Leichtathletikdisziplin Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Der Hammerwurf (auch Hammerwerfen) ist eine Disziplin der Leichtathletik oder auch Schwerathletik, bei der es einen „Wurfhammer“, heute eine Metallkugel an einem Stahldraht, so weit wie möglich zu schleudern gilt.
Der Sportler hat zum Schwungholen einen Kreis von 2,135 Metern Durchmesser (7englische Fuß) zur Verfügung. Er nutzt diesen, um den Hammer zunächst mit beiden Armen kreisen zu lassen, um ihn vor dem Abwurf möglichst stark zu beschleunigen.
Der Wurfhammer der Männer wiegt einschließlich Griff 7,26 Kilogramm (16 englische Pfund), bei den Frauen vier Kilogramm. Er hat somit das gleiche Gewicht wie die Stoßkugel beim Kugelstoßen.
Der Hammerwurf als moderner Sport entstand im 19.Jahrhundert in Schottland und Irland, wo man ursprünglich ein mit einem Holzstiel versehenes Gewicht warf.
Im Programm der Olympischen Spiele ist Hammerwurf für Männer seit 1900. Für Frauen findet er seit 1997 bei internationalen Wettkämpfen und seit 2000 bei Olympischen Spielen statt.
Die besten Hammerwerfer erreichen bei den Männern Weiten um 85 Meter (Weltrekord: 86,74m) und bei den Frauen um 80 Meter (Weltrekord: 82,98m).
Wettbewerbe im Weitwurf eines Schmiedehammers sind aus dem Mittelalter Irlands und Schottlands belegt. Die ersten Würfe eines Gewichts mit einem starren „Stiel“ sind aus England und Irland aus der ersten Hälfte des 19.Jahrhunderts bekannt.
Das Regelwerk für den Hammerwurf wurde 1887 in England geschrieben. Während die Masse des Gewichts schon frühzeitig auf 16englische Pfund (7,257kg) festgelegt wurde, änderte sich die Art des Abwurfs mehrfach. Anfangs war es erlaubt, einen beliebig langen Anlauf zu nehmen und die Abwurflinie nach dem Wurf zu übertreten.
Später wurde aus einem Kreis geworfen: Der Durchmesser wurde 1878 in England auf 7englische Fuß (2,135m) festgelegt, von 1887 bis 1909 wurde auch aus einem 9-Fuß-Kreis (2,73m) geworfen.
Ebenso hat sich die Länge des Drahtes geändert, an dem das Gewicht hängt. Erst im 20.Jahrhundert wurde die endgültige Länge von 4englischen Fuß (1,219m) festgelegt. Der heute von den Männern verwendete Hammer wurde 1912 eingeführt.
In Deutschland fand der erste Wettkampf im Hammerwurf im Mai 1893 in Berlin mit einem 12 Pfund schweren Hammer statt. Bis Anfang des 20.Jahrhunderts wurde Hammerwurf in Deutschland kaum beachtet; offizielle deutsche Rekorde wurden erst Mitte der 1920er Jahre registriert. Der erste bedeutende deutsche Hammerwerfer war Max Furtwengler (* 1881), der einarmig und mit nur einer halben Drehung warf. Er erhöhte die deutsche Bestleistung von 29,84m im Jahre 1909 auf 43,05m im Jahre 1926.
Wie gefährlich diese Sportart ist, zeigt ein Unfall beim Training, als im April 2021 die 19-jährige kubanische Nachwuchssportlerin Alegna Osorio vom Hammer eines Kollegen so schwer getroffen wurde, dass sie drei Monate später ihren Kopfverletzungen erlag.[1]
Im Wettkampf haben die besten acht Hammerwerfer sechs Versuche. Die größte Weite entscheidet über Sieg und Plätze, bei gleicher Weite entscheiden die nächstbesten Versuche.
Der Kreis darf nach dem Abwurf erst nach dem Aufschlagen des Hammers und nur nach hinten und aus dem sicheren Stand verlassen werden, damit der Wurf gültig gewertet wird.
Im Unterschied zu den anderen Wurfdisziplinen darf der Hammerwerfer Handschuhe tragen oder einzelne Finger mit Bandagen umwickeln.
