Nordkorea
Staat in Ostasien Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
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Die Demokratische Volksrepublik Korea (koreanisch 조선민주주의인민공화국, [ ], Chosŏn Minjujuŭi Inmin Konghwaguk, kurz DVRK bzw. nach dem Englischen Democratic People's Republic of Korea DPRK, seltener Koreanische Demokratische Volksrepublik oder KDVR), bekannt als Nordkorea, ist ein Staat in Ostasien. Er wurde am 9. September 1948 proklamiert und umfasst den nördlichen Teil der Koreanischen Halbinsel. Nordkorea ist verfassungsgemäß ein unabhängiger sozialistischer Staat, dessen Regierungssystem international als totalitär beschrieben wird. Nordkorea gilt als einer der restriktivsten international anerkannten Staaten der Gegenwart.
In verschiedenen Demokratieskalen belegt das Land seit Beginn der Messungen bis heute durchgehend einen der letzten Plätze. Die Staatsführung steht wegen schwerer Verletzungen der Menschenrechte weltweit in der Kritik und das Land ist international weitgehend isoliert. Bis zur Annexion Koreas durch Japan 1910 hatte es Staaten gegeben, die sich über die gesamte Halbinsel erstreckten. Die Teilung des Landes begann nach dem Zweiten Weltkrieg mit der Aufteilung Koreas in eine US-amerikanische und eine sowjetische Besatzungszone, aus denen 1948, infolge der Teilung Koreas, zwei unabhängige Staaten hervorgingen. Der Koreakrieg (1950 bis 1953) besiegelte die Spaltung der koreanischen Halbinsel (siehe dazu Korea-Konflikt).
Nordkorea steht wegen der Entwicklung und Weitergabe von militärischer Raketentechnik etwa seit dem Jahr 2000 im Blickpunkt der Weltöffentlichkeit. 2005 wurde bekannt gegeben, dass ein nordkoreanisches Kernwaffenprogramm existiert. 2011 war jeder zwanzigste Nordkoreaner Angehöriger des Militärs.[6]
Nordkorea zählt zu den ärmsten und unterentwickeltsten Ländern[7] der Welt, ist aber aufgrund intransparenter Statistiken nicht im HDI vertreten. Nachdem das Land bereits in den 1990er Jahren eine schwere Hungerkatastrophe mit geschätzten Todeszahlen zwischen 350.000 und 3,5 Millionen Menschen durchlitten hat, mehren sich insbesondere seit den vollständigen Grenzschließungen im Rahmen der Covid-19-Pandemie wieder die Anzeichen einer neuerlichen Hungersnot im Land.[8][9][10] Aufgrund der starken Abschottung sowie der geringen Zahl an Ausländern im Land, welche durch die Pandemie noch einmal stark gesunken ist,[11] gibt es jedoch so gut wie keine Augenzeugenberichte von der humanitären Lage vor Ort.
Im Norden grenzt das Land an die Volksrepublik China. Im äußersten Nordosten kommt ein etwa 19 Kilometer kurzer Grenzstreifen zu Russland hinzu – entlang des Flusses Tumen bis zur Mündung in den Pazifik. Nordkoreas Westküste liegt an der Koreabucht, einem Teil des Gelben Meeres. Im Süden bildet die Militärische Demarkationslinie in der Mitte der demilitarisierten Zone die faktische Grenze zu Südkorea (Republik Korea). Im Osten befindet sich das Japanische Meer, das von den Nordkoreanern als Koreanisches Ostmeer bezeichnet wird.[12][13] In den Namensstreit um das Japanische Meer ist auch Südkorea verwickelt.
Das Landesinnere ist wegen seines gebirgigen Charakters nur dünn besiedelt. Die Bevölkerung konzentriert sich auf die Küstenregionen im Westen und Osten des Landes. Dementsprechend befinden sich dort auch die größten Städte Nordkoreas; neben der Hauptstadt Pjöngjang sind dies Hamhŭng, Kaesŏng, Sinŭiju sowie Ch’ŏngjin. Nordkorea ist in neun Provinzen unterteilt.
Der höchste Berg ist der Paektusan (2744 Meter) im Changbai-Gebirge an der Grenze zu China. Die wichtigsten Flüsse sind der Tumen (im Norden) und der Amrok (bekannter unter seiner chinesischen Bezeichnung Yalu).
