Regierungsbezirk Darmstadt
Regierungsbezirk in Hessen Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Der Regierungsbezirk Darmstadt ist einer von drei Regierungsbezirken im deutschen Land Hessen mit Sitz in Darmstadt. Er umfasst die Region Südhessen und bildet die gleichnamige Planungsregion. Mit über vier Millionen Einwohnern sind hier rund zwei Drittel der hessischen Bevölkerung wohnhaft. Außerdem wird hier der Großteil des hessischen Bruttoinlandsprodukts erwirtschaftet und die Region zählt zu den wohlhabendsten Regionen in Deutschland und Europa.
Die Verwaltungsbehörde des Regierungsbezirks ist das Regierungspräsidium Darmstadt, das als Behörde der allgemeinen Landesverwaltung die Hessische Landesregierung in den ihm übertragenen Aufgaben im Bezirk vertritt.[2] Das Regierungspräsidium vollzieht Landes-, Bundes- und Europarecht und sorgt als Fachaufsichtsbehörde für eine einheitliche Rechtsanwendung.
Wappen | Karte |
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Basisdaten | |
| |
Verwaltungssitz: | Darmstadt |
Fläche: | 7.444,28 km² |
Einwohner: | 4.110.302 (31. Dezember 2023) [1] |
Bevölkerungsdichte: | 552 Einwohner je km² |
Bezirksgliederung: | 10 Landkreise, 4 kreisfreie Städte und 3 Sonderstatusstädte |
Regierungspräsidium | |
Regierungspräsident: | Jan Hilligardt (SPD) |
Adresse des Regierungspräsidiums: | Luisenplatz 2 64283 Darmstadt |
Webpräsenz: | www.rp-darmstadt.hessen.de |
Lage des Regierungsbezirks Darmstadt in Hessen | |
Verwaltungsgliederung
Der Regierungsbezirk gliedert sich in zehn Landkreise, vier kreisfreie Städte und drei Sonderstatusstädte (Städte über 50.000 Einwohner, denen Aufgaben des Kreises für ihren Bereich zur Wahrnehmung durch städtische Behörden übertragen wurden):
Landkreise
Kreisfreie Städte
Sonderstatusstädte
- Bad Homburg vor der Höhe (Hochtaunuskreis)
- Hanau (Main-Kinzig-Kreis)
- Rüsselsheim am Main (Kreis Groß-Gerau)
Die Verwaltungssitze der Kreise und kreisfreien Städte im Regierungsbezirk Darmstadt |
Geschichte
Der Regierungsbezirk Darmstadt wurde 1945 bei Bildung des Landes Groß-Hessen als einer von drei Regierungsbezirken (neben Kassel und Wiesbaden) errichtet, und zwar aus den in der amerikanischen Besatzungszone gelegenen rechtsrheinischen Teilen des Volksstaates Hessen. Er bestand aus zwei räumlich getrennten Teilen; dazwischen lag die Stadt Frankfurt am Main im Regierungsbezirk Wiesbaden. Der südliche Teil, die frühere Provinz Starkenburg, umfasste die kreisfreien Städte Darmstadt und Offenbach am Main sowie die Landkreise Bergstraße, Darmstadt, Dieburg, Erbach, Groß-Gerau und Offenbach. Der nördliche Teil, die frühere Provinz Oberhessen umfasste die kreisfreie Stadt Gießen sowie die Landkreise Alsfeld, Büdingen, Friedberg, Gießen und Lauterbach.
Am 6. Mai 1968 hörte der Regierungsbezirk Wiesbaden kraft Gesetzes auf zu bestehen, und der Regierungsbezirk Darmstadt umfasste von da an auch die bisher dem aufgelösten Regierungsbezirk unterstellten kreisfreien Städte und Landkreise.[3] Das Regierungspräsidium in Darmstadt war somit auch für die kreisfreien Städte Frankfurt am Main, Hanau und Wiesbaden sowie für die Landkreise Biedenkopf, Dillkreis (Dillenburg), Gelnhausen, Hanau, Limburg, Main-Taunus-Kreis (Frankfurt-Höchst), Oberlahnkreis (Weilburg), Obertaunuskreis (Bad Homburg vor der Höhe), Rheingaukreis (Rüdesheim am Rhein), Schlüchtern, Untertaunuskreis (Bad Schwalbach), Usingen und Wetzlar zuständig (sechs kreisfreie Städte und 24 Landkreise).
Bei der Gebietsreform, die in Hessen im Wesentlichen zwischen 1972 und 1977 vollzogen wurde (mit einer nochmaligen Änderung im Raum Mittelhessen 1979, siehe Lahn, Gießen, Wetzlar), wurden die Landkreise zu größeren Verwaltungseinheiten zusammengeschlossen sowie die kreisfreien Städte Hanau und Gießen in die umliegenden Landkreise integriert.
Nach endgültigem Abschluss der Kreisreform 1979 umfasste der Regierungsbezirk Darmstadt noch die kreisfreien Städte Darmstadt, Frankfurt am Main, Offenbach und Wiesbaden sowie die Landkreise Bergstraße, Darmstadt-Dieburg, Gießen, Groß-Gerau, Hochtaunuskreis, Lahn-Dill-Kreis, Limburg-Weilburg, Odenwaldkreis, Offenbach, Main-Kinzig-Kreis, Main-Taunus-Kreis, Rheingau-Taunus-Kreis, Vogelsbergkreis und Wetteraukreis (vier kreisfreie Städte und 14 Landkreise).
