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österreichischer Investor Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Georg Stumpf (* 14. September 1972[1]) ist ein österreichischer Bauunternehmer und Investor in Industriebeteiligungen und Immobilien.
Georg Stumpfs Vater war der Wiener Bauunternehmer Georg Stumpf sen. (1920–2004), der mit dem Architekten Roland Rainer die Wiener Stadthalle und das ORF-Zentrum Küniglberg errichtete.[1]
Georg Stumpf jun. besuchte die HTL in Wien (Abteilung Hochbau), die er mit der Matura abgeschlossen hat. Von 1991 bis 1993 absolvierte er innerhalb von zwei Jahren das Studium der Handelswissenschaften an der Wirtschaftsuniversität Wien, das er mit dem akademischen Grad Magister abschloss, um möglichst schnell das Bauunternehmen seines bereits kranken Vaters zu übernehmen. Gleichzeitig studierte er Rechtswissenschaft. Dieses Studium schloss er nicht ab, es fehlte ihm noch eine Prüfung.[2]
Seine Bau- und Immobiliengruppe hatte im Jahr 2006 Ableger in London und Budapest.[3]
Beginnend ab 1997, mit knapp 25 Jahren, einer Million Schilling (75.000 Euro) Startkapital seines Vaters – einem Freund des früheren Länderbank-Bankmanagers und ehemaligen Bundeskanzlers Franz Vranitzky –, einem Bankenkonsortium, bestehend aus der Bank-Austria-Tochter Creditanstalt und einer Commerzbank-Tochter als Finanziers, sowie der Unterstützung von Familie Varga gründete Stumpf jun. sein eigenes Unternehmen und errichtete als Bauherr und Eigentümer den Wiener Millennium Tower am Handelskai an der Donau. Mit 202 Metern Höhe ist der Büroturm das zweithöchste Gebäude Österreichs und wurde 1999 fertiggestellt. In den folgenden zwei Jahren folgte die Erweiterung um die Millennium City, die im Jahr 2001 eröffnet wurde.[3]
Im Juli 2003 verkaufte Stumpf die Millennium City mit dem Turm um 360 Millionen Euro an die Hamburger Fondsgesellschaft MPC Münchmeyer Petersen Capital,[1] der ihm nach Abzug der Kosten einen Gewinn von rund 215 Millionen Euro einbrachte (→ Millennium Tower, Abschnitt Eigentümer).
Kritik wurde an Stumpf im Zusammenhang mit dem Bau des Millennium Towers laut. Nach eigenen Angaben hätte er sich an alle gesetzlichen Vorgaben gehalten („Mir ging es darum, das Grundstück bestmöglich auszunützen“) und nur baulich alle Grenzen ausgereizt. Vom Wiener Gemeinderat war eine Bauhöhe von 120, allerhöchstens 140 Meter, für den Büroturm und eine Nutzfläche von 10.000 m² für das Einkaufszentrum genehmigt. Tatsächlich jedoch hat er seinen Turm viel höher auf 202 Meter hochgezogen und das Einkaufszentrum mit 30.000 m² viel größer gebaut, als eingereicht. Trotz heftigen Protesten der Wiener Grünen genehmigten die Behörden die „Fehlbauten“ im Nachhinein.[4]
„‚Der Millennium Tower ist heute in Wien auf jeder zweiten Postkarte zu finden, aber es war nie meine Absicht, ein Wahrzeichen zu bauen‘, sagt Stumpf. Der Bau war ein Geschäft, und bei Geschäften zählt nur eines: Geld.“[3]
Im Oktober 2024 wurde bekannt, dass das auf Grund der Insolvenz der SIGNA Gruppe nicht fertiggestellte Kaufhaus Lamarr benannt nach Hedy Lamarr auf der Wiener Mariahilfer Straße von einer Tochterfirma der Stumpf Gruppe erworben wurde.[5] Stumpf bezahlte 100,5 Millionen Euro für das unfertige Kaufhaus Lamarr. Zuvor wurden 290 Mio. Euro für den Rohbau ausgegeben, weitere 200 Mio. Euro soll die Fertigstellung kosten.[6]
