Brüssel
Metropolregion in Belgien / aus Wikipedia, der freien encyclopedia
Liebe Wikiwand-AI, fassen wir uns kurz, indem wir einfach diese Schlüsselfragen beantworten:
Können Sie die wichtigsten Fakten und Statistiken dazu auflisten Brüssel?
Fass diesen Artikel für einen 10-Jährigen zusammen
Brüssel (französisch Bruxelles [bryˈsɛl], manchmal auch [bryˈksɛl], niederländisch Brussel [brɵsəɫ]) bezeichnet entweder die Gemeinde Stadt Brüssel (französisch Ville de Bruxelles, niederländisch Stad Brussel), das zusammenhängende Stadtgebiet der Region Brüssel-Hauptstadt (französisch Région de Bruxelles-Capitale, niederländisch Brussels Hoofdstedelijk Gewest) oder den gesamten verstädterten Ballungsraum, der auch Vororte umfasst.
Die zweisprachige Region Brüssel-Hauptstadt ist neben Flandern und der Wallonie eine von drei Regionen im föderalen belgischen Staatsaufbau. Die Region Brüssel-Hauptstadt ist ein zusammenhängendes Stadtgebiet mit rund 1,21 Millionen Einwohnern (Stand 1. Januar 2019) und besteht aus 19 Gemeinden, die mit Stadtteilen vergleichbar sind.[1] Sie weist mit rund 7441 Einwohnern pro Quadratkilometer[2] eine hohe Bevölkerungsdichte auf.[3] Sie ist daher nicht mit den weit ins Umland reichenden Metropolregionen vergleichbar, die rund um viele europäische Großstädte definiert wurden. Der Ballungsraum Brüssel ist noch einmal wesentlich größer als die Region Brüssel-Hauptstadt.
Die Stadt Brüssel ist die Haupt- und Residenzstadt des Königreichs Belgien. Sie bildet das Zentrum der Region Brüssel-Hauptstadt, ist eine ihrer 19 Gemeinden und hat etwa 180.000 Einwohner. Dort haben mehrere föderale Institutionen ihren Sitz: Die Stadt Brüssel ist Verwaltungssitz der Region Brüssel-Hauptstadt. Hier befindet sich darüber hinaus der Verwaltungssitz der Französischen Gemeinschaft Belgiens, während die Wallonische Region ihren Sitz in Namur hat. Die Organe der Region Flandern und der Flämischen (niederländischsprachigen) Gemeinschaft sind fusioniert und haben ihren Sitz ebenfalls in der Stadt Brüssel.[4] Zudem stellt die Stadt den Hauptsitz der Europäischen Union sowie den Sitz der NATO, ferner den des ständigen Sekretariats der Benelux-Länder und von EUROCONTROL dar.
Im Jahre 996 erstmals urkundlich erwähnt und im Mittelalter zur Hauptstadt des Herzogtums Brabant aufgestiegen, wurde Brüssel mit der Unabhängigkeit Belgiens 1830 zu dessen Hauptstadt erhoben. Zusammen mit seinen umliegenden Gemeinden ist Brüssel heute als Industrie- und Handelsstadt mit zwei Universitäten, mehreren Hochschulen, Akademien, Bibliotheken, Museen und Bühnen ein bedeutendes Wirtschafts-, Wissenschafts- und Kulturzentrum sowie ein wichtiger Verkehrsknotenpunkt im Zentrum des Landes.
Der Artikel Region Brüssel-Hauptstadt behandelt vor allem die Themen Politik, Verwaltung und Sprachensituation. Weitere und übergreifende Themen werden nachfolgend behandelt.
Die Stadt Brüssel befindet sich recht zentral innerhalb des belgischen Staatsgebiets, eingebettet im Brüsseler Becken zwischen dem Flandrischen Tiefland und dem Brabanter Plateau auf einer Höhe zwischen 15 und 100 Metern über dem Meeresspiegel. Die Senne durchzieht die Stadt von Südwesten nach Nordosten, wo sie durch ihre großflächige Überwölbung aus dem 19. und 20. Jahrhundert nicht mehr auszumachen ist. Außerdem quert ein Schifffahrtskanal, ausgehend von Anderlecht und der westlichen Stadtgrenze mit Molenbeek-Saint-Jean/Sint-Jans-Molenbeek, das nördliche Stadtgebiet Brüssels und verbindet damit die Stadt mit Charleroi und Antwerpen.
Die Region Brüssel-Hauptstadt ist eine der drei Regionen und einer der 43 Verwaltungsbezirke Belgiens. Sie umfasst das zweisprachige Gebiet der Hauptstadt Brüssel und ist in 19 selbständige Gemeinden gegliedert. Die Stadt Brüssel, die das Stadtzentrum Brüssels umfasst, ist eine dieser 19 Gemeinden.