Nordkorea besitzt im Wesentlichen ein gemäßigtes Kontinentalklima mit vier ausgeprägten Jahreszeiten. Der Jahresniederschlag fällt hauptsächlich während des Monsuns (jangma) im Zeitraum von Juni bis August. Die Wintermonate sind durch Kälte und Trockenheit gekennzeichnet. Im Herbst ist das Land gelegentlich von Taifunen betroffen. Ein solcher Taifun traf besonders den Nordosten des Landes im August 2015 schwer.
Im Jahr 2023 lebten 63 Prozent der Einwohner Nordkoreas in Städten.[14] Der mit Abstand größte Ballungsraum in Nordkorea ist Pjöngjang mit einer Einwohnerzahl von 3.702.757 (Stand 1. Januar 2005). Damit leben 16 Prozent der Menschen des Landes in der Hauptstadtregion.
Die Einwohnerzahlen gelten für den Tag der Volkszählung von 2008 und beziehen sich auf die eigentliche Stadt ohne Vorortgürtel.
Rang | Name | Einwohner 2008[15] |
Verwaltungseinheit | ||
---|---|---|---|---|---|
Transkription | Hangeul | Hanja | |||
1. | Pjöngjang | 평양 | 平壤 | 3.255.288 | Pjöngjang |
2. | Hamhŭng | 함흥 | 咸興 | 768.551 | Hamgyŏng-namdo |
3. | Ch’ŏngjin | 청진 | 淸津 | 667.929 | Hamgyŏng-pukto |
4. | Namp’o | 남포 | 南浦 | 366.341 | P’yŏngan-namdo |
5. | Wŏnsan | 원산 | 元山 | 363.127 | Kangwŏn-do |
6. | Sinŭiju | 신의주 | 新義州 | 359.341 | P’yŏngan-pukto |
7. | Tanch’ŏn | 단천 | 端川 | 345.876 | Hamgyŏng-namdo |
8. | Kaech’ŏn | 개천 | 价川 | 319.554 | P’yŏngan-namdo |
9. | Kaesŏng | 개성 | 開城 | 308.440 | Hwanghae-pukto |
10. | Sariwŏn | 사리원 | 沙里院 | 307.764 | Hwanghae-pukto |
Nordkorea ist ethnisch homogen – abgesehen von einer kleinen chinesischen Minderheit im Norden des Landes – und weist den prozentual niedrigsten Ausländeranteil weltweit auf. Es gilt als praktisch unmöglich, sich als Ausländer in Nordkorea niederzulassen. Im Jahre 2017 waren 0,2 % der Bevölkerung im Ausland geboren.[17]
Die Bevölkerung Nordkoreas wuchs im Zeitraum von 1960 bis 2016 von 12,3 auf mehr als 25 Millionen Menschen.[18][19] Nordkoreanischen Statistiken zufolge ist die Lebenserwartung seit 1986 im Mittel gesunken. Der offizielle Zensus Nordkoreas vom Jahr 2008 gibt die Lebenserwartung von Männern mit 65,6 Jahren an, die von Frauen mit 72,7 Jahren.[20] Nach Angaben der Vereinten Nationen (UN) betrug die durchschnittliche Lebenserwartung im Zeitraum von 2010 bis 2015 für Männer 67,2 Jahre, für Frauen 74,1 Jahre. Die Lebenserwartung der Einwohner Nordkoreas ab der Geburt lag 2022 lt. Schätzung der Weltbank bei 73,6 Jahren[21] (Frauen: 76,1[22], Männer: 71[23]). Laut Angaben des Zensus Nordkoreas von 2008 lag die Säuglingssterblichkeit bei 1,9 %.[20] Trotz der zahlreichen Probleme und der schlechten Ausstattung des nordkoreanischen Gesundheitswesens ist es gelungen, die Lebenserwartung seit dem Ende des Korea-Kriegs um knapp 30 Jahre zu steigern und die Kindersterblichkeit zu senken.[24] Die Anzahl der Geburten pro Frau lag 2022 lt. Weltbank statistisch bei 1,8, die der Region Ostasien und Ozeanien betrug 1,5.[25] Mit einem Medianalter von 34,2 Jahren und einer Bevölkerungswachstumsrate von jährlich 0,5 % hat Nordkorea eher die demographische Struktur von deutlich höher entwickelten Ländern.[26]
Seit Gründung der Demokratischen Volksrepublik Korea gibt es, angetrieben durch die politischen Repressionen sowie die schlechten Lebensbedingungen, einen seit der Jahrtausendwende stark angewachsenen Flüchtlingsstrom. Die Statistik des südkoreanischen Ministeriums für Wiedervereinigung über die Zahl der im Süden eintreffenden nordkoreanischen Flüchtlinge[27][28][29][30] zeigt eine deutliche Aufwärtstendenz. Viele Nordkoreaner haben, bevor sie im Süden eintreffen, vorher längere Zeit in anderen Ländern (meist in China) gelebt:[31]
