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Moschellandsbergit
Mineral, Amalgam Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
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Moschellandsbergit, auch kurz Landsbergit genannt oder als γ-Amalgam[4] bezeichnet, ist ein selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der „Elemente“ mit der chemischen Zusammensetzung Ag2Hg3 und damit chemisch gesehen eine natürliche Legierung aus Silber und Quecksilber.
Moschellandsbergit kristallisiert im kubischen Kristallsystem und entwickelt meist flächenreiche, dodekaedrische Kristalle bis etwa einen Zentimeter Größe, kommt aber auch in Form körniger bis massiger Mineral-Aggregate vor. Das Mineral ist in jeder Form undurchsichtig (opak) und zeigt auf den silberweißen Oberflächen einen starken metallischen Glanz. Auch seine Strichfarbe ist silberweiß.
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Etymologie und Geschichte
Erstmals urkundlich erwähnt wird der Abbau von Silber und Quecksilber am Moschellandsberg bei Obermoschel im Jahr 1442. Bei dem damals beschriebenen Hartsilber handelt es sich sehr wahrscheinlich um Moschellandsbergit, das ein sprödes Mineral ist. Erstmals wissenschaftlich beschrieben wurde das Mineral 1938 durch Harry Berman und G. A. Harcourt, die es nach dessen Typlokalität (erstem Fundort) benannten.
Das Typmaterial des Minerals wird im Naturhistorischen Museum Mainz (NMM; eigentlich NHM[6]) in Mainz unter der Inventarnummer G1986/1971 aufbewahrt.[7]
Da der Moschellandsbergit bereits lange vor der Gründung der International Mineralogical Association (IMA) bekannt und als eigenständige Mineralart anerkannt war, wurde dies von ihrer Commission on New Minerals, Nomenclature and Classification (CNMNC) übernommen und bezeichnet den Moschellandsbergitals sogenanntes „grandfathered“ (G) Mineral.[8] Die seit 2021 ebenfalls von der IMA/CNMNC anerkannte Kurzbezeichnung (auch Mineral-Symbol) von Moschellandsbergitlautet „Mlb“.[1]
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Klassifikation
Zusammenfassung
Kontext
Bereits in der veralteten 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehörte der Moschellandsbergit zur Mineralklasse der „Elemente“ und dort zur Abteilung „Metalle und intermetallische Legierungen (ohne Halbmetalle)“, wo er gemeinsam mit Goldamalgam, Potarit, Quecksilber und dem als Silbervarietät diskreditierten Kongsbergit in der „Quecksilber-Amalgam-Reihe“ mit der Systemnummer I/A.02 steht.
In der zuletzt 2018 überarbeiteten Lapis-Systematik nach Stefan Weiß, die formal auf der alten Systematik von Karl Hugo Strunz in der 8. Auflage basiert, erhielt das Mineral die System- und Mineralnummer I/A.02-030. Dies entspricht ebenfalls der Abteilung „Metalle und intermetallische Verbindungen“, wo Moschellandsbergit zusammen mit Aurihydrargyrumit, Belendorffit, Bleiamalgam, Eugenit, Goldamalgam, Kolymit, Luanheit, Paraschachnerit, Potarit, Quecksilber, Schachnerit und Weishanit eine unbenannte Gruppe mit der Systemnummer I/A.02 bildet.[2]
Auch die von der International Mineralogical Association (IMA) zuletzt 2009 aktualisierte[9] 9. Auflage der Strunz’schen Mineralsystematik ordnet den Moschellandsbergit in die Abteilung „Metalle und intermetallische Verbindungen“ ein. Diese ist allerdings weiter unterteilt nach den in der Verbindung vorherrschenden Metallen, die entsprechend ihrer verwandten Eigenschaften in Metallfamilien eingeteilt wurden. Das Mineral ist hier entsprechend seiner Zusammensetzung in der Unterabteilung „Quecksilber-Amalgam-Familie“ zu finden, wo es als einziges Mitglied eine unbenannte Gruppe mit der Systemnummer 1.AD.15d innerhalb der „Silberamalgam-Gruppe“ (1.AD.15) bildet.
In der vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchlichen Systematik der Minerale nach Dana hat Moschellandsbergit die System- und Mineralnummer 01.01.08.01. Dies entspricht ebenfalls der Klasse und gleichnamigen Abteilung der „Elemente“. Hier findet er sich innerhalb der Unterabteilung „Elemente: Metallische Elemente außer der Platingruppe“ in der Gruppe „Silberamalgam-Legierungen“, in der auch Amalgam, Schachnerit, Paraschachnerit, Luanheit, Eugenit und Weishanit eingeordnet sind.