Verwaltungsgliederung
Die Stadt Brüssel (rote Fläche auf der Karte links) bestand ursprünglich nur aus dem Stadtkern von Brüssel, auch Pentagon aufgrund seiner fünfeckigen Form genannt. Ihr wurden 1921 die zuvor selbständigen Gemeinden Haren, Laken und Neder-Over-Heembeek eingegliedert. Heutzutage kann man die Stadt Brüssel in sechs Teile aufteilen: das Pentagon, Laken, Neder-Over-Heembeek, Haren, die Südachse Louise/Louiza-Roosevelt, welche die Hauptstadtregions-Gemeinde Ixelles/Elsene durchtrennt, und das Europaviertel.
Die Region Brüssel-Hauptstadt ist in 19 selbständige Gemeinden gegliedert (siehe Karte rechts), die jedoch ein zusammenhängendes Stadtgebiet bilden. Die Gemeinden haben bis heute ein hohes Maß an politischer Eigenständigkeit bewahrt. In puncto Lebensqualität und Wohncharakter unterscheiden sich die Hauptstadtgemeinden teils sehr stark voneinander. So gelten die südöstlichen und östlichen Gemeinden der Region Brüssel-Hauptstadt, unter anderem aufgrund ihrer Nähe zum Erholungsgebiet Zonienwald, allgemein als bevorzugte Wohngegenden. Insbesondere zentrumsnahe Gemeinden wie Molenbeek, Anderlecht, Schaarbeek, Sint-Joost-ten-Node und Sint-Gillis werden dagegen eher von den Armen bewohnt und vermitteln teilweise einen heruntergekommenen Eindruck.
Der Unterschied zwischen der Stadt Brüssel und der Region Brüssel-Hauptstadt erinnert an jenen zwischen City of London und Greater London – allerdings nicht im Hinblick auf die Größenverhältnisse. Die Stadt Brüssel hat einen vergleichsweise hohen Flächenanteil von etwa 20 % an der Region Brüssel, während der Anteil der City of London an der Fläche von Greater London weniger als 0,2 % beträgt.
Ausdehnung und Agglomeration
Das Gemeindegebiet der Stadt Brüssel umfasst 32 km², die Hauptstadtregion hingegen 161 km². Auf der Fläche dieser Gebietskörperschaft leben 1.175.000 Menschen (Stand: 1. Januar 2016), das sind 7298 Einwohner pro Quadratkilometer, mehr als in jeder deutschen Großstadt (die größte Dichte hat München mit 4668 Einwohnern pro Quadratkilometer). Die Siedlungsfläche der Brüsseler Agglomeration im geografischen Sinne erstreckt sich über die Regionsgrenzen hinweg in Gemeinden der umgebenden Region Flandern. Die durch belgische Behörden noch nicht definierte Metropolregion (siehe unten) ist noch wesentlich größer und erstreckt sich auch in die Region Wallonien.
Die Brüsseler Metropolregion kann in unterschiedlicher Weise verstanden werden. Erstens gibt es die operationalisierte Agglomeration (geoperationaliseerde agglomeratie) mit 1.451.047 Einwohnern. Zusammen mit der Banlieue (wörtlich „Bannmeile“, „Vorstädte“) sind es 1.831.496 Einwohner und mit dem Pendler-Einzugsgebiet (forensenwoonzone) ergibt sich eine Population von 2.676.701 Einwohnern und mehr.
Die Gliederung der städtischen Siedlungsfläche in 19 Gemeinden rührt daher, dass man mit dem im mittleren Drittel des 19. Jahrhunderts beginnenden rapiden Bevölkerungswachstum anders umging als in deutschen Städten. Hauptstadtrolle und Industrialisierung förderten die Zuwanderung und damit die Verstädterung der vorher ländlichen Umlandgemeinden. Ein großer Teil der Zuwanderer kam aus der Wallonie und Nordfrankreich, was auch das Sprachgefüge der vorher flämischen Orte veränderte. Anders als 1920 in Berlin wurden nur wenige der zu Städten angewachsenen Dörfer in die Hauptstadt eingemeindet. Die wenigen Ausnahmen kamen auf königlichen Erlass zustande und betrafen vorrangig Schlossparks, Verwaltungsareale und andere Bereiche für repräsentative hauptstädtische Bauten. So besteht die Stadtgemeinde Brüssel heute aus dem von den Linien der 1356 und 1383 errichteten äußeren Stadtbefestigung vorgegebenen „Pentagon“ und mehreren Ausläufern, die teilweise schmal und lang bis an den Rand der Hauptstadtregion reichen. Die 18 verbliebenen Nachbargemeinden behielten zwar ihre kommunale Eigenständigkeit, gaben aber, ebenso wie Brüssel selber, Kompetenzen an die 1971 institutionalisierte Agglomeration ab. Im Jahre 1989 ging aus der Agglomeration die Region Brüssel-Hauptstadt hervor und übernahm einen großen Teil der kommunalen Aufgaben und Befugnisse.
