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Rob Reiner

US-amerikanischer Filmregisseur, Produzent und Schauspieler (1947-2025) Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Rob Reiner
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Robert Norman „Rob“ Reiner (* 6. März 1947 in der Bronx, New York City; † 14. Dezember 2025 in Brentwood, Los Angeles) war ein US-amerikanischer Filmregisseur, -produzent und Schauspieler. Als Darsteller wurde er in den 1970er Jahren durch die Fernsehserie All in the Family bekannt. Ab Mitte der 1980er Jahre inszenierte er als Regisseur Filme wie This Is Spinal Tap, Stand by Me, Die Braut des Prinzen, Harry und Sally, Misery und Eine Frage der Ehre.

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Rob Reiner (2016)
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Leben

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Reiner wuchs in einer jüdischen Familie in der Bronx auf, als Sohn von Regisseur, Schauspieler und Komiker Carl Reiner und der Schauspielerin Estelle Reiner. Seine jüngeren Geschwister sind die Schriftstellerin Annie Reiner und der Künstler Lucas Reiner.

Reiner als Schauspieler

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All in the Family Cast (1976)

Bereits als Zwölfjähriger trat er in der Serie 77 Sunset Strip auf. In der Folge war er in weiteren Serien wie Alfred Hitchcock Presents, Batman, The Andy Griffith Show, The Beverly Hillbillies und Die Partridge Familie als Gastdarsteller zu sehen. Populär wurde er ab 1971 mit seiner Emmy-preisgekrönten Rolle als Schwiegersohn Michael ‘Meathead’ Stivic in der Serie All in the Family, Vorlage für die deutsche Serie Ein Herz und eine Seele. Reiners Figur als überzeugter Linker gerät darin (ähnlich wie Diether Krebs in der deutschen Fassung) mit seinem reaktionären Schwiegervater regelmäßig aneinander.

Auch wenn Reiner in den 1980er Jahren sich hauptsächlich als Regisseur betätigte, so blieb er doch auch Schauspieler. Er hatte oft Nebenrollen in seinen eigenen Filmen, wirkte aber auch weiterhin in Werken anderer Regisseure mit. So übernahm er über die Jahre Rollen in bekannten Kinofilmen wie Schlaflos in Seattle, Schmeiß’ die Mama aus dem Zug!, Der Club der Teufelinnen, Mit aller Macht und EDtv. Als Sprecher war Reiner an dem animierten Familienabenteuer Everyone’s Hero (2006) beteiligt. In der Fernsehserie New Girl verkörperte er von 2012 bis 2018 in insgesamt elf Folgen den Vater der von Zooey Deschanel dargestellten Protagonistin Jessica Day. Er war in Martin Scorseses The Wolf of Wall Street (2013) zu sehen als Max Belfort, Vater von Leonardo DiCaprios Hauptfigur Jordan Belfort.[1] 2025 hatte er als Albert Schnurr eine wiederkehrende Rolle in der vierten Staffel der Serie The Bear: King of the Kitchen.

Reiner als Filmemacher

Nach kleineren Fernseh-Regiearbeiten feierte Reiner mit der Mockumentary This Is Spinal Tap (1984) seinen Einstand für das Kino, einer Komödie über die Höhen und Tiefen einer fiktiven Rockband, die im englischsprachigen Raum zum Kultfilm wurde. Er übernahm auch selbst eine Rolle als angeblicher Dokumentarfilmer, der die Musikgruppe begleitet, und schrieb am Drehbuch mit. Sein nächster Film war der Teenager-Streifen Der Volltreffer mit John Cusack. Reiners dritter Film, das Coming-of-Age-Drama Stand by Me – Das Geheimnis eines Sommers über eine Gruppe von vier Jungen, die sich auf die Suche nach einer Leiche machen, brachte ihm bei der Directors Guild of America (DGA; Gewerkschaft der US-Regisseure) wie bei der Hollywood Foreign Press Association eine Nominierung für die beste Regie ein. Die mit bescheidenem Budget produzierte Verfilmung einer Erzählung von Stephen King war dann einer der Überraschungserfolge des Jahres 1986.[2]

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Rob Reiner bei den Emmy Awards 1988