Die innerkoreanische Landgrenze auf direktem Wege zu überschreiten, ist nahezu unmöglich. Verhältnismäßig wenige nordkoreanische Flüchtlinge passieren die Seegrenze, die meisten überqueren zunächst die vergleichsweise wenig bewachte Grenze zu China. Es wird vermutet, dass sich zwischen 50.000 und 300.000 nordkoreanische Flüchtlinge in China aufhalten, denen es noch nicht gelungen ist, sich nach Südkorea durchzuschlagen, oder die aus anderen Gründen in China geblieben sind. China schiebt die aufgegriffenen Flüchtlinge aus Nordkorea in deren Heimatland ab. Gemäß unbestätigten Berichten von Amnesty International soll es zu Folterungen und auch Hinrichtungen von Flüchtlingen gekommen sein, die von der chinesischen Grenze zurückkommen. In der Zeit der akuten Hungersnot wurde die Grenze relativ schwach bewacht und deren Überqueren mehr oder weniger geduldet; 2008 wurde von einer Verschärfung der Situation berichtet. Dabei kommen verstärkt Wärmebildkameras zum Einsatz.[32]
Ab dem Regierungsantritt Kim Jong-uns im Jahr 2012 ging die Zahl der in Südkorea eintreffenden Flüchtlinge von 2500 bis 3000 auf 1400 bis 1500 pro Jahr zurück. Dies wird auf die gezielten Maßnahmen der nordkoreanischen Regierung zur Eindämmung des Flüchtlingsstroms zurückgeführt: Einen massiven Ausbau der Befestigungen an der chinesischen Grenze, eine Propagandakampagne, die die tatsächlich auftretenden Anpassungsschwierigkeiten nordkoreanischer Flüchtlinge und deren Diskriminierung in Südkorea thematisiert, sowie die teilweise Legalisierung von Auslandsaufenthalten für Normalbürger.[33]
Die Einwohner sind von der Regierung in drei Kategorien / Kasten eingeteilt:
Diese Einteilung wurde bereits in den 1950er-Jahren vorgenommen. In den 1960er-Jahren wurde ein verfeinertes System mit 51 Untergruppen eingeführt. Zur loyalen Kategorie gehören zum Beispiel Arbeiter, die einer Arbeiterfamilie entstammen, Mitglieder der Partei der Arbeit Koreas sowie Kriegshelden aus dem Koreakrieg. Zur Gruppe der „schwankenden Personen“ gehören ehemalige Händler und Handwerker. Zur Gruppe der „feindlich gesinnten Personen“ gehören unter anderem Arbeiter mit schwieriger sozialer Herkunft, das heißt ehemalige Unternehmer und Beamte, ehemalige Großbauern, Personen, die an projapanischen oder pro-US-amerikanischen Aktivitäten beteiligt waren, sowie gläubige Christen und Buddhisten.[34]
Diese soziale Herkunft beeinflusst den Zugang zu Ausbildung und Beruf wie auch zu von der Regierung verteilten Gütern wie Lebensmitteln. Man schätzt, dass etwa ein Viertel der Bevölkerung zu der Kategorie der feindlich Gesinnten gerechnet wird. In den letzten Jahren erfuhr die soziale Ordnung Nordkoreas einen gewissen Bedeutungsverlust. Der materielle Status eines Menschen (sofern er nicht der Nomenklatura angehört) ist wegen des wirtschaftlichen Umbruchs zunehmend nicht mehr vom staatlichen Versorgungssystem abhängig, sondern ergibt sich mehr und mehr durch den Handel auf den neu entstandenen Märkten.[35]
Frauen gelten in Nordkorea mitunter als Bürger zweiter Klasse, ihre Stellung in der Gesellschaft ist niedriger als die von Männern. Nordkoreanische Kinder wachsen mit diesem Frauenbild auf. Die Mutter spricht respektvoll mit dem Vater, sie benutzt eine höfliche Anrede, die man im Koreanischen nur gegenüber jemandem verwendet, der höhergestellt ist. Mädchen lernen früh, dass sie den Jungen nicht gleichgestellt sind. Frauen sind in Nordkorea oft Ziel von Misshandlung und Missbrauch; es sei denn, sie haben einen Verwandten, der für sie eintritt. Wenn nordkoreanische Frauen Opfer von Misshandlungen werden, sind sie es, die sich schämen müssen. Häusliche Gewalt wird in Nordkorea als „Privatsache“ betrachtet, und Fälle von sexueller Belästigung, auch in der Öffentlichkeit, werden praktisch nicht gemeldet. Menschenrechtsaktivisten stellten fest, dass Opfer von sexuellen Übergriffen in Nordkorea oft nicht beschreiben können, was ihnen widerfahren ist, weil ihnen dafür sowohl Sprache als auch Sexualerziehung fehlt.[36]
