Impliziter Leser
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Der Begriff des impliziten Lesers, der als grundlegendes wirkungs- bzw. rezeptionsästhetisches Konzept seit den 1970er Jahren vor allem von Wolfgang Iser geprägt wurde[1], bezeichnet in der Literaturwissenschaft, Lesertheorie[2] und Literaturtheorie allgemein die im Akt des Lesens zu realisierende „Leserrolle“ eines literarischen Textes, d. h. den vom Autor beim Verfassen des Textes grundsätzlich mitgedachten und miteinbezogenen möglichen Leser in seiner konstitutiven Rolle für die Interaktion von Text und Rezipient als solcher. Diese Perspektive ist jedoch nicht empirisch ausgerichtet als Interpretationsmethode, die einen konkreten Leser in den Fokus rückt und dessen Bedeutungszuschreibung am Text als Bedeutungsträger greifbar zu machen versucht, sondern bleibt dem realen Leser gegenüber völlig indifferent und strebt danach, sich dem „transzendentalen Charakter“ von Textstrukturen durch eine interaktionale Analyse oder Beschreibung des Leseaktes im Allgemeinen anzunähern.[3]