Vereinigte Arabische Emirate
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Die Vereinigten Arabischen Emirate (arabisch الإمارات العربية المتحدة, DMG al-Imārāt al-ʿArabiyya al-Muttaḥida; amtlich: arabisch دولة الإمارات العربية المتحدة, DMG Dawlat al-Imārāt al-ʿArabiyya al-Muttaḥida ‚Staat der Vereinigten Arabischen Emirate‘), kurz VAE und häufig „die Emirate“, sind eine Föderation von sieben Emiraten im Osten der Arabischen Halbinsel in Südwestasien. An der Küste des Persischen Golfs gelegen und mit Zugang zum Golf von Oman grenzt das Land an Saudi-Arabien und Oman. Die Hauptstadt der VAE ist Abu Dhabi, als eine der drei großen Städte des Landes neben Dubai und Schardscha ist es auch ein wichtiges Wirtschafts- und Kulturzentrum.[5]
Vereinigte Arabische Emirate | |||||
الإمارات العربية المتحدة | |||||
al-Imārāt al-ʿArabiyya al-Muttaḥida | |||||
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Amtssprache | Arabisch | ||||
Hauptstadt | Abu Dhabi | ||||
Staats- und Regierungsform | föderale konstitutionelle Monarchie (de jure) | ||||
Staatsoberhaupt | Staatspräsident Scheich Muhammad bin Zayid Al Nahyan | ||||
Regierungschef | Premierminister Scheich Muhammad bin Raschid Al Maktum | ||||
Fläche | 83.600[1] km² | ||||
Einwohnerzahl | 9.558.000 (Stand: 31. Dezember 2021)[1] | ||||
Bevölkerungsdichte | 114 Einwohner pro km² | ||||
Bevölkerungsentwicklung | +0,8 % (Stand: 31. Dezember 2021)[2] | ||||
Bruttoinlandsprodukt
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2023[3] | ||||
Index der menschlichen Entwicklung | 0,937 (17.) (2022) [4] | ||||
Währung | VAE-Dirham (AED) | ||||
Unabhängigkeit | 2. Dezember 1971 (vom Vereinigten Königreich) | ||||
Nationalhymne | ʿĪschī bilādī | ||||
Nationalfeiertag | 2. Dezember (Unabhängigkeitstag) | ||||
Zeitzone | UTC+4 | ||||
Kfz-Kennzeichen | UAE | ||||
ISO 3166 | AE, ARE, 784 | ||||
Internet-TLD | .ae | ||||
Telefonvorwahl | +971 | ||||
Die VAE bestehen aus den Emiraten Abu Dhabi, Adschman, Dubai, Fudschaira, Ra’s al-Chaima, Schardscha und Umm al-Qaiwain. Vor der Unabhängigkeit 1971 waren die Emirate wegen der Protektoratsverträge, die die einheimischen Herrscher im 19. Jahrhundert mit dem Vereinigten Königreich abgeschlossen hatten, als „Vertragsküste“ oder „Vertragsstaaten“ bekannt. Das heutige politische System gründet auf der Verfassung von 1971 (das siebte Emirat Ra’s al-Chaima kam 1972 dazu). Staatsreligion ist der Islam und die Scharia ist die Hauptquelle der Gesetzgebung.[6] Arabisch ist die Amtssprache des Landes, aber auch Englisch ist weit verbreitet.[7]
Die VAE besitzen die sechstgrößten Ölvorkommen der Welt[8] und sind eines der reichsten Länder der Welt mit einem Pro-Kopf-Bruttoinlandsprodukt von 71.139 USD (kaufkraftbereinigt im Jahr 2020).[9] Das Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen zählt das Land zu den Ländern mit sehr hoher menschlicher Entwicklung. Der Internationale Währungsfonds klassifiziert die VAE als “high income developing economy”. Das Land ist Gründungsmitglied des Golf-Kooperationsrates sowie Mitgliedsstaat der Arabischen Liga, der Vereinten Nationen, der Organisation für Islamische Zusammenarbeit, der OPEC und der Welthandelsorganisation.
