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Legend Entertainment
US-amerikanisches Entwicklungsstudio für Computerspiele Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
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Legend Entertainment war ein von Bob Bates und Mike Verdu im Jahr 1989 gegründetes, US-amerikanisches Entwicklungsstudio für Computerspiele mit Sitz in Chantilly. Das Studio war bekannt für seine Adventure- und insbesondere seine Textadventure-Spiele sowie für Arbeiten an der Unreal-Computerspielreihe.
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Unternehmensgeschichte
Zusammenfassung
Kontext
Aufstieg

Die US-Amerikaner Mike Verdu und Bob Bates waren beide ehemalige Unternehmer mit einer Leidenschaft für Textadventures. Sie kannten sich seit etwa 1987, als Verdus Firma Paragon Systems als Subunternehmer für Bates’ Firma Challenge Inc. Teile von Bates’ Spiel Sherlock: The Riddle of the Crown Jewels für den Publisher Infocom programmierte.
1989 wurde Infocom durch die Mutterfirma Mediagenic geschlossen. Etwa zur gleichen Zeit hatte Verdu, der seine Firma an American Systems Corporation verkauft hatte und dort als Bereichsleiter mit der Entwicklung von Software für das US-amerikanische Verteidigungsministerium beschäftigt war, mit wegen des Ende des Kalten Krieges sinkenden Budgets zu kämpfen. Bates und Verdu nutzten die Gelegenheit, Legend Entertainment zu gründen. Geschäftsmodell sollte die Erstellung fortschrittlicher, um Grafiken und eine intuitive Bedienoberfläche erweiterter Textadventures sein, um die Fans alter Infocom-Spiele als Kunden zu binden. Verdu kümmerte sich anfangs um Organisation und Finanzen, Bates um Entwicklung und Produktion.[1] Die Firma wurde zunächst unter dem Namen GameWorks gegründet, da allerdings Borland schon 1985 eine Spielesammlung desselben Namens veröffentlicht hatte und an den Namensrechten festhielt, musste die Firma in Legend Entertainment umbenannt werden. Die anfängliche Finanzierung erfolgte durch American Systems Corporation, die aus den genannten Gründen auf der Suche nach neuen Geschäftsbereichen waren.[2] Eine ASC gehörende Immobilie wurde Legends Firmensitz, und einer der ersten Angestellten kam von ASC: Mark Poesch, für alle Legend-Spiele als verantwortlicher Programmierer zeichnete und später in die Legend-Geschäftsleitung aufstieg.[3] Noch 1989 wechselten einige ehemalige Infocom-Mitarbeiter (unter anderem Steve Meretzky) zum neu gegründeten Unternehmen.
In der Anfangsphase bildeten, ähnlich wie bei Infocom, Adventure-Spiele das Produktportfolio. Das erste Produkt der Firma war Spellcasting 101, ein humorvolles Textadventure von Steve Meretzky, für das Poesch eine eigene Game-Engine programmierte, die Standbilder sowie eine grafische Benutzeroberfläche enthielt. Legend Entertainment trat dabei auch als Publisher auf. Zu Beginn der 1990er-Jahre entwickelte das Studio noch weitere Textadventures und ab 1993 dann durch interaktive Grafiken ergänzte Point-and-Click-Adventures. Viele der Legend-Spiele basierten auf Literaturvorlagen, so von Piers Anthony (Companions of Xanth), Terry Brooks (Shannara), Frederik Pohl (Gateway) oder Spider Robinson (Callahan's Crosstime Saloon). Die Adventures der Firma verkauften sich zufriedenstellend; Bates zufolge setzte Legend pro Titel 100.000 bis 150.000 Einheiten ab,[4] was in etwa den Verkaufszahlen der erfolgreichsten Infocom-Titel entsprach.[5] Die Firma verdiente ausreichend, um ohne externe Finanzmittel langsam wachsen zu können.[6]
Niedergang
Den Niedergang des Unternehmens leitete die steigende Verbreitung der CD-ROM als Datenträger ein.[6] Seit dem 1993 erschienenen Myst wurden umfangreiche grafische Darstellungen zu elementaren Bestandteilen von Computerspielen. Die grafischen Möglichkeiten spülten zunächst viel Geld in die Computerspieleindustrie, das oft von Filmfirmen und Verlagen mit Interesse am wachsenden Markt kam. 1995 investierte beispielsweise der Verlag Random House eine ungenannte Summe in Legend Entertainment.[2] Während der Computerspielemarkt insgesamt stark wuchs, fokussierte sich Legend auf die Nische der Textadventures, in der es zwar Marktführer war, die aber nicht mit dem Rest der Spielebranche mitwuchs. Gleichzeitig stieg mit den stark erweiterten grafischen Möglichkeiten, die die CD-ROM mit sich brachte, der Personalbedarf für die Produktion von Spielen, was die Herstellungskosten deutlich verteuerte.
