Tschechien
Staat in Mitteleuropa Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
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Tschechien (tschechisch Česko, amtliche Vollform Tschechische Republik, tschechisch Česká republika ) ist ein Binnenstaat in Mitteleuropa mit rund 10,5 Millionen Einwohnern. Es setzt sich aus den historischen Ländern Böhmen (Čechy) und Mähren (Morava) sowie Teilen von Schlesien (Slezsko) zusammen. Das Land grenzt im Westen an Deutschland, im Norden an Polen, im Osten an die Slowakei und im Süden an Österreich. Hauptstadt und Metropole des Landes ist Prag (tschechisch Praha), weitere Großstädte sind Brünn (Brno), Ostrau (Ostrava), Pilsen (Plzeň), Reichenberg (Liberec) und Olmütz (Olomouc).
Tschechische Republik | |||||
Česká republika | |||||
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Wahlspruch: Pravda vítězí (tschechisch für „Die Wahrheit siegt“) | |||||
Amtssprache | Tschechisch | ||||
Hauptstadt | Prag | ||||
Staats- und Regierungsform | parlamentarische Republik | ||||
Staatsoberhaupt | Präsident Petr Pavel | ||||
Regierungschef | Ministerpräsident Petr Fiala | ||||
Fläche | 78.866 km² | ||||
Einwohnerzahl | 10,7 Millionen (86.) (2022)[1] | ||||
Bevölkerungsdichte | 136 Einwohner pro km² | ||||
Bevölkerungsentwicklung | + 1,6 % (Schätzung für das Jahr 2022)[2] | ||||
Bruttoinlandsprodukt
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2022[3] | ||||
Index der menschlichen Entwicklung | 0,895 (32.) (2022) [4] | ||||
Währung | Tschechische Krone (CZK) | ||||
Errichtung | 1. Januar 1993 | ||||
Nationalhymne | Kde domov můj („Wo ist meine Heimat“) | ||||
Nationalfeiertag | 28. Oktober (1918: Tschechoslowakische Unabhängigkeitserklärung) | ||||
Zeitzone | UTC+1 MEZ UTC+2 MESZ (März bis Oktober) | ||||
Kfz-Kennzeichen | CZ | ||||
ISO 3166 | CZ, CZE, 203 | ||||
Internet-TLD | .cz | ||||
Telefonvorwahl | +420 | ||||
Administrative Gliederung Tschechiens |
Im 6. Jahrhundert wanderten Slawen in das zuvor von Kelten und Germanen besiedelte Böhmen ein. Anfang des 9. Jahrhunderts bildete sich das Mährerreich als erstes slawisches Staatswesen heraus. Der geeinte tschechische Staat entstand unter der böhmischen Přemysliden-Dynastie, als im 11. Jahrhundert die Markgrafschaft Mähren Böhmen unterstellt und 1085 das Königreich Böhmen geformt wurde. Es hatte eine Sonderstellung im Heiligen Römischen Reich und beherrschte unter den Přemysliden und Luxemburgern große Gebiete Kontinentaleuropas. Im Zuge des Aufstiegs der Habsburger und des Dreißigjährigen Krieges wurde das Gebiet Teil der Habsburgermonarchie und blieb es bis zu deren Zerfall nach der Niederlage im Ersten Weltkrieg.
Im Jahre 1918 erfolgte die Gründung der demokratischen Tschechoslowakei. Im Jahre 1939 wurde der tschechische Landesteil durch das nationalsozialistische Deutschland besetzt und zum Protektorat Böhmen und Mähren erklärt. Im Jahre 1945 befreiten die Alliierten mit Unterstützung der Tschechoslowakischen Exilarmee das Land vom NS-Regime. Nach dem Krieg wurde die deutsche Minderheit vertrieben. Nachdem die Rote Armee den Großteil der Tschechoslowakei besetzt hatte, übernahm 1948 die Kommunistische Partei der Tschechoslowakei (KSČ) im sogenannten Februarumsturz die Macht im Land, das damit zum Satellitenstaat der Sowjetunion wurde. Die Reformbewegung des Prager Frühlings schlugen im Jahr 1968 Truppen des Warschauer Paktes nieder. Nach der Samtenen Revolution 1989 wurde unter Präsident Václav Havel die Demokratie wiedererrichtet. Die heutige Tschechische Republik entstand am 1. Januar 1993 mit der friedlichen Teilung der Tschechoslowakei. Sie ist seit 1999 Mitglied der NATO und seit 2004 Mitglied der Europäischen Union.
