Republik Moldau
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Die Republik Moldau (rumänisch Republica Moldova; kurz Moldau; auch Moldawien genannt) ist ein Binnenstaat in Südosteuropa. Er grenzt im Westen an den EU-Mitgliedstaat Rumänien. Im Norden, Osten und Süden wird die Republik Moldau vollständig von der Ukraine umschlossen, denn zwischen Moldau und dem Schwarzen Meer liegt die ukrainische Region Budschak, die von Bessarabien abgetrennt wurde.
Republik Moldau | |||||
Republica Moldova | |||||
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Amtssprache | Rumänisch[1][2] regional auch Gagausisch, Russisch und Ukrainisch | ||||
Hauptstadt | Chișinău | ||||
Staats- und Regierungsform | parlamentarische Republik | ||||
Staatsoberhaupt | Präsidentin Maia Sandu | ||||
Regierungschef | Ministerpräsident Dorin Recean | ||||
Parlament(e) | Parlament der Republik Moldau | ||||
Fläche | 33.8431 (135.) km² | ||||
Einwohnerzahl | 2,5 Millionen (140.) (2023)[3] | ||||
Bevölkerungsdichte | 83 Einwohner pro km² | ||||
Bevölkerungsentwicklung | −1,8 % (Schätzung für 2021)[4] | ||||
Bruttoinlandsprodukt
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2022[5] | ||||
Index der menschlichen Entwicklung | 0,767 (80.) (2021)[6] | ||||
Währung | Moldauischer Leu (MDL) Transnistrischer Rubel (PRB) (in Transnistrien) | ||||
Unabhängigkeit | 27. August 1991 (von der Sowjetunion) | ||||
Nationalhymne | Limba Noastră | ||||
Zeitzone | UTC+2 OEZ UTC+3 OESZ (März bis Oktober) | ||||
Kfz-Kennzeichen | MD | ||||
ISO 3166 | MD, MDA, 498 | ||||
Internet-TLD | .md | ||||
Telefonvorwahl | +373 | ||||
1 (inkl. Transnistrien) |
Historisch gehörte das Territorium ab der Gründung des Fürstentums Moldau zu diesem Staat, ab 1812 zum Russischen Kaiserreich, nach dem Ersten Weltkrieg großteils zu Rumänien und ab 1940 zur Sowjetunion. Als eigenständiger Staat existiert die Republik Moldau seit 1991, als sich die Moldauische SSR während der Auflösung der Sowjetunion für unabhängig erklärte. Seit jener Zeit behindert der Transnistrien-Konflikt erheblich die politische Entwicklung des Staates;[7] der Staatsteil Transnistrien steht nicht unter Kontrolle der moldauischen Regierung. Moldau ist seit dem 23. Juni 2022 EU-Beitrittskandidat.[8]
Der Staatsname geht auf die Moldova (Moldau; nicht zu verwechseln mit der Moldau in Tschechien) zurück, auch wenn das heutige Staatsgebiet nicht mehr von diesem Fluss berührt wird. Der Staat wird nichtamtlich häufig „Moldawien“ genannt. Die offizielle Bezeichnung lautet in Deutschland und in Österreich Republik Moldau;[9][10] in der Schweiz wird der Staat als Republik Moldova bezeichnet.[11]
Die Republik Moldau erstreckt sich in Nord-Süd-Richtung über 350 Kilometer und west-östlich über 150 Kilometer auf einer Gesamtfläche von 33.843 Quadratkilometern. Damit zählt der Staat im weltweiten Vergleich zu den kleineren. Das Kerngebiet liegt zwischen den beiden größten Flüssen Dnister (moldauisch/rumänisch Nistru) und Pruth (Prut) und damit in der historischen Landschaft Bessarabien. Der Norden grenzt an die Podolische Platte der Westukraine.
Der südlichste Punkt der Republik Moldau ist Giurgiulești, wo der Staat auf 600 m Länge linksufrig Zugang zur Donau hat. Die südöstliche Landesspitze reicht fast – bis auf gut zwei Kilometer – an den Dnister-Liman heran, den Mündungsarm des Flusses Dnister in das Schwarze Meer. Ein kleinerer Teil des Staates mit etwa 17 % der Bevölkerung auf 12 % der Fläche liegt östlich (= links) des Dnister und hat sich 1992 im Zuge des Transnistrien-Konflikts unter dem Namen Transnistrien abgespalten.
