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Claus Offe

deutscher Soziologe und Politikwissenschaftler Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

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Claus Offe (* 16. März 1940 in Berlin; † 1. Oktober 2025 ebenda) war ein deutscher Soziologe und Politikwissenschaftler.

Biografie

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Leben

Claus Offe wurde am 16. März 1940 als ältestes von vier Kindern des Chemikers Hans Albert Offe (1912–1993) und dessen Ehefrau Ursula (geborene Brenneke) in Berlin geboren.[1] Seine Kindheit und Jugend waren von der für seine Generation charakteristischen hohen Nachkriegsmobilität geprägt, die sich vor allem in Nordrhein-Westfalen vollzog.

Ausbildung

Nach dem Abitur (1959) am altsprachlichen Wilhelm-Dörpfeld-Gymnasium in Wuppertal-Elberfeld und dem Studium der Musikwissenschaft und der Soziologie an der Universität zu Köln (1959–1960) sowie der Soziologie, Volkswirtschaft und Philosophie an der Freien Universität Berlin (1960–1965) erwarb er 1965 das Diplom in Soziologie. Als Student war er Mitglied im SDS und Mitverfasser der SDS-Denkschrift Hochschule in der Demokratie (1961).

Beruf

Von 1965 bis 1969 war er Assistent am Seminar für Soziologie an der Johann Wolfgang Goethe-Universität in Frankfurt am Main bei Jürgen Habermas.[2] Er wurde 1968 mit der Arbeit „Leistungsprinzip und industrielle Arbeit“ zum Dr. rer. pol. promoviert und habilitierte sich 1973 im Fachbereich Politikwissenschaft an der Universität Konstanz. Dazwischen hatte er von 1969 bis 1971 Studienaufenthalte an US-Universitäten wie Berkeley (Harkness Fellowship) und Harvard (als Research Associate am Center for West European Studies).

Offe war als Professor für Politikwissenschaft und Soziologie von 1975 bis 1988 an der Universität Bielefeld und von 1988 bis 1995 an der Universität Bremen tätig. In Bremen war er zudem Leiter der Abteilung Theorie und Verfassung des Wohlfahrtstaates am Zentrum für Sozialpolitik. Von 1995 bis zu seiner Emeritierung im Jahr 2005 war er Professor für Politische Soziologie und Sozialpolitik am Institut für Sozialwissenschaften der Humboldt-Universität in Berlin. Von 2005 bis 2012 gehörte er zum Professorium der Hertie School Berlin.

Offe hatte sich in der Studentenbewegung engagiert und war Gründungsmitglied der Partei Die Grünen sowie Ehrenpräsident des Basic Income Earth Network (BIEN)[3].

Wirken

Offe war zwar marxistisch geprägt, war aber auch zur Zeit der Studentenrevolte dem undogmatischen Flügel der Studentenbewegung zuzurechnen. Er wird zur Nachfolgegeneration der Frankfurter Schule gerechnet und hat mit Habermas eine Arbeitsteilung praktiziert, bei der Habermas die philosophischen und weitgespannten sozialtheoretischen Fragen, Offe die politisch-soziologischen Aspekte übernommen hat. Offe hat neue Impulse, gerade aus der amerikanischen Soziologie, aufgegriffen und für die deutsche Soziologie fruchtbar gemacht, z. B. das Konzept der „horizontalen Disparitäten“. Er war Doktorvater einer Reihe von Politikwissenschaftlern und Soziologen: u. a. von Wolfgang Streeck, Helmut Wiesenthal, Peter A. Kraus, Wolfgang Merkel und Benjamin-Immanuel Hoff. 1989 wurde er als ordentliches Mitglied in die Academia Europaea aufgenommen.[4] 1995 wählte man ihn in die American Academy of Arts and Sciences.[5]

Offe wurde 2012 von der Deutschen Vereinigung für Politische Wissenschaft der Theodor-Eschenburg-Preis zugesprochen. Er nahm den Preis an, kritisierte[6] aber die Namensgebung für den Preis. Der Namensgeber Theodor Eschenburg habe sich zu Lebzeiten nie ausreichend von seinem Handeln unter dem NS-Regime distanziert, in das er wohl tiefer verstrickt war als angenommen.[7]

