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Jigdal
jüdischer Hymnus Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
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Jigdal (hebräisch יִגְדַּל אֱלֹהִים חַי ‚Groß ist (der lebendige Gott)‘) ist ein jüdischer Hymnus, in dem die dreizehn Glaubensgrundsätze des Judentums zu finden sind.
Entstehung
Im mittelalterlichen Orient kam es zu missionarischen Angriffen muslimischer Gelehrter auf das Judentum. Um sich damit auseinanderzusetzen, formulierte Moses ben Maimon dreizehn Glaubensartikel, in denen er Kernaussaugen des Judentums zusammenfasste. Er veröffentlichte sie in seinem Mischnakommentar zum Traktat Sanhedrin. In einer lyrischen Version gingen diese dreizehn Glaubensartikel als „Jigdal“ in den jüdischen Gottesdienst ein. Die Benennung erfolgte nach dem ersten Wort.[1]
Das Jigdal fand in die sephardischen und z. T. auch aschkenasischen Gebetbücher Eingang und wird in den jeweiligen rituellen Traditionen zu verschiedenen Anlässen rezitiert, u. a. zusammen mit Adon Olam bei der Eröffnung zu den Gottesdiensten zum Morgengebet (Schacharit) und Abendgebet (Maariw). Ein früher Beleg der Rezeption ist ein Siddur aus Krakau von 1578.[2]
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Inhalt
An den Beginn setzte Moses ben Maimon „die Existenz Gottes, seine Einheit, Unkörperlichkeit, Ewigkeit und Gott als alleinigen Adressaten der Verehrung“. Danach folgen „die auf das Wesen der Tora bezogenen Prinzipien: der Glaube an die Prophetie, an Mosche als den höchsten Propheten, die Akzeptanz der Göttlichkeit der Tora sowie die Ewigkeit und Unveränderlichkeit der Tora“. Zu Ende folgen endzeitliche Aussagen: wie die „Lehre von Lohn und Strafe nach dem Tod, der Glaube an das Kommen des Messias und die Auferstehung der Toten“.[3]
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Form
Die poetische Dichtung ist metrisch gebaut, hat durchgehenden Reim. Inhaltlich ist sie eine Wiedergabe der „Grundlehren“ bzw. „Glaubensartikel“ ('iqqarim), die von Moses ben Maimon formuliert wurden.[4]
Es existieren mehrere Melodien, die verbreitetste wird Meyer Leoni (ca. 1740–1800) zugeschrieben, der vermutlich Elemente früherer jüdischer und slawischer Volkslieder verarbeitete.[5] 1843 wurde für eine jüdische Konfirmationsfeier auch die Melodie von „O du fröhliche“ nach Johannes Daniel Falk zugrunde gelegt.[6]
Text und Übersetzung
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Akzeptanz
Nach dem Glossar der Jüdischen Allgemeinen akzeptieren heute „fast alle Juden die Glaubensartikel“. Dennoch seien „sie keinesfalls mit einem normativen Glaubensbekenntnis, wie es das Christentum kennt, zu vergleichen. Sie fassen lediglich wesentliche Punkte der Glaubenslehre zusammen.“[9]
Eine solche Kodifikation, die im Stile einer „Dogmatik“ verstanden werden konnte, war sehr umstritten.[10] Im Chassidismus findet der Hymnus keinen Gebrauch, da Isaak Luria sich gegen diesen aussprach.[11] Auch Rabbiner Jacob Emden (1697–1776) aus Altona lehnte das Jigdal ab. Seiner Ansicht nach entstehe „der Eindruck, das Judentum hätte nur diese 13 Grundsätze, und ein tiefes Torastudium sei überflüssig.“[12]
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Verfasserschaft
Die Verfasserschaft das Jigdal wird Daniel ben Jehuda Dajan (um 1300) zugeschrieben.[13] Dies ist jedoch nicht völlig gesichert, teilweise wird die poetisierte Fassung auch dessen Zeitgenossen Immanuel ben Salomo von Rom zugeschrieben.[14] Dem Hymnus kommt auch kontroverstheologische Funktion zu.[15] Nach seinem Vorbild wurden mehrere weitere Dichtungen auf der Grundlage von Zusammenstellungen zentraler jüdischer „Glaubensartikel“ vorgenommen.[16]
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Literatur
- Cyrus Adler, Francis L. Cohen: Yigdal. In: Isidore Singer (Hrsg.): Jewish Encyclopedia. Band 12, Funk and Wagnalls, New York 1901–1906, S. 606–610.
- Jeffrey M. Cohen: Blessed Are You. A Comprehensive Guide to Jewish Prayer. Aronson, Northvale NJ u. a. 1993, ISBN 0-87668-465-7, 46 f.
- Bernard Martin: Prayer in Judaism. Basic Books, New York NY 1968, S. 84–87.
- Stefan C. Reif: Judaism and Hebrew Prayer. New Perspectives on Jewish liturgical History. Cambridge University Press, Cambridge u. a. 1993, ISBN 0-521-44087-4, S. 211–214.
- Aaron Rothkoff, Bathja Bayer: Yigdal. In: Fred Skolnik (Hrsg.): Encyclopaedia Judaica. Band 21: Wel–Zy. 2. Auflage. Thomson Gale, Detroit u. a. 2007, ISBN 978-0-02-865949-7, 373 f.
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Weblinks
Einzelnachweise
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