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Gunpowder Plot
Attentatsplan katholischer Engländer gegen König und Parlament 1605 Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
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Der Gunpowder Plot deutsch Pulververschwörung auch Gunpowder treason war ein fehlgeschlagener Anschlag katholischer Verschwörer auf das englische Parlament und König Jakob I. im Jahr 1605. Ziel der Verschwörung war es, am 5. November 1605 das House of Lords während der Parlamentseröffnung in die Luft zu sprengen, den protestantischen Herrscher zu töten und eine katholische Restauration in England einzuleiten. Die Gruppe um Robert Catesby, zu der auch Guy Fawkes, Thomas Winter, Thomas Percy und andere gehörten, wollte mit der Sprengung ein Zeichen gegen die religiöse Unterdrückung der Katholiken setzen und einen Machtwechsel zugunsten des Katholizismus herbeiführen. Die Verschwörung scheiterte, als die Behörden durch ein anonymes Schreiben auf den geplanten Anschlag aufmerksam wurden und Guy Fawkes in der Nacht vor der Parlamentseröffnung im Keller des Parlamentsgebäudes beim Bewachen von Fässern voller Schießpulver entdeckt und festgenommen wurde. In den folgenden Tagen wurden die übrigen Verschwörer gefasst oder getötet. Des Gunpowder Plots wird bis heute in Großbritannien durch das alljährliche „Bonfire Night“-Feuerwerk am 5. November gedacht.

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Hintergrund
Heinrich VIII. hatte sich 1534 von Rom losgesagt und die Kontrolle der Kirche von England übernommen. In dieser Zeit wurden alle Klöster aufgelöst und es herrschte eine antikatholische Atmosphäre im Land.[1] 1559 führte Königin Elisabeth I., die Elisabethanische Religionsregelung ein, die vorschrieb, dass jeder, der in ein kirchliches oder öffentliches Amt berufen wurde, dem Monarchen als Staatsoberhaupt und Oberhaupt der Kirche Treue schwören musste. Verweigerer mussten mit Gefängnis oder Hinrichtung rechnen.[2] Die Menschen, die am Katholizismus festhielten, praktizierten ihren Glauben trotz der Gefahr von Folter oder Hinrichtung heimlich weiter.[3] Nach Elisabeth I. Tod am 24. März 1603 bestieg König Jakob VI. von Schottland als Jakob I. von England den Thron. Jakob verfolgte gegenüber den Katholiken eine mildere und tolerantere Haltung als Elisabeth I. Er bevorzugte die Verbannung gegenüber der Todesstrafe für Andersdenkende und versprach, niemanden zu verfolgen, der gesetzestreu und friedlich war.[4]
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Motiv
Der Mann hinter dem Komplott war Robert Catesby. Catesby stammte aus einer angesehenen katholischen Familie, die sich durch ihre Treue zur verlorenen Sache und ihr Leiden für ihren Glauben auszeichnete. Zunächst wohlhabend, büßte Catesby aufgrund seiner Beteiligung an der gescheiterten Essex-Rebellion einen Großteil seines Vermögens ein. Er wurde mit hohen Geldstrafen belegt und war gezwungen, Eigentum zu verkaufen. Aufgrund seines katholischen Glaubens und seiner Beteiligung an der Rebellion wurde er inhaftiert und entfremdete sich weiter von seinem protestantischen Umfeld. Ein Wendepunkt in Catesbys Leben war der Tod seiner protestantischen Frau Catherine. Daraufhin kehrte er mit neuem Eifer zum katholischen Glauben zurück.[5] Seine Hoffnungen zur Verbesserung der Katholiken erfüllten sich nicht; alle katholischen Priester hatten das Land zu verlassen, Geldstrafen (unter Elisabeth I. eingeführt) wurden weiterhin von Jakob I. erhoben.[6] Bis 1604 hatte er sich soweit radikalisiert, dass er davon überzeugt war, dass drastische Maßnahmen notwendig seien, um die Notlage der englischen Katholiken zu ändern.[5]
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Auftakt
Zusammenfassung
Kontext
Im Februar 1604 lud Catesby seinen Großcousin Thomas Winter in sein Haus in Lambeth ein, wo sie Catesbys Plan besprachen, das Oberhaus während der Eröffnung des Parlaments in die Luft zu sprengen. Obwohl Winter, ein gläubiger Katholik, der zuvor schon für weniger wichtige Anliegen sein Leben riskiert hatte, zunächst skeptisch war und die Durchführbarkeit und möglichen Folgen einer solchen Aktion in Frage stellte, überzeugte Catesby ihn, sich auf das gefährliche Komplott einzulassen. Winter erkannte, dass der Plan zwar die Probleme der Katholiken lösen und erhebliche Umwälzungen bewirken könnte, ein Scheitern jedoch zu einer scharfen Verurteilung des Katholizismus sowohl durch Feinde als auch durch Verbündete führen würde. Letztendlich rechtfertigten Catesbys Argumente die drastischen Maßnahmen, die sie angesichts der anhaltenden Verfolgung der Katholiken in Betracht zogen.
