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RAF Bomber Command

ehemaliges Oberkommando über die Bomberflotte der britischen Luftwaffe Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

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Das RAF Bomber Command war von 1936 bis 1968 das Oberkommando über die Bomberflotte der Royal Air Force. Bomber Command stand auch für die britische Bomberflotte als solche. Seine Aufgabe war die Planung und Führung von strategischen Bombenangriffen.

Schnelle Fakten Aktiv, Staat ...
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Geschichte

Zusammenfassung
Kontext

Liegenschaften und Inventar

Das Hauptquartier des RAF Bomber Command war in den Jahren 1936 bis 1940 in Uxbridge im Westen Londons, ab 1940 in High Wycombe, Buckinghamshire.

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Schwere Bomber im Vergleich: Stirling (gelb), Halifax (pink) und Lancester (blau)

Die wichtigsten leichten und mittelschweren Bombertypen des RAF Bomber Command waren:

Die folgenden viermotorigen schweren Bomber-Typen kamen (teils ergänzend) während des Zweiten Weltkrieges zum Einsatz:

Zweiter Weltkrieg

Während des Zweiten Weltkrieges führte das Bomber Command eine Vielzahl von Bombenangriffen auf Ziele in Deutschland, im deutsch besetzten Europa sowie im faschistischen Italien durch. Das Bomber Command setzte während des Krieges rund 125.000 Mann an fliegenden Besatzungen ein, von denen 55.573 ums Leben kamen (entspricht fast 45 %). Weitere 8403 wurden verwundet und 9838 gerieten in Kriegsgefangenschaft.[2]

Vor dem Hintergrund statistischer Untersuchungen des britischen Air Ministry über die Effektivität bereits erfolgter britischer Luftangriffe kam es zur Entscheidung, verstärkt Brandbomben und Luftminen über dicht bebauten Stadtgebieten Deutschlands abzuwerfen. Diese Strategie wurde am 14. Februar 1942 in der Area Bombing Directive („Anweisung zum Flächenbombardement“) festgelegt. Premierminister Winston Churchill in seiner Rolle als Vorsitzender des Kriegskabinetts beauftragte den interimistischen Oberbefehlshaber (Commander-in-chief) des RAF Bomber Command, Luftmarschall John Baldwin mit der Umsetzung dieses „morale bombing“. Das Ende März 1942 herausgegebene „Dehousing Paper“ des britischen Kabinetts sah vor, durch gezielte Zerstörung von Wohngebieten der Industriearbeiter den Widerstandswillen in der deutschen Zivilbevölkerung zu brechen und diese dazu zu bringen, sich gegen das Regime der Nationalsozialisten zu stellen.

Der Luftkrieg der Royal Air Force gegen deutsche Städte begann am 11. Mai 1940 mit einem Angriff von 35 Bombern auf München-Gladbach (heute: Mönchengladbach). Besonders präsent im kollektiven Gedächtnis der Deutschen blieben die verheerenden Luftangriffe auf Hamburg im Sommer 1943 und die Zerstörung Dresdens Mitte Februar 1945. Über 20 weitere Flächenbombardements auch kleinerer Städte hatten Feuerstürme zur Folge, in denen sehr viele Zivilisten ums Leben kamen und große Teile des Gebäudebestandes vernichtet wurden. Mit dem Luftangriff auf Potsdam in der Nacht zum 15. April 1945 beendete die RAF ihren Bombenkrieg gegen deutsche Städte; am 16. April 1945 erklärte das Supreme Headquarters Allied Expeditionary Force (SHAEF) in Europa den strategischen Luftkrieg für gewonnen.[3]

Gegen Italien flog Bomber Command von 1940 bis 1942 nur spärlich Angriffe. Ab Oktober 1942 startete dann eine Luftoffensive gegen Italien mit der Bombardierung oberitalienischer Städte.[4] Die Krise, die dadurch ausgelöst wurde, war so schwer, dass es den Alliierten möglich erschien, Italien aus dem Krieg herauszubomben.[5] Die Angriffe auf Italien wurden gemeinsam mit der 9. US-Luftflotte 1943 intensiviert, um die Opposition gegen Mussolini zu stärken.[6] Die Angriffe trafen einen versagenden Staat und eine kriegsmüde Bevölkerung und leisteten einen Beitrag, dass Benito Mussolini abgesetzt wurde und sein Nachfolger Pietro Badoglio mit dem Waffenstillstand von Cassibile den Krieg Italiens gegen die Alliierten am 3. September 1943 beendete.[7]

Etwa fünf Prozent der Einsätze wurden zur Verlegung von Seeminen aus der Luft geflogen. Das Codewort dafür war Gardening, da man die Minen aussäte. Die Zahl der ausgelegten Minen stieg bis 1942 auf Tausend im Monat. Zielgebiete waren die norwegische Küste, die Ostsee mit ihren Übungsgebieten für U-Boote, die Helgoländer Bucht, der Golf von Biskaya, das Mittelmeer und während der Operation Overlord die Flanken der Landungsflotte. Insgesamt legte Bomber Command 47.307 Minen aus. Die Royal Air Force gibt an, insgesamt 762 Schiffe der Achsenmächte versenkt und 196 beschädigt zu haben.[8]