Am 1. Januar 1981 wurde der Regierungsbezirk Gießen errichtet. Damit gab es in Hessen wieder drei Regierungsbezirke. Dem Gießener RP wurden die Landkreise Gießen, Lahn-Dill-Kreis, Limburg-Weilburg und Vogelsbergkreis sowie Marburg-Biedenkopf zugeordnet. Seither umfasst der Regierungsbezirk Darmstadt noch die oben genannten vier kreisfreien Städte und zehn Landkreise.
Historische Quellen
Die historischen Unterlagen des Regierungspräsidiums werden im Hessischen Staatsarchiv Darmstadt aufbewahrt (Bestand H 1). Der Bestand, der Akten aus unterschiedlichsten Themenbereichen umfasst, ist größtenteils bereits erschlossen und im Internet recherchierbar.[4]
Wirtschaft
Im Vergleich mit dem BIP pro Kopf der EU ausgedrückt in Kaufkraftstandards erreicht die Region einen Index von 163 (EU-28=100) (2015) und zählt damit zu den wohlhabendsten Regionen in Deutschland und Europa.[5]
Konfessionsstatistik
Nach dem Ergebnis des Zensus 2011 waren 30,8 % der Einwohner evangelisch, 26,0 % römisch-katholisch und die größte Gruppe mit 43,2 % waren konfessionslos, gehörten einer anderen Religionsgemeinschaft an oder machten keine Angabe.[6] Die Zahl der Protestanten und Katholiken ist seitdem gesunken.
Verwaltungsbehörde
Die Verwaltungsbehörde des Regierungsbezirks ist das Regierungspräsidium Darmstadt (kurz RP Darmstadt). Seit 1953 hat es seinen Hauptsitz in dem repräsentativen und an Regierungs- und Verwaltungstradition reichen Kollegiengebäude in der Mitte Darmstadts. Dieses bildet zusammen mit dem Neuen Kanzleigebäude ein Karree, an der Nordseite des Luisenplatzes.[7]
Standorte
Da der Hauptsitz bei weitem nicht zur Unterbringung der Behörde ausreichte, wurden in Darmstadt eine ganze Reihe von Liegenschaften angemietet, unter anderem der seinerzeit als Menglerbau bekannte zwölfstöckige OfficeTower in der Rheinstraße 40. Auch der repräsentative Bau in der Rheinstraße 62 wurde von einigen Dezernaten belegt.
Um Standorte zusammenzufassen, wurde in den 1990er Jahren das dem Kollegiengebäude benachbarte Dienstgebäude des ehemaligen Posttechnischen Zentralamts in der Wilhelminenstraße 1–3 als Wilhelminenhaus übernommen. Dieses wurde ab November 2018 saniert – die dort Beschäftigten waren vorübergehend in ein Bürogebäude in der Hilpertstraße 31 gezogen.
Regional zuständige Außenstandorte des Regierungspräsidiums befinden sich zudem in Frankfurt am Main und Wiesbaden (jeweils eigene Abteilung für Umwelt und einzelne Dezernate der Abteilung Arbeitsschutz). Weitere Behördenstandorte sind das Dezernat Weinbau mit der Weinbauschule in Eltville am Rhein, die Deichmeisterei in Biebesheim am Rhein und die Fördereinrichtung für junge Zugewanderte in Hasselroth (Main-Kinzig-Kreis).
Aufgaben
Die Aufgaben des Regierungspräsidiums Darmstadt sind sehr vielfältig und die Schwerpunkte liegen in den Bereichen Kommunalwesen, Regionalplanung, Wirtschaft, Verkehr, Bauwesen, Verbraucherschutz, Datenschutz, Ausländerrecht, Arbeitsschutz, Umwelt- und Naturschutz, Landwirtschaft und Forsten. Mehr als 5000 Aufgaben fallen in die Zuständigkeit der Behörde, die von rund 1500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Fachbereiche Rechts-, Verwaltungs-, Wirtschafts-, Umwelt-, Natur- und Ingenieurwissenschaften und Tiermedizin wahrgenommen werden.
Die Zuständigkeit der Behörde erstreckt sich teilweise auf ganz Hessen, etwa im Bereich Pharmazie. Außerdem ist der Hessische Kampfmittelräumdienst beim Regierungspräsidium in Darmstadt angesiedelt, der im gesamten Bundesland für die Entschärfung von Weltkriegs-Munition verantwortlich ist.
Das Regierungspräsidium fungiert auch als Geschäftsstelle der Regionalversammlung Südhessen, die unter anderem den Regionalplan beschließt. Mitglieder der Regionalversammlung sind die 99 gewählte Vertreter der kommunalen Gebietskörperschaften (17 Entsendungskörperschaften und Regionalverband FrankfurtRheinMain).
Regierungspräsidenten
- Ludwig Bergsträsser (SPD), 1945–1948
- Albert Wagner (SPD), 1948–1950
- Wilhelm Arnoul (SPD), 1950–1961
- Günter Wetzel (SPD), 1962–1967
- Hartmut Wierscher (SPD), 1968–1987
- Walter Link (CDU), 1988–1991
- Horst Daum (SPD), 1991–1996
- Bernd Kummer (SPD), 1996–1999
- Gerold Dieke (FDP), 1999–2009
- Johannes Baron (FDP), 2009–2014[8]
- Brigitte Lindscheid (Grüne), 2014–2024[9]
- Jan Hilligardt (SPD), seit 2024[10]
Weblinks
Commons: Regierungsbezirk Darmstadt – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
- Webauftritt des Regierungspräsidiums Darmstadt
- Landesplanungsportal Hessen: Regionalplan Südhessen
- Webauftritt der Regionalversammlung Südhessen
- Literatur von und über Regierungsbezirk Darmstadt im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Literatur über Regierungsbezirk Darmstadt nach Register nach GND In: Hessische Bibliographie
Einzelnachweise
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