Mit der Jahrtausendwende, als in Nordkorea das staatliche Verteilsystem zusammenbrach und eine Hungersnot ausbrach, entstanden Märkte, sogenannte Jangmadang, auf denen Frauen seitdem für sich und ihre Familien einen Lebensunterhalt verdienen. Durch die Jangmadang wurden Frauen teilweise zu Ernährern in den Familien; sie tragen mitunter schätzungsweise mehr als 70 Prozent zum Einkommen eines Haushalts bei, weil Männer in Nordkorea kaum etwas verdienen und ihren Job vom Staat weitestgehend zugewiesen bekommen. Seit diesem Rollenwandel agieren manche Frauen in Nordkorea selbstbewusster. Die Möglichkeiten für Nordkoreanerinnen, Geld zu verdienen, sind jedoch infolge der COVID-19-Pandemie in Nordkorea bzw. den darauf folgenden Einschränkungen extrem gesunken.[36]
Die traditionellen Religionen Koreas sind der Buddhismus und der Konfuzianismus. Das Christentum war lange besonders in Pjöngjang stark vertreten. Allein dort gab es um 1907 rund 100 Kirchen mit 13.000 bis 14.000 Gläubigen, weshalb die Stadt auch als „Jerusalem des Ostens“[37] bezeichnet wurde. Im Jahr 2006 wurde in Pjöngjang eine russisch-orthodoxe Kirche eröffnet, die vierte christliche Kirche insgesamt in der Hauptstadt von Nordkorea.[38]
Artikel 68 der nordkoreanischen Verfassung gewährt seinen Bürgern freie Ausübung ihrer Religion, solange dies nicht zur Infiltration durch äußere Kräfte oder zur Verletzung der staatlichen und gesellschaftlichen Ordnung missbraucht wird.[39] Gleichwohl berichten christliche Organisationen wie Open Doors, dass praktizierende Christen in Umerziehungslagern interniert würden. Einige existierende Kirchen werden offenbar zu Propagandazwecken genutzt.[40] Das in der Verfassung verbriefte Recht werde den Christen verweigert, da es sich nicht um eine staatlich kontrollierte Organisation handelt. Nach Angaben von Open Doors gibt es eine aktive Untergrundkirche.[40] Nach Einschätzung südkoreanischer Menschenrechtler gibt es nichts, was so bezeichnet werden könnte.[41] Auf dem Weltverfolgungsindex von Christen ist Nordkorea seit 14 Jahren auf dem ersten Platz, unter anderem weil der Besitz einer Bibel mit Todesstrafe oder Arbeitslager mit Sippenhaftung geahndet werde.[42] Auch Amnesty International kritisiert die nicht vorhandene Religionsfreiheit und die Internierung von Christen.[43]
In Nordkorea ist die Schulbildung ab dem fünften Lebensjahr kostenlos und zwölf Jahre lang verpflichtend. Das System umfasst ein Jahr Vorschule, fünf Jahre Grundschule und sechs Jahre Sekundarschule. Schuluniformen, Schuhe und Schulbücher werden kostenlos ausgegeben. Die Alphabetisierungsrate soll bei 99 Prozent liegen.[1] Laut Shin Dong-hyuk erhalten die in Konzentrationslagern inhaftierten Kinder eine rudimentäre Form von Schulbildung, die der Vorbereitung zur Zwangsarbeit dient.[44] Kang Chol-hwan beschreibt in Die Aquarien von Pjöngjang seinen Schulbesuch in der als Umerziehungslager fungierenden revolutionären Zone des Konzentrationslagers Yodŏk, der von Misshandlungen und Indoktrinierung geprägt war.[45]
Das Hochschulwesen in Nordkorea besteht aus zwei Zweigen, einem für die akademische Hochschulbildung und einem für die weiterführende Bildung. Der akademische Sektor besteht aus Universitäten, Fachhochschulen und technischen Schulen. Weiterführende Studiengänge für Master- und PhD-äquivalente Grade werden an Universitäten angeboten.[46] Eine wichtige Rolle im nordkoreanischen Hochschulwesen nehmen die Kim-Il-sung-Universität und die Universität für Wissenschaft und Technik Pjöngjang ein. Die Kim-Il-Sung-Universität zählt rund 16.000 Studenten.[47] Die Technische Universität Kim Ch’aek betreibt unter anderem auch Nuklearforschung.[48]
2015 wurde in Pjöngjang auf der Insel Ssuk-sŏm der Palast der Wissenschaft und Technik errichtet.
