Aarhus
Großstadt in Dänemark Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
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Aarhus[2] oder Århus (niederdeutsch veraltet Arenhusen) in der Region Midtjylland ist mit 290.598 Einwohnern (Stand 1. Januar 2023) die zweitgrößte Stadt Dänemarks sowie die größte auf dem dänischen Festland. Sie liegt im Osten Jütlands an der Aarhusbucht. Die Kommune Aarhus hat insgesamt 361.544 Einwohner (Stand 1. Januar 2023);[1] die Metropolregion Aarhus (Byregion Østjylland) fast 1,4 Millionen.[3]
Aarhus Århus | ||||
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Basisdaten | ||||
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Staat: | Dänemark | |||
Region: | Midtjylland | |||
Kommune (seit 2007): | Aarhus | |||
Koordinaten: | 56° 9′ N, 10° 13′ O | |||
Einwohner: (2023[1]) | 290.598 | |||
Fläche: | 91 km² | |||
Bevölkerungsdichte: | 3.193 Einwohner je km² | |||
Höhe: | 105 m.o.h. | |||
Telefonvorwahl: | (+45) | |||
Postleitzahl: | 8000, 8100, 8200, 8210, 8220, 8229, 8230, 8240, 8245, 8250, 8260, 8270 | |||
Bürgermeister: | Jacob Bundsgaard | |||
Website: | www.aarhus.dk | |||
Der Dom zu Aarhus im Stadtzentrum |
Der Ort geht auf eine Wikingersiedlung an der Mündung des Aarhus Å zurück. Aarhus wurde erstmals 948 als Bischofssitz erwähnt und entwickelte sich nach dem Mittelalter zu einer florierenden Seehandelsstadt. Von dem wirtschaftlichen Einbruch durch den Dreißigjährigen Krieg erholte sich Aarhus erst im Laufe des 19. Jahrhunderts mit der einsetzenden Industrialisierung und dem Ausbau des Hafens. Als Mittelpunkt eines neuen Chaussee- und Eisenbahnnetzes entwickelte sich die Stadt zum wirtschaftlichen Zentrum Jütlands und verfügt heute über eine vielseitige Industrie. Der Seehafen Aarhus Havn ist das größte Containerterminal Dänemarks.
Die Universität Aarhus wurde 1928 gegründet und wurde 1970 eine staatliche Hochschule. 2017 war Aarhus zusammen mit Paphos Kulturhauptstadt Europas.
Aarhus liegt an der Aarhusbucht, die zum Kattegat zwischen Jütland und der schwedischen Westküste gehört. Die Stadt liegt etwa 40 km östlich von Silkeborg, 50 nördlich von Horsens und etwa 100 km südlich von Aalborg.
Der Ort wurde von den Wikingern gegründet, die sich im Mündungsgebiet des Flusses Aarhus Å niederließen, und war seit diesem Zeitpunkt ununterbrochen besiedelt. Die älteste Schreibweise, Arus stammt aus dem Jahr 1231, gebildet aus å (dt. Fluss) und altdänisch ōs (dt. Mündung), später zu –hus (dt. Haus) umgebildet. Die etwa vier Hektar große Siedlung wuchs bald flussaufwärts Richtung Immervad und flussabwärts zur heutigen Straße Mejlgade; sie war von einem Festungswall mit Graben umgeben.[4]
Jüngste Ausgrabungen in Aarhus ergaben, dass die Stadt um 770 gegründet wurde. Demnach ist Aarhus mindestens 100 Jahre älter als zuvor angenommen und eine der ältesten Städte in Nordeuropa. Sie war nach Haithabu und Dankirke nahe Ribe die dritte Stadt, die in den Annalen erwähnt wurde, bereits 948 soll sie Bischofssitz gewesen sein (siehe Bistum Aarhus und Liste der Bischöfe von Århus), obwohl sich Harald Blauzahn erst 960 taufen ließ. 965 und 988 tauchte der Name wiederum in deutschen Dokumenten auf. Die Wikinger hinterließen im Stadtgebiet sechs Runensteine. Seit 1040 wurden in der Stadt Münzen geschlagen.