Tschechien ist ein Industriestaat. Sein Bruttoinlandsprodukt pro Einwohner ist das höchste der ehemaligen RGW-Mitglieder. Das Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen zählt Tschechien zu den Ländern mit sehr hoher menschlicher Entwicklung. Sowohl im Bezug auf die politische als auch die wirtschaftliche Transformation belegt Tschechien Spitzenplätze.[5]
Karte Tschechiens mit den regionalen Verwaltungseinheiten (Kraje) und dem höchsten Berg |
Tschechien grenzt an Deutschland (810,3 km) im Westen und Nordwesten, an Polen (762 km) im Nordosten, die Slowakei (252 km) im Südosten und Österreich (466 km) im Süden. Der Binnenstaat ist in etwa gleich weit von Ostsee und der Adria entfernt. Die West-Ost-Ausdehnung Tschechiens beträgt maximal 493 Kilometer, die Nord-Süd-Ausdehnung 278 Kilometer. Von der Gesamtfläche mit 78.866 Quadratkilometern fallen 67 % auf Flach- und Hügelland bis zu 500 m Seehöhe, 32 % liegen zwischen 500 und 1000 m und etwa 1 % darüber. Der Anteil der Wasserfläche beträgt 3 %. Der tiefste Punkt Tschechiens ist die Elbe bei Hřensko (115 m), der höchste Berg die Schneekoppe (1603 m).
Tschechien ist an seinen Rändern von Gebirgszügen umgeben. Deswegen sagt man zum Beispiel in Oberösterreich und der Oberpfalz „ich fahre ins Böhmische hinein“. An der Südwestgrenze Tschechiens liegt der Böhmerwald (Šumava, 1000 bis 1400 Meter), im Nordwesten das Erzgebirge (Krušné hory, Keilberg 1244 Meter) und im Norden das Riesengebirge (Krkonoše) und das Altvatergebirge (Hrubý Jeseník). Die Ostgrenze zur Slowakei bilden die Beskiden und Weißen Karpaten und die March. Nur die Südgrenze zu Niederösterreich verläuft großteils entlang eines Flusses – der stark mäandrierenden Thaya.
Die geomorphologische Gliederung Tschechiens unterteilt das Land anhand der Gebirgsbildung in zwei Systeme. Die Böhmische Masse, die etwa drei Viertel der Fläche einnimmt, gehört zu den mitteleuropäischen Varisziden. Der tschechische Anteil an den Karpaten im Südosten gehört zum alpidischen Gebirgssystem. Die Subprovinzen setzen sich aus Beckenlandschaften zusammen, die von Gebirgen umgeben und unterteilt werden. Die Böhmisch-Mährische Höhe (600 bis 800 Meter) trennt das Böhmische Becken vom Südmährischen Tiefland. Reich an Kalksteinhöhlen ist der Mährische Karst. Mähren hat im Osten Anteil am Karpatenvorland und im Süden am Wiener Becken.
Entlang der Kämme des Oberpfälzer- und Böhmerwaldes, der Böhmisch-Mährischen Höhe, der Beskiden und Westkarpaten verläuft die Europäische Hauptwasserscheide.
In Tschechien gibt es relativ wenige natürliche Seen, der größte ist der Černé jezero im Böhmerwald. Seit dem 12. Jahrhundert wird jedoch Teichwirtschaft betrieben. Das größte System von Fischteichen befindet sich im südböhmischen Třeboňsko. Im 20. Jahrhundert entstanden durch den Bau von Stauanlagen zahlreiche künstliche Seen, die dem Hochwasserschutz, der Energiegewinnung und der Erholung dienen. Die größten Stauseen sind entlang der Moldau-Kaskade zu finden.
Tschechien liegt in der gemäßigten Temperaturzone der Erde. Die Jahresdurchschnittstemperatur betrug in den Jahren nach 1951 rund 8,1 °C und in den letzten Jahren vor 2018 rund 10,0 °C. Sie hat in dieser Zeit also deutlich zugenommen[6] (→ Globale Erwärmung).