In einem im Juli 2010 veröffentlichten Bericht wies Amnesty International auf die prekäre Situation des nordkoreanischen Gesundheitssystems hin. So seien die Krankenhäuser des Landes unzureichend ausgestattet und die hygienischen Zustände katastrophal. Medikamente sind kaum erhältlich und müssen auf den Märkten gekauft werden, mangels Betäubungsmittel müssen Operationen und Amputationen teilweise ohne Narkose durchgeführt werden.[49] Obwohl die ärztliche Versorgung offiziell kostenlos ist, verlangen Ärzte Gegenleistungen für ihre Behandlungen.[50] Eine 2015 von südkoreanischen Wissenschaftlern durchgeführte Studie über die Gesundheitsaufzeichnungen von nordkoreanischen Überläufern in der Zeit zwischen 2006 und 2014 in einem Krankenhaus in Cheonan ergab, dass diese im Vergleich zu Südkoreanern häufiger unter chronischer Hepatitis B und C sowie Tuberkulose und parasitären Infektionen litten. Als Grund für die hohe Prävalenz parasitärer Infektionen kann angeführt werden, dass in der Landwirtschaft mangels chemischer Dünger auf unbehandelten menschlichen Kot zurückgegriffen wird (siehe auch Kot#Medizinische Bedeutung). Die Lebenserwartung in Nordkorea liegt jedoch im Vergleich zu anderen Staaten mit ähnlichem Pro-Kopf-Einkommen über dem Durchschnitt. Aufgrund des großen gesundheitlichen Gefälles könnten sich im Falle einer Wiedervereinigung enorme Gesundheitsprobleme etablieren.[51]
In Deutschland,[52] Österreich,[53] der Schweiz[54] und Nordkorea wird offiziell die Bezeichnung „Demokratische Volksrepublik Korea“ (DVRK) verwendet. Nordkorea selbst bevorzugte bis Mitte Dezember 2007 die in der DDR etablierte Übersetzung „Koreanische Demokratische Volksrepublik“ (KDVR). Bis 1977 wurde in der DDR die 1949 vom Ministerrat der DDR verfügte Bezeichnung „Koreanische Volksdemokratische Republik“ (KVDR) angewandt. Auf Bitte der nordkoreanischen Regierung war nach dem Staatsbesuch Erich Honeckers in Nordkorea 1977 die Bezeichnung in „Koreanische Demokratische Volksrepublik“ geändert worden.[55][56]
In Nordkorea ist die Kurzform Chosŏn (kor. 조선, Korea) üblich. In Südkorea, wo Gesamtkorea Hanguk statt Chosŏn genannt wird, heißt der Nachbarstaat Bukhan (북한, 北韓, „Nordkorea“).
Die Geschichte vor dem Zweiten Weltkrieg ist unter Geschichte Koreas zu finden.
Nachdem 1945 durch die Kapitulation Japans der Zweite Weltkrieg sein Ende gefunden hatte, wurde die Provinz Chōsen, die dem Gebiet des seit 1910 in das Japanische Kaiserreich eingegliederten und kolonisierten Koreas entsprach, von den Siegermächten entlang des 38. Breitengrads in zwei Besatzungszonen aufgeteilt. Der Süden wurde von US-amerikanischen Truppen besetzt, der Norden kam unter Kontrolle der Roten Armee.
