Schamanismusforschung
aus Wikipedia, der freien encyclopedia
Schamanismusforschung beschreibt die Entstehung und historische Entwicklung der verschiedenen Konzepte und Thesen, mit denen Wissenschaftler versucht haben, aus den religiös-weltanschaulichen Phänomenen, die bei bestimmten spirituellen Spezialisten (→ „Schamanen“) beobachtet werden, einen kulturübergreifenden Schamanismus zu konstruieren.
Schamanismus-Konzepte beschreiben häufig weniger die zugrunde liegenden Phänomene als vielmehr die geistesgeschichtlichen Veränderungen in den Köpfen der Interpretatoren, insbesondere auf die Deutung des Begriffes bezogen. Der französische Theologe, Altorientalist und Religionswissenschaftler Julien Ries notierte dazu: „Vom 19. Jahrhundert an eröffnete die Entdeckung und das Studium der Religionen Asiens und anderer Gebiete den Weg zu einem erweiterten Begriff [von Religion] und zu zahlreichen verschiedenen Definitionen, die an die kulturellen und religiösen Kontexte gebunden waren, gleichzeitig aber auch von der Ideologie der Autoren abhingen.“[1]
So wird das Konstrukt Schamanismus zusammen mit den ideengeschichtlichen Relativismen der Forschung zu einer ziemlich schillernden Melange aus Romantik, Psychologie, Philosophie, Politik, Ethnologie, Anthropologie, Soziologie und Geschichtswissenschaften etc. bis hin zur modernen Weltflucht-Esoterik. In Zusammenhang mit der religionsgeschichtlichen Entwicklung des Menschen bedarf die Betrachtung dieser „Schamanismus-Mischung“ einer sorgfältigen Analyse und Kritik, denn, so Ries im Zusammenhang mit der Höhlenkunst: „Es ist die erste große Etappe des begrifflichen Denkens, ein Sprung nach vorn in der Ausbildung des symbolischen Denkens. Mit ihm taucht eine echte Religiosität auf, die auf der Erfahrung des Sakralen gründet.“ Die Geburt des modernen Menschen.[2]