1050 griff der Norweger-König Harald Hardråda die Stadt an. Aarhus wurde 1060 erneut Bischofssitz. 1070 wurde in der schnell wachsenden Ortschaft der Dom bereits außerhalb des Walls in der neuen Vorstadt errichtet. Zu Beginn des 12. Jahrhunderts entstand nördlich des alten Walls die nächste Vorstadt und die St.-Olufs-Kirche. Als 1191 Peder Vagnsen Bischof wurde, leitete dies eine neue Entwicklung ein, und 1203 wurde mit dem Bau des heutigen Doms begonnen. Der alte Dom wurde abgerissen, an seiner Stelle entstand 1235 die Frue Kirke und ein Kloster der Dominikaner. 1477 wurde der erste Wallabschnitt für neue Bauten geschleift.
Im 16. und 17. Jahrhundert war Aarhus eine regional recht bedeutende Seehandelsstadt, die im Gesamtstaat unter der dänischen Krone jedoch hinter Kopenhagen, Flensburg und dem im 17. Jahrhundert gegründeten Altona zurückblieb. Erst Mitte des 19. Jahrhunderts, als die Stadt sich zum Mittelpunkt des neuen Chaussee- und Eisenbahnnetzes entwickelte, wurde Aarhus zur größten Stadt in Jütland und überflügelte bald die Konkurrenten Randers und Aalborg. Der Verlust der Herzogtümer Schleswig, Holstein und Lauenburg und damit der wirtschaftlichen Zentren im Süden des bisherigen Gesamtstaats stärkte die Position der Stadt innerhalb Dänemarks.
Das schnelle Wachstum setzte sich im 20. Jahrhundert fort, und Aarhus entwickelte sich zur Großstadt. 1928 wurde die Universität Aarhus als zweite Universität in Dänemark gegründet. Die Stadt ist außerdem Sitz der Handelshochschule Aarhus, der Architekturschule Aarhus, der Staatlichen Hochschule für Musik, Aarhus[5] sowie der Schauspiel- und Dramatikerschule am Theater Aarhus.
Am 27. Oktober 2010 beschloss der Aarhuser Stadtrat gegen die Stimmen der bürgerlichen Parteien und der Enhedslisten, die Rückkehr zur alten Schreibweise des Ortsnamens ab dem 1. Januar 2011 von Århus zu Aarhus. Diese Schreibweise kann problemlos auf jeder Tastatur geschrieben werden, die auf der lateinischen Schrift basiert. Mit der Maßnahme beabsichtigten die Politiker, die Stadt im internationalen Wettbewerb stärker zu positionieren.[2] Obwohl ein Erlass von 1984 den kommunalen Behörden erlaubt, eine alte Aa-Schreibweise wiederherzustellen, wird die offizielle Rechtschreibung von der Dänischen Sprachkommission (Dansk Sprognævn) und der dänischen Ortsnamenkommission (Stednavneudvalget) beschlossen. Diese behielten im Rechtschreibwörterbuch die Schreibweise Århus als Hauptform und fügten lediglich Aarhus in Klammern bei.[6]
Aarhus unterhält folgende Städtepartnerschaften:
1960 wurde die Stadt Århus mit dem Europapreis für ihre hervorragenden Bemühungen um den europäischen Integrationsgedanken ausgezeichnet.[8] Am 25. Juni 1998 wurde hier die Aarhus-Konvention unterzeichnet, die seit 2001 als UNECE-Übereinkommen der erste völkerrechtliche Vertrag ist, der jeder Person Rechte im Umweltschutz zuschreibt.
Ende September 2011 reichte die Stadt beim dänischen Kulturministerium ihre Bewerbung als Kulturhauptstadt Europas für 2017 ein.[9] Am 24. August 2012 setzte sich Aarhus gegen Sønderborg durch und trug nach der offiziellen Ernennung durch den Rat der Europäischen Union im Frühjahr 2013 im Jahr 2017 den Titel Kulturhauptstadt Europas.[10]
Das Rathaus (1938–1941) von Architekt Arne Jacobsen mit seinem 60 Meter hohen Glockenturm und die Universitätsgebäude (1933–1946) sind Beispiele moderner dänischer Architektur des frühen 20. Jahrhunderts. Auf der Halbinsel Aarhus Ø im Hafenbereich befindet sich mit dem 142 Meter hohen Lighthouse Dänemarks höchstes Wohngebäude.
