 5,1 % Albanisch, 3,9 % Spanisch, 4,0 % Portugiesisch und 8,7 % andere Sprachen als Muttersprache an.
Die Amts- und Verkehrssprachen in Biel und im Amtsbezirk Biel sind gleichberechtigt Deutsch und Französisch. Als einzige Stadt der Schweiz besteht eine gesetzliche Pflicht zur Zweisprachigkeit im Umgang der Behörden mit den Bürgern. So sind alle amtlichen Dokumente zweisprachig verfasst, und Behördengänge sind gleichermassen sowohl in deutscher als auch in französischer Sprache möglich. Sämtliche Strassenschilder sind zweisprachig, ausser dem Ring, der auf Französisch le Ring heisst. Deutsch wird immer oben bzw., wenn nebeneinander, vor dem Französischen geschrieben. Alle Ansagen in Bussen und Bahnen sind zweisprachig. In einzelnen Quartieren werden im selben Schulhaus deutschsprachige und französischsprachige Klassen unterrichtet. Filme werden, wie in weiten Teilen der Schweiz, in den Bieler Kinos in der Originalsprache mit deutschen und französischen Untertiteln gezeigt, aktuelle Erfolgsfilme auch in deutsch und französisch synchronisierten Fassungen, während Kinderfilme ausschliesslich in synchronisierten Fassungen vorgeführt werden.
Dennoch dominiert die deutsche Sprache im alltäglichen Gebrauch in Biel. Auch Logos, Reklame oder Beschilderungen von Werbeplakaten etc. sind teilweise nur auf Deutsch, seltener nur auf Französisch. Es ist keine Seltenheit, dass ein Gesprächspartner Deutsch spricht und der andere auf Französisch antwortet oder umgekehrt.
Die französischsprachige Bevölkerung verfügt über eine nichtparlamentarische Interessenvertretung, den Rat für französischsprachige Angelegenheiten des zweisprachigen Amtsbezirks Biel. Dieser ist Ansprechpartner für Interessen der französischsprachigen Bevölkerung des früheren zweisprachigen Amtsbezirks Biel mit beratender Funktion beim Regierungsrat und der Kantonsverwaltung des Kantons Bern.[26]
Eine Besonderheit stellt die Häufung von Germanismen und Lehnwörtern im gesprochenen Französisch, welches in Biel gesprochen wird, dar. Üblich sind z. B. «un schluck» für einen Schluck (französisch «une gorgée»), «manteau de pluie» für Regenmantel (französisch «imperméable»), «un witz» für einen Witz (französisch «blague») oder «poutzer» für putzen (anstatt französisch «nettoyer»). Ebenfalls bemerkbar ist der Einfluss des deutschen Satzbaues auf die gesprochenen französischen Sätze. So sagen bspw. Französisch sprechende Bieler: «Je vais laisser réparer mes chaussures» anstatt des im Hochfranzösischen korrekten «Je vais faire réparer mes chaussures».
Religionen und Konfessionen
Laut einer Umfrage des Bundesamtes für Statistik aus dem Jahr 2018 waren 24,3 % (10'955 Personen) der Wohnbevölkerung evangelisch-reformiert, 25,8 % (11'617 Personen) römisch-katholisch, 9,8 % (4'427 Personen) muslimisch und weitere 9,0 % (4'055 Personen) gehörten einer anderen christlichen Konfession oder einer anderen Religion an. 29,9 % (13'450 Personen) waren konfessionslos.[27]