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Keltenkreuz
sakrales Kunstwerk im keltischen Raum Aus Wikipedia, der freien EnzyklopÀdie
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Ein Keltenkreuz, Hochkreuz oder irisches Kreuz ist ein Element der mittelalterlichen sakralen Kunst im keltischen Kulturraum der britischen Inseln und Irlands (Cornwall, Irland, Isle of Man, Schottland, Wales). Es ist ein Balkenkreuz mit verlĂ€ngertem StĂŒtzbalken (lateinisches Kreuz), meist aus Stein gehauen, bei dem um den Schnittpunkt der Balken ein Ring liegt. In der Heraldik wird diese Form, die sich im Volkstum bis nach Schweden (Mittsommerkreuz) verbreitet hat, als Radkreuz bezeichnet. Die ursprĂŒnglichen irischen Hochkreuze fanden sich nicht auf GrabstĂ€tten, sondern markierten dekorativ ein besonderes Gebiet oder heiliges Land. Sie waren auch regionale gesellschaftliche Treffpunkte, um die herum Feiern abgehalten wurden.

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FrĂŒhe Formen


Die Vorform bilden einfache Kreuze, die in Menhire eingeschnitten wurden. Sie sind auf der Dingle-Halbinsel im County Kerry am hĂ€ufigsten. Bei den Ă€ltesten irischen Kreuzen (Cross-Slabs) in Carndonagh und Fahan, im County Donegal fehlt der Ring, der erst bei den Kreuzen von Ahenny (8. Jahrhundert) und Moville (Cooley Cross) erscheint und im 12. Jahrhundert (Dysert OâDea, County Clare) wieder verschwindet, aber bei Grabkreuzen bis heute ĂŒblich ist.
Einen formalen Ansatz zum echten Keltenkreuz stellt das rohe Keerogue Cross in Errigal auf einem Friedhof in County Tyrone dar. Eine Entwicklung in Richtung Keltenkreuz ist vielleicht auch das undatierbare Kreuz auf dem Friedhof von Noughaval (Clare) (County Clare). Besonders die frĂŒhirischen Kreuze (von Carndonagh und Kloster Fahan â 7. und 8. Jahrhundert) aber auch die etwas spĂ€teren walisischen âPillar crossesâ (Neuadd Siarman) sind mit Knotenmuster-Variationen verziert. Auf manchen Kreuzen finden sich Bilder, die nicht in den christlichen Kontext passen, etwa berittene keltische Krieger.
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SpÀtere Formen
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Die Hochkreuze Irlands werden in regionale Gruppen unterteilt (Barrow Valley, Midlands, Nordleinster, Ossory und Ulster). SpĂ€ter werden Figurengruppen, wie sie besonders gut das Ardboe und das Donaghmore Kreuz im County Tyrone zeigen, typisch. Nur Kreuze, die nach dem 9. Jahrhundert entstanden, zeigen hĂ€ufig biblische Szenen (Kells, Clonmacnoise SĂŒdkreuz), manche davon sind rein ornamental. Die vor dieser Zeit errichteten Hochkreuze zeigen ausschlieĂlich irisch-keltische Muster und Symbole. Den Höhepunkt der bildlichen Kunst stellt das Muiredach-Kreuz von Monasterboice, Co. Louth dar. Ein stilistisch völlig anderes und wohl schönstes der erhaltenen Hochkreuze ist das von Moone im County Kildare. Die Gestaltung mit Tieren und Vögeln dĂŒrfte auf Ideen im gĂ€lisch-keltischen Raum vor der Christianisierung zurĂŒckgehen. Die spĂ€ten Kreuze (12. Jahrhundert) haben den Ring noch in der Ornamentik, aber nicht mehr in der Kontur. Manchmal ist der Ring anliegend, hĂ€ufiger ist er aber mit viertelkreisförmigen DurchbrĂŒchen leicht abgesetzt. Oftmals hat er im Vergleich zu den Kreuzbalken einen verminderten Querschnitt. Die Ornamentik des Kreuzes selbst ist meist gerahmt und wurde offenbar erst nach dem Aufstellen des Kreuzes auf die vorbereiteten FlĂ€chen des Steins eingemeiĂelt. Das âunfertige Kreuz von Kellsâ verweist auf dieses Vorgehen. Der vertikale Balken kann nach unten dicker werden oder einen Sockel besitzen. Die Iren unterscheiden zwischen gewöhnlichen Keltenkreuzen und Keltischen Hochkreuzen insofern, als letztere ornamental und mindestens 800 Jahre alt sind.
