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Satzteil Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Ein Prädikativum (oder Prädikativ) ist in der Grammatik ein Satzteil, der eine Eigenschaft angibt und diese auf das Subjekt oder das Objekt des Satzes bezieht. Im Gegensatz zu Attributen bilden die Prädikativa aber von Subjekt bzw. Objekt getrennte Satzteile. Beispiele sind die Verwendungen des Adjektivs „roh“ in den Sätzen:
Die Karotten sind roh. (Bezug auf das Subjekt „Karotten“) Ich esse die Karotten roh. (hier bezogen auf das Objekt „Karotten“)
Man unterscheidet zum einen primäre Prädikativa, die obligatorisch sind und einen wesentlichen Teil des Inhalts zu einem Prädikat beitragen (erstes Beispiel), zum anderen sekundäre oder freie Prädikativa (zweites Beispiel), die als zusätzliches Satzglied in einem bereits vollständigen Satz frei hinzutreten und eine zusätzliche Eigenschaft des Subjekts oder Objekts bezeichnen. Diese Beschränkung auf die Angabe einer Eigenschaft zu Subjekt/Objekt unterscheidet das freie Prädikativum vom Adverbial.
Es existieren allerdings verschiedene Grammatiktraditionen, die nur jeweils einen der beiden Typen als Prädikativum bezeichnen.
Die Einteilung der grammatischen Konstruktionen, die in diesem Artikel zugrunde gelegt wird, gilt in der Sache weitgehend unstrittig. Es besteht jedoch das Problem, dass die Bezeichnung „Prädikativum“ in unterschiedlicher Bedeutung auf diese Einteilung angewandt wird.
In diesem Artikel werden im Folgenden drei Typen von Konstruktionen unterschieden:
In allen drei Fällen gleichermaßen von „Prädikativa“ zu sprechen, repräsentiert eine relativ weit gefasste Bedeutung des Begriffs. Sie folgt z. B. der Dudengrammatik[2] und einem großen Teil der linguistischen Lehrbuchliteratur.[3]
Es kursieren jedoch Verwendungsweisen der Bezeichnung „Prädikativum“, die verschiedene dieser Typen ausschließen:
Man beachte also, dass diese beiden engeren Definitionen von „Prädikativum“ genau entgegengesetzte Bedeutungen haben. – Ob die resultative Konstruktion (Typ 3) als Prädikativum bezeichnet werden sollte, ist zusätzlich umstritten.
In dem weiter gefassten Sinn des Begriffes, der in diesem Artikel zugrunde gelegt wird, lässt sich folgende allgemeine Definition formulieren:[7]
Die Definition erfolgt also durch eine Verbindung aus grammatischer Funktion und Bedeutungsfunktion (nämlich Prädikation). Daher existieren zwei Gegenbegriffe:
Manche Verben können erst in Verbindung mit einem Prädikativum ein vollständiges Prädikat bilden. Solche obligatorischen oder „primären“ Prädikativa sind im Deutschen oft Adjektive/Adjektivgruppen, Partizipien/Partizipgruppen oder Nominalphrasen im Nominativ bzw. Akkusativ; insbesondere in Kombination mit sein treten aber auch Adverbien/Adverbgruppen, Präpositionalphrasen, Nebensätze und Infinitivgruppen auf.
Während Adjektive und Partizipien bei Verwendung als Attribute im Deutschen abhängig von ihrem Bezugswort dekliniert werden, bleiben sie bei Verwendung als Prädikativa undekliniert. Im Lateinischen, den romanischen und slawischen Sprachen besteht dagegen auch in prädikativen Konstruktionen KNG-Kongruenz.
Ein primäres Subjektsprädikativ charakterisiert das Subjekt des Satzes und bildet dabei das Prädikat mit Verben wie sein, werden, bleiben, heißen, gelten als und sich erweisen als.[8][9] Lateingrammatiken bezeichnen in diesem Fall das Verb als Kopula und das Prädikativ als Prädikatsnomen (sodass dann der Begriff Prädikativum auf freie Prädikativa eingeschränkt wird).