Seine zweite und dritte Nominierung der DGA erhielt er für die Filme Harry und Sally (1989) und Eine Frage der Ehre (1992) und für letzteren zudem eine Oscar-Nominierung in der Kategorie „Bester Film“. Die Liebeskomödie Harry und Sally zeigt Billy Crystal und Meg Ryan als Liebespaar in einer wechselhaften Beziehung, das Gerichtsdrama Eine Frage der Ehre Tom Cruise als eigenwilligen jungen Marineanwalt. Von Erfolg gekrönt waren in jener Zeit auch Reiners weitere Regiearbeiten, so etwa der ironisch angehauchte Märchenfilm Die Braut des Prinzen (1987) mit Cary Elwes und der Horrorfilm Misery (1990) mit der dafür mit dem Oscar prämierten Kathy Bates. Wie bereits bei Stand by Me diente Reiner bei Misery ein Werk von Stephen King als Vorlage. 1987 gründete er zusammen mit Andrew Scheinman die Produktionsfirma Castle Rock Entertainment (ebenfalls eine Anspielung auf Kings Werk), die 1991 verkauft wurde.

Während Reiners erste Filme großteils positive Kritikerrenzensionen erfuhren, wurde sein Film North (1994) von den meisten Rezensenten verrissen und für sechs Goldene Himbeeren nominiert. Von da an ernteten seine Filmprojekte mehr und mehr gemischte Kritik.[3][4] 1995 drehte er die erfolgreiche romantische Komödie Hallo, Mr. President mit Michael Douglas in der Rolle des verwitweten US-Präsidenten, der sich frisch verliebt. Das Drama An deiner Seite (1999) zeigt Bruce Willis und Michelle Pfeiffer als verheiratetes Paar, die Liebeskomödie Alex & Emma (2003) Luke Wilson als jungen Schriftsteller auf zwei Zeitebenen. Bei diesen beiden Filmen übernahm Reiner auch selbst Rollen. 2005 landete er mit Wo die Liebe hinfällt …, einer Art Fortsetzung von Die Reifeprüfung mit Jennifer Aniston und Kevin Costner in den Hauptrollen, einen kommerziellen Erfolg.

2007 inszenierte Reiner die Tragikomödie Das Beste kommt zum Schluss mit Morgan Freeman und Jack Nicholson in den Hauptrollen als krebskranke ältere Männer, die vor ihrem Tod noch eine Weltreise unternehmen. Auch dieser Film erwies sich als Kassenmagnet. Sein 2010 erschienener Teenager-Film Verliebt und ausgeflippt war an der Kinokasse ein Flop, erwarb sich später aber, vor allem dank Heimvideo-Verkäufen und Streamingdiensten, eine Fangemeinde.[5] In den 2010er Jahren drehte Reiner mehrmals politisch akzentuierte Filme wie die Biografie LBJ (2016) von US-Präsident Lyndon B. Johnson und Shock and Awe (2017) über die Gründe der Irak-Invasion unter der Regierung Bush. Beide waren mit Woody Harrelson in der Hauptrolle besetzt. Reiners letzte Regiearbeit war der im September 2025 erschienene Film Spinal Tap II: The End Continues, eine Fortsetzung von This Is the Spinal Tap, welche die altgewordenen Rockmusiker aus dem ersten Film bei ihrem Comeback zeigt.[6]

Politisches und soziales Engagement

Reiner unterstützte die Wahlkampagnen der demokratischen Präsidentschaftskandidaten Al Gore (2000), Howard Dean (2004) und Hillary Clinton (2008). 2006 war er als Kandidat für das Amt des Gouverneurs von Kalifornien im Gespräch, trat aber aus persönlichen Gründen nicht gegen Amtsinhaber Arnold Schwarzenegger an.[7] Reiner war ein regelmäßiger Kritiker von Donald Trump während dessen erster Amtszeit und verglich ihn unter anderem mit der Figur des rassistischen Archie Bunker aus All in the Family.[8][9] Noch anlässlich seines Todes beschimpfte Trump Reiner als besessen vom „Trump Derangement Syndrome“,[10] einer vermeintlichen psychischen Erkrankung mit Aggressionen gegen Trump und seine Anhänger (eine Anspielung an das von Charles Krauthammer geprägte Schlagwort „Bush Derangement Syndrome“).[11]

Reiner war Mitglied der Social Responsibility Taskforce, einer Organisation der Directors Guild of America, die für mehr Eigenverantwortung der Unterhaltungsindustrie bei Themen wie Gewaltdarstellung oder Tabakkonsum eintritt. Er wurde zu einer wichtigen Galionsfigur der amerikanischen Tabakgegner, als er 1998 mit einer Kampagne durchsetzen konnte, dass Programme zur kindlichen Früherziehung im Bundesstaat Kalifornien durch eine Erhöhung der Tabaksteuer finanziert werden sollten.

