Stargard
Stadt, Sitz einer gleichnamigen Landgemeinde in der Woiwodschaft Westpommern, Polen Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
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Stargard (deutsch Stargard in Pommern, 1950–2015 polnisch Stargard Szczeciński [ ]) ist eine Stadt in der polnischen Woiwodschaft Westpommern. Sie ist Sitz der gleichnamigen Landgemeinde und des Powiat Stargardzki (Stargarder Kreis) sowie Teil der Agglomeration Stettin.
Stargard | ||
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Basisdaten | ||
Staat: | Polen | |
Woiwodschaft: | Westpommern | |
Powiat: | Stargard | |
Geographische Lage: | 53° 20′ N, 15° 2′ O | |
Höhe: | 20 m n.p.m. | |
Einwohner: | 67.579 (31. Dez. 2020)[1] | |
Postleitzahl: | 73-110 | |
Telefonvorwahl: | (+48) 91 | |
Kfz-Kennzeichen: | ZST | |
Wirtschaft und Verkehr | ||
Straße: | DK10 Lubieszyn–Płońsk | |
DK20 Stargard–Gdynia | ||
DW106 Rzewnowo–Pyrzyce | ||
Eisenbahn: | Gdańsk–Stargard | |
Poznań–Szczecin | ||
Nächster int. Flughafen: | Szczecin-Goleniów | |
Gmina | ||
Gminatyp: | Stadtgemeinde | |
Fläche: | 48,0 km² | |
Einwohner: | 67.579 (31. Dez. 2020)[1] | |
Bevölkerungsdichte: | 1408 Einw./km² | |
Gemeindenummer (GUS): | 3214011 | |
Verwaltung (Stand: 2024) | ||
Stadtpräsident: | Rafał Zając | |
Adresse: | ul. Rynek Staromiejski 1 73-110 Stargard | |
Webpräsenz: | www.stargard.pl |
Stargard liegt in Hinterpommern, am linken Ufer des Flusses Ina (Ihna), in etwa 20 m n.p.m. Höhe. Zehn Kilometer westlich liegt der 36 Quadratkilometer große Jezioro Miedwie (Madüsee), Zentrum der Stettiner Seenplatte, 32 Kilometer östlich von Stettin (Szczecin).
Durch Stargard verläuft der 15. Längengrad (Meridian), so dass hier die wahre Ortszeit der Mitteleuropäischen Zeit entspricht.
Die Stadt ist in folgende Stadtteile unterteilt:
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Im äußersten Südwesten des Stadtgebietes liegt die Wüstung Hufenitz.
Stargard ist eine der ältesten pommerschen Städte, schon 1140 wird ein „castrum Stargord“ erwähnt (slawisch stari gord, das heißt alte Burg oder Altstadt).[2] Die Lage der slawischen Burg steht nicht fest. Im 8. Jahrhundert hatte sich einige Kilometer südlich des heutigen Stadtzentrums die slawische Siedlung Osetno entwickelt. In ihrer Nachbarschaft entstand durch Zuwanderung von deutschen Siedlern eine neue Ortschaft, die sich ab 1229 mit einer Wehranlage versehen mit drei Türmen und vier Toren umgab. Der pommersche Herzog Barnim I. verlieh ihr 1243 oder 1253 das Magdeburger Stadtrecht.[3] Sein Nachfolger Bogislaw IV. gewährte der Stadt 1294 als Ausgleich für das von den Polen zerstörte Schloss freie Schifffahrt über die Ihna bis zur Ostsee. Als 1295 das Herzogtum Pommern geteilt wurde und Stargard zu Pommern-Wolgast kam, wurde der Stadt das dort vorherrschende lübische Stadtrecht übertragen. Am 8. Juni 1372 wurde in Stargard der Teilungsvertrag von Pommern-Wolgast durch die Herzöge Wartislaw VI. und Bogislaw VI. geschlossen. Stargard selbst war inzwischen unter die Regentschaft von Pommern-Stettin gekommen.[4][5]
Die Stadt, die sich zu einem bedeutenden Handelsplatz entwickelt hatte, war bereits 1363 der Hanse beigetreten. Gehandelt wurde hauptsächlich mit Getreide. Darüber kam es mit Stettin zu Streitigkeiten, die 1428 so weit eskalierten, dass Stargard von Stettiner Freischärlern überfallen und geplündert wurde. Die Pommernherzöge Bogislaw VIII. und sein Sohn Bogislaw IX. machten in der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts Stargard zu ihrer Residenz. 1524 leitete Johannes Knipstro in Stargard die Reformation ein. 1633 wurde die protestantische Lehranstalt Collegium Groeningianum eröffnet. Im Dreißigjährigen Krieg verminderte sich der Wohlstand der Stadt durch wechselnde Besetzungen und Kämpfe der Kaiserlichen mit den Schweden.
