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Inter&Co

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Inter&Co ist ein börsennotiertes brasilianisches Finanztechnologie- und Digitalbankunternehmen mit Sitz in Belo Horizonte. Es fungiert als Holdinggesellschaft der Inter-Gruppe, die unter der Marke Inter eine breit gefächerte Finanzplattform in Form einer „Super-App“ betreibt. Die App integriert Online-Girokonten ohne Kontoführungsgebühren, Zahlungskarten, Überweisungen, Kredite, Versicherungen, Geldanlage und einen digitalen Marktplatz für Verbraucher und Firmen. Inter&Co ist seit Juni 2022 an der US-Technologiebörse Nasdaq notiert und war damit nach Angaben von Berichten der erste brasilianische Finanzdienstleister, der seine Hauptnotierung von Brasilien in die USA verlagerte. Die Aktien sind zudem an der brasilianischen Börse B3 handelbar. Ende 2025 bediente das Unternehmen über 40 Millionen Kunden.[2]

Schnelle Fakten
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Geschichte

Zusammenfassung
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Das Unternehmen wurde 1994 in Belo Horizonte von Rubens Menin und der Familie Menin gegründet – dieselben Gründer, die auch die brasilianische Baufirma MRV kontrollieren.[3] Die Anfangszeit verlief unter dem Namen Intermedium Financeira als Finanzgesellschaft, die vor allem Konsumentenkredite anbot. 2008 erhielt die Intermedium Financeira von der brasilianischen Zentralbank eine Lizenz als „Banco Múltiplo“, womit sie offiziell als Bank operieren konnte. In den folgenden Jahren baute das Unternehmen sukzessive neue Geschäftsfelder auf: 2012 kam eine Versicherungssparte (Inter Seguros) hinzu, 2013 eine Wertpapierhandelsgesellschaft (Inter DTVM).[4]

Ab 2015 vollzog Inter&Co einen radikalen Strategiewechsel hin zur Digitalisierung. Es führte 2015 ein komplett gebührenfreies digitales Girokonto („Conta Digital“) ein, das über eine Smartphone-App betrieben wurde und wurde damit zu einem Pionier auf dem brasilianischen Markt.[5] 2016 wurden Kredite über Gehaltsabtretung eingeführt, Mastercard-Karten ausgegeben und eine eigene Mobile-Banking-App eingeführt. 2017 erfolgte die Umbenennung in Banco Inter; das Unternehmen trat nun mit einem modernen Markenauftritt auf und hatte Ende 2017 etwa 370.000 Kunden.[4]

Am 30. April 2018 ging Banco Inter als erste brasilianische Fintech-Bank überhaupt an die Börse in São Paulo (B3).[3] Die Mittel dienten dem Geschäftsausbau und der Kreditvergabe. Anschließend wuchs die Kundenbasis rasant: Bereits 2019 zählte Inter über 4 Millionen Konten. In diesem Jahr platzierte die Bank außerdem ihre erste Kapitalerhöhung (Follow-on) und sammelte über 1,2 Milliarden Real ein. Erstmals beteiligte sich auch der japanische Technologiekonzern SoftBank als Großinvestor: In einer weiteren Aktienplatzierung im Juli 2019 erwarb SoftBank Anteile und hielt danach rund 10 % am Unternehmen.[6][7]

2020 und 2021 setzte Inter den Expansionskurs fort. Ende 2020 hatten sich 8,5 Millionen Kunden angemeldet. Im ersten Halbjahr 2021 erwarb die Inter-Gruppe Mehrheitsbeteiligungen an den brasilianischen Fintechs Meu Acerto (60 %) und Granito (45 %) – beides Finanzierungsplattformen für private Kreditnehmer.[4] Zeitgleich begann die internationale Expansion: Im Sommer 2021 übernahm Inter vollständig das US-Fintech Usend, das Devisen- und grenzüberschreitende Zahlungsdienste anbietet. Damals betreute Inter etwa 12 Millionen Kunden und kündigte an, bis Anfang 2022 auch an der US-Börse Nasdaq notieren zu wollen.[8]

Im Mai 2022 vollzog das Unternehmen den Umzug an die Nasdaq in New York. Zu diesem Zeitpunkt hatte Inter über 20 Millionen Kunden (Stand Frühjahr 2022). Seither stieg die Nutzerzahl weiter: Bis Ende 2023 überschritt Inter&Co laut Medienberichten die Marke von 30 Millionen Kontoinhabern (inklusive Brasilien und USA).[9] Im Sommer 2024 trat der langjährige Vorstandsvorsitzende João Vitor Menin von seiner Rolle als Brasilien-CEO zurück und wurde zum Global-CEO von Inter&Co ernannt. Nachfolger in Brasilien wurde Alexandre Riccio, der seit über zehn Jahren für Inter tätig ist. Unter Menins Führung expandierte Inter&Co neben den USA auch durch Zukäufe wie 2023 die US-Firma YellowFi (Altfonds-Anbieter).[10]

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Tätigkeit

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Inter&Co betreibt über die Inter-App ein vollständig digitales Girokonto („Digiconta“) ohne Kontoführungsgebühren. Die Kontenverwaltung erfolgt per Smartphone oder Webbrowser. Zu den Finanzdienstleistungen zählen bargeldlose Zahlungsverkehrsfunktionen, Debit- und Kreditkarten sowie Online-Zahlungs- und Überweisungsdienste. Über die Plattform können Nutzer Spareinlagen, Investmentfonds oder eigene Anlage-Depots führen. Zusätzlich bietet Inter&Co vielfältige Kreditprodukte an – darunter Konsumkredite, Lohnabtretungsdarlehen (Payroll Loans) und Hypotheken – sowie Versicherungen aus dem hauseigenen Angebot.[4][5][10] Ein zentrales Element von Inter&Co ist der integrierte „Marketplace“: In diesem Online-Marktplatz können Kunden Produkte wie Mobilfunkverträge, Reisen oder Einkaufsgutscheine erwerben – eingebunden über Partnerunternehmen. Nach eigenen Angaben bietet Inter damit ein one-stop-shop für Finanz- und Konsumdienstleistungen in einer App und soll sämtliche Bereiche abdecken.[10]

International verfolgt Inter&Co eine Dualstrategie: Während der Hauptmarkt weiterhin Brasilien ist, expandierte das Unternehmen seit 2021 systematisch in die USA. Sitz der US-Aktivitäten ist Miami (Florida), wo Inter ein regionales Kundenzentrum unterhält. In Orlando betreibt Inter seit 2024 eine „Lounge“ für Kunden und hat insbesondere Brasilianer in Florida als Zielgruppe im Blick.[11] Ein Kernangebot für den US-Markt ist das Global Account, ein auf US-Dollar lautendes Girokonto mit Debitkarte für Cross-Border-Transaktionen. Ende 2023 nutzten nach Angaben von Inter fast zwei Millionen Kunden dieses Dollar-Angebot.[9] Die Expansion in weitere lateinamerikanische Märkte und Europa (Spanien, Portugal) ist geplant.[12]

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Sponsoring

Anfang 2024 schloss Inter&Co eine Kooperationsvereinbarung mit dem MLS-Fußballklub Orlando City SC und erwarb die Namensrechte für dessen Stadion (nun Inter&Co Stadium) in Orlando, um bei der brasilianischen Expat-Gemeinde in Florida sichtbar zu sein. Der Vertrag hat eine Laufzeit von 10 Jahren.[13]

Einzelnachweise

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