Die europäische Statistikbehörde Eurostat stellt die Hauptstadtregion als „City“ auf eine Ebene mit den großen Stadtgemeinden und betrachtet somit Brüssel als Millionenstadt.[5][6] Für die Metropolregion Brüssel, die von belgischen Behörden eigentlich noch nicht definiert wurde, berechnete Eurostat eine Fläche von 3823 Quadratkilometern und für 2012 eine Bevölkerung von 2.922.678 Einwohnern, also 759 Einwohner pro Quadratkilometer. Zum Vergleich: Die Hauptstadtregion hat eine Fläche von 161,38 Quadratkilometern mit 1.175.000 Einwohnern (Stand: Januar 2016), also 7298 Einwohner pro Quadratkilometer.[7]
Bevölkerung
Die demographischen Verhältnisse der Region Brüssel-Hauptstadt sind äußerst heterogen. Insbesondere der Bevölkerungsanteil mit Migrationshintergrund ist je nach Gemeinde unterschiedlich. Mit 98 % hat Saint-Josse-ten-Noode den höchsten Anteil an Allochthonen aufzuweisen, gefolgt von Saint-Gilles (81 %), Schaerbeek und Molenbeek-Saint-Jean (beide jeweils 74 %). Die beiden Außengemeinden Ganshoren und Watermaal-Bosvoorde haben mit jeweils 24 % den geringsten Allochthonenanteil. Insgesamt hat Brüssel mit 57 % (nach NPDATA) einen für europäische Verhältnisse sehr hohen Anteil an allochthoner Bevölkerung.
Die niederländischsprachige Minderheit wohnt vor allem in den nördlichen und westlichen Gemeinden der Region Brüssel-Hauptstadt und macht dort einen Anteil von ca. 15 % an der örtlichen Bevölkerung aus, in den Südbezirken sinkt ihr Anteil auf unter 10 %.
Bevölkerungsentwicklung von Brüssel-Hauptstadt[8] | ||||||
---|---|---|---|---|---|---|
1990 | 1995 | 2000 | 2005 | 2010 | 2015 | 2020 |
964.385 | 951.546 | 959.318 | 1.006.749 | 1.089.538 | 1.175.173 | 1.218.255 |
Brüssel liegt mit seiner Vollhumidität in der kühlgemäßigten Klimazone mit Seeklima.
Aufgrund der Lage Brüssels in relativer Küstennähe steht die Stadt unter dem Richtung Binnenland schwächer werdenden Einfluss von Meeresluftmassen, welche geringere Temperaturschwankungen im Jahresverlauf bewirken. In Brüssel ist der Juli mit einer Durchschnittstemperatur von 18,7 °C der wärmste, der Januar mit 3,7 °C der kälteste Monat. Die jährliche Durchschnittstemperatur liegt bei etwa 11,0 °C. Die mittlere Sonnenscheindauer liegt bei rund 1603,7 Stunden im Jahr. Die durchschnittlichen Maximaltemperaturen liegen im Juli bei etwa 23,2 °C, das mittlere Minimum bei rund 14,1 °C. Im Januar liegt das mittlere Maximum bei rund 6,1 °C, die durchschnittlichen Minimaltemperaturen bei ungefähr 1,4 °C.[9]
Die Niederschlagsmengen im Bereich Brüssel bewirken einen humiden Jahresverlauf, wobei im Dezember mit etwa 87,4 mm Niederschlagshöhe die meisten Niederschläge fallen. Die mittlere Niederschlagsmenge in Brüssel beträgt pro Jahr rund 837,1 mm. Die Anzahl der Regentage liegt bei rund 189,8 Tagen. Die durchschnittliche Anzahl an Frosttagen liegt bei rund 39,4 Tagen.[9] Schnee ist im Winter eher selten.
Brüssel | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Klimadiagramm | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
|
Klimadaten Brüssel
Station Brüssel-Ükkel (Uccle / Ukkel), Brabant / Belgien, 100 m über NHN
|
Brüssel | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Klimadiagramm | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
|
Klimadaten Brüssel
Station Brüssel-Ükkel (Uccle / Ukkel), Brabant / Belgien, 100 m über NHN
|
Anfänge
Der Name Brüssel setzt sich aus den Wortbestandteilen bruk und sel[la] zusammen. Der erste Namensbestandteil wird mit altniederländisch bruoc bzw. neuniederländisch broek („Sumpf“, „Bruch“) erklärt, während der zweite Teil aus dem altniederländischen sella („Sitz“, „Wohnort“) abgeleitet ist. Der Name bedeutet demnach „Wohnort im Sumpf“, wie dies auch für die deutsche Stadt Bruchsal und die nordfranzösische Gemeinde Broxeele (niederländisch: Broksele) zutrifft. Eine ältere Erklärung, wonach der Name aus brug („Brücke“) und einer Verballhornung des Flussnamens Senne zusammengesetzt sei, wird in neuerer Zeit nicht mehr angenommen. Das k bzw. g im Auslaut wurde mit dem s im Anlaut zu einem x in der späteren französischen Form Bruxelles.