Die VAE haben etwa 10 Millionen Einwohner, davon sind allerdings nur rund 10 Prozent Staatsangehörige. Die Mehrheit der Bevölkerung sind Arbeitsmigranten; dies ist die höchste Quote an Arbeitsmigranten weltweit vor Katar. 40 Prozent aller Einwohner der VAE kommen aufgrund der Arbeitsmigration allein aus Indien (28 Prozent) und Pakistan (12 Prozent). Da die Migranten überwiegend Männer sind, haben die VAE auch den weltweit zweithöchsten Anteil von Männern an der Gesamtbevölkerung.
Die VAE werden autoritär regiert. Die Meinungsfreiheit ist stark eingeschränkt und es kommt regelmäßig zu schwerwiegenden Verletzungen der Menschenrechte in den Vereinigten Arabischen Emiraten, vor allem gegen Frauen und Arbeitsmigranten.
Im Jahr 2023 lebten 88 Prozent der Einwohner der Vereinigten Arabischen Emirate in Städten.[10]
Die Vereinigten Arabischen Emirate hatten 2020 9,9 Millionen Einwohner.[12] Das jährliche Bevölkerungswachstum betrug 1,2 Prozent. Bei der Gründung 1971 wohnten 240.000 Menschen in den Emiraten; die letzte offizielle Schätzung Ende 2008 gab 4.765.000 Einwohner an. Der rasante Bevölkerungszuwachs ist vor allem auf die vielen Arbeitsimmigranten zurückzuführen. Die Anzahl der Geburten pro Frau lag 2020 statistisch bei 1,5, die der Region Naher Osten und Nordafrika betrug 2,7.[13] Die Lebenserwartung der Einwohner der Vereinigten Arabischen Emirate ab der Geburt lag 2020 bei 78,9 Jahren[14] (Frauen: 81,1,[15] Männer: 77,5[16]). Der Median des Alters der Bevölkerung lag im Jahr 2020 bei 32,6 Jahren.[17] Im Jahr 2020 waren 14,9 Prozent der Bevölkerung unter 15 Jahre,[18] während der Anteil der über 64-Jährigen 1,7 Prozent der Bevölkerung betrug.[19]
Die Ausländerquote beträgt fast 90 Prozent (Stand 2015). Von den inländischen Staatsbürgern sind wiederum 70 Prozent Araber, darunter 10 Prozent Nomaden. Die übrigen 30 Prozent verteilen sich auf ethnische Iraner, Inder, Bangladescher, Pakistaner und Filipinos. Von der gesamten Bevölkerung kamen 2015 knapp 60 Prozent aus Südasien.[21] Weil die meisten Arbeitsmigranten Männer sind, haben die VAE eines der unausgeglichensten Geschlechterverhältnisse weltweit. 2016 kamen auf 100 Frauen 218 Männer.[21] Die Gesetze der VAE sehen in der Regel keine Einbürgerung vor. Kinder, die im Land geboren werden, erhalten die Staatsbürgerschaft der VAE nur, wenn der Vater Staatsangehöriger der VAE ist. Im Emirat Dubai ist eine Einbürgerung für dort geborene Personen ab dem 30. Lebensjahr unter bestimmten Bedingungen möglich. Ausländern ist es möglich, eine unbegrenzte Aufenthaltserlaubnis zu erhalten, um sich in den VAE dauerhaft niederzulassen.
Etwa ein Prozent der Landesfläche ist besiedelt.
