Loading AI tools
Studium von religiösen Konzepten Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Theologie (griechisch θεολογία theología, von altgriechisch θεός theós ‚Gott‘ und λόγος lógos ‚Wort, Rede, Lehre‘), älter auch Gottesgelehrsamkeit und Gottesgelehrtheit, bedeutet „die Lehre von Gott“ oder Göttern im Allgemeinen und die Lehren vom Inhalt eines spezifischen religiösen Glaubens und seinen Glaubensdokumenten im Besonderen.
Der Begriff theologia trat in der griechischen Antike zu der dortigen polytheistischen Götterwelt auf. Dort bezeichnete er die „Rede von Gott“, das Singen und Erzählen (gr. μυθέεσθαι mythéesthai) von Göttergeschichten. (Später verstanden christliche Theologen wie zum Beispiel Karl Barth unter diesem Begriff „Gottes Rede zu den Menschen“.) Der älteste Beleg für dieses mythische Verständnis von Theologie findet sich in Platons Staat (379a). Platon legt an die Göttermythen der kritisierten Theologie den kritischen Maßstab der Frage nach der Wahrheit als dem Einen, Guten und Unveränderlichen an. Bei Aristoteles zeigt sich eine Umprägung des Theologiebegriffs: Theologie als die oberste der theoretischen Wissenschaften richtet sich darin auf das Göttliche als das erste und eigentliche Prinzip (Metaphysik (Aristoteles) 1064a/b). Die Theologie hat sich damit von der Mythologie hin zur Metaphysik gewandelt.
Im zweiten Jahrhundert wurde der Begriff von christlichen Autoren, den Apologeten, aufgegriffen, die ihn im Kontrast zur mythologia (Erzählen von Göttergeschichten) der polytheistischen heidnischen Autoren verwendeten. Bei Eusebius bedeutet der Begriff etwas wie „das christliche Verständnis von Gott“. Bei allen patristischen Autoren bezog sich der Begriff jedoch nicht auf die christliche Lehre im Allgemeinen, sondern nur auf die Aspekte von ihr, die sich direkt auf Gott bezogen. So wurden als einzige frühchristliche Autoren der Autor des Johannesevangeliums und Gregor von Nazianz spezifisch als „Theologen“ bezeichnet, weil Gott in ihrer Lehre im Mittelpunkt stand. Die Fragen nach dem Heilshandeln und der Heilsordnung Gottes für die Menschen wurden unter dem Begriff der Ökonomie (gr. οἰκονομία oikonomía) behandelt.
Theologen in der Alten Kirche waren häufig Bischöfe, im Mittelalter in der Regel Mönche. Mit der Entstehung der Universitäten als Ordenshochschulen im Mittelalter bildete die Theologie meist die erste Fakultät. Im Hochmittelalter bekam der Begriff bei Peter Abaelard (Frühscholastik) und Bonaventura (Hochscholastik) erstmals die allgemeinere Bedeutung „das Gebiet des heiligen Wissens“, das die gesamte christliche Lehre umfasste. Zum feststehenden Begriff in diesem Sinn wurde Theologie insbesondere aufgrund der Summa theologica von Thomas von Aquin, der Theologie in erster Linie als spekulative, theoretische Wissenschaft ansah.
Die Reformatoren betonten den praktischen Aspekt der Theologie wieder stärker. Damit steht Martin Luther auch in der Tradition der monastischen Verankerung der Theologie wie sie im Mittelalter zum Beispiel bei Anselm von Canterbury und Bernhard von Clairvaux wirksam war. Praktische Wissenschaft war die Theologie in dem Sinne, dass sie ganz auf die Zueignung des Heils durch Gott, also auf den praktischen Vollzug des Glaubenslebens bezogen war. In diesem Sinne bestimmten auch zahlreiche Vertreter der lutherischen Orthodoxie die Theologie als eine scientia practica, die allerdings in ihrer Durchführung auch Anleihen bei der theoretischen Wissenschaft machen müsse. Deshalb gewannen die theologischen Systeme der lutherischen Orthodoxie vielfach äußerlich einen ähnlichen Charakter wie die alten scholastischen Summen, waren inhaltlich aber anders angelegt und auch in ihrem systematischen Aufbau (der sich an den analytischen ordo des Aristoteles anlehnte) stärker auf die Glaubenspraxis hin ausgerichtet. Teilweise etablierte sich auch wieder ein stärker oder rein theoretisches Verständnis der Theologie.