Im Freilichtmuseum Den Gamle By („die alte Stadt“) können viele alte Fachwerkhäuser besichtigt werden. Einzelne sehenswerte typische Fachwerkbauten finden sich außer in Den Gamle By noch in der Mejlgade, Vestergade und Skolegade. Sehenswert sind außerdem der Dom zu Århus mit dem Hochaltar von Bernt Notke sowie den Grabmälern und Epitaphien von Thomas Quellinus, dessen Wurzeln bis ins Jahr 1201 reichen, und die Marienkirche mit ihrer Krypta aus dem 11. Jahrhundert. Auf dem Domplatz steht die Reiterstatue von König Christian X.[11]
In unmittelbarer Nachbarschaft zum Musikhuset Aarhus befindet sich das ARoS Aarhus Kunstmuseum, das eine große Anzahl von Werken moderner nationaler und internationaler Künstler beherbergt. Der weithin sichtbare, von Ólafur Elíasson gestaltete Rainbow Walk hat ein Gegenstück in der Uendelige Bro, einer kreisrunden Seebrücke am Strand von Marselisborg. Dort, im Südwesten der Stadt liegt außerdem Schloss Marselisborg, das im Sommer als Residenz der Königsfamilie dient. Bei Anwesenheit der dänischen Königin Margrethe II. findet die eindrucksvolle Parade zur Wachablösung jeden Tag um zwölf Uhr statt. Der Park um das Schloss herum kann kostenlos besichtigt werden, wenn die Königsfamilie nicht anwesend ist.
Das Dukketeater Svalegangen ist das einzige professionelle Papiertheater Dänemarks.[12]
Nördlich der Innenstadt liegt der großzügig angelegte Universitätspark, in dem sich die Fakultätsgebäude der Universität Aarhus befinden. Der weitläufige Park mit seinen beiden Seen in der Mitte ist im Sommer ein beliebtes Ausflugsziel für die Einwohner. In Aarhus gibt es einen für die Öffentlichkeit nicht zugänglichen 216,1 Meter hohen Fernmeldeturm, den Søsterhøj, der 1956 als Hybridturm (Stahlbetonturm mit aufgesetztem abgespanntem Sendemast) errichtet wurde. Danmarks Radio sendet von dort aus mehrere UKW-Programme und das zweite Fernsehprogramm.
Südlich der Stadt (in Højbjerg) befindet sich das Museum Moesgård. Der Dolmen von Årslev (dän. Årslev-dyssen) ist einer der wenigen Dolmen in der Region, der nicht im Zusammenhang mit der Landwirtschaft und dem Ausweiten der Stadt Aarhus in Dänemark zerstört wurde.
In Aarhus erscheinen zwei größere Tageszeitungen: die größte dänische Tageszeitung, Jyllands-Posten, mit Sitz in Aarhus-Viby sowie Århus Stiftstidende, eine Regionalzeitung, die sich auf Aarhus und dessen Hinterland konzentriert. Zudem gibt es zwei regionale Radio- und Fernsehstationen: der Regionalsender P4 von Danmarks Radio betreibt mit P4 Østjylland eine lokale Radiostation in der Stadt, dessen Verbreitungsgebiet Aarhus und neun umliegende Gemeinden umfasst.[17] Und seit 1986 unterhält hier auch der Sender TV 2 mit TV 2/Østjylland ein Regionalstudio, dessen Sendungen 1990 erstmals ausgestrahlt wurden.[18] Daneben wird von Studenten der Aarhuser Hochschulen seit Februar 1996 der dänische Hochschulradiosender Aarhus Studenterradio betrieben.[19]
Dänemarks größte Ausbildungs- und Forschungseinrichtung für Journalismus, Journalisthøjskolen (vor 2008 Danmarks Journalisthøjskole), hat ebenfalls ihren Sitz in Aarhus.
Aarhus bildet das Handelszentrum von Jütland. Wichtigste Industriezweige sind die Maschinen- und Textilindustrie (z. B. der Windkraftanlagenhersteller Vestas oder der Sportartikelhersteller Hummel). Der Hafen exportiert hauptsächlich landwirtschaftliche Erzeugnisse, während die wichtigsten Importgüter Kohle und Eisen sind. Aarhus ist Firmensitz des Getränkekonzerns Royal Unibrew. Mit Stibo A/S, 1794 als Druckhaus gegründet, sitzt eines der ältesten Unternehmen, die heute international im Software-, IT- und Druckgeschäft tätig sind, in Aarhus.[20]
Als größte Stadt in Jütland ist Aarhus ein wichtiges Verkehrszentrum. So führt die wichtigste dänische Eisenbahnstrecke von Frederikshavn über Aalborg nach Aarhus und weiter über Fredericia und Odense nach Kopenhagen. Der Hauptbahnhof von Aarhus (Aarhus Hovedbanegård / Aarhus H) erfordert ein Kopfmachen, da nur die Bahnstrecke Aarhus–Grenaa nach Osten führt. Die Hauptstrecken nach Silkeborg und Viborg zweigen erst in Skanderborg bzw. Langå ab.
