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Haftort für Zivilisten, Kriegsgefangene oder Soldaten Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Als Internierungslager wurden und werden verschiedene Haftorte in verschiedenen Ländern zu verschiedenen Zeiten bezeichnet.
Die internierten Personen waren oft Zivilisten, Kriegsgefangene oder Soldaten neutraler Mächte.
Großbritannien richtete während des Burenkrieges ein Internierungslager zur Internierung Gefangener Buren in Ahmednagar in der Präsidentschaft Bombay in Indien ein. Im Ersten Weltkrieg diente es als Internierungslager für Zivilisten. Im Frühjahr 1915 wurden über 2000 deutsche und österreichische Zivilisten dorthin gebracht. Hauptsächlich waren es deutsche Zivilisten aus der ehemaligen deutschen Kolonie Deutsch-Ostafrika, aber auch aus anderen Ländern. Das Lager bestand auch noch im Zweiten Weltkrieg.
In Frankreich wurden Deutsche und Österreicher in verschiedenen Lagern, darunter im Internierungslager Le Vernet in den Pyrenäen, festgehalten. Ins Internierungslager Garaison kamen neben wehrpflichtigen Männern ganze Familien, zivile Staatsangehörige derjenigen Großmächte, die sich im Krieg gegen Frankreich befanden. Weitere Lager befanden sich in Uzès im südfranzösischen Département Gard und, das größte, auf der Halbinsel Île Longue[1] bei Brest.
In der Österreichisch-Ungarischen Monarchie ließ das Abwehramt vor allem in Nieder- und Oberösterreich mehrere Internierungslager einrichten, darunter Enzersdorf im Thale, Göllersdorf, Hainburg, Katzenau, Mittergrabern, Raschala, Sitzendorf an der Schmida, Steinklamm oder Weyerburg. Im Waldviertel waren dies namentlich Drosendorf, Grossau, Illmau, Karlstein an der Thaya, Kirchberg an der Wild, Markl sowie Sittmannshof, in der Steiermark in der Nähe von Graz das Lager Thalerhof sowie weitere in Böhmen und Mähren. Interniert wurden Staatsbürger von Kriegsgegnerstaaten sowie Inländer, die einer freundschaftlichen Gesinnung für einen Feindstaat verdächtigt wurden (etwa ethnische Italiener, aber auch Flüchtlinge aus Galizien).
In Deutschland wurden bis zum Ende des Ersten Weltkrieges etwa 2,5 Millionen[2] ausländische Soldaten in etwa 320 verschiedenen Lagern als Kriegsgefangene interniert.[3] Als Zivilinternierungslager bekannt ist das Internierungslager Ruhleben, in dem 4000 bis 5500 hauptsächlich britische Zivilisten einsaßen.
Gegen Ende des Spanischen Bürgerkrieges flohen mehr als eine halbe Million Flüchtlinge aus Katalonien zur französischen Grenze, die einzige Möglichkeit der Flucht vor den heranrückenden Truppen Francos. Wegen des internationalen Drucks erlaubte die französische Regierung den Flüchtigen ab dem 5. Februar die Einreise nach Frankreich. Daraufhin strömten hunderttausende Zivilisten sowie die Reste der republikanischen Volksarmee nach Frankreich. Bis zum 15. Februar 1939 flohen nach offiziellen Angaben 353.107 Menschen in das französische Département Pyrénées-Orientales, in dem damals etwa 230.000 Einwohner wohnten. Laut einem Bericht der französischen Regierung (Informe Valière) vom 9. März 1939 erreichte die Zahl der Flüchtlinge 440.000. Unter den Flüchtigen waren 170.000 Frauen, Kinder und ältere Menschen, 220.000 Soldaten und Milizionäre, 40.000 Invalide sowie 10.000 Verletzte. Für die Flüchtenden wurden verschiedene Internierungslager eingerichtet, wie zum Beispiel das Internierungslager Argelès-sur-Mer am Mittelmeer und das Camp de Gurs.
