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Karibik

Region in Mittelamerika Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

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Die Karibik ist eine Region Mittelamerikas im westlichen, tropischen Teil des Atlantischen Ozeans nördlich des Äquators. Sie besteht aus dem Karibischen Meer, seinen Inseln und Inselgruppen und den angrenzenden Küsten des zentral- und südamerikanischen Festlands. Im Nordwesten reicht die Karibik in den Golf von Mexiko.

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Karibik, südlich das Karibische Meer, nordwestlich der Golf von Mexiko, östlich der offene Nordatlantik
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Inseln und Festlandanteile der Karibik im kulturell-historischen Sinn

Die Karibik ist nach dem Volk der Kariben benannt, das die spanischen Eroberer auf den Kleinen Antillen (lat. ante ilium, „vorgelagerte Inseln“) vorgefunden haben. Sie wurde und wird bis heute auch Westindien genannt, weil europäische Seefahrer sich bei ihrer Entdeckung auf dem direkten Seeweg nach Indien glaubten.

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Geologie und Geographie

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Nach der Abgrenzung der Internationalen Hydrographischen Organisation liegen die bogenförmig angeordneten Inseln der Karibik innerhalb des Karibischen Meeres.[1] Dieses ist Teil des Amerikanischen Mittelmeers und reicht von Yucatán bis zum nördlichen Südamerika. Es liegt überwiegend auf der Karibischen Platte; der Nordwestteil jenseits des Tiefseegrabens liegt auf der Nordamerikanischen Platte. Im Kaimangraben erreicht es eine Tiefe von 7680 m.

Durch tektonische Aktivitäten an den Plattengrenzen kommt es immer wieder zu Erdbeben und gelegentlich zu Vulkanausbrüchen. So musste 1995 nach mehreren Eruptionen des Soufrière die Hauptstadt Montserrats, Plymouth, aufgegeben werden, nachdem bereits etwa 8.000 Menschen geflohen waren. Das letzte größere Beben ereignete sich 2010 in Haiti; es kostete schätzungsweise 300.000 Menschen das Leben.

Die höchsten Berge auf den Inseln der Karibik sind der Pico Duarte (3.098 m) und Nachbargipfel der Cordillera Central in der Dominikanischen Republik, der Pic la Selle in Haiti (ca. 2674 m) der Blue Mountain Peak auf Jamaika (ca. 2256 m), der Pico Turquino auf Kuba (ca. 1974 m) und der Soufrière auf Guadeloupe (ca. 1467 m).[2]

Höchster Wasserfall ist mit rund 40 m der Wasserfall in El Limón auf der Halbinsel Samaná in der Dominikanischen Republik, gefolgt von den Mt. Carmel Falls auf Grenada.

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Bevölkerung und Kultur

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Im Karibikraum leben etwa 40 Mio. Menschen unterschiedlicher Herkunft auf einer Gesamtfläche von ungefähr 220.000 km² (siehe unten). Neben den sehr wenigen verbliebenen indigenen Bewohnern leben vor allem Menschen afrikanischer und europäischer Herkunft, Kreolen sowie Inder (vor allem auf Trinidad und Tobago) und Chinesen auf den verschiedenen Inseln der Karibik. Hauptsprachen der Karibik sind Spanisch mit ca. 70 % und Englisch mit ca. 24 %, daneben werden Französisch (vor allem in Haiti), Niederländisch und verschiedene Formen des Kreolischen oder Caribischen gesprochen (vor allem im Alltag).

Die Lebenserwartung lag 2013 durchschnittlich bei 72 Jahren und 26 % der Bevölkerung gehörten zu den unter 15-Jährigen, während 9 % über 65 Jahre alt waren. Es wandern zwar mehr Menschen ab als zu, dennoch ist die Bevölkerungsdichte von 180 Einwohnern pro km² im globalen Vergleich relativ hoch.[3]

Wichtige karibische Bildungseinrichtungen sind die „University of the West Indies“ und das „Centre for Hotel and Tourism Management“. Der Tourismus ist eine der wichtigsten Einnahmequellen für die karibischen Staaten. Daneben existieren im Finanzdienstleistungsbereich viele Steueroasen, allen voran auf den Kaimaninseln.

In der karibischen Küche werden insbesondere Fisch, Hülsenfrüchte und Gewürze verwendet. Ein wichtiges Sportereignis ist alle zwei Jahre die Fußball-Karibikmeisterschaft.