Die Unterscheidung der Theologie als Wissenschaft von der Glaubenspraxis und der unmittelbaren Erkenntnis des Glaubens wurde zur Zeit der lutherischen Orthodoxie durch den Theologen Georg Calixt vorbereitet. In Ansätzen liegt sie auch bei Abraham Calov und Johann Andreas Quenstedt vor. Während diese allerdings die Theologie dem Glauben vorordnen, wird das Verhältnis in der Aufklärung umgekehrt: Die Theologie ist als Reflexionsform gegenüber dem Glauben beziehungsweise der Religion sekundär. Diese Verhältnisbestimmung tritt erstmals bei Johann Salomo Semler auf. Friedrich Daniel Ernst Schleiermacher begriff die Theologie als eine positive Wissenschaft, die auf die Kirchenleitung bezogen ist. Während die Unterscheidung von Theologie und Glaube bis heute für den theologischen Diskurs maßgeblich ist, bleibt die Ausrichtung der Theologie auf die Kirchenleitung umstritten.
Die Theologien im Christentum verstehen sich als wissenschaftliche Auseinandersetzungen mit den Quellen des Glaubens (Biblische Theologie und Historische Theologie) und der Glaubenspraxis (Praktische Theologie) sowie als systematische Analyse und Darstellung des Glaubens (Systematische Theologie, unter anderem Fundamentaltheologie, Dogmatik und Ethik). Im 20. Jahrhundert kam als Disziplin die Interkulturelle Theologie hinzu, die das Verhältnis der christlichen Theologie und Praxis im Kontext verschiedener Kulturen, Religionen und Gesellschaften untersucht und sich den Fragen des interkulturellen wie interreligiösen Miteinanders widmet.[1]
Christliche Theologie bezieht sich meist auf eine bestimmte Konfession. Hierbei werden nicht nur die dargestellten Inhalte, sondern oft auch die Denkweisen und angewandten Methoden von der jeweiligen Konfession bestimmt. In der wissenschaftlich betriebenen Theologie wird diese Tatsache selbst noch einmal problematisiert und reflektiert.
Kritik begleitet die ganze Kirchengeschichte, denn Auseinandersetzungen zwischen der etablierten Kirche und abweichenden Strömungen sind stets mit Kritik (an den Ansichten der anderen) verbunden. Daneben gibt es von Beginn an auch ein selbstkritisches Hinterfragen des eigenen Verständnisses. Paulus mahnte: „Prüft alles und behaltet das Gute!“ (1 Thess 5,21 EU) und verwies auf die Vorläufigkeit unseres jeweiligen Erkenntnisstandes („unser Erkennen ist Stückwerk …“ 1 Kor 13,9.12 EU). Gegenwärtig betonen theologische Lexika die kritische Aufgabe der Theologie.[2] Für Heinzpeter Hempelmann ist Kritik „die einzig angemessene Antwort auf (einen) Offenbarungsanspruch“, denn die Spuren eines die menschliche Vernunft derart in Frage stellenden Ereignisses wie die Menschwerdung Gottes seien „unterscheidend und prüfend“ wahrzunehmen.[3] Das Thema Kritik im Bereich der christlichen Religion behandelt Franz Graf-Stuhlhofer grundsätzlich im Buch Christliche Bücher kritisch lesen[4] sowie in der Studie Facetten kritischen Denkens.[5]
Einige Wissenschaftstheoretiker sprechen jeder (christlichen) Theologie aufgrund ihrer Bekenntnisgebundenheit die Wissenschaftlichkeit ab und kritisieren ihre Präsenz und Finanzierung an staatlichen Universitäten in Form von theologischen Fakultäten.[6]
Kritik an der Theologie richtet sich zum Beispiel gegen
Auf diese Kritikpunkte gibt es verschiedene Reaktionen seitens der Theologen:
Manche Theologen sehen Gott nicht als unmittelbaren Gegenstand einer theologischen Wissenschaft; zum Beispiel sieht Wolfhart Pannenberg Gott als Gegenstand des Glaubens. Vertreter der Natürlichen Theologie dagegen argumentieren für die grundsätzliche Erkennbarkeit Gottes mithilfe der (natürlichen) Vernunft, also auch ohne Glauben bzw. Annahme von Offenbarungen.
