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Tierhorror
Subgenre des Horrorfilms Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
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Der Genrebegriff Tierhorror bezeichnet Horrorfilme, in denen mutierte oder auf andere Weise veränderte Tiere, Gestaltwandler oder Hybridwesen zwischen Mensch und Tier eine zentrale Rolle spielen.
Frank Papenbroock beschreibt Tierhorror als Subgenre des Monsterfilms, bei dem die Bedrohung von einem oder mehreren Tieren ausgeht.[1] In Tierhorrorfilmen treten aggressive oder besonders große Vögel, Fische, Ratten, Spinnen oder Insekten mitunter massenhaft auf. Außerirdische Wesen, Monster und Parasiten, die nach einem menschlichen Wirt suchen, sind ebenfalls vertreten.[2]
Im englischen Sprachraum werden klassische Tierhorrorfilme (mit Tieren oder Kreaturen) entweder als creature horror[3] oder auch animal terror[1] bezeichnet. Mitunter werden sie gemeinsam mit Horrorfilmen, in denen Pflanzen, Mikroorganismen oder Naturkatastrophen für Spannung sorgen als „natural horror“ bzw. „eco-horror“ („Öko-Horror“) zusammengefasst.[4] Zum natural horror zählen auch Übergriffe durch Pflanzen, wie z. B. der Film Angriff der Killertomaten, USA, 1978.
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Geschichte
Zusammenfassung
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Zu den ersten Produktionen mit Tierhorror-Motiven zählten Verfilmungen von literarischen Vorlagen wie Arthur Conan Doyles Der Hund von Baskerville (erstmals 1914 von Rudolf Meinert oder die besonders bekannte Fassung Der Hund von Baskerville (1939) mit Basil Rathbone) oder H.G. Wells Die Insel des Dr. Moreau, etwa Insel der verlorenen Seelen (The Island of the Lost Souls, 1932). In den Fünfzigern begannen mit Formicula (Them!, 1954) und Tarantula (1955) erstmals Insekten bzw. Spinnen, die Horrorfilme zu bevölkern.
Seit 1925 der älteste erhaltene Werwolffilm Wolf Blood: A Tale of the Forest erschien, treten Werwölfe mitunter auch gemeinsam mit, oder im Kampf gegen, andere Dämonen, Formwandler und sagenhaften Gestalten (z. B. Vampiren) auf.
Das Subgenre blühte in den 1950er Jahren auf und brachte in der Folge eine Reihe von Thriller- und Horrorfilmklassikern, jedoch auch zahlreiche B-Movies hervor. Im neuen Jahrtausend beschränken sich die Produktionen überwiegend auf eine komödien- und parodiehafte Bearbeitung des Sujets sowie auf Beiträge für das Trashgenre.
Diverse Protagonisten
Prägend und stilbildend für viele spätere Tierhorrorfilme wurde Alfred Hitchcocks Die Vögel (The Birds, 1963)[5], obschon der Film nicht auf das Horrorgenre zu reduzieren ist. In dem Genreklassiker rotten sich diverse Vogelarten plötzlich zu tödlichen Schwärmen zusammen und werden so zu einer Gefahr für die Menschen in ihrer Umgebung.[2]
Fische haben sich als Tierhorror-Protagonisten spätestens seit Steven Spielbergs Der weiße Hai (Jaws, 1975) etabliert, zu dem drei Fortsetzungen gedreht wurden. Ab 2013 wüteten ganze Hai-Zyklone durch die trashige Sharknado-Fimreihe, die mit Sharknado – Genug gesagt! begann und 2018, mit dem sechsten Film der Reihe Sharknado 6: The Last One, endete.
Neben Haien und Piranhas sind auch Reptilien wie Alligatoren und Schlangen sowie Riesenkraken beliebte Angreifer in Tierhorrorfilmen. Die Anaconda-Filmreihe (1997–2015), stellte z. B. riesige Anakondas in das Zentrum der Handlung.