Die VAE haben einen ungewöhnlichen Bevölkerungsaufbau. Etwa 80 Prozent der Einwohner sind Arbeitsmigranten (expatriates genannt), was einem der weltweit höchsten Ausländeranteile entspricht. Ausländische Arbeitnehmer, die eine Anstellung finden, erhalten ungeachtet ihrer Herkunft umgehend eine Aufenthalts- und Arbeitserlaubnis, wobei zusätzlich ein Gesundheitstest zu bestehen ist. Die Regel, dass bei Verlust der Arbeitsstelle der Arbeitnehmer nach 30 Tagen das Land zu verlassen hat, wenn er in diesem Zeitraum keine neue Anstellung findet, wurde 2009 abgeschafft. Die Entgelte sind sowohl für unqualifizierte Arbeiter als auch für hochqualifizierte Experten meist deutlich höher als in den Herkunftsländern. Der Lohn für ungelernte Kräfte ist allerdings wesentlich geringer als die Vergütung qualifizierter Fachkräfte. Es wurde vereinzelt von Fällen berichtet, in denen inländische Arbeitgeber die Löhne ihrer einfachen ausländischen Mitarbeiter für Monate nicht ausgezahlt hatten. Solche Vergehen seitens der Arbeitgeber ziehen inzwischen strenge Strafen nach sich. Migranten aus Industrieländern erhalten im Regelfall umfangreiche Vergütungspakete (compensation packages) mit hohen Basisgehältern und zusätzlichen Bezügen. Dies hat seit den 1990er-Jahren zu einem Zustrom an westlichen Arbeitsmigranten geführt, vor allem aus Großbritannien (120.000) und den Vereinigten Staaten (28.000), auch zunehmend aus Frankreich (10.000) und Deutschland (8.000).
Eine gewisse Rolle spielen auch die Bedoons, staatenlose Menschen arabischer Herkunft. Sie stammen oft von Beduinen ab. Der Bedoonstatus wird vererbt und hat erhebliche soziale Diskriminierung zur Folge.
Laut den Vereinten Nationen gab es 2015 in den VAE rund 8.095.000 Arbeitsmigranten.[22] Bei vielen Beschäftigten aus Asien und Afrika kommt das Kafala-System, eine Bürgschaft, in den VAE zum Tragen. Folgende Zahlen der Herkunftsländer sind Schätzungen der jeweiligen Botschaften (Auswahl, es fehlen Angaben aus den meisten arabischen Ländern):
Amtssprache ist Arabisch. Außerdem werden Hindi, Urdu und Persisch gesprochen. Englisch gilt als Handelssprache und wird zunehmend im Alltag zwischen den ethnischen Gruppen als „lingua franca“ eingesetzt.
76 Prozent der Gesamtbevölkerung (Staatsbürger und Einwanderer zusammen) sind Muslime, 9 Prozent der Bevölkerung sind Christen und die übrigen 15 Prozent vor allem Hindus und Buddhisten.[23] Anderen Angaben zufolge soll der Anteil der Christen vor allem unter den Ausländern deutlich höher liegen. Unter den Staatsbürgern liegt der Anteil der Muslime bei 96 Prozent.[24]
Die Entwicklung und Verbesserung des Bildungssektors ist eine der Hauptaufgaben der föderalen Regierung sowie der einzelnen Emirate. Der größte Teil des föderalen Haushalts 2008 (34 Prozent) ist für Bildung vorgesehen. Seit der Gründung der VAE 1971 besteht allgemeine Schulpflicht für Sechs- bis Zwölfjährige, die Alphabetisierungsrate liegt 2016 bei 93,8 Prozent (Frauen 95,8 Prozent, Männer 93,1 Prozent). Für Emiratis ist Bildung generell kostenlos, für Ausländer sind Schulgebühren zu entrichten. Seit dem Schuljahr 2006/07 können ausländische Kinder staatliche Schulen besuchen. Die VAE haben mit 15 zu 1 einen der weltbesten Schüler-Lehrer-Quotienten.