Privates

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Rob Reiner (2025)

Er war von 1971 bis 1979 mit der Schauspielerin und Regisseurin Penny Marshall verheiratet und adoptierte deren Tochter Tracy. 1989 heirateten Rob Reiner und Michele Singer, mit der er drei Kinder hatte.[12] Ihr Sohn Nick entwickelte bereits als Jugendlicher schwere Drogenprobleme und war später Co-Autor am Drehbuch für das Filmdrama Being Charlie (2015) über einen drogensüchtigen Jugendlichen, bei dem sein Vater Regie führte.[13]

Tod

Am 14. Dezember 2025 wurden er und seine Ehefrau Michele Singer von ihrer Tochter in ihrem Haus in Brentwood erstochen aufgefunden.[14][15] Beamte des Los Angeles Police Department leiteten daraufhin Mordermittlungen ein.[16] Als Todesursache gab die Gerichtsmedizin multiple Stichverletzungen bekannt.[17]

Nick Reiner, der zu dem Zeitpunkt 32 Jahre alte Sohn des Ehepaares, wurde als Tatverdächtiger noch am selben Abend festgenommen.[18][19] Eine Mordanklage wegen zweifachen Mordes ersten Grades wurde eingereicht.[20][21]

Am 23. Dezember wurde bekanntgegeben, dass ihre Kinder Jake und Romy Reiner eine Trauerfeier für ihre Eltern planen.[22]

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Vermächtnis und Rezeption

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Reiner war eine bedeutende Persönlichkeit in der Entwicklung des amerikanischen Mainstream-Kinos und -Fernsehens. This Is Spinal Tap machte das Mockumentary-Genre populär, und seine Verwendung von Improvisation war für einen Hollywood-Film revolutionär. Der Film etablierte Konventionen, die später von Filmemachern sowohl im Kino als auch im Fernsehen übernommen wurden, insbesondere in Komödien, die auf Realismus, Parodie und improvisierten Darbietungen basieren. Sein Erfolg trug auch dazu bei, dass Mockumentary-Formate in den Mainstream-Medien eine breitere Akzeptanz fanden.[23] Er gilt außerdem als eine der besten Komödien aller Zeiten.[24]

In den 1980er und 1990er Jahren drehte Reiner eine Reihe von Filmen, die zu bleibenden kulturellen Bezugspunkten in verschiedenen Genres wurden, darunter das Coming-of-Age-Drama Stand by Me, die Fantasy-Romanze Die Braut des Prinzen und die romantische Komödie Harry und Sally.[25][23] Die Braut des Prinzen wird zugeschrieben, zahlreiche Redewendungen in den allgemeinen englischen Sprachgebrauch eingebracht zu haben.[24] Ein weiterer von Reiner inszenierter Film, Eine Frage der Ehre, zählt laut einigen Kritikern zu den besten Militärfilmen aller Zeiten.[26][27]

Insbesondere Harry und Sally trug durch seine ausgewogene Betrachtung der männlichen und weiblichen Perspektive dazu bei, die moderne romantische Komödie neu zu definieren[23] und gilt als eine der besten romantischen Komödien aller Zeiten.[24] Reiner wird von Kritikern regelmäßig als einer der erfolgreichsten Regisseure Hollywoods mit seinen ersten sieben Filmen bezeichnet.[24] Der Film Das Beste kommt zum Schluss (The Bucket List) trug zur Popularisierung des englischen Begriffs bucket list bei.[24] Drei von Reiners Filmen – This Is Spinal Tap, Harry und Sally sowie Die Braut des Prinzen – wurden aufgrund ihres kulturellen, historischen und ästhetischen Beitrags vom National Film Registry zur Aufbewahrung ausgewählt.[28]

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Rob und Vater Carl Reiner (2008)