Tierhorror als Trashfilm
Allgemein wurden und werden im Tierhorror-Genre zahlreiche kostengünstige B-Movie- und Trashfilme produziert.[6] Im Jahr 2008 wurde der Billigproduktion Birdemic: Shock and Terror gar die zweifelhafte Ehre zuteil, von diversen Filmkritikern als der vielleicht schlechteste Film aller Zeiten bezeichnet zu werden.[7][8]
Der bizarren Faszination von Genrefans an skurrilen Plots, die bei Tierhorrorfilmen oft reichlich vorhanden sind, widmen sich mittlerweile spezielle TV-Formate, wie die seit 2013 beim deutschen Privatsender Tele 5 ausgestrahlte Sendung Die schlechtesten Filme aller Zeiten (mit Oliver Kalkofe und Peter Rütten). Zu den dort gezeigten Schätzen des Trashkinos zählen unter anderem Filme der Sharknado-Reihe, aber auch Genre-Perlen wie Frogs und Rabbits (beide von 1972).[9]
Die Filmproduktionsfirma The Asylum veröffentlichte im Jahr 2009 mit Mega Shark vs. Giant Octopus einen ersten eigenen Tierhorrorfilm, dem eine Reihe weiterer Veröffentlichungen folgte. Diese Filme sind alle für den DVD-Markt produziert und richten sich praktisch ausschließlich an Genre- und Trashfilmfans. Häufig treten dabei zwei unterschiedliche, monsterartige Tiere gegeneinander an. So wurde 2010 mit Mega Shark vs. Crocosaurus eine Fortsetzung des ersteren gedreht. Roger Corman schloss sich dieser Entwicklung mit einigen Produktionen an und ließ 2010 den Film Dinoshark drehen. Im selben Jahr entstand unter seiner Produktion auch Sharktopus, das ein Hybridwesen aus Hai und Oktopus zum Thema hat. 2011 drehte Jim Wynorski für Corman die B-Filme Piranhaconda und Camel Spiders – Angriff der Monsterspinnen, in denen wiederum unterschiedliche Tiere gekreuzt wurden oder mutierten.
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Motive
Zusammenfassung
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In seinem Buch Horror Geschichte und Mythologie des Horrorfilms unterteilt der deutsche Filmkritiker Georg Seeßlen Tierhorrorfilme in zwei Hauptmotive. Das erste ist die Verwandlung des Menschen in ein Tier oder umgekehrt. Dies schließt auch die zahlreichen im Horrorgenre fest etablierten Tiermenschen wie Affen- und Katzenmenschen, Werwölfe oder das berühmte Schuppenwesen aus Der Schrecken vom Amazonas (Creature from the Black Lagoon, 1954), sowie zahlreiche Body-Horror-Filme (z. B. Die Fliege, 1986 David Cronenberg) mit ein. Das Motiv der Metamorphose durch menschliche Einflüsse wie wissenschaftliche Experimente, Umweltverschmutzung, atomare Strahlung und so weiter überschneidet sich mit anderen Filmgenres wie der Science Fiction.[10]
Zahlreiche Tierhorrorfilme werfen dabei die Frage auf, ob ein Verhältnis zwischen Mensch und Tier, das auf Unterwerfung bzw. Ausbeutung der Tiere beruht, nicht Anlass zur Rache geben sollte. In Tierhorrorfilme, in denen das Motiv „Rache-der-Natur“ dominiert, werden die Gestalt- und Verhaltensänderungen oft durch den menschlichen Umgang mit der Natur verursacht (z. B durch Atombombenversuche, Umweltverschmutzung, verunglückte Experimente oder gezielte Angriffe durch Menschen). In diesem Kontext sind z. B. Moby Dick (1956, John Huston) und Orca, der Killerwal (1977, Michael Anderson) entstanden.[2]
Das zweite Hauptmotiv ist das den Menschen bedrohende Tier. Die Bedrohung wird in der Regel als vom Menschen direkt oder indirekt provoziert dargestellt. Das Tier wird durch Magie, Experimente oder andere menschliche Einflüsse besonders aggressiv und gefährlich, die Natur schlägt zurück. Dazu stellt Seeßlen fest, dass „diese hochmoralische Botschaft selten mehr ist als ein schöner Vorwand, unseren alten Albträumen ein neues kinematographisches Gewand zu verleihen“.[10]
Die Bedrohung durch ein Tier unterscheidet Seeßlen wiederum in zwei verschiedene Typen: Den Horror aus der Nähe und aus der Entfernung. Das heißt, dass das Tier entweder dadurch gefährlich und beängstigend wirkt oder ist, weil es anfängt, sich wie ein Mensch zu verhalten, oder weil das Tier durch die völlige Abwesenheit jeglicher menschlicher Eigenschaften die gefühls-, rücksichts- und mitleidlose Natur verkörpert.[11]
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Beispiele für Tierhorrorfilme
Zusammenfassung
Kontext
Einige der hier genannten Filmbeispiele wurden in dem Buch Filmgenres und Filmgattungen[1], vom Horrormagazin[12], Moviepilot[13] oder Film.at[14] empfohlen.
