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Canaria
Wildbach im Kanton Tessin Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
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Die Canaria – älterer, heute noch gelegentlich verwendeter Name: Garegna; in alpinlombardischer Mundart auch Tasin[1] – ist ein knapp neun Kilometer langer Wildbach im Gotthardmassiv in der Schweiz. Sie entwässert das linke Seitental Val Canaria des Leventinatals auf der Südseite des Alpenhauptkamms im Kanton Tessin und mündet bei Airolo in den Tessin.
Nahezu das ganze Einzugsgebiet der Canaria liegt im Landschaftsschutzgebiet «Piora – Lucomagno – Dötra», das im Bundesinventar der Landschaften und Naturdenkmäler von nationaler Bedeutung (BLN) verzeichnet ist.[2]
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Geografie
Zusammenfassung
Kontext
Verlauf
Der Fluss entspringt als Wildbach im Hochtal Valletta del Mottone aus einem Bergsee unterhalb des Piz Curnera im östlichsten Gebiet der Gemeinde Airolo. Der bisher namenlose Karsee auf 2585 m ü. M. entstand erst um die Mitte des 20. Jahrhunderts, als ein früher in der Talmulde am Piz Curnera liegender Gletscher ganz abgeschmolzen war. Auf dem Bergrücken südwestlich des Hochtals steht die Cadlimohütte.
Die Canaria fliesst aus dem hoch gelegenen See gegen Westen durch das Tal südlich des Berges Mottone zum Talkessel mit der Schwemmebene Pian Bornengo auf 2280 m ü. M. hinunter, wo sie mehrere kleine Bergbäche aufnimmt, unter anderem die Abflüsse aus dem See nördlich des Mottone und aus dem Bergsee Lago di Froda. Der Bergweg aus dem Val Canaria zum Bornengopass überquert den Bachlauf. Vom Pian Bornengo aus fliesst die Canaria einen Kilometer weit gegen Süden durch einen Talabschnitt, wo hohe Alpweiden mit den Flurnamen Quartina und Stabbio delle Pecore liegen. Der zweite dieser Lokalnamen weist auf die Funktion dieses Berggebiets als Schafalp hin.[3] In der Nähe des Wirtschaftsgebäudes der Alp Froda befinden sich bei Grasso della Froda auf 1880 m ü. M. Wasserfassungen, bei denen der Abfluss sowohl der Canaria als auch einiger Seitenbäche seit 1953 durch den 2,48 Kilometer langen Garegnastollen in den Ritomsee und von dort zum Kraftwerk Ritom abgeleitet wird und somit das Flussgebiet der Canaria verlässt.[4][5]
Die Canaria durchquert nun in südwestlicher Richtung das lange Val Canaria, das neben grossen Alpweiden auch viel Wald besonders an der sehr steilen Südflanke, orografisch gesehen links vom Fluss, aufweist. Zwei Kilometer südwestlich von Froda befindet sich auf 1688 m ü. M. der heute nicht mehr ganzjährig bewohnte Alpweiler Canaria, von dem das Tal und der Fluss ihre Namen haben. Bei den Häusern des kleinen Bergdorfes mündet ein linker Seitenbach von der Alp Stabbiello und dem Bergsee Lago di Stabbiello in die Canaria. Auf den offenen Gebieten haben sich seltene Pflanzengemeinschaften der Verbände Junipero-Laricetum und Vaccinio-Piceion ausgebreitet.[6]
Unterhalb des Bergdorfes passiert der Wildbach im Talgrund des nun schmalen, steilen V-Tales grosse Waldgebiete, die nur durch einige Lichtungen unterbrochen sind. Direkt neben dem Bach oder auf Hangterrassen stehen die Häusergruppen von Pautàn, Föisc, Rütan dei Sassi, Monte, Frasne di Dentro und Frasne di Fuori. Nur wenige Brücken und Stege überqueren das meistens schwer zugängliche Flussbett. An einzelnen Stellen durchquert der Bach eine bedeutende, durch die Erosion freigelegte Formation von Gips, die im 19. und 20. Jahrhundert ausgebeutet wurde.[7] Am Ende des Waldgebietes nimmt die Canaria von rechts ihren längsten Nebenfluss, den Riale di Nèlva auf, der auf 2420 m ü. M. am Pizzo Canariscio entspringt und über die grosse Alpe di Pontino und dann durch ein tiefes Tobel in das Tal hinunterfliesst. Der Riale di Nèlva bildet die westliche Grenze des BLN-Landschaftsschutzgebiets «Piora – Lucomagno – Dötra». Beidseits der Mündung des Wildbachs ist der steile Berghang über der Canaria von wertvollen Graslandschaften bedeckt, die als Trockenwiesen von nationaler Bedeutung registriert sind.[8]