Das Bildungsministerium implementiert Bildung 2020 (education 2020), eine Reihe von Fünfjahresplänen, die darauf abzielen, fortschrittliche Lehrmethoden einzuführen, die Innovationskompetenz stärken sollen und den Akzent mehr auf die Fähigkeiten der Schüler zum Selbststudium setzen. Ein weiteres Ziel ist es, den Anteil einheimischer Lehrer an staatlichen Schulen auf 90 Prozent zu erhöhen.[25] Das „Lehrer für das 21. Jahrhundert“-Projekt, für das 200 Millionen Dirham (37 Millionen Euro) vorgesehen sind, zielt darauf ab, in den nächsten Jahren 10.000 Schullehrer auszubilden.[26]
Die staatliche United Arab Emirates University wurde 1976 in al-Ain gegründet und umfasst heute 10 Fakultäten mit 600 Lehrkräften. 2007 waren etwa 17.000 Studenten immatrikuliert, davon über 70 Prozent Frauen. Insgesamt zwölf Higher Colleges of Technology (HCT) in den verschiedenen Emiraten bieten, getrennt nach Geschlechtern, ihren 15.000 Studenten über 75 verschiedene akademische Abschlüsse an. Außerdem gibt es die 1998 gegründete staatliche Zayed-Universität für Frauen.
Hinzu kommen eine Anzahl privater Universitäten mit internationalem Profil, wie z. B. die Abu Dhabi University (gegründet 2003), sowie Ausgründungen von ausländischen Universitäten, darunter die American University in Dubai (gegründet 1995) und die American University of Sharjah (gegründet 1997), und seit 2006 die Université Paris Sorbonne in Abu Dhabi. Im Jahr 2003 wurde in Dubai das Dubai Knowledge Village eingeweiht, das der Dubai Internet City angeschlossen ist. Der Campus vereint Niederlassungen weltweit anerkannter Universitäten, Trainingszentren, sowie E-Learning- und Forschungseinrichtungen. Internationale Partner sind z. B. die Manchester Business School, die Universität von Wollongong (Australien), die Universität Sankt Petersburg für Ingenieurswesen und Wirtschaft und die Mahatma-Gandhi-Universität.
Die Hochschulen der VAE streben aktiv die Kooperation mit ausländischen Spitzenuniversitäten an. Mittels einer großzügigen Stipendienvergabe sollen die Studenten zu Auslandsaufenthalten ermuntert werden. Auch im Schulbereich wird durch zunehmende Privatisierung (und damit einen erhöhten Wettbewerb) sowie die Integration einheimischer Kinder in internationale Schulen (darunter auch die Deutsche Schule Abu Dhabi) eine Verbesserung des Schulniveaus angestrebt. Auch im Berufsbildungsbereich wird durch eine Mischung von staatlichen Investitionen und internationaler Zusammenarbeit eine Verbesserung des Ausbildungsniveaus angestrebt. So bietet die Deutsche Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit (GTZ) im Auftrag des Emirats Abu Dhabi seit 2008 an den Standorten al-Ain und Madinat Zayed eine gewerblich-technische Berufsausbildung für Emiratis an.
Die VAE gelten als ein Land mit einem qualitativ hochwertigen Gesundheitswesen. Von 1996 bis 2003 wurden von der Regierung mehr als 400 Millionen US-Dollar in diesem Sektor investiert. Laut Weltgesundheitsorganisation geben die VAE knapp drei Prozent ihres Bruttosozialproduktes für das Gesundheitswesen aus. In der Region sind Dubai und Abu Dhabi nach Jordanien zweit- bzw. drittbeliebtestes Ziel des Gesundheitstourismus.
Bürger der VAE werden gratis versorgt. Ausländische Einwohner haben Krankenversicherungen oder haben für Behandlungen zu bezahlen. Im Jahr 2019 praktizierten in den Vereinigten Arabischen Emiraten 26 Ärzte je 1000 Einwohner.[27] Die Lebenserwartung der Einwohner der Vereinigten Arabischen Emirate ab der Geburt lag 2020 bei 78,1 Jahren[14] (Frauen: 79,5,[15] Männer: 77,4[16]).