Flüsse und Landschaft
Der Pruth mündet nahe der Südgrenze der Republik Moldau in die Donau. Die größeren Nebenflüsse (Bîc, Răut und Botna) verlaufen großteils parallel und entwässern zum Dnister.
Die Landschaft ist flachwellig (zwischen 30 m und 430 m) und zu 80 % Kulturland, was der fruchtbaren Schwarzerde in der Steppe des Südens zu verdanken ist. Im Norden ziehen sich hügelige Ebenen mit lichten Eichenwäldern und Baumsteppen. Die höchste Erhebung der Republik Moldau ist der Dealul Bălănești (430 m). Das warme, trockene Klima ermöglicht Wein- und Obstbau in großem Maßstab.
Einheimische Tiere sind beispielsweise Reh, Wildschwein, Hase, Fuchs, Wolf, Wiesel, Iltis und Luchs, zudem Nagetiere. Der zentrale Teil des Staates, umgangssprachlich als Codrii („die Wälder“) bekannt, ist überwiegend mit Eichen- und Buchenwäldern bedeckt.
Naturschutz
189.385,9 Hektar sind als Schutzgebiete ausgewiesen, das entspricht 5,61 % der Staatsfläche (Stand: 2018). Seit 2013 besteht mit dem 33.792,09 ha großen Parcul Național Orhei südlich von Orhei der erste Nationalpark der Republik Moldau. Das 2018 geschaffene Biosphärenreservat Prutul de Jos am Beleu-See umfasst 14.771,04 ha.[12] Ein zweiter Nationalpark, Parcul Național Nistrul de Jos, wurde am 31. März 2022 durch Parlamentsbeschluss gebildet. Das Gebiet umfasst 61.883,99 ha.[13] Am 20. Oktober 2000 trat die Republik Moldau der Ramsar-Konvention bei, einem Übereinkommen zum Schutz international bedeutsamer Feuchtgebiete. Die Gesamtfläche der drei Ramsar-Gebiete des Staates beträgt 94.705 ha und überschneidet sich teilweise mit dem Gebiet des Biosphärenreservates bzw. einem der Nationalparks.
Laut einer weltweiten Studie der University of Leeds vom Februar 2018 ist die Republik Moldau der einzige Staat Europas, dessen Entwicklung sich innerhalb der ökologischen Belastungsgrenzen vollzieht.[14]
Städte
2021 lebten 43 Prozent der Einwohner Moldaus in Städten.[15] Die größten Städte des Staates sind:
Demografie
Die Republik Moldau hatte zum 1. Januar 2023 2,5 Millionen Einwohner.[16] Das jährliche Bevölkerungswachstum betrug −1,7 %. Dieses wurde durch einen Sterbeüberschuss beeinflusst. 2020 stand einer Geburtenziffer von 9,8 pro 1000 Einwohner[17] eine Sterbeziffer von 11,8 pro 1000 Einwohner gegenüber.[18] Die Anzahl der Geburten pro Frau lag 2020 statistisch bei 1,8, die der Region Europa und Zentralasien betrug 1,7.[19] Die Lebenserwartung der Einwohner Moldaus ab der Geburt lag 2020 bei 70,2 Jahren[20] (Frauen: 74,9[21], Männer: 65,7[22]). Der Median des Alters der Bevölkerung lag 2020 bei 37,6 Jahren.[23]
Bevölkerungsstruktur
Die Bevölkerung der Republik Moldau ist unterschiedlicher ethnischer Herkunft: Die größte Gruppe machten zur Volkszählung 2014 (ohne Transnistrien) die rumänischsprachigen Moldauer mit 82,1 % aus, darauf folgten Ukrainer (6,6 %), Gagausen (4,4 %), Russen (4,1 %), Bulgaren (1,7 %), Roma (0,36 %) und Juden (0,11 %) sowie einige Deutsche, Polen, Belarussen, Tataren, Ungarn usw.[24][25]