Ein solches Prädikativ kann mit praktisch allen Wortarten gebildet werden, sogar Adverbien:
Außerdem kommen einige wenige Wörter nur (oder fast nur) in dieser prädikativen Funktion vor, ohne sonst noch attributive oder adverbielle Verwendungen zu haben, z. B. egal erscheint prädikativ wie in Der Rest ist egal, aber nicht attributiv: *ein egaler Rest. (Solche Wörter werden auch als Adkopula bezeichnet).
Von diesen Konstruktionen sind Fälle zu unterscheiden, wo das Verb bleiben als Vollverb statt als Kopulaverb verwendet wird, auch wenn danach Adjektive folgen können. Ein Adjektiv ist hierbei nur ein Prädikativum, wenn es dem Subjekt eine Eigenschaft zuschreibt. Vergleiche:
Analog bestimmt ein primäres Objektsprädikativ das Akkusativobjekt des Satzes näher und bildet dabei das Prädikat mit Verben wie nennen, finden, halten für, bezeichnen als und ansehen als.[11][8] (Die gegebenenfalls hier vom Verb geforderten Verbindungselemente wie „für“ (eine Präposition) oder „als“ (ein Adjunktor) werden aber eigentlich als Teil des Prädikativs angesehen.)
In beiden Typen von primären Prädikativa können Substantivgruppen (Nominalphrasen) auftreten; sie tragen bei Subjektbezug Nominativ und bei Objektbezug Akkusativ. Diese unterscheiden sich von Objekten des Verbs dadurch, dass ihr Kasus nicht vom Verb regiert ist, sondern er beruht auf einer Übereinstimmungsregel mit der Bezugsphrase (beruht also auf Kongruenz). Man spricht daher vom Gleichsetzungsnominativ oder prädikativen Nominativ bzw. Akkusativ.[12] Anders als beim regierten Kasus eines Objekts ist der prädikative Kasus nur vom Bezugswort abhängig; wenn dieses in eine andere Konstruktion eingebettet wird und so in eine andere Kasusform gerät, ändert sich auch der Kasus beim Prädikativum, obwohl das Verb ja dasselbe ist. Beispiele:[13]
Freie (oder „fakultative“) Prädikativa sind Satzglieder, die dem Subjekt oder Objekt des Satzes eine Eigenschaft zusätzlich zusprechen. Dieser Typ des Prädikativs wird auch als Depiktiv bezeichnet (vor allem in Anlehnung an die englischsprachige Literatur), sowie anderswo auch als Nebenprädikat.[14] In der Lateingrammatik werden Partizipien in einer vergleichbaren Konstruktion auch spezieller als participium coniunctum bezeichnet. Freie Prädikativa und die unten besprochenen Resultativa werden auch als sekundäre Prädikate bzw. Prädikativa zusammengefasst.[15]
In ihrer Funktion sind sie zunächst gegen gleichartige Ausdrücke abzugrenzen, die als Attribut stehen. Während das Attribut eine Eigenschaft nennt, die auf das Substantiv als solches bezogen ist, benennt das Depiktiv eine Eigenschaft, die auf den Zeitraum bezogen ist, zu dem die Verbalhandlung abläuft (ob sie davor oder danach weiter besteht, ist gleichgültig). Attribute und Depiktive lassen sich anhand der Stellung im Satz und auch an der Wortform meist klar unterscheiden:
Freie Prädikativa sind oft schwer von Adverbialen abzugrenzen; theoretisch liegt der Unterschied darin, dass Prädikativa strikt auf eine Eigenschaft eines Individuums bezogen sind statt wie bei Adverbialen auf das vom Verb bezeichnete Ereignis (wie z. B. die Art und Weise einer Handlung oder Kausalbeziehungen zu diesem Ereignis). Ein klassisches Beispiel für einen Zweifelsfall ist der Satz „Mona Lisa lächelt still.“
Als freies Prädikativ kommen im Deutschen Adjektive/Adjektivgruppen, Partizipien/Partizipgruppen und Präpositionalphrasen infrage. Adverbien können zwar neben der adverbiellen auch eine prädikative Bedeutungskomponente haben, werden aber auch dann nicht als freie Prädikativa eingestuft, sondern nur als Adverbiale.[16]