John Wright, ein weiterer überzeugter Katholik, der sich zusammen mit Catesby drei Jahre zuvor dem Aufstand des Earl of Essex angeschlossen hatte, war ebenfalls bei dem Treffen anwesend. Unterdessen reiste Winter nach Flandern, um die Möglichkeit einer spanischen Unterstützung für ihre Sache auszuloten. Während seines Aufenthalts dort traf er Guy Fawkes, der unter William Stanley in den südlichen Niederlanden gekämpft hatte. Fawkes hatte zusammen mit Christopher Wright, dem Bruder von John Wright, bereits 1603 an einer Mission am spanischen Hof teilgenommen, um für eine Invasion Englands zu werben. Winter und Fawkes kehrten Ende April 1604 nach England zurück und berichteten Catesby, dass die Unterstützung Spaniens zweifelhaft sei. Einige Wochen später bezog Catesby Thomas Percy, seinen engen Freund und John Wrights Schwager, in die Verschwörung mit ein.[7][8] Die Verschwörer legten während ihres Treffens im Duke and Drake Inn am 20. Mai einen Eid der Verschwiegenheit ab.[9] I swear by the Blessed Trinity and by the Sacrament I now propose to receive, never to disclose directly or indirectly, by word or circumstance, the matter that shall be proposed to me to keep secret, nor desist from the execution thereof until the rest shall give me leave. Nach dem Schwur betraten sie ein Nebenzimmer, wo ein Priester die Messe abhielt und die Heilige Kommunion spendete. Nach der Messe informierte Catesby Percy, und Winter und Wright unterrichteten Fawkes über ihren Plan.[10] Die Vertagung des Parlaments verschaffte den Verschwörern ausreichend Zeit – bis Februar 1605 –, um ihren Plan auszuarbeiten. Am 9. Juni 1604 ernannte Thomas Percys Gönner, der Earl of Northumberland, ihn zum Mitglied der Band of Gentlemen Pensioners, einer Gruppe von fünfzig berittenen königlichen Leibwächtern. Diese neue Position gab Percy einen überzeugenden Grund, sich in London niederzulassen. Er wählte ein kleines Anwesen in der Nähe der Prince's Chamber, das Henry Ferrers gehörte, der es von John Whynniard gepachtet hatte.[11] Percy sicherte sich die Nutzung dieses Hauses mit Hilfe von Northumberlands Bediensteten Dudley Carleton und John Hippisley.[12] Guy Fawkes verwaltete das Anwesen unter dem Decknamen John Johnson und gab sich als Percys Diener aus.[11]
Zur gleichen Zeit befanden sich schottische Gesandte, die vom König mit der Aushandlung der Union zwischen England und Schottland beauftragt worden waren, in dem Gebäude.[13] Um nicht untätig zu bleiben, nutzten die Verschwörer Catesbys Unterkunft in Lambeth auf der gegenüberliegenden Seite der Themse, wodurch sie nachts Schießpulver und Vorräte über den Fluss transportieren konnten.[14] Unterdessen hielt König Jakob I. an seiner antikatholischen Politik fest, und das Parlament verabschiedete bis zu seiner Vertagung am 7. Juli weitere Gesetze gegen Katholiken. Nachdem sie erneut ihre Treue geschworen hatten, begaben sich die Verschwörer in ihre Unterkünfte außerhalb Londons. Im Oktober 1604 versammelten sie sich erneut in der Stadt, wo Robert Keyes sich ihnen anschloss. Er wurde damit beauftragt, Catesbys Wohnsitz in Lambeth zu bewachen, wo Schießpulver und andere Materialien gelagert wurden. Keyes stammte aus einer Familie mit prominenten Verbindungen; seine Frau arbeitete für den katholischen Lord Mordaunt. Im Dezember bezog Catesby auch seinen Diener Thomas Bates in die Verschwörung ein, nachdem Bates versehentlich von ihren Plänen erfahren hatte. Am 24. Dezember 1604 wurde bekannt gegeben, dass die für Februar geplante Wiedereröffnung des Parlaments aufgrund von Bedenken wegen der Pest verschoben werden würde. Anstatt wie von den Verschwörern beabsichtigt im Februar zusammenzukommen, wurde die nächste Sitzung des Parlaments auf den 3. Oktober 1605 verschoben.[15]
Bis zum 25. März 1605 hatten sich drei weitere Verschwörer angeschlossen: Robert Winter, John Grant und Christopher Wright. Winter und Wright waren naheliegende Personen für eine Beteiligung. Robert Winter, der ein beträchtliches Vermögen und Huddington Court (ein bekannter Zufluchtsort für Priester) in der Nähe von Worcester geerbt hatte, war für seine Großzügigkeit und seinen tiefen katholischen Glauben bekannt. Er war mit Gertrude Talbot verheiratet, die aus einer bekannten Familie von Recusanten stammte. Christopher Wright, der Bruder von John, hatte zuvor an der Rebellion des Earl of Essex teilgenommen und seine Familie nach Twigmore in Lincolnshire gebracht, das ebenfalls als Zufluchtsort für Priester galt. John Grant, verheiratet mit Robert Winters Schwester Dorothy und Besitzer des Norbrook Manor in der Nähe von Stratford-upon-Avon, galt als intelligent und umsichtig. Er bot Katholiken in seinem Haus in Snitterfield Unterschlupf und war ebenfalls an der Rebellion von Essex im Jahr 1601 beteiligt gewesen.[16][17]
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Verlauf
Zusammenfassung
Kontext
