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Tx-transform

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tx-transform ist eine von Martin Reinhart entwickelte Implementierung der sogenannten Slitscan-Aufnahmetechnik. Es handelt sich dabei um eine Filmtechnik, welche die Zeit (t) und eine der Raumachsen (x oder y) im Film miteinander vertauscht. Normalerweise bildet jeder einzelne Filmkader den ganzen Raum, aber nur einen kurzen Moment der Zeit (1/24 Sekunde) ab. Bei tx-transformierten Filmen ist es genau umgekehrt: Jeder Filmkader zeigt die gesamte Zeit, aber nur einen winzigen Teil des Raumes – bei Schnitten entlang der horizontalen Raumachse wird so der linke Teil des Bildes zum „Vorher“, der rechte Teil zum „Nachher“.

tx-transform ist auch der Titel eines Kurzfilms (Österreich 1998, 35 mm, Cinemascope, Dauer: 5 Minuten), den Martin Reinhart gemeinsam mit Virgil Widrich realisiert hat. In diesem Film kam die Technik erstmals zur Anwendung und wurde international bekannt.

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Entstehung

Seit 1992 arbeitet Martin Reinhart daran, ein Verfahren zu entwickeln, das das filmische Ordnungssystem umstülpt und quer zur Zeitachse lesbar macht. Mit tx-transform können Abfolgen erzeugt werden, in denen die filmische Repräsentation nicht mehr ausschließlich durch die räumliche Präsenz eines Gegenstandes bestimmt ist, sondern in ihrer Form vom Zusammenspiel relativer Bewegungen abhängt. Gegenstände im Film werden dadurch nicht mehr als Abbild eines konkreten Vorhandenseins definiert, sondern als Zuständlichkeiten in der Zeit.

Ursprünglich wurde die Technik analog auf 35-mm-Film erprobt. Später entwickelte Reinhart eine digitale Softwareversion, mit der die Transformation auch nachträglich in der Postproduktion durchgeführt werden kann. Diese Software wurde 1998 erstmals öffentlich vorgestellt und erlaubt es, Bildmaterial entlang einer gewählten Raumachse zeitlich neu zu ordnen. Damit wurde tx-transform zu einem Werkzeug, das filmische Zeitprozesse auch in Echtzeit visualisieren kann.

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Technische Umsetzung

Die digitale Umsetzung des Verfahrens basiert auf einer Software, die für jedes Einzelbild die zeitliche Position einzelner Pixel neu berechnet. Je nach Parameterwahl – etwa Richtung, Geschwindigkeit oder Scanbreite – entstehen unterschiedliche Formen der zeitlichen Verzerrung und Raumverschiebung. Dadurch kann Bewegung nicht mehr nur linear, sondern räumlich erfahrbar gemacht werden. Die Software „tx-transform“ ist urheberrechtlich geschützt und wurde in der Europäischen Patentanmeldung EP0967572 A2 beschrieben.

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Filmische Bewegungsdarstellungen

Zusammenfassung
Kontext

Wenn ein ruhender Gegenstand aufgezeichnet wird, ist es prinzipiell gleichgültig, ob bei der Aufnahme oder Wiedergabe eine zeitliche Umkehrung, Dehnung oder Teilung vorgenommen wird, das Ergebnis bleibt stets dasselbe. Bewegung im Film ist nur aufgezeichnete Bewegung relativ zur Kadrierung. „Relativstatisch“ heißt in diesem Fall, dass das Verhältnis von Gegenstand und Objektiv unverändert bleibt, dass eine starre Achse zwischen Signal und Signalaufzeichnung besteht. Daraus folgend lässt sich sagen, dass Bewegung innerhalb der Kadergrenzen nur dann wahrgenommen wird, wenn sich entweder das Objekt im Verhältnis zur Kamera oder die Kamera im Verhältnis zum Objekt bewegt, kurz: wenn es eine Relativbewegung gibt.