In Österreich existierten während der Zeit des austrofaschistischen Ständestaats zwischen 1933 und 1938 sogenannte Anhaltelager. In diese Internierungslager wurden politische Gegner, zuerst illegale Nationalsozialisten, nach dem Februaraufstand 1934 auch Sozialdemokraten und Kommunisten, eingewiesen. Zudem wurden sie als Notarreste verwendet, da reguläre Gefängnisse stark überbelegt waren. Neben dem bekanntesten Anhaltelager Wöllersdorf existierten das Anhaltelager Kaisersteinbruch, das Anhaltelager Messendorf und mehrere kleine Lager.
In den Vereinigten Staaten wurden Kriegsgefangene oder politisch nicht erwünschte bzw. für gefährlich gehaltene Bürger interniert, während des Zweiten Weltkrieges beispielsweise 120.000 Japaner und US-Bürger japanischer Abstammung (→ Internierung japanischstämmiger Amerikaner) sowie in kleinerer Anzahl Deutschamerikaner, Mexikaner und Italiener. Die letzte Freilassung von Deutschamerikanern aus den Internierungslagern erfolgte im Sommer 1948. Bis heute gab es seitens der US-Regierung keine offizielle Anerkennung von Zwangsinternierung und Deportationen von Deutschamerikanern.[4]
Nach Kriegsende wurden von August 1946 bis November 1949 jüdische Flüchtlinge, die nach britischem Recht illegal nach Palästina bzw. Israel einreisen wollten, in Internierungslagern auf Zypern festgehalten.
In der Schweiz wurden erstmals im Deutsch-Französischen Krieg 1870/71 Einheiten der französischen Armée de l’Est (Bourbaki-Armee genannt) interniert. Während im Ersten Weltkrieg nur wenige Soldaten interniert wurden, waren es im Zweiten Weltkrieg über 29.000 Franzosen des 45. französischen Armeekorps, die in Absprache mit den Nationalsozialisten 1941 nach Frankreich zurück verbracht wurden. Die 12.000 polnischen Soldaten des 45. französischen Armeekorps wurden nach der Überschreitung der Schweizer Grenze nach einigen Monaten mit 2000 Zivilpersonen in zentralen Lagern interniert. Das größte für polnische Angehörige des 45. Armeekorps war das Internierungslager Büren an der Aare. Das zweitgrößte war das Internierungslager Adliswil. Weitere Internierungslager befanden sich beispielsweise in der Moorebene Wauwilermoos, in der Gemeinde Hinwil (Internierungslager Girenbad), in Gordola, Thalheim im Kanton Aargau, Bassecourt, und Wallisellen.
Nach 1943 kamen ca. 20.000 Italiener und zum Ende des Krieges viele deutsche Einheiten hinzu. Insgesamt wurden mehr als 100.000 Personen interniert. Angehörige der SS und Rotarmisten, die auf deutscher Seite kämpften, wurden abgewiesen. Offiziere durften sich frei bewegen, wenn sie ihr Ehrenwort gaben, nicht zu fliehen.[5]
Im Ganzen existierten während des Zweiten Weltkriegs in der Schweiz über 1100 Internierungslager, wobei deren genaue Zahl nicht bekannt ist, und damit eines in ungefähr jeder sechsten Ortschaft der Schweiz.[6]
Auch ausländische Juden und deutsche politische Emigranten wurden als illegale Flüchtlinge interniert, wie Rudolf Singer, Walter Fisch, Fritz Hochwälder, Emanuel Treu oder der Opernsänger Joseph Schmidt, der in einem Internierungslager starb.[7]
Siehe auch: Internierung in der Schweiz im Zweiten Weltkrieg
Nach dem Spanischen Bürgerkrieg flüchteten im Februar 1939 viele Interbrigadisten über die Grenze nach Frankreich. Dort wurden sie in schnell improvisierten Internierungslagern entlang der französischen Mittelmeerküste (u. a. in Saint-Cyprien (Pyrénées-Orientales), Internierungslager Camp d’Agde und Internierungslager Argelès-sur-Mer) eingewiesen, wo sie zunächst auf dem blanken Erdboden schlafen mussten.