In der zweiten Juniwoche traf sich Catesby mit Henry Garnet, dem führenden Jesuiten in England, um die ethischen Folgen eines Plans zu besprechen, der sowohl unschuldigen Menschen als auch den beabsichtigten Zielen Schaden zufügen könnte. Garnet antwortete, dass solche Handlungen manchmal gerechtfertigt sein könnten.[18] Kurz darauf informierte der Jesuitenpriester Oswald Tesimond Garnet, dass Catesby ihm ein Geständnis abgelegt und Details des Komplotts preisgegeben habe. Am 24. Juli 1605 trafen sich Garnet und Catesby ein drittes Mal in Anne Vaux’ Haus in Enfield Chase. Da Garnet glaubte, Tesimond habe durch die Beichte von der Verschwörung erfahren, fühlte er sich durch das kanonische Recht verpflichtet, die Informationen nicht weiterzugeben. Obwohl er nie direkt zugab, von der Verschwörung zu wissen, versuchte Garnet erfolglos, Catesby davon zu überzeugen, sie aufzugeben.[19] Später schrieb er an Claudio Acquaviva den fünften Generaloberen der Jesuiten in Rom und teilte ihm seine Sorgen über einen möglichen Aufstand in England mit. Garnet warnte auch davor, dass einzelne Katholiken Verrat oder Gewalt gegen den König begehen könnten, und drängte den Papst, die Anwendung von Gewalt öffentlich zu verurteilen. Laut Guy Fawkes brachten die Verschwörer zunächst 20 Fässer Schießpulver mit und fügten am 20. Juli weitere 16 hinzu. Obwohl die Regierung eigentlich die Verteilung von Schießpulver kontrollieren sollte, war es auf dem Schwarzmarkt leicht erhältlich. Am 28. Juli führte die erneute Sorge um die Pest zu einer weiteren Verschiebung der Parlamentseröffnung, diesmal auf Dienstag, den 5. November. Fawkes verließ England für kurze Zeit, während König Jakob I. den Sommer mit der Jagd verbrachte und an verschiedenen Orten, darunter auch in den Häusern bekannter Katholiken, weilte.[20]
Das genaue Datum von Fawkes' Rückkehr nach England ist unklar, aber Ende August war er wieder in London, wo er und Winter feststellten, dass das gelagerte Schießpulver verdorben war. Sie füllten den Vorrat wieder auf und versteckten ihn unter Brennholz.[21] Die letzten drei Verschwörer wurden später im Jahr 1605 in den Komplott eingeweiht. Am 29. September konnte Catesby den überzeugten Katholiken Ambrose Rookwood, für die Sache gewinnen. Rookwood war gut vernetzt und sein Pferdestall in Coldham Hall in Suffolk machten ihn zu einem wertvollen Neuzugang. Everard Digby, ein weiterer Mitverschwörer, der sich Anfang Oktober den Verschwörern anschloss, steuerte 1.500 Pfund bei.[22][23] Schließlich bezog Catesby am 14. Oktober Francis Tresham in die Verschwörung mit ein.[24][A 1]
Ende Oktober hatten die Verschwörer ihren Plan fertiggestellt. Fawkes sollte die Sprengsätze zünden und dann über die Themse fliehen, während ein koordinierter Aufstand in den Midlands darauf abzielte, die Tochter des Königs, Elizabeth, zu entführen. Danach würde Fawkes nach Kontinentaleuropa aufbrechen, um dort den katholischen Führern die Ereignisse in England zu erklären. Am 26. Oktober erhielt Lord Monteagle in seinem Haus in Hoxton einen Brief mit folgendem Inhalt:
„My Lord, out of the love I bear to some of your friends, I have a care of your preservation. Therefore I would advise you, as you tender your life, to devise some excuse to shift your attendance at this parliament; for God and man hath concurred to punish the wickedness of this time. And think not slightly of this advertisement, but retire yourself into your country where you may expect the event in safety. For though there be no appearance of any stir, yet I say they shall receive a terrible blow this Parliament; and yet they shall not see who hurts them. This counsel is not to be condemned because it may do you good and can do you no harm; for the danger is passed as soon as you have burnt the letter. And I hope God will give you the grace to make good use of it, to whose holy protection I commend you.“
„Mylord, aus Liebe zu einigen Euren Freunden liegt mir Eure Sicherheit am Herzen. Daher rate ich Euch, wenn Euch Euer Leben lieb ist, eine Ausrede zu finden, um Eure Teilnahme an diesem Parlament zu verschieben; denn Gott und die Menschen sind sich einig, die Bosheit dieser Zeit zu bestrafen. Und haltet diese Warnung nicht für leichtfertig, sondern zieht Euch auf Euer Land zurück, wo Ihr das Ereignis in Sicherheit erwarten könnt. Denn obwohl es keine Anzeichen für Unruhen gibt, sage ich Ihnen, sie werden einen schrecklichen Schlag erleiden in diesem Parlament; und doch werden sie nicht sehen, wer ihnen Schaden zufügt. Dieser Hinweis ist nicht zu verurteilen, denn er kann Ihnen nützen und Ihnen keinen Schaden zufügen; denn die Gefahr ist vorbei, sobald Sie den Brief verbrannt haben. Und ich hoffe, Gott wird Ihnen die Gnade geben, ihn gut zu nutzen, und ich empfehle Sie seinem heiligen Schutz.“[25]
Unklar was er von dieser Benachrichtigung halten sollte, übergab Monteagle den Brief an Robert Cecil den Earl of Salisbury dem Secretary of State. Salisbury nahm die Situation laut späterer Aussagen sehr ernst. Trotzdem entschied er sich, den König nicht zu informieren,[A 2] der in der Nähe von Royston auf der Jagd war und nicht vor der Eröffnung des Parlaments am 31. Oktober zurückkehren sollte. Stattdessen informierte Salisbury Edward Somerset, den Earl of Worcester und Henry Howard, den Earl of Northampton. Der Brief wurde König Jakob I. am 1. November nach seiner Rückkehr nach London überbracht.[26] Während der König die offizielle Durchsuchung hinauszögerte, trafen die Verschwörer ihre letzten Vorbereitungen. Am 4. November begab sich Digby nach Dunchurch, um Prinzessin Elizabeth, die neunjährige Tochter des Königs, zu entführen. Am selben Tag besuchte Thomas Percy den Earl of Northumberland, der nichts von der Verschwörung wusste, um herauszufinden, wie weit die Gerüchte über den Brief an Monteagle verbreitet waren. Nach seiner Rückkehr in seine Unterkunft in der Gray’s Inn Road in London versicherte Percy Winter, John Wright und Robert Keyes, dass kein Grund zur Beunruhigung bestehe.[27]