Die Winter sind relativ mild (Februar: 0,5 °C) und die Sommer relativ kühl (Juni: 18,6 °C). Der Jahresniederschlag in Prag wurde mit 508 Millimetern gemessen; ein relativ geringer Wert aufgrund der Lage im Lee von Böhmerwald, Oberpfälzer Wald und Erzgebirge.
In Tschechien gibt es vier Nationalparks. Der größte, der Nationalpark Šumava (Böhmerwald), bildet mit angrenzenden Schutzgebieten einen der artenreichsten Naturräume Mitteleuropas. Auch die Nationalparks Riesengebirge, Böhmische Schweiz und Thayatal grenzen an Schutzgebiete in den Nachbarländern. Daneben sind die Regionen Třeboňsko, Křivoklátsko, die Weißen Karpaten und das untere Marchtal als Biosphärenreservate ausgewiesen. Die 26 Landschaftsschutzgebiete sind großflächige naturbelassene Landschaften, die 109 nationalen Naturreservate kleinräumig streng geschützte einzigartige Ökosysteme. Tschechien liegt am Grünen Band Europas.
In letzter Zeit ist eine Rückkehr größerer Wildtiere zu beobachten. Im Böhmerwald leben wieder Luchse und Elche. Vor allem in der Karpatenregion werden durchziehende Wölfe und Braunbären beobachtet. Wolfsrudel haben sich seit 2014 um den Mácha-See sowie um Broumov niedergelassen.[7] Im Böhmerwald leben derzeit geschätzte 36 Wölfe.[8]
Im Jahr 2023 lebten 75 Prozent der Einwohner Tschechiens in Städten.[9]
Die größten Städte des Landes sind:
Stadt | Einwohner 2021[10] | |||
---|---|---|---|---|
1 | Praha (Prag) | 1.275.000 | ||
2 | Brno (Brünn) | 379.000 | ||
3 | Ostrava (Ostrau) | 280.000 | ||
4 | Plzeň (Pilsen) | 169.000 | ||
5 | Liberec (Reichenberg) | 103.000 | ||
6 | Olomouc (Olmütz) | 99.000 | ||
7 | České Budějovice (Budweis) | 93.000 | ||
8 | Hradec Králové (Königgrätz) | 91.000 | ||
9 | Ústí nad Labem (Aussig an der Elbe) | 90.000 | ||
10 | Pardubice (Pardubitz) | 89.000 | ||
11 | Zlín (Zlin) | 73.000 | ||
12 | Havířov | 69.000 |
Tschechien hatte 2022 10,7 Millionen Einwohner.[11] Das jährliche Bevölkerungswachstum betrug + 1,6 %. Trotz eines Sterbeüberschusses (Geburtenziffer: 9,5 pro 1000 Einwohner[12] vs. Sterbeziffer: 11,3 pro 1000 Einwohner[13]) wuchs die Bevölkerung durch Migration. Die Anzahl der Geburten pro Frau lag 2022 statistisch bei 1,6, die der Europäischen Union betrug 1,5.[14] Die Lebenserwartung der Einwohner Tschechiens ab der Geburt lag 2022 bei 79 Jahren[15] (Frauen: 82[16], Männer: 76,2[17]). Der Median des Alters der Bevölkerung lag im Jahr 2021 bei 42,6 Jahren.[18] Im Jahr 2023 waren 15,8 Prozent der Bevölkerung unter 15 Jahre,[19] während der Anteil der über 64-Jährigen 20,8 Prozent der Bevölkerung betrug.[20]
Die Mehrheit der Tschechen wohnt in eigenen Immobilien: 2008 bewohnten rund 40 Prozent der Haushalte in Tschechien ihr eigenes Haus und 20 Prozent der Haushalte die eigene Wohnung. 23 Prozent wohnten zur Miete, weitere 12 Prozent in Genossenschaftswohnungen. 1995 wohnten nur 2 Prozent in der eigenen Wohnung, 2005 waren es schon 18 Prozent. Im gleichen Zeitraum sank der Anteil der Haushalte, die zur Miete wohnten, von 40 auf 25 Prozent.[23]
Bei der Volkszählung 2011 bildeten die Tschechen mit 64,3 Prozent die größte Gruppe, gefolgt von den Mährern mit 5,0 Prozent und den Slowaken mit tschechischer Staatsbürgerschaft mit 1,4 Prozent (etwa 25 % machten keine Angabe zur Nationalität; in vorherigen Zählungen bezeichneten sich meist über 90 % als Tschechen).[24] Tschechen und Mährer wurden bis 1991 nicht getrennt erfasst. Die Angabe der mährischen Nationalität in der Volkszählung wird eher als Ausdruck des mährischen Patriotismus verstanden. So gaben 1991 bei der ersten Erhebung noch 13,2 Prozent der Bevölkerung an, mährisch zu sein. 0,1 Prozent der Bevölkerung gaben bei der Erfassung 2001 an, Schlesier zu sein (1991 noch 0,4 %).
