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Project Gutenberg
digitale Bibliothek und Projekt zur Digitalisierung von Texten Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
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Das Project Gutenberg (PG) ist eine über das Internet zugängliche und von Ehrenamtlichen erstellte freie digitale Bibliothek. Auf der Website des Projekts können mehr als 75.000 Bücher kostenlos gelesen und heruntergeladen werden.[2] Die meisten davon sind englischsprachig, aber auch 2300 deutschsprachige Bücher sind darunter.[3]
Getragen wird das Project vom gemeinnützigen Verein „Project Gutenberg Literary Archive Foundation (PGLAF)“, das die Spenden und Einkünfte für das Markenzeichen in Empfang nimmt und weitergibt.
Das deutschsprachige Projekt Gutenberg-DE ist trotz der Namensgleichheit ein eigenständiges Projekt und kein Bestandteil von Project Gutenberg.
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Technische Aspekte
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Im Project Gutenberg werden E-Books von gemeinfreien, vorwiegend literarischen, Texten erstellt. Dazu wurden die Bücher ursprünglich von Hand abgetippt, auf den Server des Projekts hochgeladen und schließlich korrekturgelesen. Seit den 1990er Jahren kommen zunehmend auch Buchscanner und Texterkennungssoftware zum Einsatz. Seit Mitte der 1990er Jahre stehen die angebotenen Texte über das World-Wide-Web zur Verfügung.
Die Bücher sind in verschiedenen Datenformaten verfügbar: Als ASCII-Textdateien (die neueren Ausgaben im Format UTF-8), als EPUB und Mobi für den Amazon Kindle (jeweils mit und ohne Bilder) sowie als HTML-Dateien. Letztere kann man direkt online im Webbrowser lesen. Alle Daten können sowohl einzeln als auch in größeren Paketen – in passenden Größen für CDs oder DVDs – heruntergeladen werden. Dateien werden als HTTP-, FTP- und Peer-to-Peer-Downloads (über Torrent-Magnet-Links) angeboten.
Im Corpus finden sich in geringerem Umfang auch Bilder, Filme, Audiodateien (Hörbücher) und andere Dokumenttypen. Einige Dateien stehen unter einem Urheberrecht, in diesen Fällen haben die Autoren ihre Zustimmung zur Aufnahme in das Projekt erteilt.
Ein Großteil der veröffentlichten Werke wird durch die Organisation Distributed Proofreaders korrekturgelesen. Über eine leicht zugängliche Weboberfläche kann hier jeder kostenlos einen Beitrag leisten, um das Projekt zu unterstützen.
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Geschichte
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Das Project Gutenberg ist die älteste digitale Bibliothek der Welt. Es wurde von dem US-Amerikaner Michael S. Hart gegründet und nahm seinen Betrieb 1971 auf. Namensgeber war der Erfinder des modernen Buchdrucks Johannes Gutenberg. Das erste Dokument wurde am 1. Dezember 1971 veröffentlicht.
Im Jahr 2000 wurde von Charles Franks die Organisation Distributed Proofreaders ins Leben gerufen, welche dabei half, ein riesiges Netzwerk von ehrenamtlichen Lektoren zu koordinieren, um die eingescannten Texte zu bereinigen.
Ebenso im Jahr 2000 professionalisierte Gregory Newby (* 9. Feb. 1965 in Montreal; † 21. Okt. 2025) das Projekt. Er brachte das Projekt auf mehreren Ebenen voran, nachdem er schon viele Jahre ehrenamtlich mitgearbeitet hatte. Es wurde der gemeinnützige Verein PGLAF (s. o.) gegründet, dessen Vorsitzender und gleichzeitig Geschäftsführer er wurde.[4]
Neben literarischen Werken kann seit dem November 2002 das entschlüsselte menschliche Genom des Human Genome Project abgerufen werden.
Gregory Newby gründete 2006 einen separaten Verein, die Distributed Proofreaders Foundation. „Es war bemerkenswert, wie er Freiwillige für sich gewinnen konnte“, sagte ein Kollege über ihn.[4]
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Urheberrecht
Alle Dateien des Project Gutenberg können durchweg kostenlos heruntergeladen und weiterverteilt werden; bei der Weiterverwendung besteht lediglich die Einschränkung, dass der Vorspann des Project Gutenberg stets unverändert erhalten bleiben muss. Sollte der weiterverteilte Text geändert worden sein, darf er nicht mehr als Gutenberg-Text bezeichnet werden. Das Projekt legt US-amerikanisches Recht zugrunde und weist ausdrücklich darauf hin, dass das Urheberrecht des jeweiligen Landes, in dem der Benutzer lebt, anderes vorsehen kann.