Sowohl in der gesamten Republik Moldau als auch jeweils östlich sowie westlich des Dnister machen die drei großen Volksgruppen der Moldauer, Ukrainer und Russen zusammen über 91 % der Bevölkerung aus. Getrennt betrachtet ist die Verteilung jedoch unterschiedlich: Während in Transnistrien von 555.347 Einwohnern 31,9 % Moldauer (gegenüber 40,1 % zu Sowjetzeiten 1989), aber 30,3 % Russen und 28,9 % Ukrainer sind,[25] machen in der restlichen Republik Moldau die rumänischen Moldauer 82,1 % (bei 6,6 % Ukrainern und 4,1 % Russen) der 2.998.235 Einwohner aus.[24]
Bevölkerung der Republik Moldau nach Ethnizität (Zensusdaten 1959–2014) | ||||||||||||||||||
Ethnie | 1959[26] | 1970[27] | 1979[28] | 1989[29] | 2004**[30] (ohne Transnistrien) |
2014[31][30] (ohne Transnistrien) | ||||||||||||
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Anzahl | Anteil | Anzahl | Anteil | Anzahl | Anteil | Anzahl | Anteil | Anzahl | Anteil | Anzahl | Anteil | |||||||
Moldauer * | 1.886.566 | 65,41 | 2.303.916 | 64,56 | 2.525.687 | 63,95 | 2.794.749 | 64,47 | 2.564.849 | 76,12 | 2.068.058 | 75,07 | ||||||
Rumänen * | 1.663 | 0,06 | 1.581 | 0,04 | 1.657 | 0,04 | 2.477 | 0,06 | 73.276 | 2,17 | 192.800 | 7,00 | ||||||
Ukrainer | 420.820 | 14,59 | 506.560 | 14,19 | 560.679 | 14,20 | 600.366 | 13,85 | 282.406 | 8,38 | 181.035 | 6,57 | ||||||
Gagausen | 95.856 | 3,32 | 124.902 | 3,50 | 138.000 | 3,49 | 153.458 | 3,54 | 147.500 | 4,38 | 126.010 | 4,57 | ||||||
Russen | 292.930 | 10,16 | 414.444 | 11,61 | 505.730 | 12,81 | 562.069 | 12,97 | 201.218 | 5,97 | 111.726 | 4,06 | ||||||
Bulgaren | 61.652 | 2,14 | 73.776 | 2,07 | 80.665 | 2,04 | 88.419 | 2,04 | 65.662 | 1,95 | 51.867 | 1,88 | ||||||
Roma | 7.265 | 0,25 | 9.235 | 0,26 | 10.666 | 0,27 | 11.571 | 0,27 | 12.271 | 0,36 | 9.323 | 0,34 | ||||||
Belarussen | 5.977 | 0,21 | 10.327 | 0,29 | 13.874 | 0,35 | 19.608 | 0,45 | 5.059 | 0,15 | 2.828 | 0,10 | ||||||
Juden | 95.107 | 3,30 | 98.072 | 2,75 | 80.124 | 2,03 | 65.836 | 1,52 | 3.628 | 0,11 | 1.597 | 0,06 | ||||||
Polen | 4.783 | 0,17 | 4.899 | 0,14 | 4.961 | 0,13 | 4.739 | 0,11 | 2.383 | 0,07 | 1.404 | 0,05 | ||||||
Deutsche | 3.843 | 0,13 | 9.399 | 0,26 | 11.374 | 0,29 | 7.335 | 0,17 | 1.616 | 0,05 | 914 | 0,03 | ||||||
Andere oder keine Angabe | 7.947 | 0,28 | 11.734 | 0,33 | 16.049 | 0,41 | 24.590 | 0,57 | 9.444 | 0,28 | 7.157 | 0,26 | ||||||
* Ob die Moldauer eine von den Rumänen getrennte Ethnie bilden oder ein Teilvolk der Rumänen sind, ist umstritten. | ||||||||||||||||||
** Es gibt Kritik an diesen Zahlen: 7 von 10 Beobachtergruppen innerhalb des Europarates zufolge wurde Einwohnern von Volkszählern empfohlen, sich als Moldauer und nicht als Rumänen zu bezeichnen. 18,8 % der Teilnehmer bezeichneten sich als Moldauer, gaben aber an Rumänisch als Muttersprache zu sprechen.[32] |
2017 waren 3,5 % der Bevölkerung im Ausland geboren. Häufigste Herkunftsstaaten waren die Ukraine und Russland mit jeweils 60.000 Personen.[33][34]
Sprachen
Die Amtssprache ist Rumänisch.[35] Als Ausdruck sprachlichen Separatismus hatte die Regierung 1994 dafür in der Verfassung zwischenzeitlich die Bezeichnung „moldauische Sprache“ durchgesetzt. Diese Bezeichnung war bereits in der Zeit der Moldauischen SSR verwendet worden, die allerdings keine Amtssprache besaß. Seit 2013 wird die Bezeichnung „moldauische Sprache“ nicht mehr offiziell verwendet.