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Vorkommen in Irland und GroĂbritannien
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Steinmonumente sind auch auf den Britischen Inseln Teil des frĂŒhchristlichen Gedenkens. Schottland hat wichtige Steine aus der Anfangszeit des Christentums. Dazu gehören die Hochkreuze von Iona und Kildalton aus dem spĂ€ten 8. Jahrhundert. Den Völkern im frĂŒhmittelalterlichen Schottland, Pikten, Skoten, Briten und Angeln werden verschiedene bildhauerische Stile zugewiesen.
Im Norden und Osten Schottlands lebten die Pikten. Bevor sie freistehende Kreuze schufen (Dupplin-Cross), wĂ€hlten sie groĂe Steintafeln (Cross-Slabs) aus, die sie vor dem Hintergrund des Kreuzes verzierten. Obwohl die piktische Symbolik mit dem Christentum vereinbar war, wurde sie nie auf die Kreuzseite des Steins gesetzt. Im spĂ€ten 8. und 9. Jahrhundert erscheinen Steine mit christlichen Motiven neben den piktischen Symbolen. Sie zeigen, dass die Pikten Zugang zur christlichen Ikonographie gefunden hatten. Die biblische Geschichte um David war ein Favorit der Darstellungen. Auf dem steinernen Schrein von St. Andrew ist sie beeindruckend gestaltet. Motive wie Daniel in der Löwengrube oder Paulus und Antonius, die Brot in der WĂŒste brechen, kommen ebenso vor.
Kreuzsteine wurden auch von den Britonen in Strathclyde und Galloway bevorzugt, wohingegen die Skoten von Argyll und die Angeln im SĂŒdosten Schottlands freistehende Kreuze vorzogen. Die Hochkreuze auf Iona und Islay zeigen die Verbindung zwischen irischen, piktischen und northumbrischen Elementen, wĂ€hrend das groĂartige Ruthwell Cross in Dumfriesshire mit seinen lateinischen und Runen-Inschriften ein Höhepunkt frĂŒhmittelalterlich europĂ€ischer Kunst ist. Das angelsĂ€chsische Kreuz von Eyam, im Stil des 8. Jahrhunderts befindet sich in Eyam in Derbyshire.
Nordeuropa
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Das Ringkreuz ist auch aus Schweden bekannt, wo es auf Gotland als Triumphkreuz und ansonsten als Mittsommerkreuz anzutreffen ist. Das sechsblĂ€tterige Sternmuster auf dem schottischen Cross-Slab Cladh aâBhile, hat auf Gotland ebenfalls seine Entsprechungen. Auf diese Verbindungslinie weist auch der Suenoâs Stone, ein schottischer Bildstein mit nordischen Motiven, der nach dem dĂ€nischen König Sven (Gabelbart) benannt sein soll.
Bekannte irische Hochkreuze:

- Ahenny, County Tipperary
- Ardboe, County Tyrone
- Bealin, County Westmeath
- Carndonagh, County Donegal
- Cloncha, County Donegal
- Drumcliff, County Sligo
- Dysert OâDea, County Clare
- Glendalough County Wicklow St. Kevinâs Cross
- Fahan, County Donegal
- Monasterboice, County Louth
- Clonmacnoise Cross of the Scriptures, County Offaly
- Clonmacnoise North Cross, County Offaly
- Clonmacnoise South Cross, County Offaly
- Kells, County Meath
- Moone, County Kildare
Bekannte schottische Kreuze (keine Cross Slabs):
- Dupplin-Cross
- Iona Abbey Crosses
- Inchbrayok Cross
- Kildalton Cross
- Meigle 1 Cross
- Ruthwell Cross,
- St. Martins Cross
Bekannte englische Kreuze:
- Kreuz von Eyam an der Kirche von St Lawrence, in Eyam, Derbyshire
- Kirche von St Meubred, Cardinham, Cornwall
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Kontinent
Frankreich
AuĂerhalb der Britischen Inseln findet sich diese Kreuzform wenig, doch gibt es zahlreiche französische Beispiele von der KĂŒste des Pays de Caux (Veules-les-Roses, Saint-Pierre-en-Port usw.) bis in die Bretagne (Lanvallay usw.) sowie an Wanderwegen im Limousin und in der Auvergne.
Weitere Beispiele befinden sich auf alten Grabsteinen der Halbinsel Cotentin.[1]
Deutschland
In Deutschland stehen das Ansverus-Kreuz in Einhaus und das Kleverschusskreuz in LĂŒbeck. Ein weiteres Keltenkreuz findet sich in der Kirche St. Maximilian (MĂŒnchen) am Hochaltar.
