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Stickstoffwerke Piesteritz
Chemieunternehmen im Wittenberger Stadtteil Piesteritz Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
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Die SKW Stickstoffwerke Piesteritz GmbH (SKW Piesteritz) ist ein Chemieunternehmen im Wittenberger Stadtteil Piesteritz. Es gehört zu den 50 größten Betrieben Mitteldeutschlands. Als Deutschlands größter Ammoniak- und Harnstoffproduzent[3] produziert SKW Piesteritz mit einer Jahresleistung von über vier Millionen Tonnen zum einen zahlreiche Industriechemikalien, zum anderen Produkte der Agrochemie. Am Standort in Lutherstadt Wittenberg, dem einzigen Agro-Chemie Park[4] Deutschlands, arbeiten auf 220 Hektar in über 45 Firmen etwa 1.500 Mitarbeiter.[5]
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Forschung
Die unternehmenseigene Forschung und Entwicklung mit über 60 Mitarbeitern umfasst auch das 170 Hektar große Versuchsgut in Cunnersdorf bei Leipzig. Hier werden die Produkte des Unternehmens getestet und Vergleichsstudien durchgeführt. Die SKW Piesteritz ist außerdem Mitbegründer des Agrochemischen Instituts Piesteritz e.V. (AIP), ein An-Institut der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (MLU) und Gemeinschaftsprojekt mit der Wirtschaftsförderung des Landkreises Wittenberg. Unter diesem Dach bilden Professoren aller naturwissenschaftlichen Fakultäten und des Zentrums für Ingenieurwissenschaften der MLU, verschiedene Firmen des Agro-Chemie Parks und der Region, persönliche Mitglieder sowie das Leibniz-Institut für Pflanzenbiochemie ein Forschungsteam.
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Logistik
Der Industriestandort Piesteritz liegt im Osten von Sachsen-Anhalt. Die beiden bedeutendsten Bahnmagistralen Ost- und Mitteldeutschlands kreuzen sich in Lutherstadt Wittenberg. Eine von ihnen sowie die Bundesstraße 187 durchqueren den Agro-Chemie Park Piesteritz. Über 30 Kilometer Gleisnetz auf dem Chemiegelände ermöglichen den Zugang zur Schiene. Im werkseigenen Hafen an der Elbe können große Binnenfrachtschiffe mit festen oder flüssigen Produkten beladen werden.
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Agro-Chemie Park
Der südliche Teil des Werksgeländes wurde Anfang der 1990er-Jahre nahezu vollständig beräumt. Seither haben sich über 45 Unternehmen angesiedelt, darunter Louis Dreyfus mit der weltweit größten kombinierten Biodieselanlage mit Ölmühle, der Brot- und Backwarenhersteller LIEKEN[6] mit der Wittenberger Bäckerei[7] und das Biomasseheizkraftwerk der Stadtwerke Leipzig. SKW Piesteritz entwickelt als größtes Unternehmen am Standort den Agro-Chemie Park als Flächeneigentümer.
Geschichte
Zusammenfassung
Kontext

Das Reichsschatzamt beauftragte im März 1915 die Bayerische Stickstoffwerke AG mit der Errichtung des Reichsstickstoffwerks Piesteritz.
Nach kurzer Bauzeit von März bis Weihnachten 1915 nahm das Kalkstickstoffwerk 1915/16 den Betrieb auf. Es wurde vom 25 km entfernten Braunkohlekraftwerk Golpa mit elektrischer Energie versorgt.[8] Außerdem verfügte es über einen 36 m hohen Wasserturm, der sowohl zur Trinkwasserversorgung als auch für die Stickstoffproduktion erforderlich war.[9]
1920 wurde das Werk privatisiert und die Mitteldeutsche Stickstoffwerke AG Piesteritz gebildet. Im Jahr 1923 entstand die VIAG als Holding verschiedener Industrieunternehmen; u. a. der Stickstoffwerke Piesteritz. 1926 wurde die Mitteldeutsche Stickstoffwerke AG an die Bayerischen Stickstoffwerke AG verpachtet und 1933 Teil dieses Unternehmens. Ende der 1920er und Anfang der 1930er Jahre wurden viele weitere Chemieanlagen errichtet.