Der Legende nach wurde im 7. Jahrhundert durch den heiligen Goorik an der Stelle der heutigen Stiftskirche eine dem Heiligen Michael geweihte Kapelle gegründet. Eine Handschrift aus dem Jahre 695 berichtet, dass Bischof Vindicianus (620–712) von Cambrai krank in Brosella darnieder lag. In einer Urkunde Ottos des Großen aus dem Jahr 966 wird der Ort Bruocsella erwähnt. 977 bis 979 errichtete Karl von Niederlothringen eine Burg auf einer Insel im Flüsschen Senne und die Sankt-Gudula-Kapelle auf dem Treurenberg. Die Burg wird an der Stelle des heutigen Sankt-Goriks-Platzes vermutet und wurde Sitz der Grafschaft Brüssel, damals eine der vier Grafschaften des Gaues Brabant. Burg und Kapelle waren Ausgangspunkte für die Entstehung einer größeren Siedlung. Archäologische Spuren aus dieser Zeit wurden jedoch bisher nicht gefunden.
Aufstieg zur Hauptstadt Brabants
Mit der Gründung des Domkapitels im Jahre 1047 wurde Sankt Gudula zur Stiftskirche. Im Hochmittelalter nahm Brüssel entscheidenden Aufschwung. Unter der Herrschaft Herzog Heinrichs I. (1190–1235) von Brabant wurde 1225 begonnen, die alte romanische Stiftskirche durch die heutige gotische Basilika zu ersetzen. Im Jahre 1229 verlieh er dem Ort das Stadtrecht, woraufhin der erste, 4 km lange Mauerring gebaut wurde, der außer der Handwerkersiedlung um den Grote Markt auch die Basilika umschloss und das herzogliche Schloss auf dem Koudenberg. Mehrere Türme und Mauerabschnitte wurden im 20. Jahrhundert wieder freigelegt, nachdem sie jahrhundertelang umbaut gewesen waren. Die Städte Brabants genossen große Privilegien und waren über ein Ständeparlament an allen politischen Entscheidungen des Herzogtums beteiligt.
Nachdem Johann III. von Brabant bei seinem Tod 1356 drei Töchter, aber keinen Sohn hinterlassen hatte, beanspruchte im Brabanter Erbfolgekrieg Graf Ludwig II. von Flandern die Stadt. Herzogin Johanna konnte ihre Hauptstadt nicht halten und musste sie einer flandrischen Garnison überlassen. Der Brüsseler Bürger Everard t’Serclaes vertrieb die flandrischen Truppen im Handstreich. Der alte Mauerring hatte sich im Erbfolgekrieg als zu schwach erwiesen und war zudem für die wachsende Bevölkerung zu eng geworden. Daraufhin wurde zwischen 1356 und 1383 unter der Herrschaft Johannas und ihres zweiten Gatten Wenzel von Luxemburg eine 8 km lange neue Stadtbefestigung angelegt. Ihr Verlauf ist weitgehend in den Boulevards des kleinen Rings zu erkennen, die teilweise die Grenze der Stadt Brüssel zu ihren Nachbargemeinden innerhalb der Hauptstadtregion bilden. Herausragendes Bauwerk dieser Befestigung ist die heute als Museum genutzte Porte de Hal bzw. Hallepoort („Hallesches Tor“) ganz im Süden.
Burgunder und Habsburger
Ab 1420 entstanden das Rathaus und die ersten Zunfthäuser am Großen Markt. 1430 erbte Philipp der Gute, Herzog von Burgund, das Herzogtum Brabant. Er machte Brüssel zur Hauptstadt seines Burgunderreiches. Die Stadt blühte in dieser Zeit wirtschaftlich auf. Bildhauer, Teppichwirker und Goldschmiede fanden ihr Auskommen. Künstler wie Rogier van der Weyden (ebenso wie im 16. Jahrhundert Pieter Brueghel der Ältere) ließen sich in der Stadt nieder. Die Enkelin Philipps des Guten, Maria von Burgund, heiratete 1477 Maximilian von Habsburg, den späteren (ab 1508) Kaiser des Heiligen Römischen Reichs. Dadurch kam Brabant unter die Herrschaft des Habsburgerreiches. Nach einer kurzen Unterbrechung durch Margarete von Österreich, welche die Residenz nach Mechelen verlegte, wurde Brüssel nach 1531 erneut Hauptstadt von Burgund.