Ein besonders groĂes Keltenkreuz steht auf einem Kriegsgefangenenfriedhof in Dietkirchen bei Limburg an der Lahn. Es wurde 1917 eingeweiht und wurde von irischen Kriegsgefangenen, die in einem Kriegsgefangenenlager in Dietkirchen lebten, fĂŒr ihre verstorbenen Kameraden errichtet.[2]
- Irisches Hochkreuz, in Dietkirchen an der Lahn (Westansicht)
- Irisches Hochkreuz, in Dietkirchen an der Lahn (Ostansicht)
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Symbol in der rechtsextremen Szene
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Kontext

Das gleichschenklige Keltenkreuz[3] war auch das Zeichen der rechtsextremen und verbotenen Volkssozialistischen Bewegung Deutschlands (VSBD/PdA) und ist noch heute als Symbol in der rechtsextremen Szene[4] â in stark stilisierter Form â weit verbreitet. In diesem Zusammenhang handelt es sich um ein nach dem deutschen Strafgesetzbuch strafbares Verwenden von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen. Nach der Rechtsprechung des Bundesgerichtshofs kann auch eine isolierte Verwendung eines stilisierten gleichschenkligen Keltenkreuzes (also âdie Darstellung eines gleichschenkligen Balkenkreuzes, um dessen Schnittpunkt ein Ring gelegt istâ) nach § 86a des deutschen Strafgesetzbuches strafbar sein, wenn nicht die Ă€uĂeren UmstĂ€nde eindeutig ergeben, dass der Schutzzweck der Norm nicht tangiert ist.[5] Das gleichschenklige Keltenkreuz wird meist mit der White-Power-Bewegung der USA in Verbindung gebracht.[6] Diese Variante Ă€hnelt auch dem Symbol des sogenannten Zodiac-Killers, eines Serienmörders der spĂ€ten 1960er-Jahre der USA, dessen Taten jedoch nicht rassistisch motiviert waren.
In Frankreich war das Keltenkreuz seit 1945 das Symbol mehrerer rechtsextremer und neofaschistischer Gruppierungen, besonders prominent wurde es in den 1960er Jahren durch die Verwendung durch die OAS, eine paramilitÀrische Organisation, die mit Gewalt die UnabhÀngigkeit Algeriens zu verhindern versuchte.
Die EuropÀische Nationale Front (ENF), ein ehemaliger Zusammenschluss europÀischer rechtsextremer Parteien, verwendete ein stilisiertes Keltenkreuz in ihrem Logo. In Polen wurde das Symbol 2011 von der Partei Nationale Wiedergeburt Polens (polnisches Mitglied der ENF) als eingetragene Marke registriert.[7]
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Schriftzeichen
đ
In Unicode ist ab Version 7.0 (Juni 2014) das Keltenkreuz als Schriftzeichen U+1F548 (đ ) celtic cross im Block Verschiedene piktografische Symbole enthalten.
Literatur
- Hilary Richardson, John Scarry: An introduction to Irish high crosses. Mercier Press, Dublin 1990, ISBN 0-85342-941-3.
- John Romilly Allen: Early Christian symbolism in Great Britain and Ireland. Before the thirteenth century (= The Rhind Lectures 1885, ZDB-ID 1035191-7). Whiting, London 1887 (Facsimile-Reprint der S. 129â244: The High Crosses of Ireland. Llanerch, Felinfach 1992, ISBN 0-947992-90-1).
- Peter Harbison: The high crosses of Ireland. An iconographical and photographic Survey (= Römisch-Germanisches Zentralmuseum, Forschungsinstitut fĂŒr Vor- und FrĂŒhgeschichte. Monographien 17, 1â3). 3 BĂ€nde (1: Text; 2: Photographic Survey; 3: Illustrations of comparative Iconography). Habelt, Bonn 1992, ISBN 3-7749-2536-4.
- Werner Antpöhler: Unterm Keltenkreuz â auf Pilgerpfaden in Irland und Schottland. SaarbrĂŒcken 1998. ISBN 978-3-89060-023-9.
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Weblinks
Commons: Keltenkreuze â Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
- The Celts â Keltische Kreuze (Drew Ivan)
- Keltenkreuz â Irlandlexikon
- The Celtic High Cross â Irish Genealogy Toolkit
- Rechtsextremismus: Symbole, Zeichen und verbotene Organisationen. (PDF; 1,78 MB) Bundesamt fĂŒr Verfassungsschutz, Oktober 2018, abgerufen am 2. Februar 2021.
Einzelnachweise
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