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Natur und Klima

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Generell herrscht tropisches Regenwaldklima und somit ein Tageszeitenklima mit Durchschnittstemperaturen über 20 °C vor. In den Sommermonaten von Juni bis September liegt die Regenwahrscheinlichkeit bei ca. 30–50 %. Die Wintermonate zwischen November und April hingegen sind mit fünf bis neun Regentagen die trockensten Monate im Jahr.[4] Darüber hinaus hat der nach Europa driftende Golfstrom seinen Ursprung in den Bahamas. Die Bezeichnung über/unter dem Winde der Antillen deutet auf den Einfluss des Nordostpassates hin. Eine weitere Naturerscheinung sind entstehende oder vorbeiziehende Hurrikane, die regelmäßig Schäden z. B. durch Überschwemmungen verursachen.

Zu den ansässigen Tierarten zählen unter anderem der Karibik-Manati, die Karibik-Languste oder Leguane. Andere Arten wie die Karibischen Spitzmäuse oder die Antillenaffen sind insbesondere aufgrund anthropogenen Einflusses bereits ausgestorben. In der Karibik leben eigentlich nicht heimische Tierarten, welche als Neozoen in die Karibik gelangten. Beispielsweise existiert auf der Insel Grenada oder der Inselgruppe St. Kitts und Nevis mit der Monameerkatze eine Primatenart, welche durch den Menschen aus Westafrika in die Karibik gebracht wurde und heute dort auch frei lebt.

Durch den exportorientierten Anbau von Cash-Crops (traditionell z. B. Zuckerrohr) auf monokulturellen Plantagen wurden einheimische Pflanzenarten wie die Mangroven stark zurückgedrängt. Viele der Böden sind vulkanischen Ursprungs und verschieden fruchtbar.

Vor der belizischen Küste befindet sich das zweitgrößte Riffsystem der Erde: das Belize Barrier Reef.

Geschichte und Entdeckung der Karibik

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Vor den Entdeckungen im 1. Jahrtausend v. Chr. kamen Arawak-Indianer aus Richtung Venezuela auf die karibischen Inseln. Über Trinidad breiteten sie sich nach Norden aus. Ihnen folgten rund 1500 Jahre später die kriegerischen Kariben, die die Arawak langsam von den kleinen Antillen vertrieben. Zur Zeit der Entdeckungsreisen von Christoph Kolumbus besiedelten die Arawak die Inseln Kuba, Hispaniola sowie die Bahamas, während die Kariben die kleinen Antillen bewohnten.

Als Kolumbus im Auftrag der Krone von Kastilien im Jahr 1492 auf San Salvador (Bahamas) landete, war er vor allem auf der Suche nach Gold und anderen Reichtümern. Aber die Arawak legten keinen Wert auf das, was Europäer als Reichtum ansahen. So wurde die Karibik zwar besiedelt, aber die Konquistadoren zog es schon bald auf den amerikanischen Kontinent. Nach den Spaniern ließen sich Briten, Niederländer und Franzosen nieder und machten die Karibik auch zum Schauplatz ihrer Kriege; im Besitz kleinerer Kolonien waren Dänemark, Schweden und Kurland. St. Barthélemy war z. B. knapp ein Jahrhundert unter schwedischer Herrschaft. Ein Großteil der ursprünglich beheimateten Indianer fiel schließlich eingeschleppten Krankheiten oder Sklaverei zum Opfer.

Die Karibik war besonders im 17. und frühen 18. Jahrhundert Betätigungsfeld von Bukaniern und Piraten (sog. Goldenes Zeitalter der Piraterie). Die kleinen Inseln boten den Seeräubern, die zum Teil als Freibeuter im Auftrag eines Königs unterwegs waren, zahlreiche Unterschlupfmöglichkeiten und die spanischen Schatzflotten waren ein gutes und lohnendes Angriffsziel. Port Royal auf Jamaika sowie die französische Siedlung auf Tortuga waren regelrechte Piratensiedlungen.

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Staaten und Territorien der Karibik

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Auf den Inseln

In der Karibik befinden sich sowohl unabhängige Staaten als auch von überwiegend europäischen Staaten abhängige Inseln (im Uhrzeigersinn):

Weitere Informationen Region, Staat bzw. Territorium ...

Legende: CELAC, CARICOM, ALBA, SICA, OECS, EU, UNASUR.
1 Zeitweise von haitianischen Fischern bewohnt. 2 (Fehlende) Zahlen den Länderseiten entnommen.

Auf dem amerikanischen Festland

Folgende Staaten gehören zwar geographisch zum amerikanischen Festland, werden aber aufgrund ihrer Kolonialgeschichte sowie ihrer Wirtschafts-, Verkehrs- und sprachlichen Beziehungen häufig zur Karibik hinzugezählt:

Weitere Informationen Region, Staat ...

