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Duftit

Mineral aus der Adelit-Descloizit-Gruppe Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Duftit
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Duftit ist ein relativ selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der „Phosphate, Arsenate und Vanadate“ mit der chemischen Zusammensetzung PbCu[OH|AsO4] und damit ein Blei-Kupfer-Arsenat mit zusätzlichen Hydroxidionen.

Schnelle Fakten Allgemeines und Klassifikation, Kristallographische Daten ...

Duftit kristallisiert im orthorhombischen Kristallsystem, entwickelt aber nur selten mit bloßem Auge sichtbare, millimetergroße Kristalle mit einem glasähnlichen Glanz auf den Oberflächen. Meist findet er sich in Form traubiger Mineral-Aggregate oder krustiger Überzüge. Das Mineral ist durchscheinend und von graugrüner, olivgrüner oder apfelgrüner Farbe. Seine Strichfarbe ist allerdings eher blassgrün bis weiß.

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Etymologie und Geschichte

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Duftit auf Calcit aus Tsumeb, Namibia – Ausgestellt im Mineralien-Museum Essen-Kupferdreh

Erstmals entdeckt wurde Duftit in der Tsumeb Mine nahe der gleichnamigen Stadt in der Oshikoto-Region im Norden Namibias. Beschrieben wurde das Mineral erstmals 1920 durch Otto Hermann August Pufahl (1855–1924), der es nach Gustav Duft, dem damaligen Manager der nahe Tsumeb gelegenen Otavi Mine benannte.[7]

Da der Duftit bereits lange vor der Gründung der International Mineralogical Association (IMA) bekannt und als eigenständige Mineralart anerkannt war, wurde dies von ihrer Commission on New Minerals, Nomenclature and Classification (CNMNC) übernommen und bezeichnet den Duftit als sogenanntes „grandfathered“ (G) Mineral.[2] Die seit 2021 ebenfalls von der IMA/CNMNC anerkannte Kurzbezeichnung (auch Mineral-Symbol) von Duftit lautet „Dft“.[1]

Ein Aufbewahrungsort für das Typmaterial von Duftit ist nicht dokumentiert.[8]

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Klassifikation

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Bereits in der veralteten 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehörte der Duftit zur Mineralklasse der „Phosphate, Arsenate und Vanadate“ und dort zur Abteilung „Wasserfreie Phosphate, Arsenate und Vanadate mit fremden Anionen“, wo er gemeinsam mit Adelit, Austinit, Descloizit, Gabrielsonit, Konichalcit, Mottramit, Pyrobelonit, Tangeit und Turanit in der „Descloizit-Reihe“ mit der Systemnummer VII/B.11b steht.

In der zuletzt 2018 überarbeiteten Lapis-Systematik nach Stefan Weiß, die formal auf der alten Systematik von Karl Hugo Strunz in der 8. Auflage basiert, erhielt das Mineral die System- und Mineralnummer VII/B.26-080. Dies entspricht ebenfalls der Abteilung „Wasserfreie Phosphate, mit fremden Anionen F,Cl,O,OH“, wo Duftit zusammen mit Adelit, Austinit, Cobaltaustinit, Gabrielsonit, Gottlobit, Hermannroseit, Konichalcit, Nickelaustinit und Tangeit die „Adelitgruppe“ mit der Systemnummer VII/B.26 bildet.[3]

Auch die von der International Mineralogical Association (IMA) zuletzt 2009 aktualisierte[9] 9. Auflage der Strunz’schen Mineralsystematik ordnet den Duftit in die Abteilung „Phosphate usw. mit zusätzlichen Anionen; ohne H2O“ ein. Diese ist allerdings weiter unterteilt nach der relativen Größe der beteiligten Kationen und dem Stoffmengenverhältnis der zusätzlichen Anionen zum Phosphat-, Arsenat- bzw. Vanadatkomplex. Das Mineral ist hier entsprechend seiner Zusammensetzung in der Unterabteilung „Mit mittelgroßen und meist großen Kationen; (OH usw.) : RO4 = 1 : 1“ zu finden, wo es zusammen mit Adelit, Arsendescloizit, Austinit, Cobaltaustinit, Gabrielsonit, Gottlobit, Konichalcit, Nickelaustinit und Tangeit die „Adelitgruppe“ mit der Systemnummer 8.BH.35 bildet.

In der vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchlichen Systematik der Minerale nach Dana hat Duftit (hier Duftit-alpha) die System- und Mineralnummer 41.05.02.05. Dies entspricht der Klasse der „Phosphate, Arsenate und Vanadate“ und dort der Abteilung „Wasserfreie Phosphate etc., mit Hydroxyl oder Halogen“, wo das Mineral als zusammen mit Čechit, Descloizit, Mottramit und Pyrobelonit in der „Descloizitgruppe“ mit der Systemnummer 41.05.02 innerhalb der Unterabteilung „Wasserfreie Phosphate etc., mit Hydroxyl oder Halogen mit (AB)2(XO4)Zq“ zu finden ist. Ein weiteres, als Duftit-beta bekanntes und 2006 diskreditiertes Mineral wurde in die „Adelitgruppe“ mit der Systemnummer 41.05.01 einsortiert.

