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Einheitensystem, dessen Maßeinheiten direkt von Naturkonstanten abgeleitet sind Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Als Natürliche Einheiten in der Physik werden Systeme von Maßeinheiten bezeichnet, die durch die Werte von Naturkonstanten gegeben sind. Durch Verwendung solcher Einheiten vereinfachen sich oft physikalische Formeln. Betrachtet man die betreffenden Naturkonstanten außerdem als „dimensionslos“, also als reine Zahlen, vereinfacht dies die Formeln weiter. Wenn beispielsweise die Lichtgeschwindigkeit c gleich der Zahl 1 gesetzt wird, vereinfacht sich die bekannte Masse-Energie-Äquivalenz E = mc2 zu E = m, außerdem haben dann Energie, Impuls und Masse dieselbe Dimension.
Hiervon zu unterscheiden ist die Definition von Maßeinheiten mit Hilfe von Naturkonstanten. Im Internationalen Einheitensystem SI werden seit 1983 die Lichtgeschwindigkeit und seit der Revision von 2019 weitere fundamentale Naturkonstanten zur Definition von Einheiten verwendet. Diese Naturkonstanten behalten dabei ihre bisherige Dimension und werden nicht zu natürlichen Einheiten.
Natürliche Einheiten sollen sich zur besonders einfachen Beschreibung von Naturvorgängen eignen. So ist z. B. die Lichtgeschwindigkeit die Obergrenze für die Geschwindigkeit, mit der sich physikalische Wirkungen ausbreiten können, und ist der Umrechnungsfaktor zwischen Masse und Ruheenergie eines Teilchens. Die Elementarladung (abgesehen von einem Faktor ⅓ für die Quarks) und die Reduzierte Planck-Konstante (abgesehen von einem Faktor ½ für den Spin) – sind die kleinsten möglichen von Null verschiedenen Werte für elektrische Ladung bzw. Drehimpuls.
Als Grundlage können daher dienen:
sowie Eigenschaften wichtiger Teilchen wie:
Da mehr Naturkonstanten zur Verfügung stehen, als das übliche Einheitensystem Dimensionen hat, können verschiedene natürliche Einheitensysteme gebildet werden. Welche dieser Grundlagen gewählt werden, hängt vom jeweiligen Teilgebiet der Physik ab.
Die betreffenden Naturkonstanten haben, wenn sie in den entsprechenden natürlichen Einheiten angegeben werden, sämtlich den Zahlenwert 1. Daher treten die Konstanten gar nicht in Erscheinung, wenn in konkreten Berechnungen Zahlenwertgleichungen benutzt werden.
Meist werden die Konstanten zusätzlich als dimensionslos angesetzt, so dass alle Formeln zu Zahlenwertgleichungen werden und erheblich einfacher aussehen. Diesem formalen Vorteil steht der Nachteil gegenüber, dass man auch die Ergebnisse aller Berechnungen zunächst als reine Zahlen erhält. Die richtigen Dimensionen und Einheiten ergeben sich erst durch anschließendes Umrechnen in ein „gewöhnliches“ Einheitensystem. Eine Dimensionsbetrachtung beider Gleichungsseiten zur Fehlerkontrolle ist bei Gleichungen in einem solchen natürlichen Einheitensystem nicht möglich. Auch weichen die Größenordnungen der natürlichen Einheiten meist weit von den im Alltag und in der Technik üblichen ab; deshalb ist die allgemeine Verwendung eines natürlichen Einheitensystems anstelle z. B. des Internationalen Einheitensystems (SI) nie ernsthaft erwogen worden.
Planck-Einheiten | Stoney-Einheiten | Teilchenphysik | Atomare Einheiten | Relativitätstheorie | Quantenchromodynamik | |
---|---|---|---|---|---|---|
Lichtgeschwindigkeit im Vakuum |
— | |||||
Elementarladung |
— | — | — | — | ||
Elektrische Feldkonstante |
— | |||||
Coulomb-Konstante |
— | |||||
Gravitationskonstante |
— | — | — | |||
Boltzmann-Konstante |
— | — | — | |||
Reduzierte Planck-Konstante |
— | — | ||||
Elektronenmasse |
— | — | — | — | — | |
Protonenmasse |
— | — | — | — | — |
Die konsequenteste Umsetzung der natürlichen Einheiten findet sich bei den 1899 von Max Planck vorgeschlagenen Planck-Einheiten. In diesem Einheitensystem werden gesetzt:
Dieses Einheitensystem gilt deshalb als fundamental, weil die zugrundegelegten Naturkonstanten die allgemeinsten Zusammenhänge von Raum und Zeit betreffen und für alle Arten von Teilchen und Wechselwirkungen gelten. (Die Konstante wird hier nur für die Anpassung der Temperaturskala an die Energieskala benötigt.)
Mithilfe der Naturgesetze, die die o. g. Konstanten definieren, lassen sich die Planck-Einheiten auch durch folgende Beziehungen einführen:
Das erste natürliche Einheitensystem wurde 1874 von George Johnstone Stoney vorgeschlagen, nachdem er mit dem Konzept einheitlicher Ladungsträger in den Atomen die letzte dazu nötige Naturkonstante gefunden hatte. In Stoneys Einheitensystem werden gleich 1 gesetzt:
Zur Definition der Ladung benutzte Stoney das elektrostatische cgs-System, so dass auch die Coulomb-Konstante ist. Nach Stoney sind die natürlichen Einheiten für Länge, Masse und Zeit daher um den Faktor kleiner als nach Planck ( ist die Feinstrukturkonstante).
Die Stoney-Einheiten werden heute praktisch nicht mehr benutzt, sind aber von historischem Interesse.
In der Teilchenphysik (Hochenergiephysik) spielt die Gravitation nur eine untergeordnete Rolle. Daher wird hier die Gravitationskonstante im SI-System belassen. Gleich 1 gesetzt werden lediglich:
Die Einheit der Energie wird dadurch nicht festgelegt; üblicherweise wird hierfür die Einheit Elektronvolt verwendet. Alle anderen Einheiten lassen sich dann durch Potenzen dieser Energieeinheit ausdrücken (vgl. Tabelle). So ist das Elektronvolt zugleich die Einheit der Masse; dadurch wird die Äquivalenz von Masse und Energie besonders deutlich. Zeit und Raum bekommen entsprechend dem Konzept der Raumzeit dieselbe Dimension und die Einheit 1/eV. Zu beachten ist, dass das Elektron mit der Feinstrukturkonstante α eine dimensionslose Ladung erhält:
In der Atomphysik ist das System der Atomaren Einheiten gebräuchlich. Hier werden auf 1 gesetzt:
In der Allgemeinen Relativitätstheorie werden gleich 1 gesetzt:
und in Situationen mit einer dominanten Masse auch oft[1][2][3]
In der Quantenchromodynamik ist das Proton von zentralem Interesse. Hier werden auf 1 gesetzt:
Mit CODATA-2014[4] wurden vorgeschlagen
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