Die Alltagssprache in Chișinău und den Zentren der Rajons entspricht der moldauisch gefärbten (moldoveanu) Variante des Rumänischen. Es gibt einige aus dem Russischen entlehnte Neologismen, an deren Stelle im mehr westlich orientierten rumänischen Nachbarstaat englische oder französische Entlehnungen verwendet werden.
In der Republik Moldau wird jährlich der offizielle Feiertag Limba Noastră cea Română begangen, der an den 31. August 1989 erinnert, an dem Rumänisch in der Moldauischen SSR Amtssprache wurde.
Ab 1940/44 wurde in der Moldauischen Autonomen Sozialistischen Sowjetrepublik das kyrillische Alphabet (wieder-)verwendet. Mit dem Zerfall der Sowjetunion ab 1989 und der Unabhängigkeit 1991 wurde schließlich die Einführung der lateinischen Schrift beschlossen (siehe Hintergründe zur moldauischen Sprache). In der von der Republik Moldau abtrünnigen Region Transnistrien wird Moldauisch offiziell nach wie vor in kyrillischer Schrift geschrieben.
Bedingt durch die lange Zugehörigkeit zum Russischen Reich und später zur Sowjetunion kommt der russischen Sprache eine Sonderrolle zu. Das Russische ist im Alltag besonders in den größeren Städten und in der Wirtschaft präsent. Einen offiziellen Status als Amtssprache besitzt es jedoch nur in den Staatsteilen Gagausien (neben dem Gagausischen) und in Transnistrien (neben dem Ukrainischen). Einer Studie aus dem Jahr 2011 zufolge besitzen 99 % der Bevölkerung Kenntnisse des Russischen,[36] für 16 % der Bevölkerung ist es die Muttersprache.[37] In mehreren größeren Städten gibt es russischsprachige Mehrheiten, insbesondere in Bălți, wo Russisch de facto auch auf offizieller Ebene verwendet wird.
Religionen
Die Republik Moldau ist ein christlich geprägter Staat. Über 90 % der Bevölkerung gehören verschiedenen orthodoxen Kirchen an. Zudem gibt es katholische und jüdische (0,05 %) Minderheiten, zunehmend auch Baptisten und Zeugen Jehovas.[38][39] Bei den Muslimen in der Republik Moldau (etwa 3.000) sind besonders Zuwanderer aus ehemaligen Sowjetrepubliken vertreten.
Religionsgeschichte
Die Republik Moldau hat eine reiche Religionsgeschichte, die 500-jährige Kirchenarchitektur ist auch ein wichtiger Faktor für den Tourismus. In der Zeit der Zugehörigkeit zur UdSSR hat sich christliches Brauchtum neben althergebrachten Sitten und Bräuchen erhalten, darunter Familienbräuche und Feste. Auf dem Land sind Glaube und Traditionen viel ursprünglicher erhalten als beispielsweise in der urban geprägten Hauptstadt Chișinău.
