Top-Fragen
Zeitleiste
Chat
Kontext

Bochner-Integral

spezielle Verallgemeinerung des Lebesgue-Integrals Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Remove ads

Das Bochner-Integral, benannt nach Salomon Bochner, ist eine Verallgemeinerung des Lebesgue-Integrals auf Banachraum-wertige Funktionen. Das Integral lässt sich aber auch auf lokalkonvexe Räume verallgemeinern.

Definition

Zusammenfassung
Kontext

Es seien ein -endlicher, vollständiger Maßraum und ein Banachraum.

Das Bochner-Integral einer Funktion ist nun folgendermaßen definiert:

Als einfache Funktion bezeichnen wir Funktionen der Gestalt

mit Faktoren und messbaren Mengen , wobei deren Indikatorfunktion bezeichnet. Das Integral einer einfachen Funktion ist nun auf naheliegende Weise definiert:

,

wobei dies wohldefiniert, also unabhängig von der konkreten Zerlegung von ist.[1]

Eine Funktion heißt -messbar oder Bochner-messbar, wenn es eine Folge einfacher Funktionen gibt, so dass für -fast alle gilt.[2]

Eine -messbare Funktion heißt Bochner-integrierbar[3], falls es eine Folge einfacher Funktionen gibt, so dass

  • für -fast alle gilt und
  • zu jedem ein existiert mit
für alle .

In diesem Fall ist

wohldefiniert, das heißt unabhängig von der Wahl der konkreten Folge mit obigen Eigenschaften.[4] Falls und , so schreibt man

mit

sofern Bochner-integrierbar ist.[5]

Remove ads

Messbarkeitssatz von Pettis

Der folgende auf Billy James Pettis zurückgehende Satz charakterisiert die -Messbarkeit:

Die Funktion ist genau dann -messbar, wenn die folgenden beiden Bedingungen erfüllt sind:

  • Für jedes stetige lineare Funktional ist -messbar.
  • Es gibt eine -Nullmenge , so dass separabel bzgl. der Normtopologie ist.

Ist ein separabler Banachraum, so ist die zweite Bedingung automatisch erfüllt und damit entbehrlich. Insgesamt ist die -Messbarkeit -wertiger Funktionen mit diesem Satz auf die -Messbarkeit skalarer Funktionen zurückgeführt.

Remove ads

Bochner-Integrierbarkeit

Die folgende von Bochner gefundene äquivalente Charakterisierung Bochner-integrierbarer Funktionen erlaubt es, einige klassische Resultate der lebesgueschen Integrationstheorie wie z. B. den Satz von der majorisierten Konvergenz auf das Bochner-Integral zu übertragen:

Eine -messbare Funktion ist genau dann Bochner-integrierbar, wenn Lebesgue-integrierbar ist.

Eigenschaften

Zusammenfassung
Kontext

In diesem Abschnitt ist ein Banachraum und sind integrierbare Funktionen.

Linearität

Das Bochner-Integral ist linear, das heißt, für Bochner-integrierbare Funktionen und beliebige ist auch integrierbar, und es gilt:

.

Verkettung mit einem stetigen Operator

Es sei ein Banachraum und ein stetiger linearer Operator. Dann ist eine integrierbare Funktion und es gilt[6]

.

Radon–Nikodym-Eigenschaft

Der Satz von Radon-Nikodým gilt für das Bochner-Integral im Allgemeinen nicht. Banachräume, für die dieser Satz gilt, bezeichnet man als Banachräume mit der Radon-Nikodym-Eigenschaft. Reflexive Räume besitzen stets die Radon-Nikodym-Eigenschaft.[7]

Remove ads

Bochner-Lebesgue-Räume

Zusammenfassung
Kontext

Ist ein -endlicher, vollständiger Maßraum und ein Banachraum, so nennt man für den Raum der Bochner-integrierbaren Funktionen einen Bochner-Lebesgue-Raum, wobei wie üblich -fast gleiche Funktionen identifiziert werden durch Äquivalenzklassen. Man erhält mit der Norm

einen Banachraum. Dieser lässt sich für wie folgt als Tensorprodukt beschreiben. Man rechnet nach, dass durch

eine bilineare Abbildung gegeben ist, die einen isometrischen Isomorphismus

definiert, wobei das projektive Tensorprodukt bezeichne.[8]

Remove ads

Erweiterung auf lokalkonvexe Räume

Zusammenfassung
Kontext

Es ist möglich das Bochner-Integral auf lokalkonvexe Räume zu erweitern, dies wurde 1975 von Wjatscheslaw Rybakow[9], 1981 durch Chris Blondia[10] und 2015 von Ralf Beckmann und Anton Deitmar gemacht[11], wobei Beckmann und Deitmar den ursprünglichen Ansatz von Bochner für vektorwertige Integrale auf Netze erweiterten.

Die nachfolgende Definition stammt von Blondia:[12]

Es seien ein -endlicher, vollständiger Maßraum. Weiter sei ein hausdorffscher lokalkonvexer Raum, der vollständig ist und dessen Topologie durch eine Familie von Seminormen erzeugt wird. Eine Funktion heißt stark-integrierbar oder Bochner-integrierbar, wenn eine Folge existiert, so dass

  • für -fast alle gilt.
  • für jedes und alle Seminormen , das heißt
  • konvergiert für jede messbare Teilmenge von .

Ansatz von Beckmann und Deitmar

Beckmann und Deitmar verwenden den Begriff der Bochner-Approximierbarkeit für als Voraussetzung für die Bochner-Integrierbarkeit und geben eine Charakterisierung dieses Begriffs. Eine Funktion heißt Bochner-approximierbar falls ein Netz von einfachen Funktionen existiert, so dass für jede stetige Seminorm auf

gilt. Eine alternative Bedingung ohne den Begriff des Netzes lautet wie folgt: ist Bochner-approximierbar, falls für jede stetige Seminorm eine einfache Funktion mit der Eigenschaft

existiert.

Sie unterscheiden zwischen drei Fällen an Anforderungen an den lokalkonvexen Raum [13]

  • ist vollständig
  • ist quasivollständig und die Funktion ist beschränkt,
  • ist quasivollständig und das Maß ist endlich .
Remove ads

Siehe auch

Literatur

  • Herbert Amann, Joachim Escher: Analysis. Band 3. Birkhäuser, Basel u. a. 2001, ISBN 3-7643-6613-3.
  • Malempati M. Rao: Measure Theory and Integration (= Pure and Applied Mathematics. A Program of Monographs, Textbooks, and Lecture Notes. Bd. 265). 2nd edition, revised and expanded. Dekker, New York NY u. a. 2004, ISBN 0-8247-5401-8, S. 505 ff.

Einzelnachweise

Loading related searches...

Wikiwand - on

Seamless Wikipedia browsing. On steroids.

Remove ads