Im Augustinerorden fand die Reformation schon früh Anhänger sowohl in Antwerpen als auch in Brüssel. Aber bereits 1522 ließ die habsburgische Regentin erstmals Evangelische verhaften, 1523 wurden die beiden Augustinermönche Johannes van Esschen und Hendrik Vos nach ihrer Verurteilung durch die Inquisition hier verbrannt. Das war der Beginn der Verfolgung der Protestanten in den südlichen Niederlanden. Diese erste Verfolgungswelle führte zur Flucht von etwa 40.000 Personen nach Amsterdam und Emden. Von 1544 bis 1648 folgten ungefähr 60.000 evangelisch gewordene Wallonen, die ebenfalls in die nördlichen Niederlande gingen. Ab 1680 flüchteten nochmals etwa 100.000 Flamen in die nördliche Niederlande, um ihren protestantischen Glauben frei ausüben zu können.[10]
Nach dem Tode Karls V. wurde unter seinem Sohn Philipp II. der größere Teil des heutigen Belgiens mit Brüssel Bestandteil der Spanischen Niederlande. Unter Philipp II. kam es zu Erhebungen gegen die spanische Herrschaft, unter anderem zu den Aufständen der Grafen von Hoorn und von Egmont. Mit der Hinrichtung der beiden Adligen auf dem Großen Marktplatz zu Brüssel wurden die Aufstände 1568 blutig niedergeschlagen. Infolge des gescheiterten Aufstandes kam es 1578–1579 zur Gründung der Union von Utrecht, der Keimzelle der späteren unabhängigen nördlichen Niederlande, welche die spanische Herrschaft bis 1648 abwarfen und aus dem Heiligen Römischen Reich ausschieden. Unter dem zu trauriger Berühmtheit gelangten spanischen Statthalter Fernando Álvarez de Toledo, dem Herzog von Alba, wurden die Protestanten mit allen Mitteln verfolgt. Der Exodus eines bedeutenden Teiles der wirtschaftlichen und geistigen Elite Brabants, vorwiegend nach Amsterdam, bewirkte den wirtschaftlichen Abstieg der Region und beflügelte den Aufstieg Hollands, das bis dahin hinter Flandern und Brabant stets zurückgestanden hatte.
Nach dem Achtzigjährigen Krieg
Infolge des Achtzigjährigen Krieges und des Westfälischen Friedens von 1648 wurden die nördlichen Niederlande unabhängig, während die südlichen Niederlande und damit Brüssel unter spanischer Herrschaft blieben. In der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts kämpfte Frankreich unter Ludwig XIV. um die Vormachtstellung in Europa. Die Truppen Ludwigs XIV. eroberten Westflandern und den Hennegau.
Brüssels Großer Markt wurde 1695 drei Tage lang mit Kanonen bombardiert und fast völlig zerstört. Im Frieden von Rijswijk 1697 musste Frankreich die niederländischen Gebiete wieder abtreten. Infolge des Spanischen Erbfolgekrieges 1701–1714 erlangte der österreichischen Zweig des Hauses Habsburg die Herrschaft über die südlichen Niederlande und damit über Brüssel. 1746 wurde Brüssel infolge des Österreichischen Erbfolgekrieges nach der Belagerung von Brüssel vom in französischen Diensten stehenden Feldherren Moritz von Sachsen eingenommen. Brüssel blieb bis zum Frieden von Aachen 1748 in französischer Hand. Im Januar 1749 verließen die Franzosen die Stadt wieder und gaben sie an Österreich zurück.
Zeit der Revolutionen
Aus Unwillen über die Reformen Josephs II., der einen aufgeklärten Absolutismus verfocht und zum Zwecke der Zentralisierung seiner Territorien zum Einheitsstaat mit Hochdeutsch als Staatssprache die althergebrachten Privilegien der Länder seines Herrschaftsgebietes abschaffen wollte, brach im Oktober 1789 die Brabanter Revolution aus. Sie mündete im Dezember desselben Jahres in die knapp ein Jahr währende Unabhängigkeit der Vereinigten Belgischen Staaten. Josephs Herrschaft über Brüssel währte danach noch bis zum Jahr 1794, in dem französische Revolutionstruppen das Land eroberten. Die französische Herrschaft endete 1815 mit der Niederlage Napoleons auf dem Schlachtfeld von Waterloo, das sich unmittelbar südlich der heutigen Region Brüssel-Hauptstadt befindet. Im Wiener Kongress von 1814 bis 1815 wurden die südlichen Niederlande mit den nördlichen Niederlanden unter Wilhelm I. von Oranien vereinigt. Doch infolge der divergenten politischen und kulturellen Entwicklung im Laufe der Geschichte waren Konflikte zwischen den beiden Landesteilen von vornherein angelegt.
Der französischsprachige und hauptsächlich katholische Süden fühlte sich gegenüber dem protestantischen, „holländischen“ Norden benachteiligt, was Politik, Unterricht und Wirtschaft anbelangte. Die Belgische Revolution führte 1830 zur Abspaltung aus dem Vereinigten Königreich der Niederlande und zur endgültigen Gründung eines belgischen Staates. Da die Großmächte England, Preußen, Österreich und Russland ein Interesse daran hatten, den Konflikt friedlich beizulegen, um einer möglichen Einflussnahme und damit einem Wiedererstarken Frankreichs entgegenzuwirken, bestätigten sie auf der Konferenz von London die Unabhängigkeit des neuen Königreichs. Brüssel wurde Hauptstadt Belgiens und Leopold I. von Sachsen-Coburg der erste König einer neuen konstitutionellen Monarchie.