1635 wurden durch einen Großbrand weite Stadtteile zerstört. Auch das Gröningsche Collegium brannte ab. Nach dem Aussterben des pommerschen Herzoghauses kam Stargard 1648 durch den Westfälischen Frieden mit Hinterpommern an Brandenburg. 33 Jahre nach seiner Zerstörung wurde das Gröningsche Collegium unter Kurfürst Friedrich Wilhelm neu aufgebaut und 1668 wieder eröffnet. Stargard wurde die Hauptstadt von Hinterpommern, hatte aber schwere Nachteile im Handel wegen der Zölle, die Schweden an der Mündung der Ihna in die Oder erhob. 1657 geriet Stargard zwischen die Fronten des Polnisch-Schwedischen Krieges, Soldaten beider Seiten zogen durch die Stadt.
Um 1670 gab es eine Zuwanderung von Hugenotten aus Frankreich. Infolge des Bevölkerungszuwachses wuchs die Stadt über ihren mittelalterlichen Kern hinaus, und es entstanden die Friedrich-Wilhelm-, Luise- und Jobstvorstadt. Die Nachteile des Übergangs der Hauptstadtfunktion an Stettin nach der Annexion Altvorpommerns durch Preußen 1720 konnte durch den nunmehr freien Zugang zur Oder nicht ausgeglichen werden. Im Jahr 1791 lebten in Stargard 5912 Personen, darunter 243 Juden. Damit lag der jüdische Bevölkerungsanteil in Stargard bei rund vier Prozent und war somit durchschnittlich drei Mal höher als in anderen Städten Hinterpommerns.[6]
Vorübergehend wurde der Sitz der pommerschen Regierung während der französischen Besetzung Stettins von 1806 bis 1814 unter Blücher als Militärgouverneur wieder nach Stargard zurückverlegt.
Die preußische Regierung erhob 1818 anlässlich der Reorganisation der Territorialverwaltung Stargard zur Kreisstadt des Kreises Saatzig in der Provinz Pommern. 1846 wurde die Stadt an die 1848 fertiggestellte Bahnstrecke Stettin–Posen angeschlossen, 1859 erfolgte die Inbetriebnahme des Eisenbahnausbesserungswerks. Im Sommer 1866, als Stargard ca. 16.500 Einwohner zählte, starben hier etwa 500 Personen an der Cholera-Epidemie, die in Süd- und Westeuropa ausgebrochen war.[7] Um Platz für die expandierende Wirtschaft zu schaffen, wurde 1869 die Stadtmauer zu großen Teilen abgerissen. Am Ende des Jahrhunderts hatte sich eine leistungsstarke Industrie angesiedelt, zu der Maschinen-, Lack- und Dachpappenwerke gehörten. Außerdem hatte sich die Provinzialobstbaumschule niedergelassen. Monatlich fanden Vieh- und Pferdemärkte und einmal jährlich ein Leinwandmarkt statt.
Das Stadttheater Stargard war ein Veranstaltungssaal im 19. und frühen 20. Jahrhundert.
Am Anfang des 20. Jahrhunderts war Stargard Sitz des Landgerichts Stargard sowie eines Landratsamts und hatte ein Gymnasium, eine Realschule und eine landwirtschaftliche Winterschule.[8] Nachdem die Einwohnerzahl auf über 25.000 angestiegen war, erhielt die Stadt zum 1. April 1901 kreisfreien Status, behielt aber das Landratsamt für den Kreis Saatzig. In Stargard wurde die Regionalzeitung Stargarder Zeitung herausgebracht.