Ein Wurf ist nur gültig, wenn der Hammer in einem markierten, spitzwinkeligen Sektor aufkommt. Dieser hat ebenso wie beim Kugelstoßen und Diskuswurf eine Öffnung von 34,92°. Dieser „unrunde“ Wert ergibt sich aus einem Dreieck, das zum einfachen Markieren des Wurfsektors Seitenlängen von zweimal 20Metern sowie 12Metern hat.
Um Personen im Stadion vor fehlgeleiteten Würfen zu schützen, ist der Hammerwurf-Kreis mit einem Schutzkäfig umgeben, der nur oben und in Richtung des Wurfsektors offen ist. Er hat eine Höhe von sieben Metern, an manchen Stellen von zehn Metern. Vom Mittelpunkt des Wurfkreises steht er mindestens 3,50 Meter entfernt. Die Maschen des Schutzkäfigs können aus Seilen oder Metalldraht bestehen und müssen einer Geschwindigkeit des Hammers von 32 Metern pro Sekunde (115km/h) standhalten.
Die Regeln für Hammerwurf-Wettkämpfe sind in den Regeln187, 191und der technischen IAAF-Wettkampfvorschriften festgelegt.
Abfluggeschwindigkeit: Für einen 75-Meter-Wurf ist eine Abfluggeschwindigkeit von etwa 27bis 28Metern pro Sekunde (m/s) nötig. Wird diese Geschwindigkeit um fünf Prozent, etwa 1,4m/s erhöht, führt das bei gleichbleibendem Abflugwinkel zu einem Weitengewinn von rund sieben Metern. Die Abfluggeschwindigkeit hat deshalb eine weitaus größere Bedeutung als der Abflugwinkel.
Abflughöhe: Ihr Einfluss auf die Weite ist sehr gering. Eine größere Abflughöhe führt etwa zu einem gleich großen Weitengewinn. Wird der Hammer zum Beispiel aus 1,60 Meter statt 1,40 Meter Höhe abgeworfen, bringt das etwa 19 Zentimeter (bezogen auf eine Abfluggeschwindigkeit von 24m/s). Ein großer Sportler hat also gegenüber einem kleineren bei gleicher Kraftanwendung und gleicher Technik nur geringe Vorteile.
Abflugwinkel: Der Wurfhammer beschreibt eine ballistische Kurve (Wurfparabel, Schiefer Wurf), die einen bestmöglichen Abflugwinkel von 45°hat. Eine Abweichung von zwei Grad, rund fünf Prozent, verschlechtert die Wurfweite um etwa sechzig Zentimeter.
Wind: Der Luftwiderstand spielt beim Hammerwurf eine geringe Rolle, deshalb beeinflusst Wind die Weite auch nur geringfügig. Eine Windgeschwindigkeit von 5m/s beeinflusst einen 80-Meter-Wurf um etwa ein Prozent. Rückenwind führt zu einem Weitengewinn von etwa 90 Zentimetern, Gegenwind verringert die Weite eines Wurfes um etwa 80Zentimeter.
Männer:
Erste registrierte Weite: 27,74m, (16-Pfund-Hammer mit Holzstiel), Adam Wilson (GBR), 10. Mai 1828 in Hunter’s Tryst
Erste registrierte Weite nach heutigen Regeln (2,135-Meter-Kreis): 30,12m, Edmund Baddeley (GBR), 15. April 1878
Erster offizieller Weltrekord: 57,77m, Pat Ryan (USA), 17. August 1913 (erstmalige Verbesserung des Weltrekordes am 27. August 1938 von Erwin Blask (GER) mit 59,00m)
Erste Weite über 60 Meter: 60,34m, József Csermák (HUN), 24. Juli 1952
Erste Weite über 70 Meter: 70,33m, Hal Connolly (USA), 12. August 1960
Erste Weite über 80 Meter: 80,14m, Boris Saitschuk (URS), 9. Juli 1978
Frauen:
Erste registrierte Weite: 17,03m, Lucinda Moles (ESP), 29. Juni 1931 in Madrid
Erste Weite über 40 Meter: 41,99m, Carol Cady (USA), 10. April 1982
Erste Weite über 50 Meter: 53,65m, Carol Cady (USA), 28. April 1984
Erste Weite über 60 Meter: 61,20m, Aya Suzuki (JPN), 30. April 1989
Erster offizieller Weltrekord: 66,84m, Olga Kusenkowa (RUS), 23. Februar 1994
Erste Weite über 70 Meter: 71,22m, Olga Kusenkowa (RUS), 22. Juni 1997