3 Zahl der Landesseite entnommen.

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Karibik-Anrainer

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Hispaniola: Ost-West-geteilt
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Saint Martin-Insel: Nord-Süd-geteilt
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Jungferninseln: Zwischen drei Staaten aufgeteilt

Folgende Staaten grenzen an die Karibik (von Nordwest nach Südost):

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Inselteilungen und gemeinsame Inselgruppen

Folgende Inseln werden von mehreren Staaten verwaltet:

Folgende Inseln werden zu Gruppen zusammengefasst:

  • British West Indies: Anglophone kleine Antillen, die durch Institutionen und Veranstaltungen miteinander verbunden sind.
  • Französisch-Westindien: Frankophone kleine Antillen.
  • Jungferninseln: Spanische (west), amerikanische (zentral) und britische (ost).
  • Windward-Inseln: Nördliche und südwestliche kleine Antillen, windzugewandt.
  • Leeward-Inseln: Südliche kleine Antillen, windabgewandt.
  • ABC-Inseln: Aruba, Bonaire, Curaçao liegen geographisch nebeneinander.
  • BES-Inseln: Bonaire, St. Eustatius, Saba sind besondere Gemeinden der Niederlande.

Folgende Verwaltungseinheiten wurden aufgelöst:

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Siehe auch

Portal: Karibik – Übersicht zu Wikipedia-Inhalten zum Thema Karibik

Literatur

  • Ottmar Ette: Von Inseln, Grenzen und Vektoren. Versuch über die fraktale Inselwelt der Karibik. In: Marianne Braig u. a. (Hrsg.): Grenzen der Macht – Macht der Grenzen. Lateinamerika im globalen Kontext. Vervuert, Frankfurt am Main 2005, S. 135–180.
  • Ulrich Fanger, Robert Furtak (Hrsg.): Problems of Caribbean development. International relations, regional interaction, and the constraints of small size. Fink, München 1982, ISBN 3-7705-2076-9.
  • Carrie Gibson: Empire's Crossroads: A History of the Caribbean from Columbus to the Present Day. Black Cat, New York 2015, ISBN 978-0-8021-2431-9.
  • Heinrich Hasebeck, Andreas Venzke (Hrsg.): Gasparan oder die letzte Fahrt des Francis Drake, Benziger-Verlag, Zürich 1996, ISBN 3-545-36531-X.
  • Bernd Hausberger, Gerhard Pfeisinger (Hrsg.): Die Karibik. Geschichte und Gesellschaft 1492–2000. Promedia, Wien 2005, ISBN 3-85371-236-3.
  • Holger Henke: Modern Political Culture in the Caribbean. The University of the West Indies Press, Kingston 2003, ISBN 976-640-135-7.
  • Holger Henke: Between Self-Determination and Dependency: Jamaica’s Foreign Relations, 1972–1989. The University of the West Indies Press, Kingston 2000.
  • Barry William Higman: A concise history of the Caribbean. Cambridge University Press, Cambridge 2011, ISBN 978-0-521-88854-7.
  • Gabriele Knauer, Ineke Phaf-Rheinberger (Hrsg.): Caribbean worlds – Mundos caribeños – Mondes caribéens. Vervuert, Frankfurt am Main 2020, ISBN 978-84-9192-106-6.
  • Franklin W. Knight (Hrsg.): General history of the Caribbean. Macmillan, London 1997–2011.
    • Bd. 1: Indigenous societies. 2003.
    • Bd. 2: New societies: The Caribbean in the XVI century. 1999.
    • Bd. 3: Slave societies. 1997.
    • Bd. 4: The evolution of the Caribbean society in the XIX century. 2011.
    • Bd. 5: The Caribbean in the XX century. 2004.
    • Bd. 6: A methodological and historical approach to the Caribbean situation. 1999.
  • Gordon Lewis: The Growth of the modern West Indies. MacGibbon & Kee, London 1968.
  • Robert E. Looney: Handbook of Caribbean Economies. Routledge, London 2020, ISBN 978-0-367-21048-9.
  • Matthew Mulcahy: Hurricanes and society in the British Greater Caribbean, 1624–1783. Johns Hopkins University Press, Baltimore 2006, 257 S., ISBN 0-8018-8223-0.
  • Edith Oppens: Karibik. Mittelmeer der Neuen Welt. Prestel, München, 2., durchges. Aufl. 1981, ISBN 3-7913-0431-3.
  • John Horace Parry, Philip Manderson Sherlock: A Short History of the West Indies. Macmillan, London, 2. Aufl. 1963.
  • Lowell Ragatz: The fall of the planter class in the British Caribbean, 1763–1833. The Century Co., New York und London 1928 (und mehrere Nachdrucke).
  • Reinhard Sander (Hrsg.): Der karibische Raum zwischen Selbst- und Fremdbestimmung. Zur karibischen Literatur, Kultur und Gesellschaft. Lang, Frankfurt am Main 1984, ISBN 3-8204-8078-1.
  • David Watts: The West Indies. Patterns of development, culture and environmental change since 1492. Cambridge University Press, Cambridge 1987, ISBN 0-521-24555-9.
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Einzelnachweise

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