Stärke im Vereinigten Königreich, 1939–1945[9]
Jahr Staffeln Personalstärke Standorte
leichte Bomber Mittlere Bomber Schwere Bomber Piloten Fliegend Boden WAAF
1939 (Sept)617N/AN/AN/AN/A20
19406171.1106.70249.6852.408N/A
194193232.13320.63399.51510.169N/A
1942933151.46823.003115.57022.09245
19431016362.40345.330127.91434.08060
194450,560,53.74752.476134.83438.15781
1945100733.50149.418136.62937.29271

Spätere Kampfeinsätze

Ab 1947 waren Lancesterbomber in Nairobi stationiert. Sie beteiligten sich von 1953 bis 1956 an Offensivaktionen gegen die Aufständischen im postkolonialen Mau-Mau-Krieg.[10]

Ab 1950 wurden Avro Lincoln in Singapur stationiert, die 1955 durch Canberra ersetzt wurden. Die strategischen Bomber wurden gegen die Unabhängigkeitsbewegung während der Malayan Emergency eingesetzt.[11]

Während der Suezkrise 1956 wurden strategische Bomber nach Malta und Zypern verlegt. Sie griffen ägyptische Luftwaffenbasen an.[12]

Kalter Krieg

Nach dem Zweiten Weltkrieg bildeten die kernwaffenfähigen strategischen V-Bomber (Valiant, Victor und Vulcan) die Hauptschlagkraft des Bomber Command. Ab dem Jahr 1950 verfügte Bomber Command auch über atomwaffenfähige Mittelstreckenraketen des Typs Thor, die bis 1963 verfügbar waren.[13]

Das Ende des Bomber Command kam im Jahr 1968, als es mit dem Fighter Command zum RAF Strike Command zusammengefasst wurde. Die Rolle als Trägersysteme für die britischen Nuklearwaffen übernahmen die U-Boote der Royal Navy.

Erinnerung

  • Das Bomber Command Museum of Canada wurde 1986 in Nanton, Alberta eröffnet.[14]
  • Das Bomber Command Memorial wurde am 28. Juni 2012 durch Queen Elizabeth II. im Londoner Green Park in der Nähe von Hyde Park Corner eröffnet. Es wurde zum Gedenken an die 55.573 Angehörigen der Royal Air Force, die im Zweiten Weltkrieg bei Bomber-Einsätzen starben (fast die Hälfte des Personalbestands; das Durchschnittsalter war 22 Jahre) errichtet.[15][16] Das Monument zeigt sieben Soldaten als überlebensgroße Bronzestatuen.
  • Im Jahr 2018 eröffnete das International Bomber Command Centre in Lincoln (Lincolnshire), England.[17]
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Oberbefehlshaber

Befehlshaber
Nr. Bild Commander in Chief Rang von bis
1John Miles Steel
(1877–1965)
Air Chief Marshal14. Juli 193612. September 1937
2ThumbEdgar Ludlow-Hewitt
(1886–1973)
Air Chief Marshal12. September 19373. April 1940
3ThumbCharles Portal
(1893–1971)
Air Marshal3. April 19405. Oktober 1940
4ThumbRichard Peirse
(1892–1970)
Air Marshal5. Oktober 19408. Januar 1942
kommissarischThumbJohn Eustace Arthur Baldwin
(1892–1975)
Air Vice Marshal8. Januar 194222. Februar 1942
5ThumbArthur Harris
(1892–1984)
Air Chief Marshal22. Februar 194215. September 1945
6ThumbNorman Bottomley
(1891–1970)
Air Marshal15. September 194516. Januar 1947
7ThumbHugh William Lumsden Saunders
(1894–1987)
Air Marshal16. Januar 19478. Oktober 1947
8Aubrey Ellwood
(1897–1992)
Air Marshal8. Oktober 19472. Februar 1950
9ThumbHugh Lloyd
(1894–1981)
Air Marshal2. Februar 19509. April 1953
10ThumbGeorge Holroyd Mills
(1902–1971)
Air Marshal9. April 195322. Januar 1956
11ThumbHarry Broadhurst
(1905–1995)
Air Marshal22. Januar 195620. Mai 1959
12ThumbKenneth Brian Boyd Cross
(1911–2003)
Air Marshal20. Mai 19591. September 1963
13John Grandy
(1913–2004)
Air Marshal1. September 196319. Februar 1965
14Wallace Kyle
(1910–1988)
Air Marshal19. Februar 196530. April 1968
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Stützpunkte

Die folgende unvollständige Liste von Stützpunkten umfasst diejenigen, über die es bereits einen Eintrag in der deutschsprachigen Wikipedia gibt:

Siehe auch

Literatur

  • Ken Delve: Bomber Command 1936-1968: An Operational & Historical Record. Pen & Sword Aviation, 2005, ISBN 1-84415-183-2
  • Max Hastings: Bomber Command. Michael Jones, London 1979, ISBN 0-7181-1603-8
  • Charles Messenger: ‘Bomber’ Harris and the Strategic Bomber Offensive, 1939–1945. Arms and Armour, 1984, ISBN 0-85368-677-7
  • Martin Middlebrook, Chris Everitt: The Bomber Command War Diaries. An operational reference book 1939–1945. Midland Counties Publications, Earl Shilton, UK, 1995, ISBN 1 85780 033 8.
  • J. R. Moyes, James Goulding: RAF Bomber Command and it's Aircraft 1936 - 1940. Ian Allen Ltd 1975
  • Richard Overy, The Bombing War. Europe 1939–1945. Penguin, London 2014, ISBN 978-0-14-100321-4
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Commons: Royal Air Force Bomber Command – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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