Die im Vorfeld des Zweiten Weltkrieges errichteten Internierungslager dienten während des Krieges der Aufnahme ausländischer Flüchtlinge, der Inhaftierung staatsfeindlicher Personen oder der Sammlung von Juden zur Deportation ins Deutsche Reich. Während des Krieges gab es insgesamt 219 Lager.[8]
Während und kurz vor der Zeit der Deutschen Besetzung Frankreichs im Zweiten Weltkrieg wurden in Frankreich laut Dekreten vom 12. November 1938 Personen als sogenannte „étrangers indésirables“ (unerwünschte Ausländer),[9] im Deutschen auch übersetzt als „feindliche Ausländer“, eingestuft. Für die rechtlich am schlechtesten gestellte von drei Gruppen war die Internierung in Lagern vorgesehen. Das bekannteste dieser Lager war Les Milles; auch im Lager Gurs wurden anfangs viele solcher Menschen festgehalten. Der französische Rechtsbegriff ähnelt dem angelsächsischen des Enemy Alien, stimmt aber nicht damit überein.
Unter der Bezeichnung Ilag unterhielt die deutsche Besatzungsmacht auch in Frankreich Internierungslager für Zivilisten aus Ländern, mit denen sich Deutschland im Krieg befand und die in Frankreich von der Besetzung überrascht worden waren.[10]
Nach dem Rückzug der deutschen Besatzungsmacht wurden in Frankreich ab Oktober 1944 (im Zusammenhang mit „Säuberungen“ (épuration) und etwa 10.000 bis 15.000 Hinrichtungen ohne Gerichtsverfahren) 170 Lager mit 60.000 Internierten, die der Kollaboration verdächtigt wurden, eingerichtet.[11]
Ab Herbst 1944 wurde von den Alliierten das Kamp Vught als Internierungslager genutzt. In den zugehörigen Gemeinden, die zu den ersten besetzten deutschen Gebieten gehörten, stand der Frontverlauf von September 1944 bis zum Januar 1945 still. Deshalb wurde die Bevölkerung aus den Gemeinden Gangelt und Selfkant nach Vught evakuiert, da man deutsche Kollaborateure fürchtete. Diese Maßnahme war wohl einmalig im Verlauf der Besetzung Deutschlands und wurde aufgrund negativer Erfahrungen nicht wiederholt.
Ab Mitte November wurden 6000 bis 7000 Deutsche in das Lager Vught gebracht. Zur gleichen Zeit wurden dort noch 3000 niederländische Kollaborateure festgehalten. Lagerkommandant war der kanadische Colonel Price, während die Wachmannschaften aus Niederländern rekrutiert wurden und die Oberleitung die britischen Truppen hatten. Lagerleiter auf deutscher Seite wurde Dechant Franzen. Dieses Kompetenzwirrwarr wirkte sich negativ auf die Leitung des Lagers aus.
In den 35 Baracken, die 85 m lang und 12,87 m breit waren, wurden jeweils 140 bis 190 Menschen untergebracht. Die Hygiene war katastrophal, z. B. erhielten die Frauen erst Ende Januar Sanitärtücher. Diphtherie, Ruhr und Typhus brachen aus, die Sterblichkeitsrate stieg. Zur Ernährung erhielten die Evakuierten pro Tag einen halben Liter Suppe und einige Kekse, im Winter sogar noch drastisch weniger. Babynahrung gab es keine. Der niederländische Historiker Loe de Jong, der die Verhältnisse für die niederländische Regierung später beurteilte, verglich die Situation mit dem, „was aus den deutschen Konzentrationslager bekannt geworden war“.[12] Hauptursache war wohl die Inkompetenz der Führung und das Fehlen funktionierender Behörden in den soeben befreiten Niederlanden. Obwohl die Front schon im Januar 1945 weiterzog, wurde die Bevölkerung bis Ende Mai im Lager festgehalten.
Im Zuge der Entnazifizierung und der Reeducation wurden im Nachkriegsdeutschland viele Funktionäre nationalsozialistischer Organisationen, KZ-Personal und mutmaßliche Kriegsverbrecher in Internierungslagern unter Arrest gestellt.[13] Der größte Teil der Internierten war aufgrund der Bestimmungen des Automatischen Arrests festgesetzt worden. Zur Unterbringung der Internierten wurden ehemalige Konzentrationslager, Außenlager von Konzentrationslagern und ehemalige Kriegsgefangenenlager benutzt.
