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Dysphorie
Störung des emotionalen Erlebens; Gefühl des emotionalen und mentalen Unbehagens Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
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Als Dysphorie (von altgriechisch δύσφορος (dýsphoros) ‚schmerzlich‘; von δυσ- (dys-) ‚schlecht, schwer‘ und φέρω (phérō) ‚ertragen‘)[1] wird eine Störung des emotionalen Erlebens (Affektivität) bezeichnet, die durch eine ängstlich-bedrückte, traurig-gereizte Stimmungslage charakterisiert ist.[2] Die Betroffenen erleben sich dabei als unzufrieden, schlecht gelaunt, misslaunig oder missgestimmt, mürrisch, verdrossen oder verärgert bzw. werden so wahrgenommen.[3]

Es handelt sich meist um eine Alltagsverstimmung ohne Krankheitswert; gelegentlich kann Dysphorie jedoch als Symptom im Rahmen von Krankheiten oder als Folge davon auftreten. Die Dysphorie bildet das sprachliche Gegenstück (Antonym) zur Euphorie.[4]
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Psychopathologie
Zusammenfassung
Kontext
ICD-11
In die im Jahr 2022 in Kraft getretene ICD-11 hielt die Dysphorie als eigenständige Diagnose Einzug. Diese ist unter der Kategorie „Symptome, Zeichen oder klinische Befunde, die die Psyche oder das Verhalten betreffen“ zu finden. Sie wird wie folgt definiert:[5]
„Ein unangenehmer affektiver Zustand, der Gefühle von Depression, Angst, Unzufriedenheit, Reizbarkeit und Unglücklichsein umfassen kann.“
Mögliche Erscheinungen
Eine anhaltende Dysphorie kann als Folge vielfältiger körperlicher und psychischer Erkrankungen entstehen. Diese kann die Ausprägung einer komorbiden Depression annehmen.[6]
Arzneimittelinduzierte Dysphorie
Einige Medikamente können Dysphorie hervorrufen, darunter κ-Opioidrezeptoragonisten wie Salvinorin A (der Wirkstoff der halluzinogenen Pflanze Salvia divinorum), Butorphanol und Pentazocin, μ-Opioidrezeptorantagonisten wie Naltrexon und Nalmefen sowie Neuroleptika wie Haloperidol und Chlorpromazin (durch Blockade der Dopaminrezeptoren) und andere. Depressogene und/oder anxiogene Medikamente können ebenfalls mit Dysphorie in Verbindung gebracht werden.[7][8][9]
Rauschzustände oder Entzugssyndrome (z. B. Alkohol- oder Opiatentzug) führen häufig zu schwerer, anhaltender Dysphorie.[10] Die Betroffenen fühlen sich unruhig, gereizt und unzufrieden – ein Hauptgrund für Rückfälle, da sie sich durch den erneuten Konsum der Substanz eine kurzfristige Linderung versprechen.[11]
Bipolare Störung (dysphorische Manie)
Bei bipolaren Störungen kann es zu einer Episode kommen, in der gleichzeitig Symptome einer Manie (z. B. rasende Gedanken, gedrängte Sprache) und Merkmale einer Dysphorie (z. B. Reizbarkeit, Wut, Unzufriedenheit) auftreten. Dieses Nebeneinander von Hochstimmung und Niedergeschlagenheit macht diese Form besonders quälend und risikoreich (erhöhte Suizidalität).[12]
Borderline-Persönlichkeitsstörung
Typisch sind extreme Stimmungsschwankungen, chronische Gefühle der Leere und schnelle Reizbarkeit. Zwischen intensiver Angst vor Verlassenwerden und impulsivem Verhalten leiden Betroffene unter einer anhaltenden Dysphorie, die sich in Wutausbrüchen, Selbstverletzung oder Beziehungsstörungen äußern kann.[13][14]
Geschlechtsdysphorie
Geschlechtsdysphorie bezeichnet einen klinisch relevanten Leidensdruck wegen der Inkongruenz zwischen dem bei der Geburt zugewiesenen Geschlecht und der eigenen Geschlechtsidentität. Es besteht der Wunsch die primären und sekundären Geschlechtsmerkmale an den Phänotyp des erlebten Geschlechts anzugleichen. Im 2022 veröffentlichten DSM-5-TR wird der Begriff „Geschlechtsdysphorie“ verwendet.[14]
Organische Dysphorie
Im Zusammenhang mit neurologischen oder internistischen Erkrankungen (z. B. traumatische Hirnverletzungen, Demenz, Stoffwechselstörungen) kann Dysphorie vor allem aus organischen Gründen auftreten. Ein Beispiel ist das organische Hirnsyndrom, bei dem eine Schädigung oder Funktionsstörung bestimmter Bereiche des Gehirns zu chronischer schlechter Laune und Reizbarkeit führt, ohne dass eine primäre psychische Erkrankung vorliegt.[15]
Prämenstruelle dysphorische Störung
Die Betroffenen erleben während der Lutealphase (ein bis zwei Wochen vor Beginn der Menstruation) ausgeprägte Stimmungsschwankungen mit Reizbarkeit, Traurigkeit und innerer Unruhe. Die Symptome sind so stark, dass sie das Alltagsleben und zwischenmenschliche Beziehungen erheblich beeinträchtigen – typisch für eine dysphorische Stimmungsstörung, die eng mit dem Hormonzyklus zusammenhängt.[16]
Posttraumatische Belastungsstörung
Ein zentrales Merkmal ist das anhaltende Erleben von Angst, Wut, Traurigkeit, innerer Unruhe und Reizbarkeit. Diese dysphorischen Zustände werden durch das wiederholte Erleben des traumatischen Ereignisses und die damit verbundene emotionale Übererregung verursacht, die das Alltagsleben stark einschränkt.[14]
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Siehe auch
Literatur
- Mathias Berger (Hrsg.): Psychische Erkrankungen – Klinik und Therapie. 3. Auflage. Elsevier, 2008.
Weblinks
Wiktionary: Dysphorie – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Einzelnachweise
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