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Entdeckung und Flucht
Zusammenfassung
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Nach der Darstellung des Königs führten Suffolk, Monteagle und John Whynniard am Montag, dem 4. November, die erste Durchsuchung der Parlamentsgebäude durch, fanden jedoch nichts Verdächtiges. Bei der Durchsuchung des Gewölbes unter dem House of Lords entdeckten sie jedoch eine beträchtliche Menge Brennholz. Sie trafen auf einen großen Mann, der wie ein Soldat aussah und sich als Guy Fawkes bzw. John Johnson vorstellte. Er gab an, Diener von Thomas Percy, einem der Gentlemen Pensioners des Königs, zu sein, und erklärte, das Brennholz gehöre seinem Herrn. Der Earl of Suffolk wurde sofort misstrauisch, als er die außergewöhnlich großen Vorräte an Holz und Kohle in diesem Haus sah, in dem Thomas Percy so selten zu tun hatte.[28] Fawkes verließ den Keller kurz nachdem die Suchmannschaft aufgebrochen war, um ihre Ergebnisse zu melden. Als der König von den erfolglosen Ergebnissen erfuhr, bestand er auf einer gründlicheren Suche. Spät in der Nacht kehrte der Suchtrupp unter der Leitung von Sir Thomas Knevet, einem bekannten Magistrat und Richter, in das Kellergewölbe zurück. Dort trafen sie erneut auf Fawkes, der sofort verhaftet wurde. 36 Fässer Schießpulver, versteckt unter Kohle und Brennholz wurden entdeckt. Bei der Durchsuchung von Fawkes wurden eine Taschenuhr, Zündschnüre und Zündholz gefunden. Mit Fawkes in Gewahrsam begab sich Knevet direkt nach Whitehall Palace. Um vier Uhr morgens am 5. November 1605 wurde Fawkes in das persönliche Schlafgemach des Königs geführt. Fawkes trug zahlreiche religiöse Symbole Kruzifixe und Rosenkränze bei sich und war mit einem Cilicium bekleidet. Dies ließ keinen Zweifel an Fawkes' Katholizismus und seiner Inbrunst für seinen Glauben.[29][30]
Als der König wissen wollte, warum er ihn töten wollte, antwortete Fawkes – der weiterhin darauf bestand, dass er John Johnson sei –, dass er ein Ketzer wäre und vom Papst exkommuniziert worden sei. Dann erklärte Fawkes feierlich, dass er nur bedauere, seinen Plan nicht ausgeführt zu haben.[31] Als der König ihn fragte, wie er eine so schreckliche Verschwörung gegen die Königsfamilie und so viele Menschen, die ihm nie etwas zuleide getan hatten, planen konnte, antwortete Fawkes, dass eine schwere Krankheit drastische Maßnahmen erfordere. Am 6. November wurde Fawkes in den Tower von London gebracht. Als die Nachricht von Fawkes' Verhaftung die Verschwörer erreichte, die sich noch in London aufhielten, flohen die meisten von ihnen in Richtung Nordwesten. Christopher Wright und Thomas Percy brachen gemeinsam auf, kurz darauf folgte ihnen Rookwood. Unterwegs holte Rookwood zunächst Keyes ein, der bereits früher aufgebrochen war, dann Wright und Percy in Little Brickhill, und schloss sich schließlich Catesby, John Wright und Bates an. Keyes machte sich unterdessen auf den Weg zu Mordaunts Wohnsitz in Drayton. Thomas Winter blieb zunächst in London und wagte sich sogar nach Westminster, um die Lage zu beurteilen. Als er erkannte, dass die Verschwörung aufgedeckt worden war, begab er sich zum Haus seiner Schwester in Norbrook und von dort nach Huddington Court.[32] Chief Justice Sir John Popham, der die Ermittlungen leitete, ließ Ambrose Rookwoods Habseligkeiten in Clopton, darunter die belastenden Kruzifixe, Rosenkränze und Gewänder, beschlagnahmen und seine Diener befragen. Natürlich lässt sich nicht genau sagen, inwieweit Treshams Vertraulichkeiten gegenüber Monteagle, die weitergegeben wurden, zu diesem Prozess beigetragen haben. Aber am Abend hatte Popham genug erfahren, um Salisbury mitzuteilen, dass er neben Percy „begründeten Verdacht“ gegen Robert Catesby, Ambrose Rookwood, einen gewissen Keyes, Thomas Winter, John Wright und Christopher Wright sowie einen gewissen Grant hegte. Zu diesem Zeitpunkt waren Digby, Robert Winter und Bates die einzigen Namen, die neben Tresham fehlten.[33]
Der König gab ausdrückliche Anweisungen, dass, falls Fawkes nicht gestehen würde, „zunächst die milderen Foltermethoden an ihm anzuwenden seien und sic per gradus ad ima tenditur“ – und so schrittweise zu den schlimmsten überzugehen.