Um das Jahr 1930 hatte die Stadt eine Flächengröße von 42,1 km²; im Stadtgebiet gab es sieben Wohnorte:[9]
In allen Wohnorten zusammen standen 1965 Wohngebäude.[9]
Als nach dem Ersten Weltkrieg viele Bewohner der an Polen verlorenen preußischen Provinzen Westpreußen und Posen zuzogen, wurde Stargard in der Amtszeit von Oberbürgermeister Albert Kolbe durch neue Siedlungen an der Peripherie bedeutend erweitert.
Um 1935 gab es in Stargard unter anderem über zwei Dutzend Gasthöfe, zwei Cafés, zwei Weinstuben, drei Kaufhäuser, acht Bankgeschäfte, zwei Molkereien, drei Mühlen, eine Mineralwasserfabrik, zwei Bierbrauereien, eine Essigfabrik, eine Dachpappenfabrik, eine Drahtzaunfabrik, ein Holzsägewerk, ein Kalksandsteinwerk, eine Karosseriefabrik, sieben Maschinenfabriken (darunter drei Landmaschinenfabriken), zwei Möbelfabriken, drei Metallgießereien, zwei Waagenfabriken, zwei Seifenfabriken, eine Ziegelei, über ein Dutzend Viehhandlungen und zahlreiche Handwerksbetriebe und Dienstleister.[10]
Bis 1945 gehörte die Stadt Stargard zum Regierungsbezirk Stettin in der preußischen Provinz Pommern des Deutschen Reichs.
Am 6. Oktober 1944 wurde Stargard (Hauptziel Flugplatz) von 199 Bombern des Typs Boeing B-17 „Fliying Fortress“ der United States Army Air Forces mit 493 Tonnen Bombenlast angegriffen.[11]
Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs wurde die Stadt Stargard zwischen dem 1. und 3. März 1945 durch sowjetische Bombenangriffe zu 70 Prozent zerstört. Am 4. März 1945 wurde sie von der Roten Armee besetzt. Im Sommer 1945 überließ die Sowjetunion Stargard zusammen mit ganz Hinterpommern der Volksrepublik Polen zur Verwaltung. Es wurde nun der Ortsname Stargard Szczeciński eingeführt. In der darauf folgenden Zeit begann die allmähliche Zuwanderung polnischer Migranten, die zum Teil im Zuge der Zwangsumsiedlung von Polen aus den ehemaligen polnischen Ostgebieten 1944–1946 vertrieben worden waren. Die einheimische Bevölkerung Stargards wurde von der örtlichen polnischen Verwaltungsbehörde über die Oder nach Westen vertrieben.
In der Nachkriegszeit wurde die Stadt wieder aufgebaut, und die wichtigsten Baudenkmäler, wie das Rathaus, wurden restauriert. Mit Wirkung vom 1. Januar 2016 wurde der Name der Stadt wieder auf Stargard festgesetzt.[12]
Jahr | Einwohner | Anmerkungen |
---|---|---|
1791 | 5912 | davon 243 Juden[13] |
1816 | 8156 | [14] |
1818 | 8156 | [15] |
1867 | 16.867 | [16] |
1871 | 17.280 | darunter 16.356 Evangelische, 339 Katholiken, 183 sonstige Christen und 402 Juden[16] |
1875 | 20.173 | [17] |
1880 | 21.816 | [17] |
1885 | 22.112 | [17] |
1890 | 23.785 | davon 1222 Katholiken und 583 Juden[17] |
1905 | 26.907 | mit der Garnison (ein Grenadierregiment Nr. 9), davon 1387 Katholiken und 410 Juden[8] |
1910 | 27.551 | am 1. Dezember, davon 25.623 Evangelische, 1136 Katholiken und 346 Juden; 1758 Militärpersonen[18][17] |
1925 | 32.545 | davon 30.149 Evangelische, 960 Katholiken und 297 Juden[19] |
1933 | 35.804 | davon 34.089 Evangelische, 1041 Katholiken, neun sonstige Christen und 251 Juden[17] |
1939 | 37.762 | davon 35.121 Evangelische, 1211 Katholiken, 365 sonstige Christen und 79 Juden[17] |
Die Stadt Stargard umfasst ein Gebiet von 48 km² mit heute rund 70.000 Einwohnern. Hierzu gehört außer der Stadt noch die Ortschaft Kluczewo (Klützow).
Auf einem bis 1992 betriebenen Militärflugplatz wurde ein Gewerbegebiet eingerichtet. Ansässige Unternehmen sind u. a. die japanische Firma Bridgestone und die finnische Firma Cargotec.