Nach seinem Tod veröffentlichte CNN einen Artikel, in dem beschrieben wurde, wie Reiner „das Kino für immer verändert hat, indem er sich selbst als Künstler herausgefordert hat“.[29] In seinem Nachruf schrieb die Associated Press, dass Reiner „der Sohn eines Comedy-Giganten war, der selbst zu einem der herausragendsten Filmemacher seiner Generation wurde“.[30]

Über seine Arbeit als Regisseur hinaus hatte Reiner als Produzent und Studioleiter bei Castle Rock Entertainment einen bedeutenden Einfluss. Das Unternehmen trug maßgeblich dazu bei, einflussreiche Film- und Fernsehprojekte einem breiten Publikum zugänglich zu machen, insbesondere Seinfeld, das die Erwartungen an das, was eine Comedy-Serie im Fernsehen leisten kann, neu definierte. Castle Rock produzierte auch mehrere hochgelobte Filme, darunter Die Verurteilten (1994), Dolores (1995), The Green Mile (1999) und Michael Clayton (2007), die langfristig von Kritikern und Publikum anerkannt wurden.[31][32]

Reiner war aufgrund seines Aktivismus in den 2000er Jahren auch einer der prominentesten Liberalen in Hollywood.[33] Zu seinem politischen Vermächtnis gehören sein Engagement für die Verankerung der gleichgeschlechtlichen Ehe als Verfassungsrecht, eine Initiative zur Finanzierung von Kinderprogrammen mit Steuern aus dem Verkauf von Tabakwaren und seine unverblümte Kritik an Donald Trump.[9]

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Filmografie (Auswahl)

Als Regisseur

Als Schauspieler

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Auszeichnungen (Auswahl)

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Academy Award

  • 1993: Nominiert bester Film für Eine Frage der Ehre

Golden Globe

  • 1996: Nominiert beste Regie für The American President
  • 1993: Nominiert beste Regie für Eine Frage der Ehre
  • 1990: Nominiert beste Regie für Harry und Sally
  • 1987: Nominiert beste Regie für Stand by Me
  • 1977: Nominiert beste Regie für All in the Family
  • 1977: Nominiert bester Nebendarsteller (Fernsehen) für All in the Family
  • 1974: Nominiert bester Nebendarsteller (Fernsehen) für All in the Family
  • 1973: Nominiert bester Nebendarsteller (Fernsehen) für All in the Family
  • 1972: Nominiert bester Nebendarsteller (Fernsehen) für All in the Family

Primetime Emmy Award

  • 1978: bester Nebendarsteller (Fernsehen) für All in the Family
  • 1975: Nominiert bester Nebendarsteller (Fernsehen) für All in the Family
  • 1974: bester Nebendarsteller (Fernsehen) für All in the Family
  • 1973: Nominiert bester Nebendarsteller (Fernsehen) für All in the Family
  • 1972: Nominiert bester Nebendarsteller (Fernsehen) für All in the Family

BAFTA Award

  • 1990: bester Nebendarsteller (Fernsehen)

David di Donatello

  • 1990: Nominiert beste Regie eines ausländischen Regisseurs für Harry und Sally

Directors Guild of America

  • 1993: Nominiert beste Regie für Eine Frage der Ehre
  • 1990: Nominiert beste Regie für Harry und Sally
  • 1987: Nominiert beste Regie für Stand by Me

Heartland Filmfestival (Indianapolis)

  • 2010: Nominiert Truly Moving Picture Award für Flipped
  • 1996: Truly Moving Picture Award für Ghosts of Mississippi
  • 1992: Truly Moving Picture Award für Eine Frage der Ehre
  • 1987: Truly Moving Picture Award für The Princess Bride
  • 1986: Truly Moving Picture Award für Stand by Me

Independent Spirit Award

  • 1987: Beste Regie für Stand by Me

Kinema Junpo Award

  • 1988: Bester ausländischer Film für Stand by Me

National Board of Review

  • 1996: Bestes Ensemble für Der Club der Teufelinnen

Hollywood Walk of Fame

  • 1999: eigener Stern auf dem Walk of Fame (Adresse: 6413 Hollywood Blvd.)

A Tribute To... Award (Zurich Film Festival)

  • 2017: Lifetime Achievement
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Commons: Rob Reiner – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

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