[34] Auf der Folterbank gestand Fawkes, dass die Verschwörung etwa achtzehn Monate zuvor begonnen hatte und ursprünglich nur fünf Personen beteiligt waren, weigerte sich jedoch, deren Namen preiszugeben. Er gab jedoch zu, dass sein eigener Name Fawkes war. Am Abend des 7. November war den Behörden offiziell nur bekannt, dass Fawkes, Percy und drei weitere Personen in die Verschwörung verwickelt waren. Interessanterweise war trotz dieser begrenzten Informationen bereits früher am selben Tag eine Proklamation zur Festnahme von Percy zusammen mit Catesby, den Brüdern Wright, den Winters, Rookwood, Grant und einem Diener von Catesby namens Ashfield erlassen worden. Fawkes gab die Identität seiner Mitverschwörer erst preis, als er am 8. November härteren Folterungen ausgesetzt wurde. Unter diesem Druck gestand er die Namen der Beteiligten und erklärte, dass Thomas Winter ihn als Erster über die Verschwörung informiert hatte, und beschrieb detailliert die Pläne zur Gefangennahme von Prinzessin Elizabeth. Dieses Geständnis vom 8. November wurde sowohl vom König in seiner Rede vor dem Parlament am 9. November als auch von William Barlow dem Hofprediger des Königs in seiner Predigt am folgenden Tag vorgetragen. Am 9. November bot Fawkes an, weitere Informationen zu liefern, und bat darum, dies privat und mündlich gegenüber Cecil tun zu dürfen. Obwohl es keine Beweise dafür gibt, dass dieses private Treffen jemals stattgefunden hat, führte weitere Folter schließlich dazu, dass Fawkes die erste Versammlung der Verschwörer in der Nähe von St. Clement's beschrieb und John Gerard als den Priester nannte, der ihnen das Sakrament gespendet hatte – obwohl Fawkes selbst unter extremem Druck weiterhin darauf bestand, dass Gerard keine Kenntnis von dem Plan hatte.[35]
Am 6. November, während Fawkes sich weiterhin weigerte zu sprechen, plünderten die anderen Verschwörer Warwick Castle, um Vorräte zu sammeln, und begaben sich dann nach Norbrook, um sich zu bewaffnen. Ihre Reise führte sie anschließend nach Huddington.[36] An diesem Punkt trennte sich Bates von der Gruppe und begab sich nach Coughton Court, um Garnet und den anderen Priestern eine Nachricht von Catesby zu überbringen. In dem Brief wurden die jüngsten Ereignisse erläutert und um Hilfe bei der Aufstellung einer Armee gebeten. Garnet drängte Catesby und seine Gefährten jedoch, ihre Pläne aufzugeben, und floh kurz darauf. Einige Priester, die um ihr Schicksal und das ihrer Mitstreiter bangten, machten sich auf den Weg nach Warwick, wurden jedoch gefangen genommen und später in London inhaftiert.[37]
Catesby und die übrigen Verschwörer erreichten am frühen Nachmittag Huddington, wo Thomas Winter sie empfing. Sie fanden kaum Unterstützung, auch nicht von ihren eigenen Familien, die Angst hatten, wegen Hochverrats angeklagt zu werden. Sie setzten ihren Weg fort und gelangten nach Holbeche House nahe der Grenze zu Staffordshire, das Stephen Littleton gehörte, einem ihrer wenigen verbliebenen Unterstützer. Dort unternahmen Stephen Littleton und Thomas Winter einen erfolglosen Versuch, Hilfe von John Talbot in Pepperhill, dem Wohnsitz von Robert Winters Schwiegervater, zu erhalten.[38] In diesem Moment ereignete sich ein Unfall. Während Catesby, Rookwood, Grant und ein Mann namens Morgan versuchten, ihr feuchtes Schießpulver vor dem Feuer zu trocknen, entzündete ein Funke das Pulver und verursachte einen Brand, bei dem alle vier Männer schwer verletzt wurden. Als Thomas Winter und Littleton von Huddington nach Holbeche House gelangten, hörten sie von einem Boten das Gerücht, dass Catesby getötet worden sei. Littleton entschied sich zu flüchten, während Winter blieb und auf einen verletzten aber lebenden Catesby traf. John Grant war jedoch durch die Flammen erblindet. Zu diesem Zeitpunkt waren Digby, Robert Winter, sein Halbbruder John und Thomas Bates bereits aufgebrochen. Die einzigen verbliebenen Verschwörer waren Catesby und Grant, die Brüder Wright, Rookwood und Percy, die beschlossen, im Haus zu bleiben und auf die Ankunft der königlichen Truppen zu warten.[39]
Am 8. November trafen Sheriff Richard Walsh und 200 Männer gegen Mittag in Holbeche House ein. Nachdem sie die Kapitulation gefordert hatten und keine Antwort erhielten, setzten Walshs Männer einen Teil des Hauses in Brand und bereiteten sich darauf vor, es zu stürmen. Trotz ihrer verzweifelten Lage beschlossen die verbliebenen Verschwörer, ihre Position zu halten, sich der Gefangennahme zu widersetzen und bis zum Ende zu kämpfen. Walsh befahl seinen mit Musketen bewaffneten Truppen, das Feuer auf den Innenhof zu eröffnen. Die zahlenmäßig unterlegenen Verteidiger, die nur mit Schwertern bewaffnet waren, erlitten schwere Verluste: Thomas Winter wurde in die Schulter geschossen, John Wright wurde getötet und sein Bruder Christopher wurde tödlich verwundet. Rookwood wurde mehrfach verletzt, und Catesby und Percy, die nebeneinander standen, wurden schließlich beide von derselben Kugel getroffen. Als Catesby im Sterben lag, gelang es ihm noch, ein religiöses Bildnis zu umarmen, bevor er starb. Die überlebenden Verschwörer – Winter, Grant und Rookwood – wurden umgehend in den Tower of London gebracht, wo später auch Keyes, Digby, Bates und Tresham hinzukamen, die separat gefangen genommen worden waren. Robert Winter gelang es jedoch, sich bis nach Weihnachten der Gefangennahme zu entziehen.[40]
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Weitere Verhaftungen und Folgen
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Vernehmungen