Weichtiere
Gliederfüßer
Die Grenzen zu Genres wie Trash und Science-Fiction werden beim Auftreten gentechnisch veränderter oder verhaltensauffälliger Insekten des Öfteren überschritten. Dabei gibt es durchaus Filme, die sich selbst nicht sonderlich ernst nehmen und somit zu den Horrorkomödien gezählt werden, wie z. B. Arac Attack von 2002.[13]
Spinnen
Sonstige Insekten
Fische
Das Imageproblem des Weißen Hais begann offenbar schon mit den Haiangriffen an der Küste von New Jersey, bei denen 1916 vier Menschen ums Leben kamen. Die Vorkommnisse verarbeitet Peter Benchley 1974 in seinem Roman, Der weiße Hai, der nur ein Jahr später unter der Regie von Steven Spielberg verfilmt wurde.[18]
Haie
Der Erfolg von Der weiße Hai zog Nachahmer wie Tintorera! Meeresungeheuer greifen an (1977) oder The Last Jaws – Der weiße Killer (1980) nach sich, die sich bis heute fortsetzen, darunter Shark Attack 3: Megalodon (2002), Der weiße Hai in Venedig (2008) und The Reef (2010).
Piranhas
Reptilien
Schlangen
Krokodile
Frühere Beispiele sind die US-amerikanische Produktion Der Horror-Alligator aus dem Jahr 1980, der im selben Jahr erschienene Die heilige Bestie der Kumas und weitere in Italien produzierte Filme wie Der Mörder-Alligator (1989). Menschliche Eingriffe in die Natur sind oftmals der Grund dafür, dass die Krokodile, oder Alligatoren zu Bestien werden.
Vögel
Säugetiere
Ein anderes Beispiele sind Filme, in denen Fledermäuse im Mittelpunkt stehen. 1999 inszenierte Louis Morneau den Horrorfilm Bats – Fliegende Teufel. 2007 folgte diesem eine späte Fortsetzung mit Bats 2: Blutige Ernte. In dem 2001 entstandenen Film Bat Attack – Angriff der Fledermäuse stehen genmanipulierte Fledermäuse im Zentrum der Geschichte. Einige der Tierdarsteller wurden für ihre Leistungen mit entsprechenden Preisen ausgezeichnet, hierzu zählt auch die Ratte Ben aus Willard.[21]
Werwölfe, Monster, Hybridwesen, Außerirdische etc.
Werwolffilme siehe auch: Liste von Werwolffilmen und -serien
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Literatur
- Georg Seeßlen, Fernand Jung: Horror. Geschichte und Mythologie des Horrorfilms. Schüren, Marburg 2006, ISBN 3-89472-430-7.
- Frank Papenbroock: Filmgenres und Filmgattungen. Springer Fachmedien, Wiesbaden 2023, ISBN 978-3-658-41943-1
Einzelnachweise
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