Das moderne Brüssel seit dem 19. Jahrhundert
Durch die neue Rolle als Hauptstadt eines unabhängigen Staates sowie durch die Industrialisierung Belgiens im 19. Jahrhundert und anderer Faktoren erlebte Brüssel einen deutlichen Aufschwung. Die Bevölkerung wuchs merklich, auch infolge der starken Zuwanderung aus der Wallonie und Frankreich, was auch zu einer Privilegierung der französischen Sprache führte. Ehemals ländliche Gemeinden um den historischen Stadtkern verschmolzen zu einem städtischen Ballungsraum; große neue Stadtteile kamen im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert hinzu. Bereits um 1850 entstanden Ladenpassagen in der Innenstadt, in der Folgezeit große Gebäude wie der Justizpalast (1866–1883), die Börse (1873), der Triumphbogen (Fertigstellung 1905) und die Jugendstilbauten der Stadt, beispielsweise jene des Architekten Victor Horta.
Auch die Weltausstellung 1897 trug zur Förderung der Infrastruktur bei. Unter anderem wurde das Kolonienpalais (das heutige Königliche Zentralafrika-Museum) im Vorort Tervuren durch den Bau einer elf Kilometer langen Prachtallee mit der Hauptstadt verbunden.
Im Jahr 1899 fand in Brüssel der erste Internationale Kongress zur Bekämpfung der Geschlechtskrankheiten statt.[11]
Belgien war in beiden Weltkriegen als Vormarschgebiet Opfer der deutschen Offensivstrategie. 1914 marschierten deutsche Truppen durch Belgien, um einen schnellen Sieg über Frankreich zu erringen. König Albert I. verließ Brüssel am 14. August 1914 und Brüssel wurde zur offenen Stadt.[12]
Im Zweiten Weltkrieg wurde der Westfeldzug der deutschen Wehrmacht zu einem Blitzkrieg: Er begann am 10. Mai 1940, die Dyle-Stellung wurde am 16. Mai durchbrochen, einen Tag später besetzte die Wehrmacht Brüssel kampflos.[13] Belgien kapitulierte am 28. Mai (und Frankreich am 22. Juni 1940). Während der Besatzung führte die deutsche Wehrmacht am 3. September 1942 abends einen gezielten Pogrom gegen Juden in dem dichtbesiedelten armen Innenstadtviertel Marolles durch und durchsuchte zahlreiche Häuser; 718 Juden wurden gefangen.[14]
Im Laufe der vier Besatzungsjahre kristallisierte sich Brüssel als „Epizentrum des belgischen Widerstands“ heraus.[15] So verweigerten die 19 Gemeinden, aus denen sich Brüssel schon damals zusammensetzte, 1942 die Einführung des Judensterns.[16] Bürgermeister Jules Coelst antwortete den deutschen Besatzern, seine Kollegen und er könnten sich nicht entschließen, „sich an einer Anordnung zu beteiligen, die so offen gegen die Würde des Menschen verstößt.“[17] Ebenso weigerten sich die Brüsseler Bürgermeister und die Polizei, sich an den Razzien der deutschen Sicherheitsdienste gegen Juden zu beteiligen.[18]
„Nur wenige Städte im besetzten Europa haben sich der Nazi-Herrschaft so mutig und konsequent widersetzt.“
Im September 1944 rückten die alliierten Truppen sehr schnell voran. Die Wehrmacht räumte ihre Stellungen teils überstürzt; vielerorts kam es nur zu Nachhutgefechten. Brüssel wurde am 3. September 1944 von der Second Army unter Miles Dempsey befreit,[19] zwei Tage später wurde der Dolle Dinsdag gefeiert.
Bis in die 1960er-Jahre (und teilweise noch bis heute) prägten die Architektur und die Straßenzüge der Gründerzeit das Stadtbild. Das große Projekt der schienenmäßigen Verknüpfung der Bahnhöfe Nord/Noord und Midi/Zuid belastete ab den 1930er Jahren das Zentrum Brüssels; dort wurden zahlreiche Gebäude abgerissen.
Ein Streitpunkt bleibt der sprachliche und kulturelle Konflikt zwischen der flämischen, niederländischsprechenden Bevölkerung im Norden Belgiens und der wallonischen, französischsprechenden im Süden (flämisch-wallonischer Konflikt). Das kleinstädtische Brüssel des frühen 19. Jahrhunderts lag nördlich der bis heute ansonsten stabilen flämisch-französischen Sprachgrenze. Die niederländisch geprägte Kleinstadt Brüssel wurde aber durch ihre Hauptstadtfunktion und durch das im späteren 19. Jahrhundert größere ökonomische und kulturelle Gewicht der damals industriell weiter entwickelten Wallonie „französisiert“. Das NS-Regime versuchte, diesen Konflikt für eigene Zwecke zu nutzen. Rechtsextremen Gruppen in Belgien, die besonders in den 1930er Jahren daraus politischen Profit zu schlagen versuchten, blieb durch immer wieder geschlossene Kompromisse zwischen Flamen und Wallonen der Erfolg verwehrt.