Im Frühjahr 1945 besetzte die Rote Armee das Werk, gefolgt von der Umwandlung in eine Sowjetische Aktiengesellschaft (SAG). Zunächst wurden Anlagen (aber nicht das komplette Werk) im Rahmen der Reparationen der sowjetischen Besatzungszone mithilfe von Kriegsgefangenen abgebaut. 1954 wurde das Werk in einen volkseigenen Betrieb unter dem Namen VEB Stickstoffwerk Piesteritz umgewandelt. Anfang der 1970er-Jahre entstanden zwei Ammoniak- und drei Harnstoff-Produktionsanlagen, die zum großen Teil von japanischen Firmen errichtet wurden. Im Rahmen der Kombinatsbildungen in der DDR wurde das Werk 1979 Stammbetrieb des VEB Kombinat Agrochemie Piesteritz und behielt diese Bezeichnung bis 1990.
Im Jahr 1990 wurde das Unternehmen in die Stickstoffwerke AG umfirmiert. Unter Verwaltung der Treuhandanstalt wurden Anfang der 1990er-Jahre veraltete Anlagen abgerissen und bestehende Bereiche saniert. Die Beschäftigtenzahl reduzierte sich von vormals rund 9.000 auf etwa 700 Mitarbeiter. Auf dem Werksgelände blieben durch Ausgliederungen und neu gegründete Zulieferfirmen ca. 3.000 Arbeitsplätze erhalten.
Die 1993 als Tochter der SKW Trostberg gegründete SKW Stickstoffwerke Piesteritz GmbH (SKW Piesteritz)[10] ist nicht die Rechtsnachfolgerin der Stickstoffwerke AG. Sie führt zum einen den modernen Teil der Produktion und zum anderen die Traditionen des Standorts in Form von Innovationen vor allem in Technik und Technologie weiter. Produktionsbasis bleiben die modernen Ammoniak- und Harnstoffkomplexe, der Salpetersäurebereich sowie die entsprechenden Neben- und Logistikanlagen des Nordwerkes, in deren Sanierung und Instandhaltung seit dieser Zeit kontinuierlich investiert wird. Der Trend ging bereits zu dieser Zeit zu höher veredelten Düngemittelspezialitäten. Deshalb konzentriert sich das Unternehmen bis heute auf die Produktion innovativer Stickstoffdüngemittel.
Im Jahr 2002 übernahmen das Schweizer Rohstoffhandelsunternehmen Ameropa Holding und die tschechische Agrofert-Gruppe als Joint Venture sämtliche Eigentumsanteile. 2006 wurde Agrofert, a.s. alleiniger Eigentümer von SKW Piesteritz.
Im August 2022 erklärte der Ministerpräsident Sachsen-Anhalts Dr. Reiner Haseloff, dass SKW Piesteritz wegen der hohen Gaspreise die Produktion eingestellt habe.[11] Mitte September 2022 fuhr das Unternehmen die AdBlue-Produktion wieder uneingeschränkt hoch.[12]
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Literatur
- Klaus Jasche, Reinhard Müller, Michael Fuchs: Chemie in Piesteritz – Innovation seit 1915. Makowski, München, 2009
- Sven Müller-Hilgerloh: 80 Jahre Stickstoffwerke Piesteritz – Ein Geschichtsbuch zum Chemiestandort. SKW Stickstoffwerke Piesteritz GmbH, 1995
- Klaus O. T. Beneke: Mitteldeutsche-Stickstoff-Werke A G, Piesteritz. Aus dem Nachlass des ehemaligen Direktors Richard Beneke (Bilder von ca. 1920 bis 1925), Uni Kiel (PDF-Datei, November 2006).
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Weblinks
Commons: SKW Stickstoffwerke Piesteritz – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Quellen
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