Kurz nach der Einnahme von Holbeche House wurden Bates, Keyes und Digby in Gewahrsam genommen. Drei Tage nach seiner Verhaftung am 12. November wurde Tresham in den Tower gebracht. Ebenfalls im Tower inhaftiert waren Montague, Mordaunt und Stourton, Treshams Schwager. Am 27. November kam der Earl of Northumberland hinzu. In der Zwischenzeit trieb die Regierung die Verfolgung der Katholiken durch die Aufdeckung der Verschwörung voran. Bei der Durchsuchung des Hauses von Anne Vaux in Enfield Chase wurden Falltüren und Geheimgänge gefunden. Garnet, der häufig in der Residenz zu Gast war, hatte dort laut einem verängstigten Diener kürzlich eine Messe abgehalten. John Gerard wurde im Haus von Elizabeth Vaux in Harrowden festgehalten. Vaux wurde nach London gebracht, wo sie verhört werden konnte. Sie blieb hartnäckig bei ihrer Aussage: Sie habe Gerard für einen „katholischen Gentleman“ gehalten und keine Ahnung gehabt, dass er Priester war. Sie habe auch keine Ahnung gehabt, wo er sich aufhielt. Die Häuser der Verschwörer wurden durchsucht und geplündert; Mary Digbys Haus wurde ausgeraubt, sodass sie mittellos zurückblieb. Vor Ende November zog Garnet in die Residenz der Habingtons in Hindlip Hall in der Nähe von Worcester, wo er in einem Brief an den Privy Council seine Unschuld beteuerte.[41] Bis zum 15. November 1605 waren alle Hauptverdächtigen, die an der Pulververschwörung beteiligt gewesen waren, im Tower of London inhaftiert, wobei Francis Tresham zu den letzten gehörte, die festgenommen wurden. Die Gefangennahme der führenden Verschwörer in Holbeche House brachte im ganzen Land große Erleichterung, da viele Menschen eine katholische Erhebung gefürchtet hatten. König Jakob reagierte darauf mit einer Proklamation, in der er für den 10. November einen nationalen Dankgottesdienst in allen Kirchen anordnete, um für die Errettung der Nation zu danken. Die Untersuchung der Verschwörung wurde in der Praxis von Attorney-General Sir Edward Coke, Solicitor-General Sir Thomas Fleming, Sir Francis Bacon und dem Lord Chief Justice Sir John Popham geleitet. In den zehn Wochen nach den Verhaftungen nahmen diese Beamten etwa fünfhundert Aussagen auf, um herauszufinden, ob Mitglieder des katholischen Adels oder Jesuitenpriester in die Handlung verwickelt waren. Zwar waren offiziell die Kommissare des Königs für die Untersuchung zuständig, doch tatsächlich erledigten Coke und seine Kollegen die meiste Arbeit.[42]
Die Befragungen fanden in den Lieutenant’s Lodgings im Tower (heute als Queen’s House bekannt) statt.[43] Thomas Winter, einer der frühesten Verschwörer, lieferte dem Privy Council wichtige Informationen. Bis zum 13. Januar bestritten alle Verschwörer jegliche Beteiligung von Priestern. Schließlich gab jedoch Thomas Bates, Catesbys Diener, zu, einen Brief an Pater Garnet überbracht zu haben und bestätigte die Anwesenheit von Pater Greenway. Diese Enthüllung führte zu einer königlichen Anordnung zur Verhaftung beider Priester. Greenway gelang die Flucht nach Flandern, doch Garnet und Pater Oldcorne wurden gefasst.[44] Die Ermittlungen brachten auch mehrere prominente Persönlichkeiten in Schwierigkeiten. Henry Percy, Earl of Northumberland, geriet nach seinem Treffen mit Thomas Percy am 4. November in eine schwierige Lage. Obwohl der Verdacht bestand, Northumberland hätte nach einem erfolgreichen Attentat als Beschützer von Prinzessin Elisabeth fungieren sollen, reichten die Beweise für einen Hochverratsprozess nicht aus.[45] Stattdessen wurde er zu einer Geldstrafe von 30.000 Pfund verurteilt und verlor alle öffentlichen Ämter. Weitere Adelige, wie die Lords Mordaunt und Stourton, wurden angeklagt und im Tower eingesperrt, bevor sie 1608 ins Fleet-Gefängnis verlegt und ebenfalls mit hohen Geldstrafen belegt wurden. Die Behörden befragten auch mehrere Personen aus dem Umfeld der Verschwörer, darunter Northumberlands Brüder und Lord Montagu, der Fawkes einst angestellt hatte.[46]
Prozess
Am 27. Januar 1606 wurden acht überlebende Verschwörer – darunter die Winters, Grant, Fawkes, Keyes, Bates, Rookwood und Digby – vom Tower of London zur Westminster Hall gebracht, um dort vor Gericht gestellt zu werden. Der Prozess war ein großes öffentliches Ereignis, an dem eine große Menschenmenge teilnahm und für die Gefangenen ein spezielles Schafott errichtet wurde. Nach heutigen Maßstäben war das damalige Gerichtsverfahren höchst ungerecht: Die Angeklagten galten als schuldig, erhielten kaum oder gar keinen Rechtsbeistand und konnten ihre Ankläger nicht konfrontieren. Den Richtern fehlte oft ein gründliches Verständnis des Gesetzes, und Gerichtsverfahren, insbesondere bei politischen Verbrechen, wurden so durchgeführt, dass ein Freispruch fast unmöglich war. Ein Großteil der Beweise stammte aus privaten Verhören. Diese privaten Vernehmungen dienten als eigentlicher Prozess, und wenn es den Angeklagten nicht gelang, sich zu entlasten, mussten sie fast sicher mit einer Verurteilung vor Gericht rechnen. Im Prozess wurden sie mit ihren eigenen sowie Aussagen von Zeugen konfrontiert.[47]
Edward Phillips eröffnete die Anklage, indem er die Verschwörung als einen beispiellosen Akt des Verrats und des Abscheus beschrieb und deren Zweck, Methode und die beteiligten Personen darlegte, wobei er den katholischen Glauben der Verschwörer und ihr angebliches Ziel, das Königreich mit ausländischer Hilfe zu zerstören, hervorhob. Edward Coke, folgte mit einer langen und geschickten Rede, in der er nicht nur die Verschwörer, sondern auch die Jesuiten und Katholiken im Allgemeinen verurteilte und argumentierte, dass religiöse Führer Männer von gutem Ruf korrumpiert hätten. Coke verwendete religiöse, historische und klassische Bezüge, um Emotionen gegen Katholiken zu schüren, und stellte die Verschwörung als Teil einer langen Tradition katholischen Verrats dar.