Mitunter beruht Kritik an der Theologie auf einem spezifischen, z. B. naturwissenschaftlich orientierten „objektiven“ Wissenschaftsbegriff, beispielsweise im Kontext des sogenannten Logischen Empirismus oder auch des Kritischen Rationalismus, z. B. bei Hans Albert. Einwände gegen solche Wissenschaftsverständnisse und alternative Vorschläge, z. B. in der Aufnahme von Ideen Thomas S. Kuhns, können daher die Grundlagen entsprechender Argumentationen verändern und den Raum öffnen, Theologie als Wissenschaft zu begreifen. Im Bereich der sogenannten Analytischen Philosophie wurden einerseits Argumente vorgebracht, die theologische Grundannahmen und Vorgehensweisen in Frage stellen, wie z. B. von John Leslie Mackie. Andererseits gibt es viele einflussreiche analytisch geschulte Forscher, die sich als Philosophen oder als Theologen („Analytische Theologie“) verstehen, und die in ihren Beiträgen Grundbegriffe und Grundprobleme der Theologie konstruktiv zu bearbeiten versuchen.[10]
Konfessionell gebundene Fakultäten und Seminare gibt es in Deutschland nur für Christentum, Judentum und Islam. Es findet zwar im Rahmen der Vergleichenden Religionswissenschaft eine wissenschaftliche Beschäftigung mit vielen Religionen und ihren Inhalten statt, und es werden Studiengänge wie Judaistik und Islamwissenschaft angeboten, jedoch ist die Perspektive und Methodik hierbei deutlich von einer theologischen Herangehensweise unterschieden, und es gibt dabei auch keine konfessionelle Festlegung.
Im Judentum gibt es keine allgemeinverbindlichen Dogmen und demzufolge auch keine Theologie im eigentlichen Sinne („Lehre von Gott“). Die Hochschule für Jüdische Studien in Heidelberg wird vom Zentralrat der Juden in Deutschland getragen. Sie widmet sich der Wissenschaft des Judentums. Auch gibt es an mehreren Universitäten Studiengänge für Judaistik, die unabhängig von der Religionszugehörigkeit besucht werden können.
Die islamwissenschaftlichen Institute und Seminare der Universitäten beschäftigen sich mit der Geschichte und Praxis des Islam aus einer forschenden Außenperspektive. Im deutschen Sprachraum ist seit 2009, für die Religionspädagogik auch bereits zuvor, darüber hinaus eine Islamische Theologie als akademische Disziplin mit einer Innenperspektive wissenschaftlicher Forschung entstanden:
Im Jahr 2010 sprach sich der Wissenschaftsrat für eine Einrichtung von Zentren für theologisch orientierte Islamische Studien an mehreren Standorten in Deutschland aus.[11] Seitdem wurden unter Förderung des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) entsprechende Fachbereiche bzw. Zentren begründet an den Universitäten Erlangen-Nürnberg, Frankfurt, in Verbindung damit auch der Universität Gießen, in Münster, Osnabrück und Tübingen, seit 2019 auch an der Berliner Humboldt-Universität und der Universität Paderborn. Darüber hinaus gibt es Studienmöglichkeiten an den Pädagogischen Hochschulen in Freiburg im Breisgau, Karlsruhe und Ludwigsburg, vormals auch in Weingarten. Die Curricula führen klassische Studienstrukturen weiter wie die traditionellen Disziplinen Ilm al-Kalam (Systematische Theologie) oder Rechtswissenschaften Fiqh, schreiben diese auf neuere Fragestellungen und wissenschaftsmethodische Zugänge hin weiter und ergänzen zusätzliche Arbeitsschwerpunkte wie Religionspädagogik oder Praktische Theologie. Mehrere Standorte bieten auch Studiengänge mit spezifischen praxisbezogenen Schwerpunkten an, z. B. für Kontexte von Schule, Seelsorge, Wohlfahrtsarbeit oder Sozialer Arbeit. Mit der Akademie für Islam in Wissenschaft und Gesellschaft (AIWG) wurde 2017 in Frankfurt am Main eine Vernetzungs- und Kommunikationsplattform begründet, die unterschiedliche Projekte initiiert und fördert wie z. B. eine 2022 vorgestellte Studie zum Berufsfeld Islam.[12]
In Österreich gibt es an den Universitäten Wien und Innsbruck Fachbereiche der Islamischen Theologie.[13]
In Fribourg wurde 2016 das Schweizerische Zentrum für Islam und Gesellschaft (SZIG) an der Universität Fribourg als „Kompetenzzentrum für aktuelle gesellschaftliche Fragen zum Islam in der Schweiz mit Fokus auf einer islamischen Selbstreflexion“ eröffnet.