Die Tendenz ist bei nahezu allen ethnischen Minderheiten rückläufig. So sank in denselben zehn Jahren die Zahl der (offiziell gezählten) Polen – besonders im Teschener Gebiet wohnhaft – von 59.383 (0,6 %) auf 51.968 (0,5 %), die der Deutschen (ohne deutsche Staatsbürger mit Aufenthaltsrecht, aber einschließlich Deutsche mit doppelter Staatsbürgerschaft) von 48.556 (0,5 %) auf 39.106 (0,4 %).[25]
Der tatsächliche Bevölkerungsanteil der Roma dürfte weit höher liegen, als bei dieser Volkszählung angegeben. Man vermutet rund 250.000 bis 300.000 Roma in Tschechien,[26] was etwa drei Prozent der Gesamtbevölkerung wären. Viele Roma wohnen in den Randgebieten des Landes und in sozial schwächeren Großstadtvierteln. Aus verschiedenen Gründen (schwaches nationales Bewusstsein, Diskriminierung, Identifizierung als Tschechen) tendieren viele ihrer Angehörigen dazu, in Volkszählungen eine andere Ethnie anzugeben.
Die Zahl der Ausländer stieg seit 2000 stetig an und hat sich binnen neun Jahren bis 2008 auf 410.000 mehr als verdoppelt. Zum Stichtag 31. Dezember 2016 lebten 493.441 Ausländer in Tschechien. Das entsprach 4,66 Prozent der Bevölkerung, eine Zahl, die trotz des starken Anstiegs immer noch deutlich unter dem EU-weiten Schnitt liegt. Unter den ausländischen Staatsbürgern bildeten die Ukrainer mit 107.418 und die Slowaken mit 107.251 die größten Gruppen. Es folgten die in Tschechien lebenden Vietnamesen mit 57.650, die Russen mit 33.970, die Deutschen mit 21.216 und die Polen mit 20.305 Personen. Die Zahl der EU-Ausländer betrug insgesamt 208.166.[27] Im Jahre 2017 waren 4,1 % der Bevölkerung Migranten.[28][29]
Die drei Volkszählungen nach der Wende des Jahres 1989 verzeichneten einen deutlichen Rückgang der Zugehörigkeit zu den traditionellen christlichen Kirchen. Dabei zeigen sich deutliche regionale Unterschiede.[30]
Einer Erfassung der Universität Luzern aus den Jahren 2006 bis 2015 zufolge gehörten 71 % der tschechischen Bevölkerung keiner Religionsgemeinschaft an. Dies war der höchste Wert in Europa vor dem Vereinigten Königreich (50,6 %) und Frankreich (50,5%). 27,1 % deklarierten sich als Christen.[31]
Eine repräsentative Umfrage im Auftrag der Europäischen Kommission im Rahmen des Eurobarometers ergab 2020, dass für 19 Prozent der Menschen in Tschechien Religion wichtig ist, für 22 Prozent ist sie weder wichtig noch unwichtig und für 59 Prozent ist sie unwichtig.[32]
Nach der Volkszählung 2011 waren 10,3 Prozent römisch-katholisch und 0,9 Prozent Protestanten (darunter: Tschechoslowakische Hussitische Kirche, Schlesische Evangelische Kirche A.B., Evangelische Kirche der Böhmischen Brüder und die Baptistische Union der Tschechischen Republik); 3,2 Prozent gehörten sonstigen Religionsgruppen an, unter ihnen etwa 15.000 Zeugen Jehovas,[33] 7.000 Buddhisten, 5.000 tschechische Juden und etwa 10.000 Muslime.[34] Allerdings machten 45,2 Prozent der Bevölkerung keine Angaben zu ihrer Religionszugehörigkeit und weitere 6,7 Prozent antworteten, sie seien gläubig, ohne einer bestimmten Konfession anzugehören.