Im Februar 2008 veröffentlichte das Gesundheitsministerium einen Fünfjahresplan für das Gesundheitswesen der nördlichen Emirate, da sie im Gegensatz zu Abu Dhabi und Dubai über keine eigenen Gesundheitsbehörden verfügen und deshalb in seine Kompetenz fallen. Der Plan richtet sich auf die Vereinheitlichung der Gesundheitsrichtlinien und die Verbesserung der Versorgung. Das Ministerium plant, neben den bereits vorhandenen 14 Krankenhäusern drei neue zu bauen, sowie die momentan 86 Gesundheitszentren um 29 zu verstärken, von denen neun im Jahr 2008 eröffnet wurden.[28]
Im Emirat Abu Dhabi ist für Ausländer eine Krankenversicherung inzwischen obligatorisch. Für Einheimische gilt dies bereits seit 1. Juni 2008. Dubai hat Gleiches für seine Staatsbediensteten eingeführt. Perspektivisch ist ein landesweites Pflichtversicherungssystem sowohl für Emiratis als auch Ausländer geplant.[29]
Die Haupttodesursache sind mit 28 Prozent Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Andere wichtige Gründe sind Unfälle, Feindseligkeiten und angeborene Krankheiten.[30] Aufgrund der hohen Diabetesrate wurde 2009 zum „Anti-Diabetes-Jahr“ erklärt.[31] 2015 waren laut Weltgesundheitsorganisation 37,2 Prozent der Bevölkerung fettleibig, was eine der höchsten Raten weltweit darstellt.
Zeitraum | Lebenserwartung | Zeitraum | Lebenserwartung |
---|---|---|---|
1950–1955 | 43,9 | 1985–1990 | 70,7 |
1955–1960 | 49,6 | 1990–1995 | 72,2 |
1960–1965 | 54,7 | 1995–2000 | 73,6 |
1965–1970 | 59,6 | 2000–2005 | 74,8 |
1970–1975 | 63,4 | 2005–2010 | 75,9 |
1975–1980 | 66,8 | 2010–2015 | 76,7 |
1980–1985 | 68,8 |
Archäologische Funde bei Sila sind 7000 Jahre alt.[32][33]
Weitere Funde auf der Insel Umm an-Nar bei Abu Dhabi lassen auf eine Besiedlung schon im 4. Jahrtausend v. Chr. schließen. Bei Al-Ain fanden sich außerdem Zeugnisse einer um 2500 v. Chr. datierten Kultur, die im Hadschar-Gebirge Kupfer abbaute und damit handelte.[34] Der Fernhandel erhielt durch die Domestizierung des Kamels am Ende des 2. Jahrtausends v. Chr. einen großen Aufschwung.[35]
An den Landweg von Syrien in den heutigen südlichen Irak schloss sich der Seeweg über den Persischen Golf nach Indien an, unter anderem über den wichtigen Hafen Omana (wahrscheinlich das heutige Umm al-Qaiwain). Perlentaucherei war seit alter Zeit ein wichtiger Erwerbszweig. Große Messen wurden unter anderem in Dibba abgehalten, zu denen Kaufleute aus der Region und aus China kamen.[36]
Entlang der antiken Handelswege nach Indien breitete sich im 6. Jahrhundert das Christentum bis in den südlichen Teil des Persischen Golfes aus. Das in den 1990er-Jahren auf einer vorgelagerten Insel (Sir Bani Yas Island) entdeckte christliche Kloster von Sir Bani Yas bestand bis ins 8. Jahrhundert und wurde offenbar ohne kriegerische Auseinandersetzungen aufgegeben. Im Jahr 630 trafen Boten des Propheten Mohammed aus Mekka ein und bekehrten die einheimischen Stämme zum Islam. Nach dem Tode Mohammeds 632 kündigten sie das Bündnis und lösten sich von der neuen Religion. Die Entscheidungsschlacht der anschließenden Ridda-Kriege fand in Dibba statt und brachte die Niederlage der abtrünnigen Nichtmuslime und den endgültigen Triumph des Islams auf der arabischen Halbinsel.