Das Verhältnis islamisch-theologischer Fachwissenschaft zur „muslimischen Glaubensgemeinschaft“ sieht Jan Felix Engelhardt in der Auswertung verschiedener Selbstbestimmungen als in fortwährender Aushandlung begriffen und von weitem Bezug, insofern „Problem- und Fragestellungen aus verschiedenen religiösen, ethischen, praktischen und Identität formierenden Bereichen von Musliminnen und Muslimen in Deutschland theologisch zu reflektieren“ sind; er beobachtet eine „Aufnahme (angenommener) glaubensgemeinschaftlicher Erwartungen und Bedürfnisse gegenüber der universitären Theologie in die Lehre und Forschung. Dabei werden allerdings mehrheitlich alle Musliminnen und Muslime weltweit als Angehörige dieser glaubensgemeinschaftlichen Bezugsgruppe definiert. […] Das Fach wird also nicht nach den Erwartungen eines religionsgemeinschaftlichen Adressatenkerns ausgerichtet, sondern nimmt alle Personen, die sich auf unterschiedliche Art und Weise als muslimisch identifizieren, in den Blick.“[14] In einem Positionspapier von 2019 sprechen sich „FachvertreterInnen der Islamisch-Theologischen Studien“ dafür aus, „dass die inhaltlichen curricularen Vorgaben, die Berufung von akademischem Personal, wie auch die Generierung von Forschungsschwerpunkten nach genuin fachlichen Kriterien zu erfolgen hat, um die Fachautonomie zu wahren und nachhaltig forschen und lehren zu können. Die FachvertreterInnen verpflichten sich der genuin theologischen Aufgabe, die immanenten Wahrheitsansprüche, so wie sie sich aus den Grundlagen des Islams heraus artikulieren lassen, zu reflektieren und auf dieser Basis die Religionspraxis der Glaubensgemeinschaften sowie öffentliche und mediale Islamdiskurse kritisch zu begleiten.“[15]
Brahman ist das unbeschreibbare, unerschöpfliche, allwissende, allmächtige, nicht körperliche, allgegenwärtige, ursprüngliche, erste, ewige und absolute Prinzip. Es ist ohne Anfang und ohne Ende, in allen Dingen versteckt und die Ursache, die Quelle und das Material aller bekannten Schöpfung, selbst jedoch unbekannt und doch dem gesamten Universum immanent und transzendent. Die Upanishaden beschreiben es als das eine und unteilbare, ewige Universalselbst, das in allem anwesend ist und in dem alle anwesend sind.
Von manchen Richtungen wird der Ishvara (wörtlich: der „höchste Herr“) als die manifestierte Form (siehe Avatara) von Brahman gesehen. Die Illusionskraft, durch die das Brahman als die materielle Welt, die einzelnen Seelen und der Ishvara gesehen zu werden, wird Maya genannt. Es gibt auch ihm unterstellte Wesen, die Devas genannt werden. Sie gelten gemäß dieser Sichtweise als die weltlichen Äußerungen des einen Ishvara.
Nach Auffassung des Advaita Vedanta ist der Mensch in seinem innersten Wesenskern mit dem Brahman gleich, und diese Einheit gilt es zu erkennen. Advaita Vedanta (Nichtdualität) ist die Lehre Shankaras (788–820 n. Chr.), die auf diese Erkenntnis der Einheit zielt. Nach der Lehre des Vishishtadvaita von Ramanuja dagegen ist das höchste Prinzip alles, was existiert. Es besteht jedoch ein qualitativer Unterschied zwischen individueller Seele und höchstem Prinzip. Am anderen Ende des Spektrums steht die rein dualistische Philosophie des Dvaita Vedanta des Madhvas, die streng zwischen Seele und höchstem Prinzip unterscheidet (siehe: Indische Philosophie).
So wie auch im Judentum, gibt es im Wicca keine Dogmen und demzufolge kein einheitliches theologisches Verständnis. Von den meisten Anhänger des Wicca werden die große Göttin und der gehörnte Gott nicht als real-existente Wesenheiten, sondern vielmehr als Sinnbilder für alle Aspekte des Seins verstanden, deren Verständnis zu einem erfüllten Leben führen soll.[16][17] Gemeinsam haben alle Traditionen des Wicca und auch sonstige Religionen des Neopaganismus, dass sie die Natur als heilig betrachten und häufig so genannte Magie als rituelle Komponente eingesetzt wird.[18][19][20]
Pagane Theologie, bzw. Pagan Studies, ist international bereits an vielen Universitäten und Seminaren (siehe auch: Cherry Hill Seminary) ein anerkanntes Studienfach.[21][22]
Die älteste Erwähnung von paganer Theologie findet sich im Werk De Natura Deorum von Marcus Tullius Cicero (45 v. Chr.).[23]
→ Für Weblinks zu den Theologien bestimmter Religionen vgl. jeweiligen Nachbarartikel, z. B. den Hauptartikel Christliche Theologie.
Seamless Wikipedia browsing. On steroids.
Every time you click a link to Wikipedia, Wiktionary or Wikiquote in your browser's search results, it will show the modern Wikiwand interface.
Wikiwand extension is a five stars, simple, with minimum permission required to keep your browsing private, safe and transparent.