Als kritischer Analytiker der kapitalistischen Rationalisierung der Arbeit befürwortete Offe das bedingungslose Grundeinkommen. Ehrenamtlich war er im wissenschaftlichen Beirat des Netzwerks Grundeinkommen aktiv, dem Basic Income Earth Network – Deutschland.[8] Sein Buch Strukturprobleme des kapitalistischen Staates von 1972, das von Habermas’ Thesen geprägt war und ebenso Habermas’ Untersuchungen beeinflusste, galt zur Zeit der Studentenbewegung als wichtige Lektüre.[9]

Privates

Offe hatte zwei Töchter aus erster Ehe. Seit 2001 waren er und die Bürgerrechtlerin Ulrike Poppe verheiratet. Am 1. Oktober 2025 starb er im Alter von 85 Jahren.[10]

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Schriften (Auswahl)

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  • Leistungsprinzip und industrielle Arbeit. Mechanismen der Statusverteilung in Arbeitsorganisationen der industriellen „Leistungsgesellschaft“. Frankfurt/M.: Europäische Verlagsanstalt, 1970.
  • Strukturprobleme des kapitalistischen Staates. Aufsätze zur politischen Soziologie. Suhrkamp, Frankfurt/M. 1973.
  • (mit anderen) Arbeitsgesellschaft. Strukturprobleme und Zukunftsperspektiven. Campus, Frankfurt/M. 1984, ISBN 3-593-33311-2.
  • Der Tunnel am Ende des Lichts. Erkundungen der politischen Transformation im Neuen Osten. Campus, Frankfurt/M. 1994.
  • Vollbeschäftigung? Zur Kritik einer falsch gestellten Frage. In: Karlheinz Bentele, Bernd Reissert, Ronald Schettkat (Hg.): Die Reformfähigkeit von Industriegesellschaften. Festschrift für Fritz W. Scharpf. Campus, Frankfurt/M. 1995, ISBN 3-593-35305-9, S. 240–249.
  • mit Susanne Angerhausen, Holger Backhaus-Maul, Thomas Olk und Martina Schiebel (Hrsg.): Überholen ohne Einzuholen. Freie Wohlfahrtspflege in Ostdeutschland. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Opladen / Wiesbaden 1998, ISBN 3-531-13298-9.
  • Herausforderungen der Demokratie. Zur Integrations- und Leistungsfähigkeit politischer Institutionen. Campus, Frankfurt/M. 2004, ISBN 978-3-593-37153-5.
  • Selbstbetrachtung aus der Ferne. Tocqueville, Weber und Adorno in den Vereinigten Staaten. Suhrkamp, Frankfurt/M. 2004, ISBN 978-3-518-58399-9.
  • Europa in der Falle. Suhrkamp, Berlin 2016, ISBN 978-3-518-12691-2.

Gesammelte Schriften

  • Band 1: Macht und Effizienz. Studien zur kapitalistischen Rationalisierung der Arbeit. Springer VS, Wiesbaden 2018, ISBN 978-3-658-21937-6.
  • Band 2: Der Wohlfahrtsstaat und seine Bürger. Springer VS, Wiesbaden 2019, ISBN 978-3-658-22258-1.
  • Band 3: Institutionen, Normen, Bürgertugenden. Springer VS, Wiesbaden 2019, ISBN 978-3-658-22260-4.
  • Band 4: Liberale Demokratie und soziale Macht. Demokratietheoretische Studien. Springer VS, Wiesbaden 2019, ISBN 978-3-658-22264-2.
  • Band 5: Staatskapazität und Europäische Integration. Springer VS, Wiesbaden 2019, ISBN 978-3-658-22266-6.
  • Band 6: Übergänge. Vom Staatssozialismus zum demokratischen Kapitalismus. Springer VS, Wiesbaden 2020, ISBN 978-3-658-22262-8.

Essays

Interviews

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Literatur

Einzelnachweise

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