Medizin in der jüdischen Kultur
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Die Medizin in der jüdischen Kultur ist seit der Frühen Neuzeit Gegenstand kultur- und medizingeschichtlicher Forschung. Es existiert eine eigenständige Überlieferung heilkundlichen Wissens innerhalb der jüdischen sakralen Literatur, vor allem in der Tora und im Talmud. Jüdische Ärzte, Wissenschaftler und Übersetzer leisteten darüber hinaus einen bedeutenden Beitrag zur Überlieferung medizinischen Wissens des Altertums, besonders der Werke der griechischen und römischen Ärzte in die Medizin in der mittelalterlichen islamischen Welt. In der mittelalterlichen europäischen Medizin spielten jüdische Ärzte ebenfalls eine wichtige Rolle und deren Namen galten – wie auch die ihnen zugeschriebenen Medikamente (beispielsweise das seit dem Ende des 14. Jahrhunderts, etwa in südwestdeutschen Rezeptaren[1] sehr populäre „Judenpflaster“[2][3][4]) – als werbewirksame Referenz,[5] vor allem in der spätmittelalterlichen Medizin und Pharmazie.
Im kulturellen Wandel insbesondere des deutschen Judentums infolge der Aufklärung (Haskala) hatte die Ausübung der Wissenschaften, vor allem des Arztberufs, hohe Bedeutung für die Akkulturation der Juden in die christlich-bürgerliche Gesellschaft. Von Rabbinern, von denen einige die Heilkunde beruflich betrieben,[6] wurde ein Teil der Debatten um die Modernisierung des Judentums und seine Integration in die christlich-bürgerliche Gesellschaft auf medizinischem Fachgebiet geführt.[7] Auch in der Moderne setzt sich die medizinische Tradition im Judentum fort: 28 % der Träger des Nobelpreises für Medizin sind Juden oder jüdischer Abstammung.[8] Im Gegensatz zu anderen medizinischen Traditionen des Altertum, findet sich in der alten jüdischen Medizin, abgesehen von präzisen Hygienevorschriften, keine Systematik wie etwa bei den Ägyptern oder Griechen.[9] Die korrekte Definition einer „jüdischen Medizin“ ist auch in der aktuellen Forschung umstritten, da sich spezifisch religiöse und allgemein-gesellschaftliche und politische Aspekte nicht methodisch eindeutig trennen lassen.