Die Bevölkerung von Stargard war seit der Reformation bis Kriegsende 1945 großmehrheitlich evangelisch. Am Anfang des 20. Jahrhunderts hatte Stargard vier evangelische Kirchen, eine katholische Kirche und eine Synagoge.[8] Die 1913 errichtete Neue Synagoge an der Speicherstraße überstand in der Pogromnacht im November 1938 zwei Zerstörungsversuche und blieb als eines der wenigen jüdischen Gotteshäuser in Deutschland in dieser Nacht erhalten. Allerdings wurde kurz darauf die Decke der Synagoge gesprengt, was das Gebäude so stark beschädigte, dass es aus Sicherheitsgründen geschlossen werden musste. Das Gebäude wurde später abgerissen, aber die Nachbargebäude blieben stehen.[20] Der Bestand an Kirchenbüchern der evangelischen Kirchspiele in Stargard reichte bis ins 17. Jahrhundert zurück.[21]
Nach Kriegsende wurden die christlichen Kirchen von der polnischen Administration zugunsten der polnischen katholischen Kirche zwangsenteignet und vom polnischen katholischen Klerus ‚neu geweiht‘.
Die seit 1945 und Vertreibung der einheimischen Stadtbewohner anwesende polnische Einwohnerschaft ist überwiegend katholisch.
Die Kirche „Verklärung des Herrn“ in der ul. Nadbrzeżna gehört zur altkatholischen Gemeinde der Polnisch-Katholischen Kirche.[22]
In Stargard kreuzen sich die Landesstraßen 10 (droga krajowa 10) von Stettin nach Bydgoszcz und 20 von Stargard nach Danzig. Die Straße 10 ist im Bereich von Stargard als Schnellstraße S10 eine Umgehungsstraße.
Stargard ist ein Eisenbahn-Knotenpunkt mit einem Bahnhof an der Bahnstrecke Poznań–Szczecin (Posen–Stettin), der Endpunkt der Bahnstrecke Gdańsk–Stargard (Danzig–Stargard) ist und Ausgangspunkt der meterspurigen Saatziger Kleinbahnen war.
Trotz der schweren Zerstörungen im Zweiten Weltkrieg und dem folgenden Wiederaufbau, der sich auf die Wahrzeichen der Stadt beschränkte und ansonsten mit zweckmäßiger Blockbebauung auf neuem Straßennetz die historische Struktur der Altstadt zerstörte, erinnern noch zahlreiche Baudenkmäler der Backsteingotik an die Architektur der alten Hansestadt.
Das Museum für Archäologie und Geschichte ist das einzige Museum in Stargard und befindet sich am Altstädter Ring.
Bis 1998 betrieb der Auslandsdienst des polnischen Rundfunks bei 15°7' östlicher Länge und 53°18' nördlicher Breite eine Sendeanlage für Mittelwelle (Sendefrequenz: 1503 kHz, Sendeleistung: 300 kW). Die beiden Antennenmaste der Anlage sind inzwischen abgebaut.
An der Spitze der Stadtverwaltung steht der Stadtpräsident. Seit 2017, als er zum Nachfolger des verstorbenen langjährigen Amtsinhabers Sławomir Pajor gewählt wurde, ist dies Rafał Zając, der mit seinem eigenen Wahlkomitee, das von der Vereinigung Stargard XXI, der Liga des Kreises Stargard, der Nowoczesna und der „Solidarność“ Westpommern unterstützt wurde,[24] antritt. Bei der turnusmäßigen Wahl im April 2024 wurde er ohne Gegenkandidaten mit 84,5 % der Stimmen wiedergewählt.[25] Die turnusmäßige Wahl im Oktober 2018 führte zu folgenden Ergebnis:[26]
Damit wurde Zając bereits im ersten Wahlgang für eine weitere Amtszeit wiedergewählt.
Der Stadtrat umfasst 23 Mitglieder, die direkt gewählt werden. Die Wahl im April 2024 führte zu folgenden Ergebnis:[27]
Die Wahl im Oktober 2018 führte zu folgendem Ergebnis:[26]
Stargard ist Mitglied der Neuen Hanse.
Angrenzende Landgemeinde, siehe Hauptartikel Gmina Stargard
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