Zwischen den Dörfern Valle und Madrano, zwei Ortsteilen der Siedlung Airolo, erreicht die Canaria das Haupttal, wo sie vor der Stalvedroschlucht auf 1095 m ü. M. in den Fluss Tessin mündet. Bei den zwei Ortschaften überquert eine Nebenstrasse das Flussbett, die auf den uralten Saumpfad aus dem Süden zum Gotthardpass zurückgeht.[9] Über die Brücke verläuft der nationale Fernwanderweg Trans Swiss Trail.[10]

Kurz vor der Mündung der Canaria passiert die Via San Gottardo siw auf einer grossen Steinbogenbrücke, die 1843 bis 1844 gebaut wurde und als Verkehrsbauwerk von nationaler Bedeutung gilt.[11] Die im 17. Jahrhundert erschlossene Route ist heute eine Kantonsstrasse und die nationale Hauptstrasse 2. Fast an der gleichen Stelle haben die Gotthardbahn und auch die Autobahn A2 ihre Flussübergänge über den Tessin, nicht aber über die Canaria, und führen danach mit Tunneln durch das Stalvedromassiv.
Einzugsgebiet
Das Einzugsgebiet der Canaria grenzt, südlich der alpinen Hauptwasserscheide, im Osten an jenes des
- Foss (mit dem Ritomsee)
und im Westen an jenes des
- Foss (am Gotthardpass) und des
- Ri della Vallascia sowie des
- Ri del Dragone
und im Süden an den
- Tessin.
Nördlich der Hauptwasserscheide grenzt es an die Einzugsgebiete
- der Unteralpreuss und
- des Vorderrheins.
Zuflüsse
Grössere Zuflüsse zur Canaria sind:
- Riale di Arecce (links) mit Laghetto dell'Alpe
- Riale dei Carbonisc (rechts)
- Valle di Monti (rechts)
- Valle del Büi (links)
- Riale di Nèlva (Ri di Berri) (rechts)
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Wasserkraft
Vor dem Bau des Stollens zum Ritomsee lieferte die Garegna genug Wasser für den Antrieb von teilweise schon im 18. Jahrhundert erwähnten Mühlen, einer Hanfreibe und zwei Sägewerken an ihrem Unterlauf.[12]

An zwei Stellen im Flusslauf wird das Wasser der Canaria zu Kraftwerken abgeleitet. Am Oberlauf befindet sich die unterirdische Leitung zum Ritomsee. Und rund 500 Meter vor der Mündung in den Tessin steht östlich von Valle das Einlaufbauwerk des Stollens zum 1968 gebauten Kraftwerk Stalvedro.[13][14] Unterhalb dieser Fassung ist das Flussbett auf dem letzten Abschnitt ausser bei Hochwasser oft ganz ausgetrocknet.
Im Hinblick auf den Ablauf der Konzession für das Kraftwerk Ritom und die Nutzung des Wassers in diesem Gebirgsabschnitt verständigten sich die SBB und der Kanton Tessin auf ein neues Konzept für die Anlagen, das vom Bundesrat 2014 genehmigt wurde. Damit können die Kraftwerke einerseits das Wasser aus dem Oberlauf der Canaria noch stärker nutzen, während sie andererseits die untere Wasserfassung bei Valle entfernen müssen. Dann fliesst in Zukunft von der Canaria wieder mehr Restwasser in den Tessin.[15][16]
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Literatur
- Dafne Genasci, Pasquale Genasci: Repertorio toponomastico ticinese. Airolo. Bellinzona 2022.
Weblinks
Commons: Canaria – Sammlung von Bildern
- Einzugsgebiet der Canaria auf dem Geoportal des Kantons Tessin
- Canaria auf schweizerfluss.ch
Einzelnachweise
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