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natürliche Rohstoffkonzentration in der Erdkruste, deren Abbau sich wirtschaftlich lohnt Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Als Lagerstätte werden in der angewandten Geologie und dem Bergbau bestimmte Bereiche der Erdkruste bezeichnet, in denen sich natürliche Konzentrationen von festen, flüssigen oder gasförmigen Rohstoffen befinden, deren Abbau sich wirtschaftlich lohnt (bauwürdige Lagerstätte) oder in der Zukunft lohnen könnte (nutzbare Lagerstätte).
Primäre Lagerstätten sind solche, die sich an ihrem Standort erstmals gebildet haben[1], sekundäre Lagerstätten sind solche, die sich nach Verwitterung, Erosion und Verfrachtung des Inhalts einer Lagerstätte durch erneute Abscheidung (Immobilisierung, Sedimentation) gebildet haben.
Natürliche Anhäufungen von nutzbaren Erzen, Mineralien und Gesteinen, deren Abbau unwirtschaftlich ist, nennt man Vorkommen. Im juristischen Kontext spricht man von Bodenschätzen. Die Lagerstätte ist eine „ungewöhnlich hohe, lokale Konzentration von einem oder mehreren chemischen Elementen in der Erdkruste“.[2]
Folgende drei grundlegend verschiedene Lagerstättengruppen werden unterschieden:[3]
Alle drei Gruppen beinhalten feste, flüssige und gasförmige Materie.
Die Lagerstättenkunde ist einerseits eine Naturwissenschaft, die die geologischen Prozesse erforscht, die zur Anreicherung von Rohstoffen in der Erdkruste führen, andererseits ist der Begriff Lagerstätte rein marktwirtschaftlich bzw. technisch definiert. Rohstoffmärkte werden in der Regel als Weltmärkte betrachtet.
Im englischen Sprachraum ist das deutsche Wort Lagerstätte als Fremdwort geläufig, jedoch bezeichnet es dort eine besonders reiche Fossillagerstätte. Die korrekte Übersetzung von Lagerstätte in das Englische lautet stattdessen: mineral deposit (wobei diese Bezeichnung aber zuweilen auf Erzlagerstätten begrenzt ist). Der wirtschaftlich interessante Teil einer Lagerstätte wird als Vorrat oder Ressource (englisch resource) bezeichnet. Genauer wäre jedoch „nicht erneuerbare Vorräte“ (englisch non-renewable resources).
Wie auf den meisten Weltmärkten üblich ergibt sich der Preis von Rohstoffen aus dem Wechselspiel von Angebot und Nachfrage. Die Nachfrage nach einem bestimmten Rohstoff wird durch seine Einsatzmöglichkeiten bestimmt. Wenn es günstige Verfahren zur Produktion der gewünschten Endprodukte gibt, so steigt die Nachfrage. Kann der Rohstoff jedoch leicht durch andere Stoffe ersetzt, oder aus Abfällen recycelt werden, so sinkt sie. Die Rohstoff-Ressourcen, die zum Angebot stehen, lassen sich im McKelvey-Diagramm darstellen: hierbei wird die Wirtschaftlichkeit eines Vorkommens gegen dessen Grad an geologischer Sicherheit aufgetragen. Die Beurteilung dieser Sicherheit geschieht nach bestimmten Vorratskategorien; siehe unten.
Der Mindestgehalt (englisch cut-off-grade), bei dem sich der Abbau einer Lagerstätte noch lohnt, hängt dabei nicht allein von der Qualität der Rohstoffe ab, sondern auch von vielen wirtschaftlichen, technischen und sogar politischen Faktoren.
Alle diese Faktoren müssen ins Verhältnis zum erzielbaren Marktpreis gesetzt werden. Andererseits können technische Neuerungen unrentable Vorkommen unvermutet in Lagerstätten verwandeln. So konnten die Nchaga Consolidated Kupferminen in Sambia nach Einführung eines Metallextraktionsverfahrens aus neun Millionen Tonnen Abraum noch 80.000 Tonnen Kupfer gewinnen.
Lagerstätten werden meistens nach ihrem wirtschaftlich wichtigsten Bestandteil in drei Gruppen eingeteilt:
Wegen seiner Bedeutung rechnet man auch das Grundwasser (Thermalquellen, Mineralwasser, Trinkwasser) zu den Lagerstätten.
Die Summe aller Lagerstätten und Vorkommen in einer bestimmten Region bildet die dortigen Vorräte oder Ressourcen. Die Grundlage für die Ressourcenberechnung, sowohl für ganze Länder, als auch für einzelne Lagerstätten, bildet ein Schema von Vorratskategorien, das den ungefähren Kenntnisstand über die jeweiligen Vorräte beschreibt. Die Kennziffern sind dabei die Fehlergrenze (FG) und die Aussagesicherheit (AS). Damit zum Beispiel eine Ressource als sicher bezeichnet werden kann, müssen so viele Daten vorliegen, dass die Fehlergrenze nicht mehr als etwa 10 % beträgt und eine Aussagewahrscheinlichkeit von mehr als 80 % vorliegt. Das heißt, wenn man zum Beispiel aus Probenahmen, Bohrungen, Kartierungen usw. in einer Lagerstätte einen Vorrat von 100.000 Tonnen Erz berechnet hat, dann sollte die wirklich vorhandene Menge zwischen 110.000 und 90.000 Tonnen liegen, und die Wahrscheinlichkeit, dass diese Mengen über- oder unterschritten werden, sollte weniger als 20 % betragen. Je spärlicher die zur Verfügung stehenden Daten sind, umso höher liegt die Fehlergrenze, und umso kleiner ist die Aussagesicherheit.