Sperrung in Deutschland
Zusammenfassung
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Vom März 2018[5][6] bis Oktober 2021[7] wurden Benutzer mit einer deutschen IP-Adresse durch die Betreiber des Projekts vom gesamten Angebot ausgeschlossen, ein sogenanntes Geoblocking.[8]
Hintergrund war die Klage des S. Fischer Verlags, der zur Verlagsgruppe Georg von Holtzbrinck gehört. Dieser hielt bzw. hält die Nutzungsrechte an Werken von Autoren wie Thomas Mann († 1955), Heinrich Mann(† 1950) sowie Alfred Döblin († 1957). Das Urheberrecht läuft in Deutschland erst 70 Jahre nach dem Tod des Autors aus, in den USA sind es aber 56 Jahre nach der Veröffentlichung eines Werks (für Werke, die vor 1978 veröffentlicht wurden). Danach wird das Werk gemeinfrei (englisch public domain).
Im konkreten Fall läuft das Urheberrecht in Deutschland jeweils 2020, 2025 und 2027 ab. In den USA wurden die Werke hingegen schon zwischen 1959 und 1976 gemeinfrei.
Klageverfahren
Der S. Fischer Verlag ließ sich von der für Massenabmahnungen bekannte Kanzlei Waldorf Frommer vertreten.[9] Er verlangte die Entfernung von achtzehn Werken, außerdem Schadenersatz und die Offenlegung aller IP-Adressen, von denen aus jene Werke heruntergeladen worden waren.
Das Landgericht Frankfurt am Main entschied, dass die Werke in Deutschland unzugänglich gemacht werden, aber nicht entfernt werden müssen.[10] Die Serverlogs waren schon gelöscht, weshalb keine IP-Daten von Nutzern herausgegeben werden konnten, ein eindrückliches Beispiel für Datensparsamkeit. Als Folge des Urteils sperrte die Beklagte PGLAF vorsorglich das gesamte Angebot von Project Gutenberg für deutsche IP-Adressen.
Der Verlag kritisierte die Praxis des Project Gutenberg, weil damit auch die übergroße Mehrzahl gemeinfreier Texte nicht mehr frei abrufbar sei, was nicht das Ziel der Klage gewesen sei. Dies lege „aus Sicht des Verlags doch den Schluss nahe, dass man die Nutzer instrumentalisieren und zu Protesten gegen den Verlag veranlassen will“.[11][12] Das Project Gutenberg sah sich andererseits der Gefahr ausgesetzt, auch wegen weiterer Titel mit derselben Problematik verklagt zu werden.[6]
Der 11. Zivilsenat des Oberlandesgerichts Frankfurt am Main bestätigte mit Urteil vom 30. April 2019 – Az. 11 O 27/18 – die Entscheidung des Landgerichts.[13] Die Revision ließ das Oberlandesgericht Frankfurt nicht zu.[14] Gegen das Urteil des OLG Frankfurt war nur die Möglichkeit der Nichtzulassungsbeschwerde beim Bundesgerichtshof gegeben (Az. I ZR 97/19).[15]
Im Oktober 2021 wurde die Beilegung des Rechtsstreits bekannt gegeben. Die generelle Blockade deutscher IP-Adressen wurde aufgehoben, gesperrt waren lediglich noch die Werke der drei im Rechtsstreit benannten Autoren, soweit deren Urheberrecht in Deutschland noch nicht ausgelaufen war.[8]
Siehe auch
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Wirkung
- Das Wikimedia Projekt Wikisource hieß die ersten drei Jahre seines Bestehens noch „Project Sourceberg“, was aus einem Wortspiel mit dem Namen von „Project Gutenberg“ hervorging.[16]
Weblinks
Commons: Project Gutenberg – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
- Project Gutenberg
- Castellio – Sammlung aus gemeinfreien Werken aus dem Project Gutenberg
- Vor fünfzig Jahren: die erste digitale Bibliothek. In: Heinz Nixdorf MuseumsForum. Heinz Nixdorf Museum, 30. November 2021, abgerufen am 2. Dezember 2021.
Einzelnachweise
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