Die Sowjetunion hatte ein strategisches Interesse daran, einen ihr wohlgesinnten koreanischen Staat aufzubauen. Dieser sollte als Puffer gegenüber Japan dienen, da die koreanische Halbinsel als mögliche Operationsbasis für einen Angriff auf die Sowjetunion gesehen wurde. Abgesehen davon, dass Japan und Russland auf eine konfliktreiche gemeinsame Geschichte zurückblicken, beschleunigte diese Strategie Japans Annäherung an die USA. Im Folgenden sollte daher in Nordkorea ein Arbeiter-und-Bauern-Staat nach marxistisch-leninistischen Vorstellungen aufgebaut werden.
Ende des Jahres 1945 setzte eine starke Einwanderungsbewegung von ethnischen Koreanern aus der Sowjetunion ein (vor allem aus den zentralasiatischen Sowjetrepubliken), durch die die kommunistischen Gruppen im Norden gestärkt wurden. Die staatlichen Stellen in der Sowjetunion propagierten insbesondere die Übersiedlung „politisch gebildeter“ Koreaner. Am 13. Oktober 1945 wurde das Nordkoreanische Büro der KP Koreas als Sektion der gesamtkoreanischen KP (mit Sitz in Seoul) gebildet, zu dessen Vorsitzendem im Dezember Kim Il-sung bestimmt wurde.
Im Februar 1946 wurde das Provisorische Volkskomitee gebildet, an dessen Spitze Kim Il-sung stand. Im Frühjahr spaltete sich die nordkoreanische Sektion der KP ab und bildete eine eigene „Kommunistische Partei Nordkoreas“, die sich am 29. Juli mit der linken Neuen Volkspartei zur Partei der Arbeit Nordkoreas vereinigte. Erster Generalsekretär wurde Kim Du-bong. Die südkoreanischen Kommunisten vereinigten sich nach der Abspaltung der nordkoreanischen Sektion ebenfalls mit anderen linken Parteien zur Nam-joseon-rodong-Partei (Süd-Joseon-Arbeiterpartei). In der Folgezeit erhöhte die US-amerikanische Besatzungsmacht ihren Druck auf die kommunistische Untergrundbewegung. Führende Parteimitglieder wurden verhaftet, die restlichen flohen in den Norden, von wo aus die Untergrundarbeit im Süden fortgesetzt wurde. Im Juni 1949 vereinigten sich beide Parteien zur Partei der Arbeit Koreas, deren Vorsitzender Kim Il-sung wurde. Darüber hinaus wurde mit der Koreanischen Demokratischen Partei und der Chondoistischen Ch’ŏngu-Partei eine Nationale Einheitsfront gebildet.
1946 begann auch die wirtschaftliche Umgestaltung des Landes. Im Frühjahr wurde eine Bodenreform durchgeführt und im Spätsommer begann die Verstaatlichung der Industriebetriebe.
Das aktive und passive Frauenwahlrecht wurde unter alliierter Verwaltung im Gesetz zur Gleichheit der Geschlechter garantiert, das am 30. Juli 1946 eingeführt wurde.[57][58] Am 3. November 1946 fanden Wahlen zu den so genannten Volkskomitees, den lokalen Verwaltungsorganen, statt. Es gab lediglich die Option, für oder gegen die Einheitsfront zu stimmen. Offiziell entfielen 97 Prozent der abgegebenen Stimmen auf die Einheitsfront. Der 1. Kongress der Volkskomitees bestimmte am 17. Februar 1947 die erste nordkoreanische Regierung unter Kim Il-sung und wählte das Volkskomitee Nordkoreas als eine Art Parlament.
Im Spätherbst 1947 wurde offiziell die Ausarbeitung einer Verfassung angekündigt, womit die baldige Ausrufung eines eigenständigen nordkoreanischen Staates besiegelt schien. Die Verfassung wurde in Moskau redigiert und schließlich von Stalin genehmigt. Am 25. August 1948 fanden Wahlen zur Obersten Volksversammlung (OVV) statt, die am 8. September die Verfassung bestätigte. Einen Tag später wurde die Demokratische Volksrepublik Korea proklamiert.
Zuvor war am 15. August in Seoul die Republik Korea ausgerufen worden. Beide Staaten erkannten einander nicht an und sahen sich jeweils als den einzig rechtmäßigen koreanischen Staat an.