Seit dem 9. Dezember 2007 war Aarhus auf der Hauptstrecke Richtung Padborg mit täglich einem Zugpaar nach Berlin über Hamburg und einem weiteren Zugpaar nur bis Hamburg des ICE TD (dieselelektrisch) direkt an das deutsche ICE-Netz eingebunden. Die Relation nach Hamburg wurde zum Fahrplanwechsel im Dezember 2015 auf einen mit dem dänischen MF (IC3) als Eurocity geführten Zug umgestellt, die Direktverbindung nach Berlin aufgegeben. Mit dem Fahrplanwechsel im Dezember 2023 wurde die Direktverbindung Hamburg–Aarhus zugunsten der Verbindung Hamburg–Kopenhagen komplett aufgegeben; Aarhus ist von Deutschland aus nur mit mindestens einem Umstieg (z. B. in Kolding) erreichbar.[21]
Der regionale Flughafen Aarhus (IATA: AAR, ICAO: EKAH) befindet sich etwa 36 Kilometer von Aarhus entfernt in Tirstrup. Er verfügt über zwei parallele Start- und Landebahnen in Ost-West-Richtung, 10L/28R mit einer Länge von 2777 m und 10R/28L mit einer Länge von 2702 m.[22]
Die Europastraße 45 als Dänemarks wichtigste Nord-Süd-Verbindung führt westlich an Aarhus vorbei. Eine Ost-West-Autobahn nach Herning wurde 2016 fertiggestellt. Gut ausgebaute Landstraßen verbinden Aarhus mit allen wichtigen Orten in Mitteljütland.
Der Seehafen gehört sowohl im Fracht- als auch im Fährverkehr zu den größten in Dänemark. Gegenwärtig (2014) verfügt er über den größten Containerhafen des Landes: Über 50 Prozent der Containerfracht aller dänischen Häfen werden hier umgeschlagen.[23]
Ab dem 13. Mai 1884 gab es eine Straßenbahn, die als Pferdebahn eröffnet wurde. Ab dem 7. Juli 1904 wurde sie elektrisch betrieben. Der öffentliche Personennahverkehr wurde von 1928 bis Ende 2006 durch Århus Sporveje betrieben. Die im Namen genannte Straßenbahn bediente allerdings nie mehr als zwei Linien; 1971 wurde dann komplett auf Busverkehr umgestellt.
Seit 2007 heißt der Betreiber in der Kommune Aarhus Busselskabet, er gehört zum Verkehrsverbund Midttrafik, der die gesamte mitteljütische Region abdeckt.
Die Stadtbahn Aarhus Letbane integriert eine Straßenbahn im Stadtgebiet und zwei Bahnstrecken, die ins Umland führen: Der Bahnstrecke Aarhus–Grenaa in Richtung Norden und der Bahnstrecke Aarhus–Odder in südliche Richtung. Die Aarhus Letbane ging Abschnittsweise in Betrieb. Der letzte Abschnitt wurde am 30. April 2019 eröffnet.[24]
Ein weitverbreitetes Fortbewegungsmittel ist das Fahrrad, und die Stadt bietet auch für Touristen auf dem Fahrrad zahlreiche Services an, wie touristische Radrouten oder Leihfahrräder.[25]
Auf besonders angelegten Spuren neben der Fahrbahn für Kraftfahrzeuge kann man durch die gesamte Stadt fahren. An verschiedenen Punkten der Stadt ist es möglich, sich Fahrräder auszuleihen. Dies funktioniert über ein Pfandsystem ähnlich dem von Einkaufswagen. Für 20 Dänische Kronen (circa 3 Euro) Pfand kann man die Fahrräder zeitlich unbegrenzt ausleihen und sie an einem der vielen Ausleihpunkte in der Innenstadt wieder abgeben.
Die Stadt ist gut an die nationalen Fernradwege angeschlossen und kann aus Deutschland z. B. von Flensburg aus direkt erreicht werden.[26]
Auch in Dänemark hat sich ein Fernbusverkehr etabliert. Flixbus und Kombardo Expressen verbinden Aarhus mit Zielen im In- und Ausland.[27]
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