Die übliche Einteilung bezeichnet die Vorräte als:
Nach nordamerikanischem Vorbild werden die Vorratskategorien sicher und wahrscheinlich als gemessen (englisch measured) zusammengefasst. Zusammen mit den möglichen Ressourcen bilden sie die erkannten (englisch demonstrated) Ressourcen. Wenn man noch die vermuteten Ressourcen hinzuzählt, so erhält man alle entdeckten (englisch identified) Ressourcen. Die entdeckten Ressourcen umfassen somit alle Vorräte, deren Lage, Gehalt, Qualität und Menge durch spezifische geologische Befunde bekannt sind, oder geschätzt werden kann. Dem stehen die prognostischen Vorräte gegenüber.
Daneben existieren noch zahlreiche andere Einteilungen von Ressourcen, sowohl in den verschiedenen Ländern, als auch für die unterschiedlichen Lagerstättentypen, als auch von den einzelnen Lagerstättenkundlern. Zuweilen werden die Reserven von den Ressourcen unterschieden. Die Bedeutung der beiden Begriffe ist aber in den verschiedenen Sprachen so unterschiedlich, dass ein konsequenter Gebrauch des Begriffs Reserve fast unmöglich ist. Im Deutschen bezeichnet er meistens den Teil einer Ressource, dessen wirtschaftlicher Abbau zum Bewertungszeitpunkt möglich ist. Oft wird dann der Begriff Ressource mit unbauwürdigen Vorräten gleichgesetzt. Bei fallenden Weltmarktpreisen können somit aus bauwürdigen Lagerstätten mit Reserven unbauwürdige Vorkommen mit Ressourcen werden, und umgekehrt.
Die nationale Bergbaubehörde der USA (United States Geological Survey) bietet folgende Definition:[4]
Nach vorbereitenden Literaturrecherchen und der ersten Vorerkundung (Reconnaissance) im Gelände beginnt zunächst die Phase der Prospektion. Wenn die Anzeichen eine Lagerstätte vermuten lassen, geht man zu Spezialkartierungen über, schürft an der Oberfläche, oder führt erste flache Erkundungsbohrungen durch.
Nachdem ein Höffigkeitsgebiet lokalisiert wurde, folgt die Abgrenzung. Die Detailuntersuchungen (geologische Kartierung, Probennahme in Schürfen und Bohrungen, geochemische und mineralogisch-petrographische Analysen) werden systematisch fortgesetzt und ausgedehnt. In dieser Phase werden auch vermehrt geophysikalische Methoden wie Gravimetrie, Seismik, Magnetik, elektrische und Radarverfahren angewandt.
Am Ende dieser Phase der Exploration sollte die Abschätzung der Dimensionen des Vorkommens sowie eine erste Berechnung der Vorräte möglich sein.
Im günstigen Fall folgt die eigentliche Erschließung. Die Explorationsarbeiten werden mit technischen Versuchen ergänzt und finden mit der Machbarkeitsstudie (englisch feasability-study) ihren vorläufigen Abschluss. Danach kann der eigentliche Bergbau beginnen.
Die Erschließung und Ausbeutung von Lagerstätten ist sehr zeitaufwendig und kostenintensiv, führt zu außerordentlich hohen Erträgen, aber auch Aufwendungen in der Nachsorge und hat erhebliche Aus- und Nachwirkungen auf Umwelt und Umgebung. Sie kann damit zu erheblichen Konflikten auf regionaler, nationaler und internationaler Ebene führen. Für globale Bergbaufirmen und deren Beschäftigte ist die Vertrags- und Investitionssicherheit von großem Belang, staatliche Institutionen sind an möglichst hohen Steuern und Abgaben aus dem Bergbaugeschäft interessiert, Kunden und Empfängerländer wünschen sich Versorgungssicherheit und niedrige Preise.
Bezüglich der lokalen Eigentumsverhältnisse an natürlichen Ressourcen gibt es zwei grundlegende Rechtsauffassungen und Konfliktlösungsmechanismen.
Je nach Lage, Verlauf und Erschließung von Vorkommen und Lagerstätten ergeben sich damit auch Konflikte unterschiedlicher Rechtstraditionen, Gebietskörperschaften und vertraglicher Regelungen. Die Entdeckung bzw. mögliche Erschließung umfangreicher Rohstoffvorkommen kann bestehende territoriale Konflikte und problematische Grenzziehungsfragen verschärfen wie auch zu neuen Rechtsinstrumenten wie bei der 200-Meilen-Zone bei Küstenstaaten beitragen. Umgekehrt sind erfolgreiche grenzüberschreitende Konfliktregelungen – wie etwa bei der EGKS als Vorläuferorganisation der EU, dem Nordseeöl oder dem Spitzbergenvertrag – eine stabile Grundlage für internationale Zusammenarbeit.
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