Für die Umstellung auf grafiklastige Adventures entwickelte Legend eine neue Point-and-Click-Engine.[6] Das erste damit erstellte Spiel war 1993 Companions of Xanth. Neben einer umfangreichen Bebilderung umfasste es ein für Legend neues Themengebiet, nämlich Sprachausgabe. Den gestiegenen Produktionskosten versuchte Legend mit der Aufgabe des Publishings zu begegnen: Für die Veröffentlichung der Spiele wurden Verträge mit etablierten Publishern wie Accolade oder MicroProse geschlossen. Positiv wirkte sich die Partnerschaft mit Random House aus, da man günstig Literaturvorlagen von dort vertraglich gebundenen Autoren einkaufen konnte.
Mit dem Echtzeit-Strategiespiel Star Control 3 zeichnete sich erneut ein Paradigmenwechsel ab: Legend Entertainment verlagerte seinen wirtschaftlichen Schwerpunkt auf die Entwicklung von Spielen für andere Firmen, in diesem Fall den Publisher Accolade.[2] Während diese Auftragsarbeiten Umsatz generierten, führte die Abkehr vom literarisch geprägten Textadventure-Genre dazu, dass sich Random House aus der Firma zurückzog.
1999 wurde Legend Entertainment von GT Interactive gekauft und ging wenig später in den Besitz von Infogrames über. Legend Entertainment entwickelte nun auch 3D-Spiele wie das in Egoperspektive gehaltene Wheel of Time, das auf der gleichnamigen Fantasy-Romanserie von Robert Jordan basiert. 2001 verließ Verdu die Firma.[2] Legends letzter Titel, das im Auftrag von Epic Games entwickelte Unreal II: The Awakening war nicht sehr erfolgreich, und so wurde das Studio 2003 vom letzten Eigentümer Atari (ehemals Infogrames) geschlossen.
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Spiele
Textadventures
- 1990: Spellcasting 101 (Steve Meretzky)
- 1991: Spellcasting 201 (Steve Meretzky)
- 1991: Timequest (Bob Bates)
- 1992: Spellcasting 301 (Steve Meretzky)
- 1992: Gateway (Glen Dahlgren, Michael Lindner, Mike Verdu; Buchvorlage: Frederik Pohl)
- 1993: Eric the Unready (Bob Bates)
- 1993: Gateway 2 – Homeworld (Glen Dahlgren, Mike Verdu; Buchvorlage: Frederik Pohl)
Grafik-Adventures
- 1993: Companions of Xanth (Michael Lindner; Buchvorlage: Piers Anthony)
- 1994: Death Gate (Glen Dahlgren; Buchvorlage: Tracy Hickman, Margaret Weis)
- 1995: Shannara (Corey und Lori Ann Cole; Buchvorlage: Terry Brooks)
- 1995: Mission Critical (Mike Verdu)
Andere Titel
- 1994: Superhero League of Hoboken (Steve Meretzky)
- 1996: Star Control 3
- 1997: Callahan's Crosstime Saloon (Josh Mandel)
- 1998: Blackstone Chronicles (Buchvorlage: John Saul)
- 1999: Unreal: Return to NaPali
- 1999: The Wheel of Time (Buchvorlage: Robert Jordan)
- 2003: Unreal 2: The Awakening
- 2003: Unreal 2 eXpanded MultiPlayer
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Literatur
- Jürgen Hüsam: Legend Entertainment: Texte, Bilder, Explosionen. 2. Auflage. Epubli, Berlin 2024, ISBN 978-3-7598-3381-5.
Weblinks
- Legend Entertainment bei MobyGames (englisch)
Einzelnachweise
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