In den Jahren nach der Perestroika und seit der Unabhängigkeit sind in der Republik Moldau viele alte Kirchen, Konvente, Felsenklöster, Kathedralen und kleine Dorfkirchen wiedererrichtet oder neu gegründet worden. Aber das geistliche und kirchliche Leben verläuft nicht in ruhigen Bahnen. Historisch waren viele ortsfremde Religionen auf moldauischem Territorium aktiv und es gab Auseinandersetzungen zwischen der Bessarabischen Eparchie und dem Moskauer Patriarchat, die bis heute nicht gelöst sind. 2001 gab der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte wegen Einschränkung der Religionsfreiheit einer Klage der bessarabischen Eparchie gegen die Republik Moldau recht.
Die Zahl der russisch-orthodoxen Kirchen ist in den ersten zwölf Jahren der Unabhängigkeit von 280 auf über 1000 sprunghaft angestiegen.
Orthodoxe Kirchen
- Moldauisch-Orthodoxe Kirche, ist eine selbstverwaltete Kirche der Russisch-Orthodoxen Kirche.
- Orthodoxe Kirche Bessarabiens, ist eine autonome Kirche der Rumänisch-Orthodoxen Kirche.
- Ukrainisch-Orthodoxe
- Altorthodoxe
Römisch-katholische Kirche
Das katholische Bistum Chișinău umfasst (Stand: 2019) 20 Pfarreien mit ca. 20.000 Katholiken, die überwiegend polnischer, rumänischer und deutscher Abstammung sind. Bischof der 2001 gebildeten Diözese ist Anton Coșa.
Judentum
Heutzutage gibt es noch etwa 25.000 Juden in der Republik Moldau. Andere Schätzungen gehen gar von nur noch 1.000 praktizierenden Juden aus. Nach der Unabhängigkeit der Republik Moldau wanderten viele Juden nach Israel und in die Vereinigten Staaten aus.[40][41] Vor dem Zweiten Weltkrieg gab es in der damaligen Moldauischen Sozialistischen Sowjetrepublik einen bedeutenden jüdischen Bevölkerungsanteil. Die heutige Hauptstadt Chișinău war zudem bereits um 1900 ein Zentrum jüdischen Lebens im Russischen Kaiserreich. So bildeten Juden mit einem Anteil von 45,9 % laut einer Zählung aus dem Jahr 1897 die größte Bevölkerungsgruppe in der Stadt. Allerdings gab es auch in der Republik Moldau Antisemitismus, bekannt wurde der Pogrom von Kischinjow von 1904. Während der deutschen und rumänischen Besatzung 1941 bis 1944 fielen schließlich weite Teile der jüdischen Bevölkerung dem Holocaust zum Opfer.
Gesundheit
Die Gesundheitsausgaben des Staates betrugen 2019 6,4 % des Bruttoinlandsprodukts.[42] 2017 praktizierten in Republik Moldau 32,1 Ärzte je 10000 Einwohner.[43] Die HIV-Infektionsrate in der erwachsenen Bevölkerung beträgt 0,6 %.[44] In Moldau gibt es im Vergleich mit Europas Ländern die höchste HIV/AIDS-Infektionsrate. 2022 traten 929 neue Fälle auf. In den letzten Jahren müssten es 16.000 gewesen sein. Nur 67 % wissen davon. 2022 wurden 16.000 intravenös Drogensüchtige und 8000 Prostituierte auf HIV getestet. Bis 2030 soll die Aids-Krise in Moldau im Griff sein.[45]
Das Gebiet der heutigen Republik Moldau wurde im Altertum von verschiedenen Völkern besiedelt. Im 2. Jahrhundert kamen römische Siedler aus dem westlich gelegenen Dakien hinzu, es bildete sich eine dako-romanische, später rumänische Kultur. Die Region stand unter ungarischer Oberhoheit, bis 1349 Fürst Bogdan ein unabhängiges Fürstentum Moldau gründete. Wichtigster Herrscher im 15. Jahrhundert war Ștefan cel Mare, der in zahlreichen Schlachten gegen Invasionen des Osmanischen Reichs, Polens und der Tataren kämpfte. 1512 musste sich das Fürstentum den Osmanen unterwerfen und blieb für die nächsten 300 Jahre ein Vasallenstaat.