Die Geständnisse der Gefangenen wurden dann vorgelesen, wobei ihre Reue als unaufrichtig abgetan wurde. Die Behörden hatten sogar ein privates Gespräch zwischen Fawkes und Robert Winter arrangiert, das heimlich mitgehört wurde, um deren anhaltenden Glauben an die katholische Sache als Beweis für ihre fehlendes Bedauern zu verwenden.[48] Anschließend erhielten die Angeklagten die Möglichkeit, sich zu äußern. Laut Rookwood hatte Catesby, „den er über alle anderen Menschen liebte“, ihn zu diesem Komplott verleitet. Um seinen Bruder zu verschonen, bat Thomas Winter darum, an dessen Stelle gehängt zu werden. Fawkes rechtfertigte sein Bekenntnis zur Unschuld damit, dass er von bestimmten Elementen der Anklage nichts gewusst habe. Bates und Robert Winter baten um Vergebung, Keyes schien sein Schicksal zu akzeptieren, und Grant beschrieb seine Beteiligung als „eine Verschwörung, die beabsichtigt, aber nie ausgeführt wurde“.[49]
Nach den Prozessen gegen Grant, Fawkes, Keyes, Bates und Rookwood die alle auf nicht schuldig plädierten wurde Digby aus technischen Gründen separat vor Gericht gestellt und war der einzige, der sich schuldig bekannte. Digby bestand darauf, dass er nicht von Ehrgeiz, Unzufriedenheit oder Hass auf das Parlament getrieben war, sondern von tiefer Freundschaft zu Catesby. Sein zweites und Hauptmotiv war sein katholischer Glaube, für den er bereitwillig sein Leben, seinen Ruf und seine Familie opferte, wie er behauptete. Als weitere Gründe für sein Engagement nannte er die gebrochenen Versprechen des Königs gegenüber den Katholiken und die Angst vor strengeren antikatholischen Gesetzen, wobei er auf geplante Strafen hinwies, die katholische Familien treffen und allein die Tatsache, katholisch zu sein, zu einem schweren Verbrechen machen würden.[50]
Abschließend bat Digby darum, dass nur er bestraft werden solle, nicht aber seine Familie. Er bat darum, dass das Vermögen seiner Frau erhalten bleibe, das Erbe seines Sohnes geschützt werde, seine Schwestern ihren rechtmäßigen Anteil erhielten und seine Gläubiger bezahlt würden. Er flehte den König und die Lords um Vergebung an und bat darum, enthauptet zu werden, anstatt der üblichen brutalen Strafe für Verräter unterzogen zu werden. Edward Coke antwortete knapp und wies Digbys Motive als Torheit und Ketzerei zurück und bezeichnete seine Befürchtungen hinsichtlich antikatholischer Gesetze als unbegründet. Coke kritisierte Digby dafür, dass er sich erst jetzt um seine Familie sorge, nachdem er für seine religiöse Sache die Zerstörung des Königs und des Königreichs riskiert habe. Unter Berufung auf die Heilige Schrift argumentierte Coke, dass Digby es verdiene, alles zu verlieren, einschließlich der Sicherheit seiner Familie.[50][51]
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Hinrichtungen
Zusammenfassung
Kontext

Nach ihrer Verurteilung wurden die Verschwörer in den Tower of London zurückgebracht und erhielten zwei Tage Zeit, um sich auf ihre Hinrichtung vorzubereiten, wobei ihnen jedoch Besuche von Verwandten und der Beistand ihrer eigenen katholischen Priester verwehrt wurden. Ihre Hinrichtungen wurden als öffentliches Spektakel inszeniert, das sich über zwei Tage und verschiedene Orte erstreckte, um eine maximale Wirkung zu erzielen. Die erste Gruppe – Everard Digby, Robert Winter, John Grant und Thomas Bates – wurde am Donnerstag, den 30. Januar auf dem Friedhof der St. Paul's Church hingerichtet. Dieser Ort, der aufgrund seiner symbolischen Verbindung zum nationalen Sieg über die spanische Armada ausgewählt wurde, wurde von einigen als unangemessener Ort für ein so blutiges Ereignis kritisiert, aber die Behörden beharrten aufgrund seines Propagandawertes darauf. Um öffentliche Unruhen oder Rettungsversuche zu verhindern, wurden Wachen entlang der Strecke vom Tower nach St. Paul's postiert. Am nächsten Tag wurden die prominenteren Verschwörer – Thomas Winter, Ambrose Rookwood, Robert Keyes und Guy Fawkes – im Old Palace Yard in Westminster hingerichtet.[52] Coke erklärte in einer Rede die seiner Meinung nach gerechtfertigten Gründe für die Strafe. Da die Verurteilten beides nicht verdient hatten, wurden sie zwischen Himmel und Erde am Hals aufgehängt. Da sie unehrenhaft geboren und ungeeignet waren, Nachkommen zu hinterlassen, sollten sie ausgeweidet und ihre Eingeweide verbrannt werden, weil sie innerlich einen so schrecklichen Verrat begangen hatten. Ihre Köpfe hatten den Verrat erdacht und sollten abgeschlagen werden, und schließlich sollten ihre Körper gevierteilt und die Teile an einem hohen und markanten Ort aufgestellt werden, damit das Volk sie sehen könne.[53]
Henry Garnet