Nach dem Verkauf der Immobilie betätigte er sich als Investor. Neben mehreren anderen Projekten gründete er mit Mirko Kovats die Industriebeteiligungsgesellschaft Victory. Gemeinsam mit Ronny Pecik übernahmen Kovats und Stumpf sie mit ihrer Victory über das Schweizer Unternehmen OC Oerlikon. Nach Differenzen kam es im Jahr 2006 zur Trennung, Kovats stieg aus der Victory aus.[7][3] Stumpf war von April 2006 bis Mai 2008 Verwaltungsratspräsident der OC Oerlikon Corporation AG.[8] Zur Trennung mit Pecik kam es wegen „unterschiedlicher strategischer Interessen“, die Industriebeteiligungen der Victory wurden unter den beiden aufgeteilt. Er stieg aus der Victory aus und übernahm die 100 %-Beteiligung am deutschen Hochtechnologiekonzern M+W Zander (seit 2018 Exyte), sowie das 2007 gegründete Solartechnikunternehmen intico solar. Die Beteiligungsgesellschaft Victory und deren 12 %-Beteiligung am damals angeschlagenen Technologiekonzern Oerlikon verblieben bei Pecik.[7]
In der Schweiz wurden zum Teil die Investitionen von Georg Stumpf und seinem Partner Ronny Pecik in Schweizer Unternehmen kritisiert und sie aufgrund ihrer Vorgehensweise gelegentlich als Raider bezeichnet.[9] Bei der Übernahme der Sulzer AG stellte sich später heraus, dass die Transaktion unter Verletzung des Schweizer Börsengesetzes erfolgte.[10]
Die Eidgenössische Finanzmarktaufsicht FINMA erstattete gegen Georg Stumpf und seinen Partner Ronny Pecik sowie Wiktor Wekselberg Anfang 2009 beim Eidgenössischen Finanzdepartement eine Strafanzeige.[10][11] Ihnen wurde vorgeworfen, beim Kauf von Beteiligungen am Maschinenbauunternehmen Sulzer gegen Meldepflichten verstoßen zu haben.[12][13] Das Verfahren wurde im Oktober 2010 gegen eine Wiedergutmachungszahlung von insgesamt zehn Millionen Franken eingestellt.[14]
Bereits im Januar 2010 wurde Georg Stumpf erneut wegen vermeintlicher Nicht-Meldung einer Gruppe beim Verkauf eines Aktienpakets der damaligen Unaxis (heute OC Oerlikon) von Victory an Wekselberg, zusammen mit Ronny Pecik und Wiktor Wekselberg vom Eidgenössischen Finanzdepartement je eine Buße von 40 Mio. Franken auferlegt.[15] Da sich der russische Vize-Ministerpräsident und Finanzminister Alexei Kudrin daraufhin über dieses Urteil beschwerte und diese politischen Verwicklungen die Beziehungen zu Russland belasten würden,[16] ging das Verfahren ans Bundesstrafgericht in Bellinzona.[17] Stumpf, Wekselberg und Pecik wurden daraufhin am 23. September 2010 vom Bundesstrafgericht freigesprochen und die Bußen hinfällig.[18] Nachdem das Eidgenössische Finanzdepartement die Urteilsbegründung eingehend analysierte, verzichtete man darauf, das Urteil vor dem Schweizerischen Bundesgericht in Lausanne anzufechten.[19]
Georg Stumpf hat mit seiner Lebensgefährtin Patricia Schalko den 1992 geborenen Sohn Gianni und seit 9. Juli 2011 einen zweiten Sohn namens Winston. Im Juli 2021 wurde die Trennung von Stumpf und Schalko bekannt.[20] Im Gegensatz zu seinen Schwestern, den „Millionenerbinnen“ Kathi und Gabi Stumpf, die den „Profi-Gästen“ der sogenannten österreichischen Seitenblickegesellschaft zuzurechnen sind, gilt Georg Stumpf als besonders öffentlichkeitsscheu.[21][3]
Der in den Medien immer wieder als „Erfinder des Millenniumturms“,[1] „Immobilienmogul“[7] u. ä. bezeichnete Multimillionär[2] Stumpf war in der Zeitschrift Trend von 2008 unter den 100 reichsten Österreichern auf Platz 24 gelistet. An der Grinzinger Adresse Himmelstrasse im Wiener Nobelbezirk Döbling baute er sich mit seiner Lebensgefährtin im Jahr 2007 um rund 15 Millionen Euro eine Luxusvilla im Stil eines italienischen Palazzos.[7] Er ist in Besitz eines, im deutschen Luftfahrzeugregister als D-APGS eingetragenen, Airbus A319, dessen 144 Sitzplätze auf 22 reduziert wurden, sowie eines Bombardier Global Express Privatjets, registriert unter OE-IGS.
In seiner Jugend war Stumpf auf dem Weg zum Profigolfer und hat in Österreich mehrere Junioren-Meistertitel gewonnen. Mit 18 Jahren beendete er die Golfkarriere jedoch, konnte sich aber immer noch (2006) sein Handicap 0 halten, obwohl er nach eigenen Angaben nur mehr einmal im Jahr auf den Platz geht.[3]
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