Nach dem Russisch-türkischen Krieg 1787–1792 musste das Osmanische Reich alle Besitzungen östlich des Dnister an Russland abtreten. Ein erweitertes Bessarabien wurde nach dem Russisch-türkischen Krieg von 1806 bis 1812 in das Russische Reich integriert. Das Gebiet wurde als Gouvernement Bessarabien organisiert. Nach Russlands Niederlage im Krimkrieg von 1853 bis 1856 wurde das Fürstentum Moldau im Vertrag von Paris und die Walachei unter die Kollektivgarantie der sieben Unterzeichnerstaaten, darunter das Osmanische Reich, Frankreich, das Vereinigte Königreich, Sardinien und Russland gestellt. Mit der Vereinigung der Donaufürstentümer Moldau und Walachei 1859 kam das Gebiet unter verstärkten rumänischen Einfluss. Nach dem Berliner Kongress 1878 musste die rumänische Regierung das, als Budschak bezeichnete, südliche Bessarabien an Russland abgeben.
Nach der Oktoberrevolution 1917 in Russland konstituierte sich am 21. Dezember ein moldauisch-bessarabischer Landesrat, der Sfatul Țării. Dieser proklamierte am 2. Dezember 1917 die Moldauische Demokratische Republik, zunächst als Teilrepublik eines neuen, föderal organisierten Russlands. Im Januar 1918 besetzten rumänische Truppen das Gebiet westlich des Dnister. Der Widerstand des Rumtscherod gegen die Besetzung wurde niedergeschlagen und das Parlament erklärte unter dem Druck der Besatzung die Unabhängigkeit von Russland bzw. der Ukraine. Am 27. März 1918 stimmte eine Mehrheit des Parlaments für die Vereinigung mit Rumänien und legalisierte damit nachträglich die faktisch bereits vollzogene Eingliederung Bessarabiens in den rumänischen Staat. Im Gegensatz zu den Staaten des Völkerbunds erkannten die Bolschewiki die Rechtmäßigkeit dieser Abstimmung und des Anschlusses nicht an. Auch die 1922 gegründete Sowjetunion erkannte die Abtretung Bessarabiens nicht an. In den mehrheitlich rumänischsprachigen Gebieten der Ukrainischen Sozialistischen Sowjetrepublik östlich des Dnister wurde 1924 eine Moldauische Autonome Oblast gebildet, die sieben Monate später zur Moldauischen Autonomen Sozialistischen Sowjetrepublik erhoben wurde. Offizielle Hauptstadt war Chișinău – aufgrund der „rumänischen Besetzung“ wurde jedoch Balta (heute Ukraine), nach 1929 Tiraspol zum Regierungssitz bestimmt.
Ab 1929 durften Frauen an Kommunalwahlen teilnehmen; jedoch wurde das Frauenwahlrecht von ihrem Bildungsgrad, der sozialen Stellung und besonderen Verdiensten gegenüber der Gesellschaft abhängig gemacht.[46][47] Die Verfassung von 1938 stellte Männer und Frauen in wahlrechtlicher Hinsicht gleich,[48] und das Wahlgesetz von 1939 führte aus, dass Frauen und Männer, die lesen und schreiben konnten, ab 30 zu den Wahlen zugelassen waren.[49]
Das zu Rumänien gehörige Gebiet Bessarabiens wurde zusammen mit der nördlichen Bukowina im Juni 1940 mit deutscher Zustimmung als Konsequenz des geheimen Zusatzprotokolls des Hitler-Stalin-Pakts von der Roten Armee besetzt und von der Sowjetunion annektiert. Am 2. August 1940 wurde die Moldauische Sozialistische Sowjetrepublik (MSSR) mit Chișinău (russisch Kischinjow) als Hauptstadt errichtet, indem man Bessarabien mit dem westlichen Teil der Moldauischen ASSR vereinigte. Die deutsche Bevölkerung in Bessarabien, deren Vorfahren der russische Kaiser Alexander I. 1813 als Kolonisten ins Land gerufen hatte, wurde von der Volksdeutschen Mittelstelle fast vollständig in das Deutsche Reich umgesiedelt. Das allgemeine Wahlrecht für Frauen und Männer wurde eingeführt.[50]
Nach dem 22. Juni 1941 besetzten deutsche und rumänische Truppen im Rahmen des Unternehmens Barbarossa auch die Moldauische SSR. Rumänien konnte dadurch im Sommer 1941 Bessarabien und die nördliche Bukowina zurückerobern. Das Land zwischen den Flüssen Dnister und Südlichem Bug – nördlich vom ukrainischen Bar – verwaltete Rumänien dann unter dem Namen Transnistria. Nach dem Zweiten Weltkrieg fielen mit dem Friedensvertrag von 1947 Bessarabien, das Herza-Gebiet und die nördliche Bukowina an die Sowjetunion und die früheren sowjetischen Verwaltungseinheiten und russischen Ortsnamen wurden erneut eingeführt.