Eine Besonderheit stellt die Orthodoxe Kirche der tschechischen Länder und der Slowakei dar, die nach der Auflösung der Tschechoslowakei bis heute eine binationale Glaubensgemeinschaft bildet. Von den insgesamt 77.053 orthodoxen Tschechen und Slowaken bekannten sich 2001 23.053 Tschechen zu dieser Glaubensgemeinschaft.
Ein wichtiger Feiertag für Christen ist der 5. Juli, der an die Ankunft der Slawenapostel Kyrill und Method in Großmähren im Jahr 862 erinnert. Neben dem Nationalheiligen Wenzel werden die Heiligen Ludmilla, Adalbert und Agnes verehrt. Der Reformator Jan Hus hat einen hohen Stellenwert im tschechischen Selbstverständnis.
Die Mehrheit des nach dem Zweiten Weltkrieg enteigneten Eigentums der Kirchen wird seit 2013 schrittweise zurückerstattet. Im Gegenzug wird die Subventionierung der Kirchen zurückgefahren.[35]
Das Schulwesen ist in Tschechien dreistufig organisiert. Die Grundschule (Základní škola) dauert neun Jahre und deckt den gesamten Pflichtschulbereich ab. Nach der fünften oder siebten Klasse kann jedoch nach einer Aufnahmeprüfung in ein acht- beziehungsweise sechsjähriges Gymnasium gewechselt werden. Daneben gibt es das vierjährige Oberstufengymnasium. Das Gymnasium wird mit der Matura (maturita) abgeschlossen, die zum Hochschulstudium berechtigt. Neben dem Gymnasium gibt es Konservatorien für musische Fächer und mittlere Fachschulen (Střední odborná škola), die auf technische, kaufmännische oder andere Fachrichtungen spezialisiert sind und ebenfalls mit Matura abschließen. Die Lehrlingsausbildung erfolgt an dreijährigen Berufsschulen (Střední odborné učiliště).[36]
Die Hochschulbildung gliedert sich in die drei Stufen Bakkalaureat, Master- bzw. Magisterstudium und Doktorat. 29 Hochschulen haben den Rang einer Universität. Die älteste und mit 50.000 Studenten größte Universität ist die Prager Karls-Universität. Weitere große Hochschulen sind die Masaryk-Universität in Brünn und die Palacky-Universität Olomouc sowie die Technische Universität Brünn und die Tschechische Technische Universität Prag.
Im PISA-Ranking von 2015 erreichen Tschechiens Schüler Platz 28 von 72 Ländern in Mathematik, Platz 28 in Naturwissenschaften und Platz 30 beim Leseverständnis. Tschechien liegt damit minimal unter den Durchschnitt der OECD-Staaten.[37]
Čechy ist das tschechische Wort für Böhmen, es wird gelegentlich auch vereinfachend für das gesamte Tschechien (inklusive Mähren und Schlesien) verwendet. Die Eigenschaftswörter tschechisch und böhmisch heißen in der tschechischen Sprache identisch český. Nach einer Sage ist der Urvater Čech (Tschech) der Gründer des Volkes der Tschechen.
Česko ist das tschechische Kurzwort des offiziellen Namens Česká republika. Der Begriff ist seit 1777 belegt, wurde aber vor 1992 – außer in Fachkreisen und als Äquivalent zu Slovensko (Slowakei) in den politischen Diskussionen um 1918 und 1968 – selten verwendet. Obwohl er im offiziellen Wörterbuch der tschechischen Sprache sowie in Terminologie-Listen enthalten war, war der Begriff in der Öffentlichkeit weitestgehend ungebräuchlich und galt als archaisch. Seit der Eigenstaatlichkeit setzte sich diese Kurzform zwar mehr und mehr durch, jedoch versäumte die Tschechische Republik zuerst, die Etablierung einer Kurzform offiziell zu verkünden.[38] Erst am 11. Mai 2004 empfahl der tschechische Senat inoffiziell in einer Sondersitzung die Verwendung von Česko zusätzlich zur Langform.
