Ernst Ludwig Kirchner auf Fehmarn
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Von 1908 bis 1914 verbrachte Ernst Ludwig Kirchner auf Fehmarn vier Sommeraufenthalte, die insgesamt einen Zeitraum von mindestens neun Monaten umfassten. Sie stellen eine wichtige biografische Phase im Leben Ernst Ludwig Kirchners dar, die gekennzeichnet ist durch die Faszination von der unberührten Natur und dem einfachen und sinnlichen Leben. Historisch war Kirchner diesbezüglich, wie viele Künstler seiner Zeit, von der Lebensreformbewegung und der Freikörperkultur beeinflusst. Nacktheit in der freien Natur war eine neue sinnliche Erfahrung und stand zugleich für die Befreiung von überkommenen Konventionen, Prüderie und Doppelmoral.
Der Rückzugsort Fehmarn, den Kirchner als sein Paradies erlebte, löste einen Schaffensrausch aus. Auf Fehmarn, und nur zum kleineren Teil in der Nachbearbeitung im Berliner Atelier, entstanden mehr als 120 Ölbilder, hunderte von Zeichnungen, Aquarellen und Skizzen sowie zahlreiche Skulpturen. Mit den Motiven des Strandes und des Meeres, den Akten in freier Natur, Motiven der Insel und ihrer Menschen bilden sie eine eigenständige Werkgruppe, die den Bildmotiven der Großstadt aus derselben Zeit gegenüberstehen und sich im Hinblick auf das einfache Leben in der Natur in den Bildern der Davoser Zeit fortsetzen. Farblich dominieren, so Kirchner selbst in einem Brief, die Farben Ocker, Blau und Grün.[1]
„Oh, Staberhuk, wie bist du herrlich, ein Glück im Winkel friedlich schön!“ Ein von Kirchner mit offenen Armen am Strande ausgerufener Vers, übermittelt von Niko Lüthmann, einem der Kinder der dreimaligen Gastgeber der Kirchners auf Fehmarn.[2]