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Chemismus
In der idealen, stoffreinen Zusammensetzung von Moschellandsbergit (Ag2Hg3) besteht das Mineral aus Silber (Ag) und Quecksilber (Hg) im Stoffmengenverhältnis von 2 : 3. Dies entspricht einem Massenanteil (Gewichtsprozent) von 26,39 Gew.-% Ag und 73,61 Gew.-% Hg.
In natürlichen Mineralbildungen kann diese theoretische Idealzusammensetzung je nach Bildungsbedingungen und Stoffzufuhr mehr oder weniger abweichen. So hatte das Typmaterial vom Moschellandsberg eine Zusammensetzung von 27,04 Gew.-% Ag und 72,94 Gew.-% Hg. In der Umgebung von Sala in der schwedischen Provinz Västmanlands län entdeckte und untersuchte Proben kamen mit 26,48 Gew.-% Ag und 73,44 Gew.-% Hg fast an die Idealzusammensetzung heran.[5]
Kristallstruktur
Moschellandsbergit kristallisiert kubisch in der Raumgruppe I23 (Raumgruppen-Nr. 197) mit dem Gitterparameter a = 10,05 Å sowie 4 Formeleinheiten pro Elementarzelle.[3] Seine Struktur entspricht der von γ-Messing.[4]
Eigenschaften
Vor dem Lötrohr schmilzt Moschellandsbergit und bildet ein Silberkorn.[4]
Bildung und Fundorte
Zusammenfassung
Kontext
Moschellandsbergit bildet sich hydrothermal in niedriggradigen Lagerstätten, wo er unter anderem mit Chalkopyrit, Cinnabarit (Zinnober) und Metacinnabarit, quecksilberhaltigem gediegen Silbere, Mischkristallen der Serie Tetraedrit–Tennantit (siehe auch Fahlerz), Pyrit und Sphalerit vergesellschaftet auftreten kann.
Als seltene Mineralbildung konnte Moschellandsbergit nur an wenigen Orten nachgewiesen werden, wobei weltweit bisher rund 30 Vorkommen dokumentiert sind (Stand 2025). Außer an seiner Typlokalität Moschellandsberg (Gruben Carolina und „Vertrauen auf Gott“) wurde das Mineral in Deutschland noch am Königsberg, der Grube „Frischer Mut“ bei Stahlberg, der Grube Friedrichssegen bei Frücht und im „Daimbacher Hof“ (ehemals „Alte Grube“ in Daimbach) bei Mörsfeld in Rheinland-Pfalz gefunden.
Weitere bisher bekannte Fundorte sind unter anderem die „Les Chalanches Mine“ bei Allemont im französischen Département Isère, die „Yamagano Mine“ auf der japanischen Insel Kyūshū, Schwarzleo in Österreich, die ostsibirischen Regionen von Russland, Brezina in der Slowakei, Radnice in Tschechien, die „Adolf Mine“ bei Rudabánya in Ungarn sowie mehrere Regionen in Nevada in den Vereinigten Staaten.[10]
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Siehe auch
Literatur
- Harry Berman, G. A. Harcourt: Natural amalgams. In: American Mineralogist. Band 23, 1938, S. 761–764 (englisch, rruff.info [PDF; 264 kB; abgerufen am 22. September 2025]).
- C. W. Fairhurst, J. B. Cohen: The crystal structure of two compounds found in dental amalgam: Ag2Hg3 and Ag3Sn. In: Acta Crystallographica. B28, 1972, S. 371–378, doi:10.1107/s0567740872002432 (englisch).
- Curzio Cipriani, Gian Piero Bernardini, Marcello Corazza, Giuseppe Mazzetti, Vanni Moggi: Reinvestigation of natural and synthetic silver amalgams. In: European Journal of Mineralogy. Band 5, Nr. 5, 1993, S. 903–914, doi:10.1127/ejm/5/5/0903 (englisch).
- Ulrich H. J. Heidtke: Mineralogische Raritäten in der Pfalz: Moschellandsbergit. In: Pollichia-Kurier. Band 21, Nr. 2, 2005, S. 5–7 (pollichia.de [PDF; 1,2 MB; abgerufen am 22. September 2025]).
- Petr Korbel, Milan Novák: Mineralien-Enzyklopädie (= Dörfler Natur). Edition Dörfler im Nebel-Verlag, Eggolsheim 2002, ISBN 978-3-89555-076-8, S. 12.
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Weblinks
Commons: Moschellandsbergite – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
- Moschellandsbergit. In: Mineralienatlas Lexikon. Geolitho Stiftung
- Moschellandsbergite. In: mindat.org. Hudson Institute of Mineralogy (englisch).
- IMA Database of Mineral Properties – Moschellandsbergite. In: rruff.info. RRUFF Project (englisch).
- American-Mineralogist-Crystal-Structure-Database – Moschellandsbergite. In: rruff.geo.arizona.edu. (englisch).
Einzelnachweise
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