Im Jahr 637 war Julfar (heute Ra’s al-Chaima) einer der Ausgangsorte für die Invasion Persiens und entwickelte sich in den darauf folgenden Jahrhunderten zu einem reichen Hafen und zum Zentrum des Perlenhandels, dessen Daus den gesamten Indischen Ozean befuhren.
Im 7. Jahrhundert geriet die Küste unter den Einfluss der Charidschiten. Vom 9. bis 11. Jahrhundert gehörte das Gebiet zum Staat der schiitischen Qarmaten.
Anfang des 16. Jahrhunderts kam das Gebiet unter direkten Einfluss des Osmanischen Reiches,[37] das jedoch bald von den Portugiesen verdrängt wurde, die am Golf Stützpunkte zur Sicherung der Handelsroute nach Indien bauten.[38] Auf seiner Suche nach der „Gewürzroute“ nach Asien, die ihn schließlich nach Indien führte, war Vasco da Gama auf die Hilfe von Ahmad ibn Majid, einem Navigator und Kartographen aus Julfar, angewiesen.[39][40]
Die Portugiesen kontrollierten den Persischen Golf, bis sie um 1650 von omanischen Stämmen vertrieben wurden.
1747 ließen sich die Beduinen der Qawasim an der südlichen Golfküste nieder und nutzten das Machtvakuum am Golf, um nicht nur Perlenfischerei zu betreiben, sondern auch Piraterie gegen die Handelsschifffahrt, was zur Bezeichnung „Piratenküste“ führte. Zentren waren die Häfen Schardscha und Ra’s al-Chaima. Um 1780 war die Macht der Qawasim so stark gewachsen, dass sie eine Flotte von 60 Schiffen mit 20.000 Seeleuten mustern konnten, damit auch große Teile der persischen Golfküste beherrschten und den Handel Omans bedrohten. Gegenangriffe Omans blieben erfolglos.
Da die Piraterie den Indienhandel bedrohte, unternahm Großbritannien zwischen 1806 und 1819 mehrere Strafexpeditionen, die 1820 in einem Friedensvertrag mit allen Emiraten mündeten. Dennoch gab es weiterhin immer wieder Angriffe auf Handelsschiffe, bis es 1853 zu einer Erklärung eines „ewigen Seefriedens“ kam. Sukzessive wurden die Emirate zu britischen Protektoraten und als „Befriedetes Oman“, „Vertragsoman“ oder „Vertragsküste“ (Trucial States) bezeichnet.[41]
Ein Vertrag von 1892 zwischen Großbritannien und einer Reihe von Golfemiraten zementierte die enge Verbindung und legte fest, dass ohne britische Zustimmung die Scheichs kein Territorium veräußern oder Beziehungen mit anderen Staaten eingehen durften. Im Gegenzug gelobte Großbritannien, die „Vertragsküste“ gegen Angriffe von See und Land zu beschützen.[42]
Mit der Übernahme der Macht durch Scheich Shakbuth bin Diab 1793 siedelte die Al-Nahyan-Familie aus dem Bani-Yas-Stamm von der Inlandoase Liwa nach Abu Dhabi (gegründet 1761) um, das sich zu einem wichtigen Zentrum der Perlenfischerei entwickelt hatte. Dort gründete er ein Fort und dehnte seine Macht auf die Oase al Ain aus. Trotz ihrer neuen Hauptstadt an der Küste lag die Wurzel und das Herz der Bani-Yas-Stämme in ihren beduinischen Wurzeln.
Den zweiten großen Stammesverband bildeten die Qawasim. Dieser Stamm kontrollierte einen großen Teil der nördlichen Emirate. Ihre Stärken waren weniger das Perlentauchen als Handel und Seefahrt.