Obwohl der kurze Name von den Experten der „Nomenklaturkommission des tschechischen Vermessungsamtes und Katasteramtes“ Český úřad zeměměřický a katastrální gemäß dem Gesetz 200/1994 Sb.[39] ausgewählt worden war,[40] wurde dieses erst 2016 der UNO gemeldet. Zugleich wurden die Übersetzung des Begriffes „Česko“ für mehrere Sprachen registriert.[38][41]
Angesichts der Teilung der Tschechoslowakei am 1. Januar 1993 musste ein deutscher Name für den neuen Staat gefunden werden. In Erwägung der obigen Argumente schlug eine staatliche Kommission damals „Tschechien“ vor, unterstützt von deutschen und österreichischen Sprachforschern sowie Historikern.[42] Dementsprechend ist seit 1992 in deutschen Nachschlagewerken ausschließlich „Tschechien“ als Kurzform zu finden, während die Bezeichnung als „Tschechei“ heute überholt und ungebräuchlich ist.[43] Bereits 1993 empfahl das deutsche Außenministerium in einem Memorandum an die tschechischen Botschaften die Verwendung der Kurzform „Tschechien“ in deutscher Sprache als legitim und äquivalent. In den aktuellen Verzeichnissen der Staatennamen für den amtlichen Gebrauch wird von Deutschland, Österreich und der Schweiz „Tschechien“ als Kurzform genannt.[44]
Seit Frühjahr 2017 benutzt das Auswärtige Amt in Deutschland in der offiziellen Länderliste die Bezeichnung „Tschechien“, bei einigen Artikeln teilweise auch „Tschechische Republik“',[45][46][47] nachdem die tschechische Regierung dies selbst geändert hatte.[38] Auf Antrag des tschechischen Außenministeriums wurde der Kurzname Mitte 2016 in die Datenbank der UN eingetragen.[48]
Die Bezeichnung „Tschechei“ wurde nach der Bildung der Tschechoslowakei 1918 verwendet. Eine breitere Verwendung dieser Bezeichnung (neben Böhmen) war seit den 1930er Jahren festzustellen. Der Begriff Tschechei besitzt heute jedoch in der Regel eine negative Konnotation wegen der Verwendung im NS-Sprachgebrauch, insbesondere in der Bezeichnung „Rest-Tschechei“ in Sinne von „Rest-Tschechoslowakei“. Vor allem die älteren Tschechen verbinden den Begriff daher mit dem Nationalsozialismus.[49]
Im Englischen war bis 2016 die einzige allgemein akzeptierte Bezeichnung Czech Republic. Die Form Czechia wurde seit den 2010er Jahren intensiv diskutiert und hat vermehrt Akzeptanz gefunden. Sie wurde dann am 17. Mai als offizielle englische Übersetzung des Kurznamens zusammen mit der arabischen (تشيكيا), chinesischen (捷克), deutschen (Tschechien), französischen (la Tchéquie), russischen (Чехия) und spanischen (la Chequia) Kurzform[41][50] – in den Datenbanken UNGEGN und Unterm[51] der UN eingetragen.[48] Außerdem ist „Czechia“ in der ISO-Ländercodeliste und in der offiziellen EU-Länder-Liste registriert.[52] Die Webdienste Openstreetmap, Google Maps,[53] Apple Maps und Bing nutzen die Kurzform. Das deutsche Auswärtige Amt benutzt auf seiner englischsprachigen Seite „Czech Republic“ in der offiziellen Länderliste, „Czechia“ in den meisten Artikeln.[54][55]
Für die Anwesenheit von Menschen während des Altpaläolithikums gibt es lediglich Anhaltspunkte. Die ältesten Werkzeugfunde werden der Cromer-Warmzeit zugeordnet, ihr Status als Artefakt ist aber häufig umstritten. Aus dem Mittelpaläolithikum sind Werkzeuge bekannt, die Homo erectus zugeschrieben werden, sowie Höhlen und Lagerplätze des