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Kristallstruktur

Duftit kristallisiert in der orthorhombischen Raumgruppe P212121 (Raumgruppen-Nr. 19)Vorlage:Raumgruppe/19 mit den Gitterparametern a = 7,768 Å, b = 9,211 Å und c = 5,999 Å sowie vier Formeleinheiten pro Elementarzelle.[4]

Bildung und Fundorte

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Nadeliger Duftit, Kristallgröße ca. 1 bis 2 mm aus der Grube Clara, Deutschland

Duftit bildet sich als Sekundärmineral in Kupfer-Lagerstätten. Begleitminerale sind vor allem Azurit, Malachit und andere sekundäre Kupferminerale, aber auch Bayldonit, Beudantit, Calcit, Cerussit, Mimetesit, Mottramit, Olivenit und Wulfenit.

Als relativ seltene Mineralbildung kann Duftit an verschiedenen Fundorten zum Teil zwar reichlich vorhanden sein, insgesamt ist er jedoch wenig verbreitet. Weltweit sind bisher rund 260 Vorkommen[10] für Duftit dokumentiert (Stand 2025). Außer an seiner Typlokalität Tsumeb wurde Duftit in Namibia noch am Gebirgspass Kupferberg und in der Kombat Mine bei Grootfontein gefunden.

In Deutschland trat das Mineral bisher vor allem in Baden-Württemberg, genauer an Orten in den Landkreisen Breisgau-Hochschwarzwald, Emmendingen, Ortenaukreis und Waldshut (Region Freiburg) sowie rund um Bad Rippoldsau-Schapbach (Landkreis Freudenstadt, Region Karlsruhe). Bekannt ist hier vor allem die Grube Clara bei Oberwolfach (Ortenaukreis). Daneben konnte Duftit noch in Bayern (Spessart), Hessen (Odenwald), Niedersachsen (Harz), Nordrhein-Westfalen (Bergisches Land), Rheinland-Pfalz und Sachsen (Erzgebirge) entdeckt werden.[11]

Weitere bisher bekannte Fundorte sind unter anderem Córdoba in Argentinien; New South Wales, Northern Territory, South Australia und Western Australia in Australien; Región de Atacama in Chile; verschiedenen Regionen in Frankreich; bei Laurion in Griechenland; England und Schottland in Großbritannien; Piemont, Sardinien und Toskana in Italien; Kyūshū in Japan; Durango in Mexiko; Kärnten und Tirol in Österreich; Niederschlesien (Měděnec) in Polen; Distrikt Beja (Cerro do Algaré Mine) in Portugal; Andalusien in Spanien; Glarus, Graubünden und Wallis in der Schweiz; Gauteng in Südafrika; Böhmen in Tschechien; Ural in Russland; mehrere Regionen der USA; sowie Mashonaland in Simbabwe.[11]

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Siehe auch

Literatur

  • O. Pufahl: Mitteilungen über Mineralien und Erze von Südwestafrika, besonders solche von Tsumeb. In: Centralblatt für Mineralogie, Geologie und Paläontologie. 1920, S. 289–296 (rruff.info [PDF; 357 kB; abgerufen am 24. September 2025]).
  • E. T. Wherry, W. F. Foshag: New mineral names. In: American Mineralogist. Band 6, 1921, S. 140–141 (englisch, rruff.info [PDF; 133 kB; abgerufen am 24. September 2025]).
  • L. J. Spencer: Ninth list of new mineral names. In: Mineralogical Magazine. Band 19, Nr. 98, 1922, S. 334–354 (englisch, rruff.info [PDF; 881 kB; abgerufen am 24. September 2025]).
  • Elena V. Sokolova, Yu. K. Egorov-Tismenko, L.K. Yakhontova: Study of crystalline structures of rare arsenates: duftite and mimetite. In: Vestnik Moskovskogo Universiteta, Geologiya. Band 37, Nr. 4, 1982, S. 50–56 (englisch, Download verfügbar bei researchgate.net [abgerufen am 24. September 2025]).
  • Kharisun, Max R. Taylor, D. J. M. Bevan, Allan Pring: The crystal chemistry of duftite, PbCuAsO4(OH) and the beta-duftite problem. In: Mineralogical Magazine. Band 62, 1998, S. 121–130 (englisch, rruff.info [PDF; 270 kB; abgerufen am 24. September 2025]).
  • Friedrich Klockmann: Klockmanns Lehrbuch der Mineralogie. Hrsg.: Paul Ramdohr, Hugo Strunz. 16. Auflage. Enke, Stuttgart 1978, ISBN 3-432-82986-8, S. 32 (Erstausgabe: 1891).
  • Petr Korbel, Milan Novák: Mineralien-Enzyklopädie (= Dörfler Natur). Edition Dörfler im Nebel-Verlag, Eggolsheim 2002, ISBN 978-3-89555-076-8.
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Commons: Duftite – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
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Einzelnachweise

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