Einige Jahrzehnte danach wanderte ein weiterer Zweig der Bani Yas nordwärts, spaltete sich von der Familie ab und gründete in der Gegend des heutigen Creeks im Jahr 1833 Dubai (1822 wird die Siedlung Bar Dubai erstmals erwähnt), das nicht nur Perlenfischerei betrieb, sondern auch zu einem bedeutenden Handelsplatz wurde. Perlenfischerei und -handel bildeten bis weit in das 20. Jahrhundert einen der wichtigsten Erwerbszweige. Die Weltwirtschaftskrise 1929 und die Verbreitung von billigen Zuchtperlen aus Japan führten zum Niedergang der Perlenindustrie am Golf.[43]
In den folgenden Jahren gab es immer wieder teilweise kriegerische Auseinandersetzungen zwischen den Stämmen.
Anfang der 1930er-Jahre erlangten die ersten Ölfirmen Konzessionen, um auf dem Gebiet der „Trucial States“ Bohrungen durchzuführen. Anfang der 1960er-Jahre wurde Öl in großem Umfang gefunden und 1962 die erste Schiffsladung von Abu Dhabi aus exportiert.
Anders als sein Vorgänger und erstgeborener Bruder Scheich Schachbut bin Sultan Al Nahyan nutzte ab 1966 Scheich Zayid bin Sultan Al Nahyan von Abu Dhabi die steigenden Einnahmen aus der Erdölförderung für ein umfangreiches Entwicklungsprogramm, von dem auch die ärmeren Nachbaremirate profitierten. Nachdem 1969 auch Dubai begonnen hatte, Öl zu exportieren, konnte Scheich Raschid bin Said Al Maktum, seit 1939 de facto Herrscher des Emirats, den neuen Reichtum auch dazu nutzen, die Lebensqualität seines Volkes zu verbessern.[44]
Ab 1955 half Großbritannien Streitigkeiten Abu Dhabis mit Saudi-Arabien über den südlichen Grenzverlauf des Emirates beizulegen. Im Jahre 1952 boten die damals schon durch den Handel mit Öl über große Geldreserven verfügenden Saudis Scheich Zayid 42 Millionen Dollar – über Jahre galt dies als die höchste jemals an eine Einzelperson gezahlte Bestechungssumme – an, falls er den Kampf gegen ihren Anspruch auf Buraimi aufgibt. Der spätere Gründer der VAE lehnte die Summe mit der Begründung, er sei nur am Wohl seines Volkes interessiert, ab.
Eine Verbesserung der Beziehungen zwischen Saudi-Arabien und den VAE trat ein, als Faisal ibn Abd al-Aziz die saudische Regierung übernahm und Scheich Zayid 1966 Herrscher von Abu Dhabi wurde. 1974 unterschrieben beide ein Grenzabkommen, das den seit 170 Jahren währenden Kampf um die Buraimi-Gegend beendete. Unmittelbar danach erkannte Saudi-Arabien die VAE an. Als Teil dieses Abkommens wurde die Verbindung (Hafen von Khor al Udaid und weiteres erdölhaltiges Land) zwischen Katar und Abu Dhabi getrennt.[45] Im Jahre 1974 trafen die beiden Staaten eine Vereinbarung, die diese Streitigkeiten beilegte. Allerdings ist diese noch nicht von der VAE-Regierung ratifiziert und die saudische Regierung erkennt sie nicht an. Die Grenze zwischen den beiden Staaten ist daher größtenteils eine De-facto-Grenze. Der genaue Grenzverlauf spielte bisher keine große Rolle, da im Grenzgebiet eine Sandwüste liegt.
