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deutscher Historiker Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Frank-Lothar Kroll (* 17. Dezember 1959 in Aachen) ist ein deutscher Neuzeithistoriker und Professor für Europäische Geschichte des 19. und 20. Jahrhunderts an der Technischen Universität Chemnitz.
Frank-Lothar Kroll studierte Geschichte, Kunstgeschichte, Germanistik, Philosophie und Religionswissenschaften an der Universität Bonn und der Universität zu Köln (Magister). Während seines Studiums wurde er Mitglied im Bonner Wingolf. Seine Magisterarbeit, Das Ornament in der Kunsttheorie des 19. Jahrhunderts (Buchfassung 1987), schrieb er bei dem Kunsthistoriker Heinrich Lützeler, einem Schüler Max Schelers. Im selben Jahr gab Kroll die Festschrift für Heinrich Lützeler zum 85. Geburtstag[1] heraus. 2008 verfasst er eine biographische Skizze, die sich mit Lützelers Widerstand gegen den Nationalsozialismus beschäftigt.[2]
Kroll wurde 1987 bei Andreas Hillgruber im Fach Mittlere und Neuere Geschichte in Köln mit der Arbeit Friedrich Wilhelm IV. und das Staatsdenken der deutschen Romantik zum Dr. phil. promoviert. Er habilitierte sich 1995 an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg mit der Schrift Utopie als Ideologie. Geschichtsdenken und politisches Handeln im Dritten Reich. Die Arbeit wurde durch Gregor Schöllgen, Werner Goez, Helmut Altrichter und Hans-Ulrich Thamer begutachtet.[3] Er erhielt die Venia Legendi für Neuere und Neueste Geschichte und wurde Privatdozent. Danach war er unter anderem Vertretungsprofessor für Neuere und Neueste Geschichte an der Technischen Universität Dresden und in Erlangen. Seit 2004 ist Kroll Inhaber der Professur für Europäische Geschichte des 19. und 20. Jahrhunderts an der Philosophischen Fakultät der Technischen Universität Chemnitz.
Hauptschwerpunkte von Krolls wissenschaftlicher Tätigkeit sind die Geschichte Preußens, die vergleichende deutsche Landesgeschichte (Preußen, Sachsen, Hessen), die Geschichte des Nationalsozialismus und des deutschen Widerstands gegen das NS-Regime, in letzter Zeit zunehmend auch Fragen der vergleichenden europäischen Monarchie- und Dynastiegeschichte. Kroll ist seit 1999 ordentliches Mitglied der Preußischen Historischen Kommission und seit 2006 deren amtierender Vorsitzender. Im Auftrag der Kommission gibt er, gemeinsam mit Ulrike Hoeroldt und Hans-Christof Kraus, die Zeitschrift Forschungen zur Brandenburgischen und Preußischen Geschichte (FBPG) heraus. Im Laufe seiner Chemnitzer Lehrtätigkeit erweiterte Kroll seine Forschungsschwerpunkte um die Geschichte Englands und die Geschichte des deutsch-russischen Verhältnisses. 2011 wurde er zum Vorsitzenden der Prinz-Albert-Gesellschaft gewählt[4] – einer internationalen Vereinigung mit Sitz in Coburg, die sich die wissenschaftliche Erforschung der deutsch-englischen Beziehungen in historischer und kultureller Perspektive zum Ziel gesetzt hat. Seitdem gibt Kroll die Tagungsbände der Gesellschaft (Prinz-Albert-Studien) und ihre Forschungsergebnisse (Prinz-Albert-Forschungen) heraus.
Seit 2009 engagiert sich Kroll für den Ausbau der Beziehungen der TU Chemnitz nach Russland. Er war Initiator des Kooperationsvertrags zwischen der Chemnitzer Universität und der Staatlichen Universität Woronesch.[5][6] Im Mittelpunkt seiner Bemühungen steht die Erforschung des Verhältnisses Russlands zu Europa[7] im Interesse einer besseren Verständigung beider Seiten.[8]
Kroll ist Vorstandsmitglied der Ranke-Gesellschaft und der Akademie Herrnhut für politische und kulturelle Bildung. Seit 2016 amtiert er als Vorsitzender des Wissenschaftlichen Beraterkreises der Bundesstiftung Flucht, Vertreibung, Versöhnung. Er war als Beiratsmitglied historischer Forschungseinrichtungen tätig, etwa des Instituts für Zeitgeschichte (IfZ) in München,[9] des Deutschen Historischen Instituts Warschau[10] oder der Forschungsgemeinschaft 20. Juli, einer Vereinigung der Nachkommen von Hitler-Attentätern, die sich zum Ziel gesetzt hat, das Anliegen des Widerstandes gegen den Nationalsozialismus in den gegenwärtigen gesellschaftlichen Diskurs einzubringen.[11] Seit 2017 liegen Krolls Studien zum deutschen Widerstand gesammelt vor.[12] Bis 2011 war Kroll Mitglied im Kuratorium der Wolf-Erich-Kellner-Gedächtnisstiftung. Im Jahr 2022 wurde Kroll aufgrund seiner wissenschaftlichen Leistungen zum ordentlichen Mitglied der Geisteswissenschaftlichen Klasse der Sudetendeutschen Akademie der Wissenschaften und Künste berufen.
Kroll ist Verfasser von bisher 16 Büchern und 150 Aufsätzen sowie Herausgeber von über 50 Sammelbänden.[13] Von 1990 bis 2006 war er Mitherausgeber der Zeitschrift für Ästhetik und Allgemeine Kunstwissenschaft, er ist Mitherausgeber des Archivs für Kulturgeschichte und des Jahrbuchs Politisches Denken, dem Publikationsorgan der Deutschen Gesellschaft zur Erforschungs des politischen Denkens (DGEPD), als deren zweiter Vorsitzender er seit 2015 amtiert. Seit 2000 gibt er im Auftrag der Kulturstiftung der deutschen Vertriebenen die Schriftenreihe Literarische Landschaften heraus. Gemeinsam mit seinem Chemnitzer Kollegen Matthias Niedobitek etablierte Kroll die Chemnitzer Europastudien, die seit 2005 unter seiner Mitherausgeberschaft erscheinen. Von der von Kroll begründeten Reihe Biographische Studien zum 20. Jahrhundert im be-bra verlag sind bisher sieben Bände erschienen.
Kroll hält regelmäßig Vorträge bei der Konrad-Adenauer-Stiftung.[14][15]
Kroll geriet 2013 in die Kritik, weil er eine von Sebastian Maaß eingereichte Dissertationsschrift mit „Gut“ (cum laude) bewertet hatte. Die Arbeit wurde später aufgrund von Vorwürfen, sie betreibe partiell rechtsradikale Apologetik, zurückgezogen.[16]
2021 leistete Kroll als Mitherausgeber und Autor des Sammelbands Die Hohenzollerndebatte einen kontroversen Beitrag zur Diskussion um die Entschädigungsforderungen der Hohenzollern. Kommentare in der FAZ und im Spiegel kritisierten die hohenzollernfreundliche Ausrichtung der Publikation und Krolls Wortwahl.[17][18]
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