Heute ist Brüssel offiziell zweisprachig, auch wenn das Französische dominiert. Straßennamen, Stadtteile und Bahnhöfe sind seitdem konsequent zweisprachig beschildert, sofern die Namen nicht in beiden Landessprachen übereinstimmen. Im Jahre 1988 verabschiedete das belgische Parlament ein Gesetz, das Belgien zum Bundesstaat machte, mit den autonomen Regionen Flandern und Wallonie und der Region Brüssel mit besonderem Status.
Nach dem Zweiten Weltkrieg etablierte sich Brüssel auch als internationales Zentrum: 1958 wurde es zum Sitz der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft (EWG), der Vorläuferin der heutigen Europäischen Union. Im selben Jahr fand die zweite Brüsseler Weltausstellung Expo 58 statt, die eines ihrer berühmtesten Bauten, das Atomium, hinterließ. Der Sitz der NATO wurde 1967 von Paris nach Brüssel verlegt. Städteplanerisch und städtebaulich erwies sich diese Periode für Brüssel als eher problematisch: Ein Gesetz von 1953, das den Gemeinden die Ankaufs- und Abbruchkosten von Sanierungsgebieten (abzüglich des geschätzten Bodenwertes) staatlich vergütete, wirkte sich in der belgischen Hauptstadt dahingehend aus, dass die Gemeinden zu Abrissspekulanten wurden, die, ähnlich wie die privaten Bauherren, an einer möglichst profitablen Verwertung des Baugrundes und damit an einer Hochhausbebauung interessiert waren. Auch Fortschrittsglaube und der Wunsch nach einer autogerechten Stadt führten zu Veränderungen des Stadtbildes, die zuweilen als „Brüsselisierung“ charakterisiert worden sind.
Am 22. Mai 1967 brach im Kaufhaus À l’innovation während einer gut besuchten Sonderausstellung ein Feuer aus, bei dem über 300 Menschen starben.
Der starke Gegensatz zwischen wohlhabenden und armen Vierteln, die oft direkt nebeneinander liegen, sowie die drohende Ghettoisierung relativ zentral gelegener Stadtviertel durch Ansiedlung armer und schlecht integrierter Zuwanderer (vor allem Molenbeek-Saint-Jean, Anderlecht, Saint-Josse-ten-Noode) wurde zu einem Charakteristikum des modernen Brüssel.
Problematisch sind die nicht immer klar abgegrenzten Zuständigkeiten der Behörden der 19 Gemeinden und der Hauptstadtregion, etwa bei der Stadt- und Verkehrsplanung, der Polizeiarbeit oder der gerechten Verteilung von Steuermitteln.
Sprachenverhältnisse
Die Region Brüssel ist ein mehrsprachiges Gebiet mit zwei Amtssprachen, Französisch und Niederländisch.
Von jeher ein niederländischsprachiges Gebiet, wurde erst seit der französischen Herrschaft und vor allem ab 1830 die französische Sprache als anfänglich einzige Amtssprache Belgiens immer wichtiger. Brüssel war als Hauptstadt Standort vielerlei Behörden, und jeder Beamte sollte Französisch sprechen. Daher tauschten immer mehr Einwohner ihre niederländische Muttersprache gegen die französische Sprache. Nach Volkszählungsergebnissen entwickelte sich das Verhältnis zwischen Niederländisch- und Französischsprachigen im Gebiet der heutigen Region Brüssel wie folgt:
- 1846: 68 % Niederländisch- und 32 % Französischsprachige
- 1910: 49 % Niederländisch- und 51 % Französischsprachige
- 1930: 35 % Niederländisch- und 65 % Französischsprachige
- 1947: 26 % Niederländisch- und 74 % Französischsprachige
Weil die letzte Volkszählung Folgen für die Verwaltungssprache der Gemeinden gehabt hätte und deshalb die Zählungen in manchen Gemeinden beeinflusst wurden, das Niederländische überdies als Verwaltungssprache Brüssels im Zweiten Weltkrieg einen schlechten Ruf bekommen hatte, bekämpften die Flamen die Ergebnisse als unzuverlässig und plädierten für die endgültige Festlegung der Sprachgrenzen. 1962 wurden die Sprachgrenzen und somit auch die Grenzen der zweisprachigen Region (damals Verwaltungsbezirk) Brüssel festgelegt. Gleichzeitig wurde beschlossen, bei der Volkszählung nicht mehr nach Sprachenzugehörigkeit zu fragen.
Obwohl es dadurch seit 1947 keine amtlichen Erhebungen mehr über die Sprachverhältnisse gibt, sind verschiedene Studien zu diesem Thema durchgeführt worden. Eine Studie der Freien Universität Brüssel (VUB) zeigte 2001 folgende sprachliche Situation:
- 50 % einsprachig Französisch
- 10 % einsprachig Niederländisch
- 10 % zweisprachig Niederländisch und Französisch, vor allem flämischer Herkunft
- 10 % zweisprachig mit Französisch und einer anderen Sprache oder mit Niederländisch und einer anderen Sprache
- 20 % anderssprachig mit weder Französisch noch Niederländisch als Muttersprache
Die heutige Bevölkerung der Region besteht also längst nicht mehr aus nur zwei Sprachgruppen, sondern aus Menschen sehr unterschiedlicher Herkunft: einheimische dialektsprachige Brüsseler, einheimische französischsprachige Bourgeois, Wallonen, Flamen, Beamte und Mitarbeiter der Europäischen Institutionen, Immigranten aus der damaligen belgischen Kolonie Kongo, ehemalige Gastarbeiter aus Marokko und der Türkei, Flüchtlinge usw. Schätzungsweise ist schon eine Mehrheit der Einwohner ausländischer Herkunft.