Die bei der Al-Ain/Buraimi-Oase ebenfalls umstrittene Grenze zum Oman ist bis heute offiziell nicht festgelegt. Beide Regierungen haben sich im Mai 1999 darauf geeinigt, sie zu markieren.[46]
Ab 1952, verstärkt nach dem Einsetzen der Erdölförderung, hatte sich eine engere Zusammenarbeit der Emirate entwickelt. Im Laufe der 1960er-Jahre verloren britische Ölfirmen zunehmend an Einfluss zugunsten von US-amerikanischen Unternehmen.[47]
Das bereits bestehende britische Büro für Entwicklung wurde vom Trucial States Council abgelöst, einem von den Herrschern der Emirate gegründeten Koordinierungsrat, zu dessen Generalsekretär und Rechtsbeistand Adi Bitar ernannt wurde, der Rechtsberater von Scheich Raschid bin Said Al Maktum.[48]
Großbritannien verkündete 1967 die East-of-Suez-Politik, wonach es sich bis Ende 1971 von seinen Militärbasen und anderen Verpflichtungen östlich des Sueskanals zurückziehen würde. Damit würden zum 31. Dezember 1971 auch die Schutzverträge mit den Gebieten am Persischen Golf – außer den Trucial States auch Bahrain und Katar – enden.[49]
Die Herrscher von Abu Dhabi und Dubai beschlossen, ihre Emirate zu einer Union zusammenzuschließen, eine Verfassung (von Adi Bitar) ausarbeiten zu lassen, und danach die Herrscher der anderen fünf Emirate einzuladen, der Union beizutreten.[50]
Am 2. Dezember 1971 entließ Großbritannien die Trucial States in die Unabhängigkeit. Am selben Tag trafen sich die Herrscher von Abu Dhabi, Adschman, Fudschaira, Schardscha, Dubai und Umm al-Qaiwain. Sie gründeten unter der Leitung und Vermittlung von Scheich Zayid bin Sultan Al Nahyan die Vereinigten Arabischen Emirate, mit Scheich Zayid selbst als Präsident, die eine Woche später, am 9. Dezember, den Vereinten Nationen beitraten. Am 11. Februar 1972 trat Ra’s al-Chaima als siebtes und letztes Emirat der ehemaligen Trucial States den VAE bei.[51][52]
1981 wurde mit Saudi-Arabien, Katar, Bahrain, Kuwait und Oman der Golf-Kooperationsrat gegründet. Nach der Annexion Kuwaits durch den Irak im August 1990 unterstützten die VAE die Maßnahmen der Vereinten Nationen zur Befreiung des Landes. Die Luftwaffenstützpunkte der VAE wurden während des Zweiten Golfkriegs von den westlichen Alliierten als Ausgangspunkt für Militärschläge gegen den Irak genutzt. Mit den Vereinigten Staaten und Frankreich wurden 1994 bzw. 1995 Verteidigungsbündnisse geschlossen.
Die VAE unterstützen die US- und andere Koalitionsstreitkräfte bei deren Operationen in Afghanistan, wohin die VAE auch Truppen entsandt haben, sowie im Irak und im Kampf gegen den Terror vorwiegend vom Flugstützpunkt Al Dhafra Air Base aus.
Am 2. November 2004 starb der erste Präsident und Gründer der VAE, Scheich Zayid bin Sultan Al Nahyan. Sein ältester Sohn, Scheich Chalifa bin Zayid Al Nahyan, folgte ihm auf den Thron als Herrscher von Abu Dhabi; außerdem wählte ihn der Oberste Herrscherrat gemäß Verfassung zum Präsidenten der VAE. Scheich Muhammad bin Zayid Al Nahyan, ein Bruder von Scheich Chalifa, wurde demgemäß Kronprinz von Abu Dhabi.[53] Im Januar 2006 starb Scheich Maktum bin Raschid Al Maktum, der Herrscher von Dubai und Premierminister der VAE; sein Bruder, Kronprinz Scheich Muhammed bin Raschid Al Maktum, trat die Nachfolge an. Im Mai 2022 starb Scheich Chalifa bin Zayid Al Nahyan.[54]
Anfang Januar 2023 wurde mitgeteilt, dass Sultan Ahmed Al Jaber, Minister für Industrie und Fortschrittstechnologien der VAE und Chief Executive Officer (CEO) der Abu Dhabi National Oil Company (ADNOC), der staatlichen Ölgesellschaft der VAE, den Vorsitz der 28. UN-Klimakonferenz vom 30. November bis 12. Dezember 2023 in Dubai, der Hauptstadt des