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Oktamer-bindender Transkriptionsfaktor 4
Protein in Homo sapiens Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
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Oct-4 (Oktamer-bindender Transkriptionsfaktor; engl. Octamer binding transcription factor 4), auch als OCT3, POU5F1 oder MGC22487 bezeichnet, ist ein Transkriptionsfaktor aus der POU-Familie. Das Gen wird nur in Zellen mit einem höheren Entwicklungspotential als dem von somatischen Stammzellen exprimiert; außerdem in Krebszellen. "Oktamer" bedeutet "aus acht Teilen bestehend" und bezieht sich auf die Bindesequenz "ATTTGCAT" im Promotorbereich von Zielgenen.[1]
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Genetik
Das Oct-4-Gen liegt beim Menschen auf Chromosom 6, Genlocus 6p21.33.
Funktion
Zusammenfassung
Kontext
Das Oct-4-Gen codiert für ein Protein – einen Transkriptionsfaktor – das für eine normale Embryonalentwicklung wichtig ist.[2] Das Protein hat zwei Isoformen mit unterschiedlichen molaren Massen (A: 45 kDa, B: 33 kDa)[3]. Dabei wird Oct-4 selektiv in den Bereichen des Embryos exprimiert, in denen sich später das fötale Gewebe aufbaut. Für die Entwicklung aller Säugetiere ist Oct-4 ein lebensnotwendiges Gen. Im erwachsenen Lebewesen wird Oct-4 dagegen nur in Keimzellen exprimiert.[4]
2002 wurde von einer Arbeitsgruppe um Hans R. Schöler an der University of Pennsylvania am Tiermodell Maus entdeckt, dass die korrekte Expression von Oct-4 direkt mit der Lebensfähigkeit von Maus-Klonen korreliert. Die Aktivierung von Oct-4 muss dabei in einem ganz bestimmten Bereich liegen. Geringfügig zu niedrige, aber auch zu hohe Aktivitäten, führten zum Tod der Versuchstiere. Je nach Entwicklungsphase des Embryos hat ein „Abschalten“ von Oct-4 eine unterschiedliche Wirkung. In der sehr frühen embryonalen Phase bewirkt der Oct-4-Verlust, dass im Embryo totipotente Zellen in trophoblastische Zellen umgewandelt werden. In einer späteren Phase bewirkt der Oct-4-Verlust, dass bei den Urkeimzellen die Apoptose ausgelöst wird.[4]
Das Genprodukt von Oct-4 zeigt als Transkriptionsfaktor hochkomplexe, teilweise noch nicht bekannte, beziehungsweise verstandene, Wechselwirkungen mit anderen Transkriptions- und Kofaktoren aus der POU-Familie, aber auch anderen Familien, wie beispielsweise Pax oder Sox. So kann Oct-4 mit einem weiteren Oct-4, aber auch mit Oct-1, Oct-6 oder Sox-2 interagieren.[4]
Biotechnologische Forschung
Bei der aktuell diskutierten und in vielen Laboratorien erforschten künstlichen Reprogrammierung von Stammzellen wird Oct-4 beispielsweise zusammen mit den Genen Sox-2, Nanog und lin-28[5] mit Hilfe von Retroviren in somatische Zellen eingeschleust, woraufhin diese in pluripotente Stammzellen umgewandelt werden.[6][7]
Da Stammzellgene wie Oct-4 häufig in malignen Zellen aktiv sind, ist die Regulation dieses Gens von großem wissenschaftlichem Interesse. So wurden bereits einige kleine RNA-Moleküle, sogenannte microRNAs gefunden, die die Translation von Oct-4 herauf-[8][9] oder herunterregulieren[10][11].
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Literatur
- H. R. Schöler u. a.: New type of POU domain in germ line-specific protein Oct-4. In: Nature 344, 1990, S. 435–439.
- J. Kehler u. a.: Oct-4 is required for primordial germ cell survival. In: EMBO Reports 5, 2004, S. 1078–1083.
- J. Maurer u. a.: Contrasting expression of keratins in mouse and human embryonic stem cells. In: PLoS ONE 3, 2008, e3451. PMID 18941637
- V. Chickarmane, C. Peterson: A computational model for understanding stem cell, trophectoderm and endoderm lineage determination. In: PLoS ONE3, 2008, e3478. PMID 18941526
- Y. Sun u. a.: Evolutionarily conserved transcriptional co-expression guiding embryonic stem cell differentiation. In: PLoS ONE 3, 2008, e3406. PMID 18923680
- D. Qin u. a.: Mouse meningiocytes express Sox2 and yield high efficiency of chimeras after nuclear reprogramming with exogenous factors. In: J Biol Chem 283, S. 33730–33735, 2008 PMID 18826945
- D. Pei: Regulation of pluripotency and reprogramming by transcription factors. In: J. Biol. Chem. 284, 2009, S. 3365–3369, PMID 18819918 (Review).
- T. Wilhelm: Entwicklung und Anwendung neuer Analyseverfahren zur Differenzierung muriner embryonaler Stammzellen. Dissertation, Eberhard Karls Universität Tübingen, 2008, DNB 990032701/34
Nicht-wissenschaftliche Publikationen
- Künstliche Herstellung von Stammzellen gelungen. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 21. November 2007
- Wissenschaftlicher Beirat „Bio- und Gentechnologie“ der CDU/CSU-Bundestagsfraktion: Biologische, rechtliche und ethische Überlegungen zu aktuellen Ergebnissen der Forschung an embryonalen Stammzellen sowie zum Begriff der „Totipotenz“. ( vom 20. Juli 2004 im Internet Archive) (PDF; 181 kB) 2004
Weblinks
- Oktamer-bindender Transkriptionsfaktor 4. In: Online Mendelian Inheritance in Man. (englisch)
- POU5F1 POU class 5 homeobox 1 bei Entrez Gene (englisch)
- Gene: POU5F1 (ENSG00000204531) bei Ensembl (englisch)
- UniProt PO5F1_HUMAN (englisch)
Einzelnachweise
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