Gerade beim Film lässt sich einfach illustrieren, dass es einer weiteren Bewegung bedarf, um eine Bewegungsillusion zu erzeugen: Der Film muss durch den Projektor laufen. Die Eigenbewegung des Filmes kennt nur eine Richtung – vom ersten bis zum letzten Kader eines Streifens. Diese Informationsstruktur entlang eines zeitlichen Vektors lässt sich auch als Schichtung denken und am anschaulichsten am Daumenkino zeigen: Bei diesem Kinderspielzeug wird die Bewegungsillusion durch eine rasche Abfolge einzelner Zeitschichten erzeugt. Das Daumenkino beinhaltet, wie die Filmspule, die Gesamtheit aller räumlichen Bewegungsaspekte und kann als „Informationsblock“ verstanden werden. Üblicherweise wird dieser Block von vorne nach hinten, entlang der Zeitachse, durchgeblättert, um die Illusion filmischer Bewegung zu erzeugen.

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Schema einer tx-transformation (Tausch von Raum- und Zeitachse)

Bewegungsdarstellung in der tx-transformation

tx-transform ist ebenfalls ein Schnitt durch diesen Informationsblock, jedoch nicht entlang der Zeit-, sondern der Raumachse. Es mag auf den ersten Blick nicht sehr wahrscheinlich erscheinen, dass diese „Raumschnitte“ zu lesbaren Bildern führen können, geschweige denn zu nachvollziehbaren Bewegungsabfolgen. Doch das ist keineswegs der Fall. Diese Schnitte haben eine Reihe von überraschenden visuellen Effekten zur Folge: Häuser scheinen sich zu bewegen, Köpfe wachsen aus sich selbst heraus, fahrende Züge werden mit zunehmendem Tempo immer kürzer u. v. m.

Im Gegensatz zu herkömmlichen Filmen kommt bei tx-transformationen der Festlegung der Kamera- bzw. Objektbewegung eine entscheidende Bedeutung zu. Damit das aufgenommene Material zur Herstellung von tx-transformationen geeignet ist, müssen Parameter wie Relativbewegung, Geschwindigkeit und Achsenrichtung genau definiert werden. Das übliche Weglassen unpassender Filmteile (Verschnitt) ist dabei nicht möglich, da sich ein einziges fehlendes Bild auf die gesamte Sequenz auswirken würde. Das Ergebnis kann – abhängig von der Aufnahmeart – vollkommen abstrakt oder erstaunlich realistisch erscheinen.

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Geschichtliches

Die Slitscan-Filmtechnik hat ihre Ursprünge in den 1960er-Jahren. Douglas Trumbull, Special-Effects-Koordinator für Stanley Kubricks 2001: Odyssee im Weltraum, nutzte die Vertauschung der Raum- und Zeitachsen, um die berühmten „Tunneleffekte“ gegen Ende des Films zu erzeugen – ganz ohne Computertechnik. Danach arbeiteten mehrere Experimentalfilmer mit dieser Methode weiter, darunter Zbigniew Rybczyński mit The Fourth Dimension (1988).

Martin Reinhart begann Anfang der 1990er-Jahre mit der theoretischen und praktischen Untersuchung von Raum-Zeit-Verhältnissen im Film und entwickelte daraus ab 1992 die Methode tx-transform. 1998 entstand gemeinsam mit Virgil Widrich der gleichnamige Kurzfilm, der auf internationalen Festivals gezeigt und mehrfach ausgezeichnet wurde. Später wurde das Verfahren auch in Medienkunstinstallationen und Lehrveranstaltungen eingesetzt, etwa im Umfeld des ZKM - Zentrum für Kunst und Medien.

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Rezeption und Einfluss

Das Verfahren fand Beachtung in der Film- und Medienkunstszene und wurde in theoretischen Texten zur experimentellen Filmtechnik zitiert. Neben filmischen Anwendungen wurde tx-transform in Workshops und Lehrveranstaltungen zur Visualisierung von Zeitprozessen eingesetzt. Das Prinzip beeinflusste auch nachfolgende digitale Visualisierungen, die mit sogenannten „time displacement maps“ oder „temporal scans“ arbeiten.

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