Seit Mitte der 1980er-Jahre entwickelte sich eine Nationalbewegung der Rumänen in der Moldauischen SSR. Sie bekam politisch ein immer größeres Gewicht, übernahm schließlich noch vor dem Zerfall der Sowjetunion die Macht und spielte eine wichtige Rolle bei der Unabhängigkeitserklärung des Staates. 1989 wurde daher Russisch als zweite Amtssprache abgeschafft und die Rückkehr zur rumänischen Sprache in lateinischer Schrift beschlossen. Dem widersetzten sich die ukrainischen, russischen und gagausischen Minderheiten.[51] Auch gab es starke Bestrebungen, das Land mit Rumänien zu vereinigen. Auch heute spielt der moldauisch-rumänische Unionismus noch eine Rolle in der dortigen Politik, besitzt allerdings deutlich weniger politisches Gewicht.
Die Moldauische SSR wurde 1991 schließlich zur vollständig unabhängigen Republik Moldau und Rumänisch (kurzzeitig Moldauisch) zur Amtssprache erklärt. Nach der Unabhängigkeitserklärung wurde das allgemeine Wahlrecht 1993 bestätigt.[52]
Aufgrund der neuen, von vielen Bevölkerungsgruppen als nationalistisch empfundenen Politik der Republik Moldau kam es schon ab 1989 zu größeren Konflikten zwischen der Zentralregierung in Chișinău und den überwiegend von ethnischen Minderheiten bewohnten Gebieten, insbesondere Transnistrien und Gagausien. Letztere Regionen riefen 1990 die Unabhängigkeit von der Republik Moldau aus, auch in anderen Staatsteilen kam es zu Massenprotesten. In Transnistrien eskalierte die Situation ab 1992, es kam zu einem Krieg mit über 1000 Toten, der schließlich mit der De-facto-Unabhängigkeit dieses Staatsteils endete. Die Kämpfe wurden erst durch das Eingreifen der auf transnistrischem Territorium stationierten russischen 14. Armee unter Führung von General Alexander Lebed beendet. Verhandlungen zur Lösung des Transnistrien-Konflikts führten bislang zu keinem Erfolg, so dass sich beide Konfliktparteien inzwischen mit dem Status quo weitgehend arrangiert haben.
Im Gegensatz zu Transnistrien konnte die Region Gagausien 1994 erfolgreich und friedlich wieder in die Republik Moldau eingegliedert werden. Zuvor war ein umfangreiches Autonomieabkommen ausgehandelt worden, das schließlich von Gagausien akzeptiert wurde.
1997 wurde Mircea Ion Snegur von Petru Lucinschi als Präsident abgelöst. Seit 1997 ist die Republik Moldau Mitglied der GUAM-Allianz. 2009 trat der Staat der von der EU initiierten Östlichen Partnerschaft bei.