Adjektive und Partizipien werden bei Verwendung als Prädikativ im Deutschen nicht dekliniert; wegen der fehlenden Kongruenz zum Bezugswort lässt sich dieses nicht immer eindeutig ermitteln. Hinzu kommt, dass Adjektive und Partizipien ebenso bei adverbieller Verwendung undekliniert bleiben, sodass auch die Abgrenzung zwischen Prädikativ und adverbialen Bestimmungen nicht sichtbar ist. Zur Unterscheidung können dann nur noch die unterschiedlichen Interpretationen herangezogen werden. Manche Sätze ergeben dann bis zu drei verschiedene Lesarten:
Beispiel: „Hans verließ Maria wütend.“
Im Englischen sind aus Adjektiven gebildete Adverbien an einer eigenen Endung -ly erkennbar, sodass zumindest die Abgrenzung zu adverbialen Bestimmungen eindeutig zu treffen ist:
Im Spanischen muss ebenfalls streng zwischen Prädikativ bzw. Nebenprädikat (complemento predicativo) einerseits und Adverbialbestimmung (oft erkennbar an der Endung -mente) andererseits unterschieden werden. Das Nebenprädikat stimmt mit dem Subjekt oder Objekt, auf das es sich bezieht, immer in Numerus und Genus überein (Kongruenz). D. h. diese zweite Aussage, die durch das Nebenprädikat getroffen wird, könnte in einen eigenständigen Satz, bestehend aus Kopula ser/estar (= sein) + Prädikatsnomen (das der Form nach dem Nebenprädikat entspricht), gebracht werden.
Beispiel: Maria sprach aufgeregt von ihren Eindrücken.
Das Prädikativum im Lateinischen kongruiert im Gegensatz zum Deutschen mit seinem Bezugswort, sodass dieses meist eindeutig identifizierbar ist. Das bedeutet aber auch, dass anhand der Wortform keine Abgrenzung zum Attribut möglich ist.
Es gibt eine weitere Konstruktion mit Adjektiven, die oft auch zu den Prädikativa gezählt wird,[18][19] obwohl sie in mancher Hinsicht einen Grenzfall bildet, nämlich resultative Adjektive. Während Depiktive einen zeitgleich zur Handlung vorliegenden unabhängigen Zustand bezeichnen, fügen resultative Adjektive der Verbalhandlung einen Resultatszustand hinzu. Anders als bei allen bisher beschriebenen Prädikativa wird also hier das Ereignis um eine zusätzliche Phase ausgebaut und die Aktionsart des Prädikats ändert sich (resultativ als Funktion eines Adjektivs ist jedoch nicht exakt gleichbedeutend mit der Aktionsart von Verben namens „Resultativ“). Vergleiche:
Das dritte, resultative Beispiel entspricht der Definition des Prädikativums insofern, als das Adjektiv eine Eigenschaft des Objekts bezeichnet (die allerdings erst zum Ende des Ereignisses entsteht). Im Unterschied zu Depiktiven, die eigenständige Satzglieder sind, handelt es sich bei resultativen Adjektiven aber um Teile des zusammengesetzten Prädikats.[20] Sie ziehen dabei auch die Prädikatsbetonung an sich, so wie es auch andere Elemente tun, die unmittelbar vor dem Verb stehen. Depiktive tragen im Gegensatz hierzu eine eigenständige Betonung, gefolgt von einer weiteren Betonung auf dem Verb:[21]
Um die Betonungsverhältnisse abzubilden und Mehrdeutigkeit zu vermeiden, können resultative Adjektive im Deutschen auch mit dem Verb als ein Wort zusammengeschrieben werden. Bei Depiktiven kommt Zusammenschreibung nie infrage.
Zu resultativen Adjektiven mit Subjektbezug, die eigentlich eine Ausnahme darstellen, siehe unter Unakkusativisches Verb#Resultative Adjektive.
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