Es existierten US-amerikanische, französische und britische Lager. Nach der Befreiung des KZ Dachau wurde das KZ Dachau von der amerikanischen Besatzung als Internierungslager Dachau genutzt. Hier fanden die Dachauer Prozesse statt, darunter auch der Buchenwald-Hauptprozess. Im Internierungslager Bad Nenndorf saßen vor allem Personen ein, die von den Briten als höchste Sicherheitsgefahr angesehen wurden, Offiziere der deutschen Abwehr, höchste Wehrmachtsfunktionäre und Diplomaten. Ferner existierte bei Hamburg das Internierungslager Neuengamme.
Die Internierungslager der Amerikaner wurden im Sommer 1946 in deutsche Regie überführt und die Einrichtung von Spruchkammern angeordnet. Die deutschen Spruchkammern lösten die „Security Review Boards“ der amerikanischen Armee ab, die zuvor die Entlassungsanträge bearbeitet hatten. Bis Internierte vor die Spruchkammern der Lager gestellt wurden, vergingen viele Monate, teilweise sogar bis zu drei Jahre.[14] Mit Lagerhaft von dieser Dauer wurde die Strafe teilweise schon vorweggenommen.
Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges 1945 richtete die sowjetische Militäradministration in der Sowjetischen Besatzungszone (SBZ) Speziallager ein, die bis 1950 in der DDR bestanden.[15]
In der DDR plante das Ministerium für Staatssicherheit eine solche Einrichtung („Vorbeugekomplex“), setzte sie aber nie um.[16]
Bis Frühling 1945 wurden ca. 90 % (ca. 119.000 Personen) der verbliebenen jugoslawiendeutschen Bevölkerung interniert,[17] so in Zentralarbeitslager für arbeitsfähige Männer, in Ortslager für die Bevölkerung ganzer Ortschaften und in Internierungslager für Arbeitsunfähige, Frauen, Kinder und Ältere.[18]
Der Historiker Michael Portmann spricht in ganz Jugoslawien von anfänglich rund 80 Lagern für die deutsche Bevölkerung.[19] Georg Wildmann listet 84 Internierungslager namentlich auf dem Gebiet des ehemaligen Jugoslawien auf.[20]
Darunter:
In der Batschka:
Im Banat:
In Syrmien:
In Slawonien:
Nach dem Rechtsgutachten von Dieter Blumenwitz (2002) belief sich die Gesamtzahl der donauschwäbischen Menschenverluste in den Lagern auf 59.335 Opfer, darunter 5.582 Kinder. Diese Zahl enthält die in den vorübergehenden Lagern zu Tode gekommenen und die auf der Flucht erschossenen Donauschwaben.[22] Michael Portmann (2004) nannte etwa 46.000 Deutsche allein aus der Vojvodina, die nach statistischen Schätzungen zwischen dem Herbst 1944 und dem Frühjahr 1948 in den Lagern starben.[23]
Im Januar 1946 beantragte die jugoslawische Regierung bei den Westalliierten die Ausweisung der nach jugoslawischen Angaben etwa 110.000 im Land verbliebenen Jugoslawiendeutschen nach Deutschland. Dies wurde jedoch abgelehnt.[24] 1947 durften vereinzelt Gruppen Deutscher ausreisen oder konnten aus den Lagern über die Grenzen nach Rumänien oder Ungarn flüchten.[25] 1948 wurden die Lager aufgelöst; die noch rund 80.000 überlebenden Deutschen wurden zwar entlassen, dann aber zu meist dreijährigen Arbeitsverträgen bei vorgeschriebenen Arbeitgebern zwangsverpflichtet. Während dieser Zeit erhielten sie keine Personalausweise und es war ihnen nicht erlaubt, ihren Wohnsitz zu verlassen. Erst nach der Ableistung und vielfach erst nach Zahlung eines Kopfgeldes erhielten sie den Status vollberechtigter Staatsbürger.[26]
westliche Alliierte:
amerikanische Besatzungszone (Civilian Internment Enclosures. Abk.: C.I.E.)[27]
britische Besatzungszone (Civilian Internment Camps, Abk.: C.I.C.):
französische Besatzungszone: (Camps d’Internement)[47]
sowjetische Besatzungszone:
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