Im politischen Bereich gibt es jedoch nur französische und flämische Parteien. Weil die Mehrheit der autochthonen Brüsseler sowie die übergroße Mehrheit der Einwanderer und sogar viele Zweisprachige die französischen Parteien wählen, gewinnen diese immer die große Mehrheit der Stimmen (gut 85 % gegen knapp 15 % für die flämischen Parteien).
Sprachliche Gemeinschaften
Die Politikfelder Kultur, Sprache, Bildung und Teile des Sozialwesens fallen in Belgien nicht in die Zuständigkeit der Regionen, sondern in diejenige der Gemeinschaften.
Die französischsprachigen Einwohner der Region Brüssel-Hauptstadt gehören zur Französischen Gemeinschaft Belgiens und werden durch die COCOF (Commission communautaire française; dt. Französische Gemeinschaftskommission) vertreten, die niederländischsprachigen Einwohner gehören zur Flämischen Gemeinschaft und werden durch die VGC (Vlaamse Gemeenschapscommissie, dt. Flämische Gemeinschaftskommission) vertreten. Beide Kommissionen (COCOF und VGC) sind Teil der GGC (Gemeenschappelijke Gemeenschapscommissie)/COCOM (Commission communautaire commune; dt. Gemeinsame Gemeinschaftskommission), der vereinigten Versammlung beider Gemeinschaftskommissionen. In Brüssel existieren deshalb viele Institutionen des Bildungswesens und des Kulturlebens doppelt, einmal französischsprachig und einmal niederländischsprachig, in der Zuständigkeit der jeweiligen Gemeinschaft. Brüssel beheimatet auch eine Vertretung der Deutschsprachigen Gemeinschaft (DG), eine Außenstelle des Ministeriums der DG.
Eine eigene regionale Brüsseler Identität, wie sie in den Regionen Flandern und weniger stark in Wallonien besteht, hat sich reaktiv und in Abgrenzung auch in Brüssel entwickelt.
Die Region Brüssel-Hauptstadt hat eine eigene Regierung und ein eigenes Regionalparlament. Die Regierung besteht aus einem Ministerpräsidenten und vier Ministern, zwei von jeder Sprachgemeinschaft. Das Brüsseler Regionalparlament zählt 89 Sitze – 72 für die Französischsprachigen und 17 Sitze für die Niederländischsprachigen. Für sprachliche und institutionelle Angelegenheiten haben beide Sprachgruppen ein Vetorecht (wie auch im belgischen Parlament).
In Brüssel haben eine Vielzahl von internationalen Organisationen ihren Hauptsitz.
Europäische Union
Die wichtigsten Institutionen der Europäischen Union haben ihren Sitz im Europaviertel Leopold in Brüssel. Neben der Europäischen Kommission als zentrales Verwaltungsorgan der EU sind auch das Europäische Parlament und der Rat der Europäischen Union hier vertreten. Darüber hinaus werden hier die EU-Gipfel der Staats- und Regierungschefs sowie des EU-Kommissionspräsidenten im Rahmen des Europäischen Rates abgehalten.
Die Europäische Verteidigungsagentur EDA, welche für die Koordination der Militärbeschaffungspolitik in der EU zuständig ist, hat ebenfalls ihren Sitz in Brüssel. Daneben sind die Exekutivagentur für Bildung, Audiovisuelles und Kultur, die Exekutivagentur des Europäischen Forschungsrates, die Exekutivagentur für kleine und mittlere Unternehmen, Exekutivagentur für die Forschung und die Exekutivagentur für Innovation und Netze hier vertreten. Auch die beratenden Organe der EU, der Europäische Wirtschafts- und Sozialausschuss und der Europäische Ausschuss der Regionen sitzen in Brüssel.
Die Europäische Freihandelsassoziation (EFTA) unterhält ein Sekretariat und eine Überwachungsbehörde, diese Institutionen sind hier aufgrund der Nähe zur EU-Kommission angesiedelt, um gemeinsame Vereinbarungen und Verhandlungen zu führen.
Weitere Organisationen
Neben den Institutionen und Organen der Europäischen Union haben weitere wichtige internationale Organisationen ihren Hauptsitz in Brüssel. Als bedeutendster nicht europäischer Akteur gilt hier die NATO, deren Hauptquartier in Brüssel liegt. Das Generalsekretariat der Benelux-Union sitzt ebenfalls in Brüssel.