2001 folgte Lucinschi Vladimir Voronin als dritter Präsident der Republik Moldau. Seit dem 30. November 2005 gibt es die EUBAM, eine Grenzkontrollmission der Europäischen Union an der moldauisch-ukrainischen Grenze zur Unterbindung des Waffen-, Menschen- und Drogenschmuggels von und nach Transnistrien.[53]
Nach dem Rücktritt Voronins 2009 und einer Phase kommissarischer Präsidenten wurde am 16. März 2012 Nicolae Timofti zum Präsidenten der Republik Moldau gewählt. Die Europäische Union und Moldau unterzeichneten am 27. Juni 2014 ein Assoziierungsabkommen, das eine vertiefte und umfassende Freihandelszone umfasst und im Juli 2016 in Kraft trat.
Im Februar 2014 fand in Gagausien ein mit der Zentralregierung in Chișinău nicht abgestimmtes Referendum statt, bei dem 94 % der Wähler den Beitritt der Republik Moldau zur russisch dominierten Zollunion befürworteten und fast 70 % der Beteiligten sich für die Unabhängigkeit Gagausiens aussprachen, sollte die Republik Moldau durch eine Vereinigung mit Rumänien ihre Selbständigkeit verlieren.[54]
Vom 23. Dezember 2016 bis 24. Dezember 2020 war Igor Dodon von der Partei der Sozialisten der Republik Moldau (PSRM) Präsident der Republik Moldau. Der Oligarch Vladimir Plahotniuc, der zwar kein Regierungsamt innehatte, aber seit Ende 2016 Chef der mitregierenden Demokratischen Partei (PDM) war, verlor seinen bis dahin großen Einfluss auf die moldauische Politik und Wirtschaft[55][56] mit der verlorenen Parlamentswahl im Februar 2019 und flüchtete in der Folge ins Ausland. Das Verfassungsgericht suspendierte am 9. Juni 2019 Präsident Dodon zwischenzeitlich von seinem Amt und setzte den bisherigen Regierungschef Pavel Filip als Interim-Staatspräsidenten ein. Dodon verlor letztlich sein Amt bei der Präsidentschaftswahl am 15. November 2020, Nachfolgerin im Amt ist die pro-europäische Politikerin Maia Sandu.[57]
Ende September 2021 lief ein Gaslieferungsvertrag zwischen Moldau und Gazprom aus. Gazprom forderte einen sehr hohen Gaspreis; Moldau rief den Notstand aus.[58] Der Konflikt konnte Anfang November 2021 bereinigt werden.[59] Offensichtlich bot Russland dem russlandhörigen Ilan Șor einen separaten Gasvertrag für dessen Region an.[60]
Aufgrund des Russischen Überfalls auf die Ukraine 2022 erfuhr Moldau einen Zustrom vieler Ukrainer; im Verhältnis zur Einwohnerzahl war die Republik zeitweise der am stärksten betroffene Staat in Europa. Viele westliche Staaten sicherten Moldau Hilfen in Form von finanzieller Unterstützung, Ausrüstung und Umsiedlung von Flüchtlingen zu. Beispielsweise holten Österreich und Liechtenstein rund 2500 ukrainische Flüchtlinge aus dem Staat.
Außerdem sperrte die Regierung den Luftraum des Staates für mehrere Tage und öffnete ihn am 21. März 2022 nur in Richtung Rumänien.[61] Russland und seine Interessensvertreter setzten Moldau mit verringerten Gaslieferungen – die staatliche Gasgesellschaft Moldovagaz gehört zu 51 Prozent Gazprom – und bezahlten Demonstrationen gegen die Regierung unter Druck.[62][60]
Mit der Zeit war auch die Republik Moldau indirekt vom Krieg in der benachbarten Ukraine betroffen. So trafen russische Raketenteile ein grenznahes Dorf im Norden Moldaus.[63] Nach starken Luftangriffen Russlands auf die Ukraine kam es in einigen Regionen der Republik Moldau zu Stromausfällen.[64]
Im September 2022 drohte Russland der Republik Moldau mit militärischen Maßnahmen, sollte die Sicherheit der russischen Truppen in der Separatistenregion Transnistrien bedroht werden. Laut dem Russischen Außenminister Sergei Lawrow riskiere Moldau damit einen militärischen Konflikt mit Russland, da jede Gefährdung der Sicherheit russischer Truppen nach internationalem Recht als Angriff auf Russland gewertet wird.[65]