Am Tag der Hinrichtung der ersten Verschwörer befanden sich Henry Garnet und Edward Oldcorne immer noch in ihrem Versteck in Hindlip House. Obwohl es ihnen nicht an Nahrung mangelte, litten beide Männer unter den beengten Verhältnissen. Nach 12 Tagen entschlossen sie sich den Behörden zu stellen. Zunächst verhaftet wurden sie am 12. Februar nach London gebracht. Dort wurde er in den nächsten Tagen verhört, gestand jedoch trotz Androhung von Folter keine Beteiligung an der Verschwörung. Letztendlich konnten weder Angst noch Überredungskunst ihm irgendwelche Informationen entlocken.[54] Er behauptete, dass die Katholiken insgesamt dem König treu ergeben seien, räumte jedoch ein, dass es ein Verbrechen sei, die Verschwörung nicht gemeldet zu haben – selbst wenn er nur durch die Beichte davon erfahren habe. Letztendlich wurde er nicht wegen Hochverrats verurteilt, sondern wegen der geringeren Anklage der Verschleierung von Hochverrat, weil er nicht offenbart hatte, was ihm in der Beichte offenbart worden war. Er betonte, dass er die Verschwörung nie gutgeheißen habe und sogar versucht habe, Guy Fawkes und die anderen davon zu überzeugen, ihren Plan aufzugeben. Trotz der begrenzten Beweise für seine direkte Beteiligung und obwohl die gesetzliche Strafe für die Verschleierung von Verrat in der Regel Freiheitsentzug und der Verlust des persönlichen Eigentums war, wurde Garnet auf dem Friedhof der St. Paul's Cathedral hingerichtet.[55]
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Wirkung
Zusammenfassung
Kontext


Die Pulververschwörung von 1605 hatte tiefgreifende und langanhaltende Auswirkungen auf die britische Gesellschaft, Politik und Kultur. Nach dem vereitelten Attentat auf König Jakob I. und das Parlament verschärfte sich die Diskriminierung und Überwachung der katholischen Bevölkerung Englands deutlich. Für Katholiken wurden neue, strengere Gesetze und Einschränkungen erlassen, die ihre Rechte weiter beschränkten und das Misstrauen gegenüber dieser Minderheit verstärkten.[56] Die unmittelbare Folge war, dass die jährliche Parlamentseröffnung mit besonderen Sicherheitsvorkehrungen versehen wurde. Seitdem werden die Keller des britischen Parlaments vor jeder Eröffnung feierlich durchsucht, eine Tradition, die bis heute fortlebt und an die Gefahr erinnert, der das Land einst entgangen ist. Auch politisch führte die Verschwörung zu einem stärkeren Zusammenhalt der protestantischen Bevölkerung und einer weiteren Stärkung der Monarchie und des Parlaments als Symbole nationaler Einheit und Sicherheit. Darüber hinaus entstand aus der Niederschlagung der Verschwörung der Brauch der sogenannten Bonfire Night oder Guy Fawkes Night, die jedes Jahr am 5. November gefeiert wird. An diesem Tag werden in ganz Großbritannien Feuerwerke gezündet und große Freudenfeuer entfacht, auf denen oft Puppen verbrannt werden, die Guy Fawkes darstellen. Ursprünglich diente dieses Fest der öffentlichen Dankbarkeit für die Rettung des Königs und des Parlaments, entwickelte sich aber im Laufe der Zeit zu einem Volksfest mit Umzügen, Maskeraden und zahlreichen regionalen Bräuchen. Die Bonfire Night ist bis heute ein fester Bestandteil der britischen Kultur und erinnert jedes Jahr daran, wie knapp das Land einer Katastrophe entgangen ist.[57]
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Literatur
- Bryan Bevan: King James VI of Scotland & I of England. Rubicon Press, London 1996, ISBN 0-948695-44-7.
- Antonia Fraser: Faith and Treason. The Story of the Gunpowder Plot. Arrow Books, London 1999, ISBN 0-09-942997-7.
- J. E Neale: Elizabeth I and her Parliaments. St. Martin’s Press, New York 1953.
- Nick Holland: The Real Guy Fawkes. Pen and Sword, Barnsley 2017, ISBN 978-1-5267-0508-2.
- Leona Rostenberg: The Minority Press & the English Crown : a Study in Repression, 1558–1625. B. De Graaf, Nieuwkoop 1971.
- Hugh Ross Williamson: The Gunpowder Plot. MacMillan, New York 1952.
- Alan Haynes: The Gunpowder Plot. The History Press, Stroud 2016, ISBN 978-0-7509-7855-2.
- John R. H. Moorman: A History of the Church in England. A. & C. Black, London 1980, ISBN 0-7136-2115-X.
- Hastings Lyon, Herman Block: Edward Coke Oracle of the Law. Houghton Mifflin Company, Boston & New York 1929.
- John Hostettler: Sir Edward Coke: a Force For Freedom. Barry Rose Law Publishers, Chichester 1997, ISBN 1-872328-67-9.
Weblinks
Commons: Gunpowder Plot – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wikisource: Pulver-Verrätherey, Pulver-Verschwörung, Pulver-Conspiration – Artikel in Zedlers’ Universal-Lexicon (1741)
- Internetseite des britischen Parlaments zum Gunpowder Plot (englisch)
- Ronald Hutton: What if the gunpowder plot had succeeded? (englisch), auf BBC-History vom 1. April 2001.
Anmerkungen
- Catesby und Tresham trafen sich im Haus von Treshams Schwager und Cousin, Lord Stourton. In seinem Geständnis sagte Tresham, er habe Catesby gefragt, ob die Verschwörung ihre Seelen gefährden würde, und Catesby habe darauf bestanden, dass dies nicht der Fall sei, da das Leiden der englischen Katholiken ihre Handlungen rechtfertige. Catesby forderte offenbar auch 2.000 Pfund und die Nutzung von Rushton Hall in Northamptonshire. Tresham lehnte beide Forderungen ab. Außerdem erzählte er, dass er seine Familie vor der Verschwörung von Rushton nach London gebracht hatte – ein Verhalten, das seiner Meinung nach seine Unschuld bewies.
- Eine Ursache könnte die Anweisung des Königs selbst gewesen sein, ihn während der Jagd nicht mit trivialen Angelegenheiten zu stören.
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Einzelnachweise
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